15.

Mein über alles geliebter Padrone,

als ich meinen Verfolger wieder aufgespürt, erschreck ich so dass ich mich fast nicht mehr erinnre wie sich die schönen Kugeln der Jungfern anfühlen, und das will was heißen, vielleicht versteht Ihr was ich meine, Signior Padrone, aber dann setz ich meinen Marsch zur Kirche der Anima fort.

Ihr könnt Euch nicht vorstellen welche Enttäuschung, wann ich ankomme und es gibt gar keine Sancta Maria de l’Anima hinter der Piazza Navona, nemlich sie wird von Grund auf neu gebaut. Von Kirchen versteh ich nicht viel, Signior Padrone, und wie Ihr wisst, das einzige worauf ich mich außer auf die närrischen Grillen von Lionardo noch sehr gut versteh das sind die Weiber, ja ist mir sogar eine Idee gekommen, nemlich wenn Ihr mal Lust habt auf ein säuisches kleines Fest mit Euren Freunden, so braucht Ihr’s mir nur zu sagen und ich schick Euch diese Bäuerin von San Godenzo hoch nach Fiorenza, die hat nemlich zwei Dinger als wie Melonen so groß und auch eine Masse an Freundinnen, die könnten ein ganzes Regiment zuschanden reiten, was zum Teuffel wollte ich sagen, ach ja, sogar mir der ich nichts von Kirchen versteh, mir scheint so wie die Baustelle aussieht wollen die Teutschen eine sehr große Kirche bauen die mächtig was von sich hermachen kann, und da hab ich gedacht, sieh mal einer an, diese Teutschen und Alemannen in Rom, am Ende kommt noch raus dass die scheffelweise Geld haben und darum auch gewiss was zu verbergen.

Später in der Vacca hab ich köstlich gegessen, und man hat mir eine Suppe aufgetischt die mich sehr getröstet hat von all den Ängsten die ich hier in Rom ausstehn muss, und dann hab ich Kuhfleisch gekriegt das war schön gar gesotten und Schinken und Käse vom Schaf und Brot und frische Kräuter und hab bemerkt dass die andren Gäste der Herberge lang nicht so gut und reichlich zu essen kriegen, ja die Diener haben sich sogar entschuldigt weil sie mich haben warten lassen und haben gesagt die Köchin war nicht da, und ich denk mir, vielleicht kommt diese ganze Freundlichkeit daher dass Lionardo ihnen nicht mehr die Suppe verhagelt, nemlich immer wann wir zusammen in Gasthäusern essen sagt er stets für uns beide, kein Fleisch bitte, und mit seinem Bart und seiner Nachdenklichkeit stimmt er alle Köche traurig.

In meinem Zimmer find ich eine Überraschung, da ist eine Nachricht für mich wo man mich um ein Treffen bittet. Ich soll in die Herberge del Sole nahe beim Campo de Fiore kommen und mich vorher ankündigen lassen. Wer mich einlädt hat seinen Namen nicht verraten, doch klar ist es muss ein Freund von Lionardo sein, denn er schreibt er weiß von seiner Abwesenheit.

Wie ich’s mir schon gedacht, es ist der Mensch mit den verbeulten Eiern, und wann ich angekommen hat er mich gleich in eine ruhige Ecke gezogen und sagt, hör Junge, jetzt verrate ich dir was, doch du musst es Ser Lionardo gleich berichten sobald du ihn siehst auch wenn das erst in einem Monat ist, und ich sage, ja gewiss, aber bei dem Rappelkopf den mein Ziehvater hat hält er sowieso keine drei Stunden alleine durch, ha, von wegen in einem Monat!

Und der Mensch sagt mir dass die Diener im Palast vom Papst munkeln dass hinter den ganzen bösen Verleumdungen gegen den Heiligen Vater ein einziger Mann steht, und der heißt Poggius. Man weiß nicht wer das Gerücht in Umlauf gebracht, die Diener reden in letzter Zeit häufig davon, also sag das Ser Lionardo und niemandem sonst, verstanden?

Ich hab noch nicht mal mit Ja geantwortet, da dreht sich der Mensch samt seiner verbeulten Eier schon um und geht.

Ergebenst Euer

Salaì

Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
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