8 Das Lager der Granbretanier

 

»Brut der Berggiganten!« stöhnte Oladahn. »Ich werde erstickt seih, noch ehe wir eine Meile gekommen sind.« Er entledigte sich ächzend des schweren Eberhelms und sah Falkenmond kläglich an, der versuchte, sich aus einzelnen Teilen eine passende Rüstung zusammenzustellen. Die vier hatten sich mit den Eberrüstungen in einen Raum über der Wirtsstube zurückgezogen.

Auch Falkenmond fühlte sich ungemütlich in dem Eisenzeug und empfand fast Platzangst, obwohl er schon einmal zuvor etwas Ähnliches getragen hatte, nämlich die Wolfsrüstung des Baron Meliadus. Doch ihm schien, diese war bedeutend leichter und bequemer gewesen. Aber wenn es schon ihm so erging, wie viel schlimmer musste es dann erst für Yisselda sein. Nur d’Averc war daran gewohnt. Er war bereits in seine eigene geschlüpft und amüsierte sich ein wenig über das Unbehagen der anderen.

»Kein Wunder, dass Ihr über Eure Gesundheit klagt«, brummte Falkenmond. »Ich kenne nichts, das ungesünder sein könnte. Ich habe gute Lust, die ganze Verkleidung aufzugeben.«

»Ihr gewöhnt Euch während des Rittes allmählich daran«, versicherte ihm d’Averc. »Nachdem ihr die ersten Schwierigkeiten überwunden habt, werdet ihr euch ohne die Rüstungen nackt vorkommen.«

»Da ziehe ich es aber vor, nackt herumzulaufen«, knurrte Oladahn erbost und warf die Ebermaske auf den Boden.

»Geht behutsam damit um«, mahnte d’Averc. »Ihr werdet sie noch brauchen.

Oladahn trat noch einmal nach der Maske.

Einen Tag und eine Nacht später ritten sie bereits durch Tschechien. Es bestand kein Zweifel, dass das Dunkle Imperium die Provinz erobert hatte, denn die Städte und Dörfer waren menschenleer, gekreuzigte Tote hingen entlang der Straßen, Aasvögel kreisten und sättigten sich. Die Nacht war so hell, als schiene die Sonne am Himmel, denn überall brannten die Leichenhaufen, die Dörfer, Höfe, Villen und Städte. Und die schwarzen Horden des Inselimperiums von Granbretanien ritten wie heulende Dämonen, in der einen Hand eine Fackel und in der anderen das Schwert, durch das verwüstete Land.

Überlebende versteckten sich zitternd vor Angst, als die vier in ihrer Verkleidung durch diese Welt des Terrors galoppierten. Sie erregten keinen Argwohn, sondern wurden lediglich für eine kleine Gruppe von Mördern und Plünderern gehalten, und weder Freund noch Feind ahnte auch nur, wer sie wirklich waren.

Nun wurde es Morgen, ein von schwarzem Rauch verhangener Morgen, den ferne Feuer schwach erwärmten; ein Morgen mit aschebestreuten Feldern, zertrampelten Blumen und blutigen Leichen; ein gewöhnlicher Morgen unter der Knute Granbretaniens.

Durch den aufgeweichten Lehm der Straße kam ihnen ein Trupp Reiter entgegen. Zelttuchumhänge mit Kapuzen verhüllten die maskierten Köpfe und die Körper. Die Krieger ritten auf kräftigen Pferden und saßen in den Sätteln, als wären sie schon mehrere Tage unterwegs.

Als sie sich näherten, flüsterte Falkenmond, »Soldaten des Dunklen Imperiums. Sie scheinen sich für uns zu interessieren …«

Der Anführer schob seine Kapuze zurück, und zum Vorschein kam eine gewaltige Ebermaske, größer und kunstvoller verziert selbst als die d’Avercs. Er hielt seinen schwarzen Hengst an, und seine Männer blieben hinter ihm stehen.

»Seid alle drei still«, flüsterte d’Averc, und führte seine kleine Gruppe auf die wartenden Krieger zu. »Ich werde sprechen.«

Seltsame schnaubende Laute und eine Art Winseln drangen aus der Maske des Eberführers. Die Geheimsprache des Ordens, nahm Falkenmond an. Er war überrascht, als ähnliche Töne aus d’Avercs Kehle kamen. Das Gespräch dauerte eine Weile. D’Averc deutete den Weg, den sie gekommen waren, zurück. Der Eberführer winkte in die entgegengesetzte Richtung. Dann trieb er sein Pferd an, und er und seine Männer ritten weiter.

»Was wollte er?« fragte Falkenmond.

»Er fragte, ob wir irgendwo Vieh gesehen hätten. Sie sind eine Art Furagiertrupp, unterwegs auf Suche nach Essbarem für das Lager vor uns.«

»Was ist das für ein Lager?«

»Ein sehr großes, sagte er. Etwa vier Meilen weiter voraus. Sie machen sich bereit, eine der letzten sich noch haltenden Städte anzugreifen – Bradichla. Ich kenne sie. Ihre Architektur ist von einmaliger Schönheit.«

»Dann sind wir ja Österland schon verhältnismäßig nah«, warf Yisselda ein. »Und jenseits davon liegt Italien, die Provence – und Zuhause!«

»Stimmt«, brummte d’Averc. »Eure Geographiekenntnisse sind bewundernswert. Aber wir sind noch nicht zu Hause. Noch liegt der gefährlichste Teil unserer Reise vor uns.«

»Was machen wir mit dem Lager?« fragte Oladahn. »Einen weiten Bogen herum, oder versuchen wir, mitten hindurchzureiten?«

»Es ist riesig«, erklärte ihm d’Averc. »Unsere beste Chance wäre tatsächlich, mitten hindurchzureiten, wenn möglich sogar die Nacht dort zu verbringen und zu sehen, ob wir etwas über die Pläne des Dunklen Imperiums in Erfahrung bringen können – beispielsweise, ob man weiß, dass wir uns in der Nähe befinden.«

Falkenmonds Stimme klang gedämpft aus dem Helm. »Ich weiß nicht, ob das nicht zu gefährlich ist. Andererseits erregen wir möglicherweise Argwohn, wenn wir das Lager zu umgehen versuchen. Also gut, wir reiten hindurch.«

»Werden wir nicht unsere Masken abnehmen müssen, Dorian?« fragte Yisselda.

»Das brauchen wir wahrhaftig nicht zu befürchten«, erwiderte d’Averc für Falkenmond. »Der Granbretanier schläft häufig sogar mit seiner Maske. Er verabscheut nichts so sehr, als sein Gesicht zu zeigen.«

Falkenmond hatte die Erschöpfung in Yisseldas Stimme bemerkt und wusste, dass sie unbedingt bald ausruhen musste. Das konnten sie nun nur im Lager der Granbretanier.

 

Sie hatten ein großes, nicht aber ein so ungeheuer riesiges Lager erwartet. In der Ferne jenseits davon erhoben sich die Stadtmauern Bradichlas und ihre Türme und hohen Gebäude.

»Sie sind von bemerkenswerter Schönheit.« D’Averc seufzte und schüttelte traurig den Kopf. »Wie schade, dass sie morgen fallen wird. Ihre Bürger waren sehr unklug, dieser Armee Widerstand zu leisten.«

»Ja, es ist eine Streitmacht von kaum vorstellbarer Größe, und doch sicher nicht in ihrer ganzen Zahl notwendig, um die Stadt zu nehmen«, murmelte Oladahn.

»Das Dunkle Imperium ist bemüht um schnelle Eroberungen«, erklärte ihm Falkenmond. »Ich habe größere Armeen kleinere Städte stürmen sehen. Aber das Lager erstreckt sich über eine enorme Fläche, da kann die Organisation nicht hundertprozentig sein. Ich glaube, wir können uns hier verstecken.«

Überall waren Zelte errichtet worden, Baldachine und hier und da sogar Hütten. Über den Kochfeuern garten die verschiedenartigsten Speisen, und auch die Koppeln für Pferde, Ochsen und Maultiere befanden sich innerhalb des Lagers. Angetrieben von Kriegern des Ameisenordens, zogen Sklaven Kriegsmaschinen durch den Schlamm des Lagerbodens. Banner flatterten im Wind, und einige Standarten steckten hier und da im Boden. Von einiger Entfernung aus meinte man, ein Treffen urzeitlicher Tiere vor sich zu haben, wenn einige Wölfe über ein zertrampeltes Feld tappten oder eine Gruppe Maulwürfe sich um ein Kochfeuer versammelt hatte, während man anderswo Wespen, Raben, Frettchen, Ratten, Füchse, Tiger, Keiler, Fliegen, Hunde, Dachse, Ziegen, Vielfraße, Ottern und sogar ein paar Gottesanbeterinnen der erwählten Garde sah, deren Grandkonnetabel König Huon selbst war.

Falkenmond erkannte einige der Banner – jenes von Adaz Pomp, dem fetten Grandkonnetabel des Hundeordens; Brenal Farnus reichverzierte Flagge, die ihn als Baron von Granbretanien und Grandkonnetabel der Ratten auswies; die wehende Standarte Shenegar Trotts, des Grafen von Sussex. Falkenmond vermutete, dass Bradichla die letzte der zu erobernden Städte war und dass sich deshalb eine so große Ansammlung von hohen Kriegslords hier zusammengefunden hatte. Er entdeckte sogar Shenegar Trott persönlich, der von einer Pferdesänfte zu seinem Zelt getragen wurde. Sein Gewand war über und über mit Edelsteinen bestickt, und seine Maske war die Karikatur eines menschlichen Gesichts.

Shenegar Trott schien einer jener verweichlichten Aristokraten zu sein, die ein bequemes Leben lieben und sich durch zu gutes und reichliches Essen und übermäßigen Alkoholgenuss zugrunde gerichtet haben. Aber Falkenmond hatte ihn an der Furt von Weizna am Rhein kämpfen sehen. Er war mit voller Absicht mit seinem Pferd unter Wasser getaucht und auf dem Grund zum feindlichen Ufer geritten. Das war das Erstaunlichste an den Edelleuten des Dunklen Imperiums. Sie wirkten verweichlicht, faul und selbstgefällig, und doch waren sie so stark und ausdauernd wie die Tiere, die sie mit ihren Masken zu sein vorgaben, und manchmal sogar mutiger. Shenegar Trott war auch der Mann, der einem schreienden Kind einen Arm abgehackt hatte, während die Mutter gezwungen wurde, zuzusehen.

Falkenmond holte tief Luft, dann schlug er vor: »Reiten wir soweit wie möglich zum entgegengesetzten Ende des Lagers. Vielleicht können wir uns dann am Morgen unbemerkt absetzen.«

Langsam bewegten sie sich an den Zelten vorbei. Hin und wieder grüßte sie ein Eberkrieger, dann antwortete d’Averc für sie. Endlich erreichten sie den entgegengesetzten Lagerrand und stiegen von den Pferden. Sie hatten die Ausrüstung mitgebracht, die sie den in der Herberge Getöteten abgenommen hatten, und bauten nun die dazugehörigen Zelte auf. D’Averc sah ihnen dabei zu, da es, wie er sagte, Verdacht erregen würde, wenn einer seines hohen Ranges selbst mit Hand anlegen würde.

Eine Gruppe Pioniere des Dachsordens kam mit einer Wagenladung Waffenteilen wie Axtklingen, Schwertgriffen, Speerspitzen und ähnlichem vorbei. Sie führten auch ein Schleifgerät mit sich.

»Irgendeine Arbeit für uns, Brüder Eber?« erkundigten sie sich und hielten neben den kleinen Zelten.

Falkenmond zog seine stumpfe Klinge. »Ihr würde Schärfe nicht schaden«, grinste er.

»Und ich habe meinen Bogen und den Köcher mit Pfeilen verloren«, erklärte Oladahn, als er einen Haufen Bogen auf dem Boden des Wagens sah.

»Was ist mit Eurem Kameraden?« fragte einer der Dachskrieger. »Er hat ja überhaupt kein Schwert.« Er deutete auf Yisselda.

»Dann gib ihm eins, Narr!« bellte d’Averc in seiner hochmütigsten Stimme, und der Pionier beeilte sich zu gehorchen.

Als sie bewaffnet und ihre Klingen frisch geschärft waren, kehrte Falkenmonds Selbstvertrauen zurück. Nur Yisselda war niedergeschlagen. Sie legte die Hand um den Griff des Schwertes, das ihr aufgezwungen worden war. »Noch mehr Gewicht«, stöhnte sie. »Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.«

»Zieh dich ins Zelt zurück«, schlug Falkenmond vor. »Dort kannst du einen Teil des Zeugs abnehmen.«

D’Averc wirkte irgendwie beunruhigt. Er sah Falkenmond und Oladahn zu, als sie ein Lagerfeuer machten.

»Was habt Ihr, d’Averc?« fragte Falkenmond. Er blickte hoch und blinzelte durch die Augenschlitze seines Helmes. »Setzt Euch, das Essen ist bald soweit.«

»Ich habe ein ungutes Gefühl«, brummte der Angesprochene. »Irgendwie spüre ich Gefahr.«

»Weshalb? Glaubt Ihr, die Dachse schöpften Verdacht?«

»Nein, gewiss nicht.« D’Averc blickte über das Lager. Die Abenddämmerung setzte ein, und er wurde ruhiger. Auf den Mauern der fernen Stadt reihten sich die Verteidiger, bereit, sich gegen eine Armee zur Wehr zu setzen, der bisher noch niemand widerstanden hatte, außer der Kamarg. »Gewiss nicht«, wiederholte d’Averc mehr zu sich selbst. »Aber mir wäre wohler, wenn …«

»Wenn was?«

»Ich glaube, ich werde ein wenig durch das Lager streifen und sehen, ob ich ein paar Neuigkeiten erfahren kann.«

»Haltet Ihr das für sehr klug? Außerdem, was ist, wenn uns Krieger des Eberordens anreden und wir ihnen nicht in ihrer Geheimsprache antworten können?«

»Ich werde nicht lange bleiben. Zieht euch in eure Zelte zurück.«

Falkenmond hätte ihn gerne zurückgehalten, aber wusste nicht, wie er es tun sollte, ohne Aufsehen zu erregen. Besorgt blickte er dem Franzosen nach.

In diesem Augenblick erklang eine Stimme hinter ihm. »Eure Wurst lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.«

Falkenmond wandte sich erschrocken um. Es war ein Krieger in der Maske des Wolfsordens.

»Möchtest du eine Scheibe – ah – Bruder?« fragte Oladahn schnell. Er säbelte ein Stück ab und gab es dem Wolfssoldaten. Der Mann drehte sich um, hob seine Maske, schob die Wurst in den Mund und zog hastig den Helm wieder herab, dann drehte er sich erneut den Gefährten zu.

»Habt Dank«, brummte er mit vollem Mund. »Ich war seit Tagen unterwegs und habe so gut wie nichts in den Magen bekommen. Unser Konnetabel ist ein arger Antreiber. Wir sind eben erst angekommen.« Er lachte. »Und mit welcher Eile dazu. Es war ein Gewaltmarsch von der Provence hierher.«

»Von der Provence?« entfuhr es Falkenmond unwillkürlich.

»Kennst du sie?«

»Ich war einmal dort. Haben wir die Kamarg schon erobert?«

»So gut wie. Unser Konnetabel meint, es kann sich nur noch um Tage handeln. Sie sind führerlos, und die Verpflegung geht ihnen aus. Die merkwürdigen Waffen, die sie haben, haben zwar Millionen von uns getötet, aber damit dürfte nun bald Schluss sein.«

»Was ist mit ihrem Lordhüter passiert? Dem Grafen Brass?«

»Er ist tot, habe ich gehört, oder zumindest fast. Ihr Widerstandgeist lässt immer mehr nach. Bis wir zurück sind, dürfte dort alles vorbei sein. Ich bin sehr froh darüber. Wir waren Monate dort. Das ist das erste Mal, dass ich zu einem anderen Kriegsschauplatz komme. Noch mal Dank für die Wurst, Kameraden. Gutes Töten morgen!«

Falkenmond blickte dem Wolfskrieger nach, als er in die Nacht stapfte, die nun von Tausenden von Lagerfeuern erhellt war. Er seufzte und betrat Yisseldas Zelt. »Hast du es gehört?« fragte er sie.

»Ja.« Sie hatte Helm und Beinschienen abgenommen und kämmte ihr Haar. »Offenbar lebt mein Vater also noch.« Sie sprach mit betont beherrschter Stimme, und Falkenmond sah sogar in der Dunkelheit des Zeltes die Tränen in ihren Augen.

Er nahm zärtlich ihr Gesicht in seine Hände. »Du darfst dir keine unnötigen Sorgen machen, Liebste«, mahnte er. »In ein paar Tagen werden wir an seiner Seite sein.«

»Wenn er so lange lebt …«

»Er erwartet uns. Er wird nicht sterben.«

 

Später trat Falkenmond wieder ins Freie. Oladahn saß beim erlöschenden Feuer. »D’Averc bleibt lange aus«, murmelte er.

Falkenmond machte ein besorgtes Gesicht. »Ob ihm etwas zugestoßen ist?«

»Eher glaube ich, er hat uns einfach verlassen …« Der Mann aus den Bulgarbergen hielt inne, als mehrere Gestalten sich aus den Schatten lösten.

Falkenmond sah mit Schrecken, dass es sich um Eberkrieger handelte. »Schnell ins Zelt«, flüsterte er Oladahn zu.

Aber es war bereits zu spät. Einer der Ebersoldaten begann in der Geheimsprache seines Ordens auf Falkenmond einzureden. Der Herzog nickte und hob die Hand, als erwidere er einen Gruß, in der Hoffnung, dass es damit getan war. Aber der Ton des anderen wurde eindringlicher. Falkenmond versuchte in sein Zelt zu schlüpfen, doch der Sprecher hielt ihn am Arm zurück.

Wieder redete er auf ihn ein. Falkenmond hustete und täuschte eine Halskrankheit vor. Er deutete auf seine Kehle. Da sagte der Eber: »Ich lud dich ein, Bruder, mit uns zu trinken. Nimm die Maske ab!«

Falkenmond wusste, dass kein Angehöriger irgendeines Ordens das von einem verlangen würde – außer er verdächtigte ihn, sie zu Unrecht zu tragen. Er machte einen Schritt zurück und zog sein Schwert.

»Tut mir leid, dass ich nicht mit dir trinken kann, Bruder!« brummte er, »aber wenn es sein muss, kämpfe ich statt dessen mit dir.«

Oladahn sprang mit gezogenem Schwert neben ihn.

»Wer seid ihr?« knurrte der Ebersoldat. »Warum tragt ihr die Rüstung eines fremden Ordens? Was wollt ihr damit?«

Falkenmond warf seinen Helm zurück und entblößte sein bleiches Gesicht mit dem Schwarzen Juwel in der Stirn. »Ich bin Falkenmond«, erklärte er nun und sprang auf die verdutzten Krieger zu.

Falkenmond und Oladahn nahmen das Leben von fünf Eberkriegern, ehe der Kampflärm andere von allen Richtungen herbeieilen ließ. Bald waren sie von allen Seiten eingekreist. Ein Schlag mit einem Speerschaft traf Falkenmond auf den Nacken, dass er in den Schlamm sank.

Halbbetäubt spürte er, wie man ihn in die Höhe zerrte und vor einen hochgewachsenen Mann in schwarzer Rüstung schleppte, der etwas entfernt von der Menge auf einem Pferd saß.

»Ah, welch angenehme Überraschung, Herzog von Köln«, ertönte eine tiefe Stimme aus dem Helm des Reiters, eine Stimme, in der Bosheit und Gehässigkeit schwangen; eine Stimme, die Falkenmond vertraut schien.

»Meine lange Reise war demnach nicht umsonst«, wandte der Reiter sich an seinen ebenfalls berittenen Begleiter.

»Das freut mich, Euer Lordschaft«, erwiderte dieser. »Ich nehme an, damit bin ich nun auch in den Augen des Reichskönigs in Gnaden wieder aufgenommen.«

Falkenmonds Kopf zuckte hoch, um den anderen genauer zu betrachten. Seine Augen funkelten, als er die kunstvolle Ebermaske d’Avercs sah.

»So habt Ihr uns also verraten!« rief er. »Noch ein Verräter! Ist es mein Geschick, nur mit Verrätern zusammenzukommen?« Er versuchte sich loszureißen, um sich auf d’Averc zu stürzen, aber die Krieger hielten ihn fest.

D’Averc lachte. »Wie naiv Ihr seid, Herzog Dorian …«

Er hustete gekünstelt.

»Habt ihr die anderen?« fragte der Reiter. »Das Mädchen und den Pelzgesichtigen?«

»Jawohl, Eure Exzellenz.«

»Dann bringt sie in mein Lager. Ich will sie mir genauer ansehen. Dies ist ein sehr großer Triumph für mich.«