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Dies ist eine Geschichte über die Bedeutung von Zeit.

Sie beginnt vor Jahrtausenden, aber sie endet in der Jetztzeit, in einem Ballsaal voller Menschen, in dem eine angesehene Forschungsärztin mit Applaus vom Publikum geehrt wird. Sie bedankt sich bei ihren Kollegen und spricht von einem »Team-Erfolg«. Doch der Mann, der sie vorstellt, verkündet, dass Dr. Sarah Lemon ein Mittel gegen die gefürchtetste Krankheit unserer Zeit gefunden hat; es wird Millionen von Menschen das Leben retten und damit die Welt für immer verändern.

»Wir danken Ihnen«, sagt der Mann.

Dr. Sarah Lemon senkt den Kopf, winkt scheu. Sie dankt ihren Lehrern und Forschungspartnern und ihrer Mutter, die im Publikum steht und lächelt. Dann erklärt Sarah, dass ihre Arbeit niemals möglich gewesen wäre ohne die Unterstützung eines Mannes namens Victor Delamonte, der in seinem Testament – einem Dokument, in dem er massive Änderungen vornahm, kurz bevor er an jener Krankheit verstarb, gegen die Sarah nun eine Therapie entwickelt hat – vermerkte, dass sämtliche Kosten für Sarahs Studium an einer Eliteuniversität aus seinem Nachlass bezahlt werden sollten.

Victor war drei Monate nach ihrem gemeinsamen Abend in der Notaufnahme verstorben. Doch seine Frau Grace sagte, diese Monate seien die kostbarste Zeit ihrer Ehe gewesen.

»Ich danke Ihnen allen von Herzen«, beendet Sarah ihre Rede.

Tosender Beifall.

Zur gleichen Zeit findet in einer Kopfsteinpflasterstraße in Downtown Manhattan ein Umbau statt, da ein neuer Mieter in die Orchard Street 143 einziehen wird. Bauarbeiter reißen gemäß der neuen Baupläne Wände ein.

»Whoa«, ruft plötzlich einer der Arbeiter.

»Was ist?«, fragt ein anderer.

Sie leuchten mit ihren Taschenlampen in einen höhlenartigen Raum, der bislang unter dem Fußboden verborgen war. An den Felswänden befinden sich Ritzzeichnungen von allen nur erdenklichen Zeichen und Symbolen. In einer Nische steht ein Stundenglas, das ein einziges Sandkorn enthält.

Und als dieses Stundenglas von den neugierigen Bauarbeitern hochgehoben wird, rennen an einem Ort in weiter Ferne – den man in einem Buch niemals beschreiben kann – ein Mann namens Dor und eine Frau namens Alli barfuß einen Hügel hinauf, werfen Steine und lachen mit ihren Kindern, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Zeit zu verschwenden.

Der Stundenzaehler
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