74

Es wimmelte von Menschen.

Das war Victors erster Eindruck von der Zukunft.

Sie waren dem Sandpfad wieder aufwärts gefolgt, und als der Nebel sich diesmal lichtete, befanden sie sich zwischen gigantischen Wolkenkratzern in einer Art Metropolis.

Stählerne Blau-und Grautöne bestimmten das Bild, nur hier und da sah man grüne Tupfer von wenigen Pflanzen.

Am Himmel sausten erstaunlich kleine Flugzeuge umher, und die Luft fühlte sich stickig und schmutzig an.

Es war kalt, obwohl die Menschen nicht entsprechend gekleidet waren.

Sie hatten größere Köpfe als früher und vielfarbige Haare.

Männer und Frauen waren optisch nicht mehr voneinander zu unterscheiden.

Nirgendwo waren alte Menschen zu sehen.

»Sind wir noch auf der Erde?«, fragte Sarah.

Dor nickte.

»Dann habe ich es also geschafft?«, fragte Victor. »Ich lebe?«

Dor nickte wieder.

Sie standen auf einem großen Platz, inmitten Tausender von Menschen, die an ihnen vorübereilten und in dunkle Brillen oder andere Gerätschaften vor ihrem Gesicht zu sprechen schienen.

»Wie weit in der Zukunft sind wir?«, fragte Sarah.

Victor sah sich um. »Ich schätze mal, ein paar hundert Jahre weiter.«

Er lächelte in sich hinein.

Weil Victor das Leben nur an Scheitern oder Erfolg maß, hatte er jetzt das Gefühl, gewonnen zu haben.

Er war dem Tod entkommen und in der Zukunft wieder aufgetaucht.

»Und wo bin ich?«, fragte er.

Dor deutete auf etwas, und die Szenerie veränderte sich.

Sie befanden sich in einer riesigen Halle mit hohen Decken, in der, von weiß-silbrigem Licht angestrahlt, große Bildschirme in der Luft hingen.

Auf jedem war Victor zu sehen.

»Was zum Teufel ist das?«, fragte er.

Auf den Bildschirmen wurden Szenen aus seinem Leben gezeigt.

Er sah sich selbst mit Mitte dreißig bei der Begrüßung von Vorstandsmitgliedern in einem Sitzungssaal.

Mit fünfzig bei einer Rede in London.

Mit Mitte achtzig mit Grace beim Betrachten der CT-Ergebnisse.

Menschenmengen blickten zu den Bildschirmen auf wie in einer Ausstellung.

Vielleicht war er in der Zukunft zu einer Art Mythos geworden, überlegte Victor.

Was war das?

Ein medizinisches Wunder?

Gehörte ihm dieses Gebäude womöglich?

Doch woher stammten die Aufnahmen?

Victor wusste, dass diese Szenen nicht gefilmt worden waren.

Dann sah er sich plötzlich vor wenigen Wochen, wie er in seinem Büro stand und durchs Fenster auf einen Mann starrte, der gegenüber auf einem Wolkenkratzer saß.

»Das waren Sie, nicht wahr?«, fragte er Dor.

»Ja.«

»Warum haben Sie zu mir herübergeschaut?«

»Ich habe mich gefragt, wieso du dir mehr als ein Leben wünscht.«

»Wieso denn nicht?«

»Das ist nicht angenehm.«

»Und woher wollen Sie das wissen?«

Dor wischte sich die Stirn.

»Weil ich es erlebt habe.«

Der Stundenzaehler
cover.html
978-3-641-10421-4.html
978-3-641-10421-4-1.html
978-3-641-10421-4-2.html
978-3-641-10421-4-3.html
978-3-641-10421-4-4.html
978-3-641-10421-4-5.html
978-3-641-10421-4-6.html
978-3-641-10421-4-7.html
978-3-641-10421-4-8.html
978-3-641-10421-4-9.html
978-3-641-10421-4-10.html
978-3-641-10421-4-11.html
978-3-641-10421-4-12.html
978-3-641-10421-4-13.html
978-3-641-10421-4-14.html
978-3-641-10421-4-15.html
978-3-641-10421-4-16.html
978-3-641-10421-4-17.html
978-3-641-10421-4-18.html
978-3-641-10421-4-19.html
978-3-641-10421-4-20.html
978-3-641-10421-4-21.html
978-3-641-10421-4-22.html
978-3-641-10421-4-23.html
978-3-641-10421-4-24.html
978-3-641-10421-4-25.html
978-3-641-10421-4-26.html
978-3-641-10421-4-27.html
978-3-641-10421-4-28.html
978-3-641-10421-4-29.html
978-3-641-10421-4-30.html
978-3-641-10421-4-31.html
978-3-641-10421-4-32.html
978-3-641-10421-4-33.html
978-3-641-10421-4-34.html
978-3-641-10421-4-35.html
978-3-641-10421-4-36.html
978-3-641-10421-4-37.html
978-3-641-10421-4-38.html
978-3-641-10421-4-39.html
978-3-641-10421-4-40.html
978-3-641-10421-4-41.html
978-3-641-10421-4-42.html
978-3-641-10421-4-43.html
978-3-641-10421-4-44.html
978-3-641-10421-4-45.html
978-3-641-10421-4-46.html
978-3-641-10421-4-47.html
978-3-641-10421-4-48.html
978-3-641-10421-4-49.html
978-3-641-10421-4-50.html
978-3-641-10421-4-51.html
978-3-641-10421-4-52.html
978-3-641-10421-4-53.html
978-3-641-10421-4-54.html
978-3-641-10421-4-55.html
978-3-641-10421-4-56.html
978-3-641-10421-4-57.html
978-3-641-10421-4-58.html
978-3-641-10421-4-59.html
978-3-641-10421-4-60.html
978-3-641-10421-4-61.html
978-3-641-10421-4-62.html
978-3-641-10421-4-63.html
978-3-641-10421-4-64.html
978-3-641-10421-4-65.html
978-3-641-10421-4-66.html
978-3-641-10421-4-67.html
978-3-641-10421-4-68.html
978-3-641-10421-4-69.html
978-3-641-10421-4-70.html
978-3-641-10421-4-71.html
978-3-641-10421-4-72.html
978-3-641-10421-4-73.html
978-3-641-10421-4-74.html
978-3-641-10421-4-75.html
978-3-641-10421-4-76.html
978-3-641-10421-4-77.html
978-3-641-10421-4-78.html
978-3-641-10421-4-79.html
978-3-641-10421-4-80.html
978-3-641-10421-4-81.html
978-3-641-10421-4-82.html
978-3-641-10421-4-83.html
978-3-641-10421-4-84.html
978-3-641-10421-4-85.html
978-3-641-10421-4-86.html
978-3-641-10421-4-87.html
978-3-641-10421-4-88.html
978-3-641-10421-4-89.html
978-3-641-10421-4-90.html
978-3-641-10421-4-91.html
978-3-641-10421-4-92.html
978-3-641-10421-4-93.html
978-3-641-10421-4-94.html
978-3-641-10421-4-95.html
978-3-641-10421-4-96.html
978-3-641-10421-4-97.html
978-3-641-10421-4-98.html