78
Sie betraten den Uhrenladen und legten Vater Zeit auf den Boden.
»Wer ist er?«, fragte Victor den alten Mann.
»Sein Name ist Dor.«
»Und er wurde für uns auf die Erde geschickt?«
»Auch für sich selbst.«
»Stirbt er?«
»Ja.«
»Sterben wir?«
»Ja.«
Der Alte bemerkte die Angst in den Augen der beiden, und sein Gesicht wurde weich. »Alle, die geboren werden, müssen sterben.«
Victor blickte auf Dor, der nahezu bewusstlos war, und verstand, dass er sich in dem Mann geirrt hatte. Doch er hatte sich so oft geirrt – auch was die Taschenuhr anging, die Dor nicht wegen ihres Werts, sondern wegen des Familienbilds auf dem Gehäuse ausgesucht hatte. Dor hatte gehofft, dass Victor die Kostbarkeit seiner Beziehung mit Grace begreifen würde, bevor es zu spät war.
»Warum wurde er bestraft?«, fragte Victor.
»Er wurde nie bestraft.«
»Aber die Höhle? All diese Jahrtausende?«
»Das war eine Gnade.«
»Gnade?«
»Ja. Denn so lernte er das Leben schätzen, das er früher gehabt hatte.«
»Aber er hat so lange dafür gebraucht«, wandte Sarah ein.
Der Alte entfernte einen Ring von der schmalsten Stelle des Stundenglases.
»Was ist lange?«, fragte er.
Er steckte den Ring an Dors Finger.
Ein einziges Sandkorn löste sich aus Dors Hand.
»Was wird nun mit ihm geschehen?«, fragte Sarah.
»Er wird seine Geschichte vollenden. So wie ihr auch.«
Dor lag reglos da, mit geschlossenen Augen. Seine Hände ruhten am Boden.
»Ist es zu spät?«, flüsterte Sarah.
Der Alte nahm das leere Stundenglas und drehte es um. Hielt das einzelne Sandkorn über die Öffnung.
»Es ist niemals zu spät oder zu früh«, antwortete er.
Dann ließ er das Sandkorn los.