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Jeden Abend, wenn in New York die Sonne unterging, setzte Dor sich aufs Dach eines Wolkenkratzers und ließ die Beine baumeln.

Er hielt das Stundenglas schräg und brachte die riesige Stadt beinahe zum Stillstand. Während er zum halbdunklen Himmel über den zahllosen hohen Gebäuden aufblickte, stellte Dor sich vor, dass Alli neben ihm saß, wie früher, wenn sie gemeinsam den Sonnenuntergang betrachtet hatten. Dor brauchte weder Schlaf noch Essen. Er schien in einem anderen Zeitraster zu leben. Doch seine Gedanken hatten sich nicht verändert, und wenn er schließlich die Dunkelheit zuließ, sah er wieder Alli mit ihrem Schleier und den Viertelmond am Abend ihres Hochzeitstages vor sich.

Sie ist meine Gattin.

Dor vermisste Alli schmerzhaft, auch nach so langer Zeit, und er wünschte sich, mit ihr über diese rätselhafte Reise sprechen und sie fragen zu können, welches Schicksal ihn am Ende erwartete.

Er hatte die beiden Menschen gefunden, die er auf der Erde finden sollte – oder sie hatten ihn gefunden –, doch er verstand noch immer nicht, weshalb ein alter Mann in einem Rollstuhl und ein verliebtes junges Mädchen ausgewählt worden waren.

Dor hielt das Stundenglas dicht vor seine Augen, um die Symbole zu betrachten, die er während seiner Gefangenschaft in die Felswände geritzt hatte …

… jene Symbole, die sich vom Stein gelöst und um den Ring zwischen den Tropfsteinen gelegt hatten. Mit seiner Macht über die Zeit hätte Dor sich in dieser neuen Welt alles nehmen können, wonach ihm der Sinn stand. Doch ein Mensch, der alles haben kann, wird das meiste nicht begehren. Und ein Mensch ohne Erinnerungen ist nur eine leere Hülle.

Und deshalb hielt Vater Zeit, wenn er hoch oben über die Stadt blickte, den einzigen Gegenstand in Händen, der wertvoll für ihn war – das Stundenglas, das seine Geschichte enthielt. Und er erzählte sich selbst die Stationen seines Lebens:

»Hier sind wir den Hügel hinaufgerannt … das ist der Stein, den Alli geworfen hat … Das ist der Tag, an dem wir geheiratet haben …«

Der Stundenzaehler
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