21
Sarah las die SMS von Ethan auf ihrem Handy.
Und ihr wurde flau im Magen.
»Können wir nächste Woche treffen? Kann heute nich. Sehn uns im Heim.«
Sarahs Knie gaben nach wie bei einer Marionette, bei der die Fäden gelockert werden. Nein!, schrie etwas in ihr. Nicht nächste Woche! Jetzt! Wir sind verabredet! Ich hab mir so viel Mühe gemacht!
Sie wollte Ethan umstimmen. Aber sie musste antworten, und wenn sie zu lange zögerte, würde er glauben, dass sie sauer war.
Deshalb schrieb sie nicht »nein«, sondern: »Kein Problem.«
Dann fügte sie hinzu: »Bis dann im Heim.«
Und: »Viel Spaß.«
Um 19.22 schickte sie die Nachricht ab.
Dann lehnte sie sich an einen Ampelpfosten und versuchte sich einzureden, dass die Absage nichts mit ihr zu tun hatte. Dass Ethan nicht gekniffen hatte, weil sie zu streberhaft oder zu dick war oder zu viel redete oder dergleichen. Dass er einfach nur etwas anderes vorhatte. Das konnte schließlich passieren, nicht wahr?
Und jetzt?, fragte sie sich.
Die Nacht war ein leerer Krater. Sie konnte nicht nach Hause gehen. Nicht, solange ihre Mutter noch wach war. Sarah wollte nicht erklären müssen, weshalb sie sich für einen kurzen Spaziergang derartig zurechtgemacht hatte.
Sie ging zu einem Coffeeshop in der Nähe, bestellte sich einen Latte Macchiato mit Schokolade und eine Zimtschnecke und setzte sich in die Ecke.
Acht Minuten vor halb neun?, sagte sie sich. Na komm schon.
Doch insgeheim zählte sie schon die Tage bis nächsten Freitag.