3

Sarah Lemon fürchtet, dass ihr die Zeit davonläuft.

Als sie aus der Dusche kommt, rechnet sie. Zwanzig Minuten fürs Fönen, eine halbe Stunde für Make-up, eine halbe Stunde zum Anziehen, eine Viertelstunde Fahrzeit.

Halb neun, halb neun!

Die Zimmertür geht auf. Ihre Mutter, Lorraine.

»Schatz?«

»Anklopfen, Mom!«

»Schon gut. Klopf, klopf

Lorraine beäugt das Bett, auf dem zwei Jeans, drei T-Shirts und ein weißes Sweatshirt liegen.

»Wo gehst du hin?«

»Nirgendwohin.«

»Triffst du dich mit jemandem?«

»Nein.«

»Das weiße Sweatshirt steht dir …«

»Mom!«

Lorraine seufzt. Hebt ein feuchtes Handtuch vom Boden auf und geht hinaus.

Sarah wendet sich erneut dem Spiegel zu. Sie denkt an den Jungen. Quetscht die Fettröllchen an ihrem Bauch. Iiih.

Halb neun, halb neun!

Das weiße Sweatshirt wird sie ganz bestimmt nicht anziehen.

Victor Delamonte fürchtet, dass ihm die Zeit davonläuft.

Grace und er verlassen den Aufzug, betreten das gemeinsame Penthouse.

»Gib mir deinen Mantel«, sagt Grace und hängt ihn in den Schrank.

Es ist still. Victor stützt sich auf einen Stock, als er den Flur entlanggeht, vorbei an dem großen Ölgemälde eines französischen Meisters. Das vertraute Stechen im Unterleib. Er sollte ein Schmerzmittel nehmen. Victor betritt sein Studierzimmer mit dem großen Mahagonischreibtisch, den zahllosen Büchern und Urkunden an den Wänden.

Der Arzt hat gesagt: Wir können nicht mehr viel tun. Was bedeutet das?, fragt sich Victor. Monate? Wochen? Naht sein Ende? Das kann doch nicht sein!

Er hört das Klacken von Grace’ Absätzen auf den Fliesen. Hört, wie sie am Telefon eine Nummer eingibt. »Ich bin’s, Ruth«, sagt sie. Ruth ist ihre Schwester.

Grace spricht mit gedämpfter Stimme. »Wir kommen gerade vom Arzt …«

Victor sitzt allein an seinem Schreibtisch und widmet sich der Berechnung seines schwindenden Lebens. Ein tiefer Seufzer löst sich aus seiner Brust, als hätte ihn jemand fest gedrückt. Sein Gesicht verzerrt sich. Und seine Augen werden feucht.

Der Stundenzaehler
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