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»Länger«, sagte die erste Stimme.

»Wer ist da?«, schrie Dor.

Seit der Alte verschwunden war, hatte Dor versucht, aus der Höhle zu flüchten. Er hatte nach Gängen gesucht. Hatte an die Felswände geschlagen. Hatte versucht, in den Tränenteich zu steigen, doch der hatte ihn in einem Luftstrom wie aus Millionen Kehlen wieder ausgespien.

Und jetzt diese Stimme.

»Länger«, sprach sie.

Dor sah nur weiße Rauchfetzen über dem Teich, der nun türkis aufleuchtete.

»Zeig dich!«

Nichts geschah.

»Antworte mir!«, schrie Dor.

Dann hörte er es erneut. Ein einziges Wort. Leise, kaum hörbar, ein gemurmeltes Gebet.

»Länger.«

Was soll länger sein?, fragte sich Dor. Er kauerte vor dem Teich, starrte in das leuchtende Wasser, ausgehungert nach Zeichen menschlicher Nähe.

Schließlich hörte er eine zweite Stimme.

Eine Frau.

»Mehr«, sagte sie.

Dann ein kleiner Junge, der dasselbe sagte. Die vierte Stimme – es wurden nun schnell mehr – erwähnte die Sonne, die fünfte den Mond. Die sechste flüsterte »mehr, mehr«, und die siebte wünschte sich »nur noch einen Tag«, und die achte flehte »für immer«.

Dor zupfte an seinem Bart, der so verwildert war wie seine Haare. Trotz der Isolation funktionierte sein Körper normal. Er war genährt, ohne dass ihm Nahrung zugeführt wurde, und auch ohne Schlaf ausgeruht.

Dor konnte in der Höhle herumlaufen und seine Finger mit dem langsam tropfenden Wasser aus der Spalte benetzen. Doch er entkam den Stimmen aus dem leuchtenden Teich nicht, die unablässig um Tage, Nächte, Sonnen, Monde, um Stunden, Monate, Jahre baten. Und er hörte sie nicht minder laut, wenn er sich die Ohren zuhielt.

Und so begann Dor ohne sein Wissen seine Strafe abzubüßen.

Seine Strafe, die darin bestand, sich jede Bitte jeder einzelnen Menschenseele anhören zu müssen, die mehr verlangte von dem, das Dor als Erster erkannt hatte, diesem Etwas, das den Menschen aus dem schlichten Licht seiner Existenz herausjagte und hineintrieb in die Düsternis seiner Gelüste.

Zeit.

Für jeden außer Dor schien sie zu schnell zu vergehen.