KAPITEL 24
Giometti saß am Steuer der blauen Limousine, als sie vor dem Haus in der President Street anhielten. Als sie hörten, dass Maggie da war, wollten sie nicht im Haus mit ihr sprechen, sondern bestanden darauf, mit ihr zur Schule zu fahren, damit sie die Kinder dort um drei Uhr abholen konnte. Mühsam stieg Alice hinten im Wagen ein. Ihr wachsender Umfang machte es ihr immer schwerer, sich normal zu bewegen.
Alice sah Giomettis ruhigen Blick im Rückspiegel. Er blickte sie kurz an, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu. Frannie drehte sich zu ihr herum.
»Sie haben die Zeitung gelesen.« Sie klang erschöpft. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und er war noch nicht vorbei.
»Ja.«
»Dann wissen Sie es also.«
»Ist er es?« Alice beugte sich vor. »Ist er der Mann, der mich verfolgt hat? Bin ich als Nächste dran?«
Zögernd antwortete Frannie: »Das wissen wir nicht genau.«
»Haben Sie ihn denn noch nicht gefunden? Sie hatten doch genug Zeit. Ist es Andre Capa?«
Weder Frannie noch Giometti antworteten auf ihren Gefühlsausbruch, aber es war ihr egal. Sie hatte Angst, und sie verheimlichten ihr etwas.
Schweigend fuhren sie die Smith Street entlang und bogen in die Atlantic Avenue ab. Das Meer kam in Sicht, und wie immer war Alice fast ein bisschen überrascht, weil es sie daran erinnerte, dass sie auf einer Insel lebte.
»Wir haben ihn festgenommen«, sagte Frannie schließlich.
»Weswegen?«, fragte Alice. »Wegen Mord? Weil er mich verfolgt? Wegen schlechter Manieren? Wegen was?«
»Alice, bitte, beruhigen Sie sich.« Frannie verlor die Geduld.
»Es ist einiges los im Moment, und ich sage Ihnen, was Sie wissen müssen.«
»Und?«
»Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, es war Andre Capa, der Ihnen gefolgt ist. Wir lassen ihn von der Spurensicherung in jeder erdenklichen Weise überprüfen, und wenn er der Mörder ist, führt er uns hoffentlich zum Tatort.«
»Wenn er es ist«, fragte Alice, »glauben Sie, er hat Ivy?«
»Das wissen wir nicht.«
»Was ist mit Julius Pollack? Mit dem Babygeschrei, das ich gehört habe?«
»Wir warten auf den Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung und sein Büro. Vorher können wir nichts tun.«
»Warum dauert das alles so lange, Frannie? Glauben Sie, dass Capa irgendetwas mit Metro zu tun hat? Könnte er Pollacks Partner sein?«
»Ich sage Ihnen doch«, erwiderte Frannie, »das wissen wir noch nicht.«
Giometti fuhr im Schatten der Bäume die Clinton Street entlang, vorbei an unbezahlbaren Brownstones, mitten ins Herz von Carroll Gardens hinein.
»Für Sie bedeutet es auf jeden Fall, dass Sie nicht mehr solche Angst haben müssen.« Frannie lächelte sie warm an. »Okay? Wir dachten, diese Information nützt Ihnen schon einmal etwas. Aber sprechen Sie bitte mit niemandem darüber. Wir möchten nicht, dass etwas an die Öffentlichkeit gelangt, bevor wir uns nicht sicher sind.«
Alice nickte. Sie hielten vor der Schule, wo sich bereits die anderen Eltern und Babysitter um den Eingang drängelten.
»Das Wichtigste für Sie ist, dass wir den Mann festgenommen haben, der Sie verfolgt hat. Wir kennen seinen Namen, wir wissen, wo er wohnt. Wir wissen zwar nicht, warum er das getan hat, aber wir haben ihn zumindest. Es kann Ihnen nichts passieren, Alice.«
Alice fragte sich, woher Frannie diese Gewissheit nahm. Sie stieg aus. Peter kam gerade die Treppe herunter, und als er sie sah, strahlte er übers ganze Gesicht.