KAPITEL 5
Lauren und Tim Barnet wohnten in einem grauen steinernen Gebäudekomplex mit einem zweiflügeligen hölzernen Eingangsportal genau in der Mitte. Auf der niedrigen Treppe stritten sich Nell, Peter und Ethan darum, wer auf die Klingel zu 2B drücken durfte.
»Ich, weil ich die Älteste bin«, rief Nell.
»Du bist das älteste Mädchen«, widersprach Ethan. »Ich bin der älteste Junge.«
»Jetzt hört mit dem Quatsch auf, Kinder«, erklärte Simon.
»Bevor wir in die Wohnung gehen, müssen wir euch etwas sagen.« Seine tiefe Stimme brachte sie zum Schweigen; er besaß große Autorität bei den Kindern. Alice hatte Simon immer gemocht, trotz seiner Probleme mit Maggie. Er war ein sensibler, kreativer Mann, Musiklehrer, Pianist und ein angesehener Komponist. Er und Maggie hatten sich in London kennen gelernt und waren zusammen nach New York gekommen. Alice hatte sie immer gerne sprechen hören, ihr Akzent klang für sie wie exotischer Gesang. Simon sah außergewöhnlich gut aus mit seinem glatt rasierten, blassen Gesicht und den dichten braunen Haaren, und er verfügte über eine sinnliche Ausstrahlung, die er auch in der Ehe nicht unterdrücken konnte. Maggie bezeichnete sie schlicht als Untreue.
Simon drehte sich zu Mike um, der wiederum Alice Hilfe suchend anblickte. Sie wünschte sich, Maggie wäre da – ihr wäre bestimmt etwas eingefallen, was sie den Kindern sagen konnten, ohne dabei ihre schlimmsten Befürchtungen zu äußern. Aber Maggie war schon zu Tim vorausgegangen, und Alice hatte keine Ahnung, was sie den Kindern sagen sollte.
»Unter Umständen wird das kein sehr fröhlicher Besuch«, erklärte sie und blickte die drei ernst an. Drei skeptische Augenpaare erwiderten ihren Blick. Bisher hatten sie mit Austin immer Spaß gehabt.
»Aber Mommy…«, setzte Nell an, doch Alice unterbrach sie.
»Lass mich ausreden, ja?«
Die Kinder nickten, also musste sie es ihnen jetzt erklären.
»Ist euch in den letzten beiden Tagen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Die Schule hat angefangen«, zirpte Peter, was ihm ein Kichern von Ethan und einen genervten Blick seiner Schwester eintrug.
»Genau, die Schule hat angefangen. Was sonst noch?«
»Ich weiß es«, sagte Nell, redete aber nicht weiter. Natürlich wusste sie es, schließlich hatten siebenjährige Mädchen große Ohren.
»Tante Lauren ist seit zwei Tagen nicht mehr zu Hause gewesen«, sagte Alice, wobei sie sich bemühte, gelassen zu klingen. »Wir wissen nicht, wo sie ist. Ganz bestimmt geht es ihr gut, und sie hat sich wahrscheinlich nur verlaufen. Aber ich möchte nicht, dass ihr Tim oder Austin irgendwelche Fragen danach stellt, wo sie ist. Okay?«
»Warum?«, fragte Peter.
Alice warf Mike einen flehenden Blick zu, damit er auch einmal etwas sagte.
»Na ja, es macht sie vielleicht nervös«, antwortete er.
»Und wenn wir nicht mit ihnen darüber reden, denken sie vielleicht nicht mehr daran, und dann wird es heute Abend für sie ein bisschen lustiger. Habt ihr verstanden?«
Lustig. So ein blödes Wort.
Nell hob mit solcher Ernsthaftigkeit die Hand, dass Alices Herz vor Liebe überquoll.
»Ja, mein Schatz?«
»Was heißt vermisst, Mommy?«
Ja, natürlich, Nell hatte die Suchmeldungen gesehen, die überall an Bäumen und Strommasten hingen.
»Das ist die Frage«, erwiderte Alice. »Das wissen wir im Moment selbst nicht so genau.«
»Darf ich jetzt klingeln?«, warf Peter ein.
»Nein, ich!« Ethan drängelte sich neben ihn, aber sie waren beide noch zu klein, um an die Leiste mit den Klingelknöpfen heranzureichen.
Simon machte dem Streit ein Ende, indem er auf die Klingel drückte. Die Kinder protestierten heftig, aber in dem Augenblick, als die Tür aufging, hatten sie es schon wieder vergessen, und jeder versuchte, als Erster hineinzukommen. Maggie stand in der offenen Wohnungstür, und als die Kinder an ihr vorbeigerannt waren, sagte sie leise zu den Erwachsenen:
»Nur als Warnung: Dadrinnen sieht es gar nicht gut aus.«
In der Wohnung war es unheimlich still, und auch von den Kindern war nichts zu hören, was bedeutete, dass sie mit Austin bereits vor dem Fernseher in Laurens und Tims Schlafzimmer saßen. Alice beschloss, dass sie bei einem Lokal, dessen Nummer sie auswendig wusste, chinesisches Essen bestellen würden. Sie würden diesen Abend gemeinsam überstehen, so gut es eben ging.
Alice, Mike und Simon folgten Maggie ins Wohnzimmer, wo Tim zusammengesunken auf einem winzigen Stuhl an Austins kleinem Maltisch saß, der an den Fenstern zur Straße stand. Beide Fenster waren offen, und die weißen Vorhänge bauschten sich im warmen Wind. Alice konnte sich noch gut daran erinnern, wie Lauren den durchsichtigen Stoff ausgesucht und genäht hatte. Unter dem Maltisch lag Staub, was Lauren nie toleriert hätte.
Tim saß da mit strähnigen, ungekämmten Haaren und sog an einer Zigarette. Alice hatte ihn noch nie rauchen sehen.
Sie trat als Erste auf ihn zu, und nach und nach versammelten sich alle Freunde um ihn. Als die Asche seiner Zigarette zu lang wurde, ließ er sie in die offene Handfläche fallen, blieb jedoch unbeweglich sitzen, als würde er von einer unerträglichen Last niedergedrückt.
»Die Polizei war hier«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang dünn, erschöpft. »Die waren den ganzen Nachmittag hier. Warum bloß? Warum haben sie mir ständig solche Fragen gestellt?« Ratlos blickte er Mike an, der ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legte. Tröstende Worte fand er nicht. Keiner sagte etwas. Diese Männer, die Grillabende miteinander verbrachten, einander beim Renovieren und bei Umzügen halfen, die stundenlang miteinander über Politik, Kunst, Filme und Sport diskutierten und die regelmäßig zusammen in die Bronx oder nach Coney Island zu den Spielen der Yankees oder der Cyclones fuhren, brachten jetzt kein Wort heraus.
Nichts, das in dieser Situation eine Brücke von Tims Sorge zu ihrer aller Freundschaft hätte schlagen können.
»Bei uns waren sie auch«, sagte Alice schließlich.
»Sie waren bei uns allen«, ergänzte Maggie.
Tim drückte seine Zigarette in einem von Austins Farbtöpfen aus, in dem schon drei weitere Kippen lagen.
»Sie waren stundenlang hier.« Seine Stimme wurde lauter, und er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er hatte tiefe Schatten unter den Augen. »Ob sie wohl glauben, ich hätte etwas mit Laurens Verschwinden zu tun? Glauben sie das tatsächlich?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Mike. »Sie machen nur ihren Job. Du bist der Mensch, der ihr am nächsten gestanden hat, deshalb müssen sie dir Fragen stellen.«
War er das tatsächlich? Der Mensch, der ihr am nächsten gestanden hatte? Er arbeitete so viel, selbst an den Wochenenden, dass er kaum zu Hause war. Wer war denn eigentlich der Mensch, der Lauren am nächsten stand? Austin, dachte Alice. Und natürlich Maggie und sie.
»Sie behandeln mich wie einen Verdächtigen«, flüsterte Tim.
»Ich bin Anwalt. Ich weiß, was hier abgeht. Das ist ein Albtraum. Sie wollen tatsächlich Antworten von mir.«
Nein, das hatte Tim nicht verdient, dachte Alice. Er war ein guter Mann, der hart arbeitete, für seine Familie sorgte und sie liebte. Alice und Mike kannten Tim seit fünf Jahren, und sie kannten ihn wirklich gut. Wenn die Polizei ihn tatsächlich verdächtigte, dann suchten sie in der falschen Richtung und verloren Zeit.
»Sie wollen von jedem Antworten«, warf Simon besänftigend ein.
»Ja, genau. Mensch, Tim«, sagte Maggie. »Sie wollen nur alles abdecken. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.«
Maggies hölzerne Bemerkungen konnte man normalerweise ignorieren, aber nicht diese. Tim blickte sie schnell an, und sein Blick war so hart, dass damit jegliche Möglichkeit zum Gespräch erstarb. Alice war bestürzt darüber, wie intensiv, erbarmungslos und wütend Tim Maggie anstarrte.
Es war schwierig danach, aber sie blieben. Als es dunkel wurde, spürte Alice in ihrem Inneren, wie eine Trauer um die enge Freundschaft der drei Familien aufkeimte. Sie versuchte zwar, sich klar zu machen, dass, solange Lauren vermisst wurde, jedes Wort und jeder Blick missverstanden werden konnte und keiner von ihnen sein Gleichgewicht finden würde. Doch irgendetwas fehlte zwischen den Freunden an jenem Abend, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, an das sie sich gewöhnt hatten.
Alice und Mike blieben bis kurz vor Mitternacht, dann trugen sie ihre schlafenden Kinder nach Hause und fielen selber todmüde ins Bett.
Doch unter ihrer weichen, leichten Decke lag Alice wach neben Mike. Im Haus war es so still, dass sie jedes Geräusch hören konnte, das leise Ächzen der Balken, das Knacken der Fußbodendielen und jedes Auto, das draußen vorbeifuhr. Sie steckte sich Ohropax in die Ohren und zog ihre Augenmaske über. Jetzt war es absolut still und völlig dunkel. Sie wartete auf den Schlaf, aber er wollte sich nicht einstellen. Schließlich gab sie auf und erhob sich leise.
Vorsichtig, um niemanden zu wecken, huschte sie die Treppe zu ihrem großen Wohnzimmer hinauf, mit seinem Marmorkamin und den deckenhohen Fenstern. Die Bodendielen knarrten unter ihren Füßen, aber sie bemühte sich, nicht allzu viel Lärm zu machen, als sie in die Küche eilte. Dort schaltete sie das Licht ein.
Es war drei Uhr früh. Sie spürte, wie sich die Babys in ihrem Bauch bewegten, und fragte sich, ob sie sie wohl geweckt hatte oder ob sie um diese Uhrzeit immer wach waren. Das würde sie noch schnell genug herausfinden. Sie öffnete die Kühlschranktür, löffelte ein wenig Erdnussbutter aus dem Glas und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. Dann nahm sie den Laptop aus dem Regal an der Gartentür, stellte ihn auf den Küchentisch und schaltete ihn ein. Während sie darauf wartete, dass er hochfuhr, blickte sie in den dunklen, vom silbernen Mondlicht beschienenen Garten. Kein Hälmchen regte sich. Wenn sie hier wegzogen, würde sie ihre Blumen vermissen.
Sie setzte den Wasserkessel auf, hängte einen Pfefferminzteebeutel in ihren Lieblingsbecher und gab Laurens Namen bei Google ein. Es gab ein paar Treffer in Verbindung mit ihrem früheren Leben als Anwältin, aber etwas Aktuelles war nicht dabei. Kein Hinweis darauf, dass sie vermisst wurde. Als Nächstes versuchte Alice es mit Christine Craddock. Sie klickte auf www.christinelost.com, und sofort erschien auf dem Monitor das Bild einer jungen, schwangeren Frau, die stolz ihren dicken Bauch reckte.
Christine Craddock war nicht verheiratet gewesen. Der Vater ihres ungeborenen Kindes war ihr Professor auf dem College gewesen. David Jonstone hatte selbst eine Familie und hatte sich geweigert, eine persönliche Beziehung mit Christine einzugehen. Als sie verschwand, hatte sie gerade eine Vaterschaftsklage gegen Jonstone vorbereitet. Ob der Professor das wusste, war nicht bekannt. Am Morgen des Tages, an dem Christine verschwand, der zugleich der errechnete Geburtstermin war, hatte ein Zeuge gehört, wie sie sich mit jemandem am Handy stritt – das Handy hatte man später im Schlamm auf dem Grund des Kanals gefunden. Der Anruf konnte zu einer Telefonzelle zurückverfolgt werden, sodass nie herauskam, wer am anderen Ende der Leitung gewesen war. Zuletzt hatte man Christine Craddock gesehen, wie sie die Bond Street in Richtung Park Slope überquerte.
Auf einer Seite der Website ging es um die polizeilichen Ermittlungen, die Detective Paul Giometti vom Morddezernat Brooklyn South geleitet hatte. Andere Seiten zeigten Christines Familie, ihre Lieblingsfilme, ihre Haustiere, ihre Hoffnungen für die Zukunft. Es gab sogar eine Seite mit der Überschrift »Christines Überzeugungen«, in der hauptsächlich ihre Entscheidung erklärt wurde, ihr Kind alleine großzuziehen.
Alice durchsuchte alle Seiten gründlich auf irgendeinen Hinweis, der im Hinblick auf Laurens Verschwinden wichtig sein konnte, fand jedoch nichts außer der Tatsache, dass Christine drei Jahre lang in Carroll Gardens gelebt hatte.
Es war über ein Jahr her, seit jemand auf der Website einen Kommentar hinterlassen hatte. Schließlich schloss Alice die Website und lehnte sich erschöpft zurück. Jemand hatte sich die Zeit genommen, für Christine eine Website einzurichten. In dem ganzen Aufruhr ihres Verschwindens hatte sich jemand, der sie liebte, auf das einzig Wichtige konzentriert: sie zu finden. Alice trank ihren letzten Schluck Tee und gab Website einrichten unter Google ein. Innerhalb einer halben Stunde hatte sie einen Domain-Namen gesichert: www.findlauren.com. Sie hatte zahlreiche Fotos von Lauren auf dem Computer gespeichert, und als die Sonne aufging, hatte sie eine Homepage geschaffen, die Lauren im Juli, im siebten Schwangerschaftsmonat, zeigte, wie sie sich lachend mit Austin um ein Buch stritt. Es war eins von Alices Lieblingsfotos, weil es alles zeigte, was Lauren wichtig war: Liebe, Familie und Intellekt. Laurens Leben war schön gewesen, und dass sie jetzt verschwunden war, schien völlig unangebracht.
Als sie hörte, wie die Zeitung vor die Tür geworfen wurde, hörte Alice auf. Ihre Augen brannten, weil sie die ganze Zeit auf den Bildschirm gestarrt hatte. Sie klappte den Laptop zu, legte ihn wieder ins Regal und stellte ihren Becher in die Spüle.
Die Zeitung lag in ihrer blauen Hülle auf der obersten Treppenstufe. Sie holte sie herein und schlug sofort die Lokalnachrichten auf. Und da war die Schlagzeile.
Hochschwangere Frau in Carroll Gardens vermisst stand da. Eine Reporterin namens Erin Brinkley hatte die Fakten und Umstände zusammengefasst, die Alice bereits kannte.
Sie legte die Zeitung beiseite und schluckte. Es war erst sechs Uhr. Rasch zog sie sich an, hinterließ eine Nachricht für Mike und ging aus dem Haus. An der President Street hingen überall die gelben Vermisst-Zettel. Alice war immer gerne in den frühen Morgenstunden, bevor die Welt begann, sich zu regen, unterwegs gewesen, aber heute lag kein Frieden darin. Ein bronzefarbener Mini Cooper fuhr an ihr vorbei, und sie folgte ihm mit den Augen, bis er in die Hoyt Street einbog. Dann war sie wieder allein.
Sie überquerte die Hoyt und bog dann links in die Carroll Street ab. Unbewusst hatte sie die Richtung zum Gowanus-Kanal eingeschlagen. Vermutlich war auch Lauren hier zuletzt entlanggekommen, auf ihrem Weg zum Pilates-Kurs. Sie wohnte zwar an der Union Street, auf der es auch eine Brücke über den Kanal gab, aber sie hatte einmal gesagt, sie möge die ältere Brücke an der Carroll Street lieber, die nicht so sehr durch Industriegebiet führte.
Bis zur Bond Street ging es stetig bergab, dann wurde es einen halben Häuserblock vor der Brücke wieder eben. Linker Hand befand sich ein Bürogebäude mit einer blauen Eingangsmarkise, auf der Bond Street Limo stand. Ein dicker Mann mit kurz geschnittenen, grauen Haaren stand draußen und rauchte eine Zigarette. Er nickte Alice zu, als sie vorbeiging. Sie erwiderte seinen Gruß. Wahrscheinlich war er der Fahrer der Limousine, auch wenn er keine Uniform trug. Er hatte unheimliche Augen – eins blau und eins grün – und sah ihr nach, als sie auf die Brücke zuging. Seine Aufmerksamkeit war ihr unangenehm, und unwillkürlich lief sie schneller. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er seinen Zigarettenstummel auf die Straße warf, und kurz darauf fuhr eine lange, schwarze Limousine an ihr vorbei, da aber alle Fenster geschlossen waren, konnte sie nicht erkennen, ob er am Steuer saß.
Rechter Hand befand sich ein rundes Gebäude, das Haus eines Künstlers. Alice fiel ein, dass sie schon einmal von einem Brunnen dort gehört hatte, der mit seinen hohen Wasserfontänen Passanten nass spritzte, aber sie hatte ihn noch nie gesehen. Lauren hatte sich einmal darüber beschwert, dass sie mit giftigem Kanalwasser besprüht worden sei. Ihr hatte es nicht gefallen.
Mitten auf der Brücke blieb Alice stehen. Sie stützte sich an dem blauen Eisengeländer ab und blickte auf den Kanal. Sie stand dem Meer gegenüber, aber durch die Industrieanlagen auf der Third Street konnte man es von hier aus nicht sehen. Dahinter lag der Buttermilk Channel, in den der Kanal floss. Sie blickte auf das trübe grüne Wasser, das sich in der ruhigen Luft nur leicht kräuselte. Jahrelang war das Wasser schmutzig und undurchsichtig gewesen, aber nachdem vor zwei Jahren die alte Pumpe repariert worden war, gab es angeblich wieder Fische, Krebse und Schildkröten. Einen Augenblick lang dachte sie, eines von den kleinen Geschöpfen zu sehen, aber es war nur ein vorbeihuschender Schatten.
Es wurde schon heiß, als Alice sich schließlich abwandte und sich wieder auf den steilen Weg nach Carroll Gardens machte. Sie blickte nicht hin, als die gelben Vermisst-Zettel auftauchten, sondern ging immer weiter, Schritt für Schritt zum Polizeirevier.
Die Detectives hatten sie gebeten, ihnen alles mitzuteilen, was ihnen einfiel. Alles könnte wichtig sein, hatte Giometti gesagt.
Es kam Alice so vor, als sei Lauren von ihrem Stadtviertel und dem Kanal gleichsam verschluckt worden. Aber eins konnte Alice tun, um die Wahrheit aufzudecken – sie musste Maggies Lüge über Ivy richtig stellen.