KAPITEL 2

Die Sonne brannte heiß, und einen Moment lang flirrte die Glasscheibe des Schaufensters vom Blue Shoes wie ein Spiegel vor dem Ziegelgebäude. Erfreut stellte Alice fest, dass Maggie daran gedacht hatte, das »Bin gleich wieder da«-Schild in die Tür zu hängen. Sie kramte den Schlüssel aus ihrer Handtasche.

Die Kinder rannten in den dunklen Laden. Alice schaltete das Licht an, und die silbern schimmernde Decke, die glänzenden Eichendielen und die dunkelblau gestrichenen Wände leuchteten auf. Blue Shoes hatte ihre Erwartungen erfüllt und war »Brooklyns Treffpunkt für schicke Schuhe« geworden, wie in einem winzigen Zeitungsartikel anlässlich der Eröffnung im letzten Winter gestanden hatte. Alice machte es großen Spaß, den florierenden Laden mit Maggie zusammen zu führen. Er war ein guter Kompromiss zwischen ihrem früheren Job als Cutterin und ihrem jetzigen Leben als Mutter. Maggie und sie bezeichneten das Geschäft als Neuerfindung der mittleren Jahre, und zum Glück hatte das Experiment funktioniert.

Auf dem Anrufbeantworter unter der glänzend grünen Steintheke war keine Nachricht. Kurz nach ihnen kamen auch Maggie und Ethan im Laden an, und die vier Kinder, die sich von Geburt an kannten, steckten sofort die Köpfe zusammen.

Maggie, in einer fließenden, buttergelben Hose und einem kornblumenblauen Top, die dicken blonden Haare auf dem Kopf zusammengesteckt, schritt wie eine Königin durch den Laden.

»Gibt es was Neues?«, fragte sie. Alice schüttelte den Kopf.

Am Computer im Hinterzimmer fanden sie Tims Telefonnummern. Da bei seinem Handy sofort die Mailbox ansprang, versuchten sie es in seinem Büro. Seine Sekretärin sagte ihnen, er sei geschäftlich in Chicago.

»Wenn er sich meldet«, bat Alice sie, »dann richten Sie ihm bitte aus, er soll mich so schnell wie möglich anrufen. Sagen Sie ihm…« Sie zögerte, weil sie ihn nicht zu sehr beunruhigen wollte, beschloss dann jedoch, ihrem Bauchgefühl zu folgen.

»Sagen Sie ihm, dass Lauren nicht zu unserem Treffen gekommen ist und ich sie nicht erreichen kann. Und weil sie doch kurz vor dem errechneten Termin steht, dachte ich, dass sie vielleicht…«

»Das Baby«, unterbrach die Sekretärin sie.

»Ja, genau«, erwiderte Alice. »Das Baby.«

»Ich sage ihm Bescheid.«

»Danke.« Alice gab ihre Telefonnummer durch, legte auf und wandte sich zu Maggie. »Langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Hast du noch ihren Schlüssel?« Maggie hatte kürzlich, als Lauren und Tim verreist waren, die Blumen gegossen.

»Ja«, erwiderte Maggie, »aber weißt du was? Wenn du mit den Kindern einkaufen gehst, rufe ich die Krankenhäuser an. Ich fange mit dem Methodist an, wo sie das Baby kriegen will, und wenn sie da nicht ist, telefoniere ich die anderen durch. Und ich rufe bei der Schwangerschaftsgymnastik an, ob sie vielleicht dort ist. Und wenn das alles nichts bringt, gehe ich in ihre Wohnung.«

»Gute Idee, Mags.«

»Ich wünschte, du könntest dir jetzt ein Glas Wein genehmigen«, sagte Maggie. »Das war ein harter Tag für dich, Liebes. Also überlass die Sorgen mir.«

»Aber du bist nicht so gut darin«, erwiderte Alice.

»Und du zu gut.« Maggie gab Alice einen Kuss auf die Wange. »Und denk nicht mehr über diese grässliche Kündigung nach – ihr zieht erst dann um, wenn es so weit ist. Und Lauren meldet sich bestimmt gleich. Vermutlich hat sie beim Schlussverkauf bei Barneys die Zeit vergessen. Ich war gestern auch da und bin viel zu spät weggekommen.«

Es war lieb von Maggie, dass sie versuchte, sie aufzumuntern, aber es hatte keinen Zweck. »Lauren kauft nicht bei Barneys«, erwiderte Alice. »Und sie hat sich noch nie in ihrem Leben verspätet.«

»Es kann aber vorkommen«, entgegnete Maggie, »selbst bei der pünktlichen, perfekten Lauren Barnet.«

Die Kinder wurden langsam unruhig; Peter und Austin waren schon auf den Bürgersteig gelaufen.

»Ruf mich an, wenn du irgendetwas herausfindest«, sagte Alice zu Maggie. »Ich kaufe die Grillsachen bei Cattaneo’s ein und fahre dann gleich nach Hause.«

Alice machte sich mit den Kindern auf den Weg zum Metzger. Sie fanden es dort toll, weil sie über das Sägemehl, das den Boden bedeckte, schlittern konnten, und weil Sal Cattaneo höchstpersönlich ihnen Lutscher überreichte.

Es war ein hübsches, sauberes, hell beleuchtetes Ladenlokal mit Regalen voller Gourmetsaucen, das es schon gegeben hatte, als Alice vor fünfzehn Jahren in diese Gegend gezogen war. Sie trat an die Glastheke und ließ sich von Sal Truthahn und Rind für das Grillen zurechtmachen. Er war ein Mann Ende fünfzig, mit zerzausten weißen Haaren, die unter seinem weißen Papiermützchen hervorquollen.

Mit seiner sonoren Stimme sagte er: »Darf es sonst noch etwas sein, junge Frau?« Für die junge Frau hätte sie ihn küssen können. Siebenunddreißig Jahre alt, hochschwanger und mit vier Kindern, die seinen Laden in Unordnung brachten.

»Nein, heute nicht, danke, Sal.«

Er verteilte die Lutscher an die Kinder, die sich beim Bimmeln der Registrierkasse schon erwartungsvoll vor ihm aufgebaut hatten.

Als sie wieder die Court Street entlanggingen, kontrollierte Alice noch einmal ihre Mailbox, um nachzuprüfen, ob sie nicht vielleicht einen Anruf verpasst hatte. Und tatsächlich hatte sie eine Nachricht, allerdings mit einer unbekannten Nummer. In dem Augenblick allerdings, in dem sie die Nachricht abspielte, zerstob ihre Hoffnung.

»Hi, Alice, ich bin’s, Pam Short. Offensichtlich landen wir immer nur auf der Mailbox der anderen. Lieben Sie diese Telefonspielchen auch so sehr? Jetzt sind Sie also an der Reihe, mich zurückzurufen. Sie kennen ja meine Nummer.«

Pam Short war Immobilienmaklerin bei Garden Hill Realty – Ethans Kindermädchen Sylvie arbeitete dort als Teilzeit-Sekretärin –, und Alice erhoffte sich von ihr eine Art Wunder bei der Haussuche. Sie rief sie an und hinterließ erneut eine Nachricht. Es war ziemlich frustrierend, aber eigentlich war es Alice auch egal. Sie wartete nur noch darauf, dass Lauren sich meldete. Sie lief mit den Kindern an Delikatessenläden, Antiquitätengeschäften, Designer-Boutiquen, eleganten neuen Restaurants und all den Maklerbüros vorbei, die sie quasi ausgelacht hatten, als sie sich nach einem Haus unter einer Million Dollar erkundigt hatte.

Sie überquerten die Smith Street und gingen die baumbestandene President entlang bis zu dem Häuserblock mit Brownstones, wo Alice gewohnt hatte, seit sie erwachsen war. In der Eingangshalle sah Alice, dass Joey – der heute früh ausgezogen war, nachdem er sein ganzes Leben lang in diesem Haus gewohnt hatte – ein Sammelsurium von Dingen zurückgelassen hatte, mit denen er nichts mehr anfangen konnte. Offensichtlich hatte er geglaubt, dass Alice und Mike sie brauchen könnten – einen hässlichen Bilderrahmen, eine Schachtel mit Schuhcremetuben in verschiedenen Farben, ein altes Pinnbrett aus Kork. Alles nur Müll. Sie würde Mike bitten, es später an den Straßenrand zu stellen.

In der Wohnung schaltete sie die Klimaanlage ein und öffnete die Küchentür zum Garten. Die Kinder rannten sofort hinaus, und sie blickte ihnen durch das große Fenster über der Spüle nach. Nell machte die Tonne mit dem Spielzeug auf, und sie holten Schaufeln, Harken und Eimer heraus, die sie in dem großen Sandkasten verteilten, den Mike gebaut hatte.

Alices Gedanken glitten zum gestrigen Tag, und sie überlegte, was ihr wohl entgangen sein mochte. Sie dachte daran, wie Maggie und Lauren neben ihr auf der Bank gesessen hatten. Hatte sie irgendetwas überhört oder missverstanden?

Gestern war es sogar noch heißer gewesen als heute. Alice, Lauren und Maggie hatten nach der Schule auf dem Spielplatz gesessen.

Lauren konnte mit ihrem dicken Bauch nicht mehr bequem sitzen und rutschte immer dichter an Alice heran, die ihr instinktiv Platz machte. Es war ein seltsames Gefühl, dass Lauren, die Kleinste von ihnen, plötzlich so viel Platz brauchte. Sie hatte ihre langen braunen Haare hochgesteckt und mit einem Essstäbchen aus dem China-Takeout befestigt, aber trotzdem stand ihr der Schweiß auf der Stirn. Sie wedelte sich mit der flachen Hand Luft zu. Ihr dunkelrotes Muttermal im Nacken war deutlich zu sehen.

Alice fiel ein, dass sie einen kleinen Klappfächer dabeihatte. Sie holte ihn aus der Tasche, ließ die gelben Plastikstäbe aufspringen und fächelte Lauren Kühlung zu. Dankbar hielt Lauren ihr Gesicht in den Luftzug.

»Joey hat gestern das Haus verkauft«, verkündete Alice.

»Ach, ich dachte, der Käufer wollte nur ein leeres Haus?«, fragte Lauren erstaunt.

»Ja, das war auch so, aber es gab wohl noch einen anderen Interessenten, deshalb hat der erste eingelenkt. Er wollte es unbedingt haben.«

Als Joey sich dazu entschlossen hatte, nach Florida zu ziehen, hatte er Alice und Mike das Haus zum Kauf angeboten. Sie hatten schon seit längerem damit gerechnet, und sie hatten gewusst, dass es nicht billig sein würde, aber Joeys Preisvorstellung traf sie unvorbereitet. 1,7 Millionen Dollar für ein Zweifamilien-Reihenhaus. Alice blickte den alten Mann nur fassungslos an, und Mike brach in Lachen aus. Joey zuckte mit den Schultern, und innerhalb von zwei Wochen hatte er einen Käufer gefunden.

»Ich finde es immer noch unglaublich.« Lauren wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Gelenke waren angeschwollen, und Alice hatte das Gefühl, das Baby würde nicht mehr bis zu seinem errechneten Geburtstermin Mitte September warten. »So viel Geld für ein Haus. Die Leute hier werden immer gieriger. Das ist ja schon krankhaft.«

Das stimmte. In der letzten Zeit schien sich die gesamte Gegend in pures Gold zu verwandeln.

»Gibt es etwas Neues bei euren Hausproblemen?«, fragte Alice.

»Nein, noch nichts.« Lauren legte die Hände auf ihren Bauch und hob ihn ein wenig an. »Tim hat jemanden in der Kanzlei, der sich darum kümmert. Er sagt, vielleicht findet er ja heraus, dass sie es mit anderen Mietern genauso machen. Metro Properties besitzt mehrere Häuser hier in der Gegend. Diese Firmen als Vermieter sind die schlimmsten; wir kennen unseren Vermieter noch nicht einmal. Ich glaube, Tim will Metro unbedingt was anhängen, und ich bin genauso wütend wie er auf diese Blutsauger.«

»Wenn ich du wäre, würde ich einfach ausziehen«, warf Maggie ein. »Es lohnt sich nicht, sich mit solchen Leuten anzulegen.«

Offensichtlich ärgerte Lauren sich über diese Bemerkung. Sie presste die Lippen zusammen und blickte weg. Alice folgte ihrem Blick zu einem leuchtend roten Ball, der auf sie zurollte. Ein kleiner Junge von etwa drei Jahren lief hinterher, wobei er über seine eigenen Turnschuhe stolperte und mit dem Gesicht zuerst auf den schwarzen Gummibelag fiel, der genau aus diesem Grund den Boden des Spielplatzes bedeckte. Er brach in jämmerliches Heulen aus, und Alice wollte schon aufspringen, um ihn aufzuheben, als eine Frau angelaufen kam und ihn in die Arme nahm. Sie war noch jung, sicher noch keine dreißig, und trug Jeans, schwarze Lederturnschuhe und ein ausgeschnittenes rotes T-Shirt. Ihre dunklen Haare waren zu einem kinnlangen Bob geschnitten und betonten ihre helle Haut. Die runden, rosafarbenen Gläser ihrer Sonnenbrille verdeckten ihre Augen fast ganz.

»Schsch, Kumpel, es ist nichts passiert.« Ihre Stimme war klar und warm, klang jedoch nicht besorgt. Die Mutter war sie offenbar nicht.

Um ihre Vermutung zu bestätigen, fragte Alice: »Hat sich Ihr Sohn wehgetan?«

Die Frau blickte sie lächelnd an. »Nein, das war nicht schlimm.«

Alice zog ein sauberes Taschentuch aus der Tasche und reichte es ihr. »Meine Kinder fallen ständig hin«, sagte sie.

»Das ist vielleicht immer ein Drama!«

Die Frau nahm das Taschentuch und trocknete die Tränen auf den Wangen des kleinen Jungen.

»Der ist ja süß«, sagte Alice.

»Ja«, erwiderte die Frau, »mein Neffe ist ein Goldstück.«

»Ich bin kein Goldstück«, begehrte der Junge auf. »Ich bin ein Mensch.«

Die junge Frau lächelte ihn liebevoll an. »Du bist mein großer Junge.« Sie wuschelte ihm durch die Haare und setzte ihn wieder ab. Sofort hob er seinen roten Ball auf, warf ihn hoch und jagte erneut hinter ihm her. Seine Tante blickte ihm nach. Sie trug keinen Ehering, stellte Alice fest. Sie trug überhaupt keinen Schmuck, noch nicht einmal Ohrringe. Und sie war schlank und muskulös wie eine Sportlerin.

»Ich habe Sie schon häufiger hier gesehen«, sagte Alice.

»Ich passe ab und zu auf ihn auf. Das hält mich geistig gesund, wissen Sie.«

»Komisch, mich macht es eher wahnsinnig, auf die Kinder aufzupassen.« Alice warf Maggie und Lauren einen Blick zu. Beide nickten heftig zur Bestätigung.

»Ich heiße Alice.«

»Frannie.«

»Nett, Sie kennen zu lernen.«

Auf der anderen Seite des Spielplatzes war Geschrei zu hören. Alice blickte sich rasch nach den Kindern um, aber sie waren nicht in der Nähe.

»Entschuldigung«, murmelte sie und rannte auf die andere Seite des Spielplatzes.

Zwei Kinder, die sie nicht kannte, stritten sich um die Schaukel, und Alice sah erleichtert, dass Nell mit einem Mädchen aus ihrer Klasse auf einer niedrigen Holzplattform hockte. Sie beugten sich über ihre wertvolle Kartensammlung, wobei Nells rötlich-blonde Haare wie ein Schleier über ihre Hände fielen. Peter, dunkelhaarig und gut aussehend wie sein Vater, stand oben an der großen Rutsche und wartete darauf, dass er an die Reihe kam. Erleichtert ging Alice zur Bank zurück. Frannie war nicht mehr da.

»Mann, der kleine Spurt hat mich ganz schön angestrengt«, sagte Alice.

»Ja, da sagst du was. Ich gerate schon aus der Puste, wenn ich nur einen Schritt gehe.« Lauren legte ihren Arm auf die Rückenlehne der Bank hinter Alice. »Ich bin so froh, dass wir gleichzeitig schwanger sind.«

»Das wird schön, wenn wir mit den Babys morgens zum Spielplatz gehen«, erklärte Alice. »Hier ist es viel friedlicher, wenn die großen Kinder in der Schule sind.«

»Ich will euch ja nicht beleidigen«, warf Maggie ein, »aber ich bin total glücklich, dass ich mich euch nicht anschließen muss.« Hochmütig schlug sie ein langes, gebräuntes Bein über das andere, sodass ihr perlenbesetzter Flipflop von ihrem Fuß baumelte. Alice und Lauren ignorierten die Bemerkung. Sie wussten seit langem, dass es selten der Wahrheit entsprach, wenn Maggie eine Äußerung mit solchem Nachdruck von sich gab.

»Wie wäre es, wenn wir morgen Abend bei mir zu Hause grillen?«, schlug Alice vor. »Als Abschiedsfest für den Sommer sozusagen. Um sechs?«

»Muss der Sommer denn wirklich schon vorbei sein?«, fragte Lauren traurig.

»Früher oder später muss alles einmal enden«, erwiderte Maggie. »Das Leben ist wie ein Orgasmus, findet ihr nicht auch? Der gute Teil ist flüchtig, und der Rest ist entweder Vorspiel oder Saubermachen. Nur ein perfektes Paar Schuhe lässt das Herz wirklich höher schlagen. Habe ich Recht, Alice?«

Alice brach in Lachen aus, und Maggie und Lauren stimmten fröhlich ein.

Von der anderen Seite des Spielplatzes aus sah Frannie zu ihnen herüber. Sie hielt ihren Neffen auf dem Schoß, ergriff seine kleine Hand und ließ ihn winken. Alice und Lauren winkten zurück.

»Sie ist mir sympathisch«, erklärte Lauren. »Ich weiß nicht, warum.«

»Mir auch«, stimmte Alice ihr zu.

Kurz darauf machte Maggie sich wieder auf den Weg zum Blue Shoes. Alice sammelte Nell und Peter ein und küsste Lauren zum Abschied.

»Sollen wir uns morgen wieder hier treffen, bevor wir die Kinder abholen?«, fragte Alice. »Um halb drei? Ich hole uns diesen leckeren Eiskaffee aus dem Autumn Café.«

Lauren lächelte. »Abgemacht.«

Alices Gedanken wandten sich wieder der Gegenwart zu. Durch das Küchenfenster sah sie, wie sich die Kinder gegenseitig mit Sand bewarfen. Warum klingelte nicht endlich das Telefon? Sie trat an den Apparat und überprüfte noch einmal den Anrufbeantworter, aber es war natürlich nichts darauf. Dann rief sie Maggie an, die auch nichts Neues zu berichten wusste und lediglich sagte, sie sei gerade auf dem Weg in Laurens Wohnung. Ein Anruf bei Tims Sekretärin ergab, dass Tim informiert worden war, äußerst besorgt reagiert hatte und sich jetzt auf dem Heimweg befand. Warum hatte er sie nicht selbst angerufen, um ihr das zu sagen?, fragte sich Alice verärgert. Aber Lauren hatte ja schon immer gemeint, er sei kein großer Kommunikator.

Sie machte den Kühlschrank auf und stellte die Zutaten für das Barbecue auf die Küchentheke. Truthahn-Schnitzel, Würstchen, Senf, Ketchup, Kartoffelsalat, Kopfsalat.

Praktische Alltagsverrichtungen, um die größer werdende Sorge wegzuschieben. Durch einen schmalen Spalt am Küchenfenster drang das Geplapper der Kinder und ein Schwall heißer Luft.

Als das schrille Klingeln des Telefons hinter ihr die merkwürdige Stille plötzlich durchbrach, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Sie atmete tief durch, um ruhiger zu werden, durchquerte die Küche und hob den Hörer ab.