84. KAPITEL

Nick stand am Rande des Gehölzes, jede Nervenfaser angespannt. Der Schein der Taschenlampe war nicht stark genug, um viel zu sehen. Äste schwangen im wieder auffrischenden Wind. Nachtaktive Vögel riefen sich etwas zu. Die schwarze Gestalt war jedoch verschwunden, oder sie versteckte sich.

Ihm fiel ein, dass sich nicht weit von hier ein alter Weg durchs Gehölz bis hinunter zum Fluss schlängelte. Mit dem Jeep hatte er eine gute Chance hinunterzukommen. Er lief zur Kirche zurück. Als er die Waffe ins Schulterholster steckte, bemerkte er eine Ausbuchtung in der Jackentasche. Christines Handy. Großartig. Wenn er damit Verstärkung anforderte anstatt über den Polizeifunk im Jeep, konnte er vielleicht einen Medienauflauf verhindern.

Lucy antwortete beim zweiten Klingeln.

„Lucy, hier ist Nick.“

„Nick, wo in aller Welt bist du? Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Ich habe keine Zeit für Erklärungen. Ich brauche ein paar Männer und Suchscheinwerfer. Ich glaube, ich habe den Täter gerade ins Gehölz hinter der alten Kirche gescheucht. Er will wahrscheinlich wieder zum Fluss.“

„Wo sollen die Jungs dich treffen?“

„Unten am Fluss. Es gibt da einen alten Schotterweg durchs Gehölz, gleich neben der Old Church Road, hinter dem State Park. Nicht weit von der Stelle, wo wir Matthew gefunden haben. Du weißt wo?“

„Ist das nicht der alte Knutschtreff?“

„Knutschtreff?“

„Na ja, die Teenies nennen das so. Da ist eine Lichtung über dem Fluss. Die Kids fahren dahin zum Knutschen.“

„Ja, das ist es wohl. Lucy, sag Hai Bescheid. Er soll entscheiden, wen er mitbringt, okay?“

„Okay.“

Er klappte das Handy zu. Was, wenn er nur einen Obdachlosen verscheucht hatte, der sich in der Kirche vor der Kälte schützen wollte? Dann stünde er wieder wie ein Idiot da. Aber zur Hölle damit, Hauptsache, sie fanden Timmy.

Er blieb am Kellerfenster stehen, stieß mit dem Fuß Holz und Glas beiseite und ging in die Hocke, um hineinzuleuchten. Ein Bett, Poster an den Wänden, und da stand eine Kiste mit Essen. Zweifellos hatte sich hier jemand eingerichtet. Ein Stück Kette blitzte im Lichtstrahl auf. Oder hier wurde jemand gefangen gehalten. Er sah die Comics, die verstreuten Baseballkarten und den kleinen Kindermantel. Timmys Mantel. Vielleicht ist es ja nicht seiner, sagte er sich, um nicht zu viel Hoffnung aufkommen zu lassen. Doch er war fast überzeugt, hier hatte man Timmy festgehalten. Maggie hatte Recht gehabt.

Dann sah er das blutige Kissen.