4. Kapitel

Der Planet Ossus hing gesäumt von Feuer im All, eine riesige graue Perle, die zwischen dem orangefarbenen Rund zweier Sonnen schwebte. Ossus war grau, weil die gesamte Welt von Wolken bedeckt war – und sie war von Wolken bedeckt, weil Ossus zweimal im Jahr direkt zwischen seinen beiden Sternen hindurchwanderte. Von gegenüberliegenden Seiten der gleißenden Energie ausgesetzt, verstrichen mehrere Wochen, ohne dass es Nacht wurde. Dann stieg die Temperatur auf dem Planeten sprunghaft an, woraufhin ein Großteil des Oberflächenwassers in atmosphärischen Dunst umgewandelt wurde.

Allana Solo wusste dies alles, weil sie es in der Informationsakte des Geheimdienstministeriums gelesen hatte, zusammen mit der Warnung, dass der Wasserdampf dort unten während dieser Phasen so dicht war, dass Piloten praktisch blind flogen, bis sie den Weltraum erreichten. Doch für die neun Jahre alte Allana, die vom königlichen Privatabteil an Bord der Drachenkönigin II auf die Welt herabblickte, hatte es den Anschein, als würde Ossus versuchen, den Jedi-Nachwuchs dort zu behalten, als wolle der Planet verhindern, dass die Jedi-Akademie evakuiert wurde, selbst wenn das den Tod jedes einzelnen Schülers bedeuten mochte.

»Es besteht kein Grund zur Sorge.« Allanas Mutter kam herüber, um in der Observationskuppel neben ihr stehen zu bleiben. »Deine Großeltern haben derlei Dinge schon gemacht, bevor ich auch nur geboren wurde.«

Allana nickte und musterte das Spiegelbild ihrer Mutter im Transparistahl des Sichtfensters. In einen grauen Pilotenoverall gekleidet und mit einem Rancorzahn-Lichtschwert, das am Gürtel an ihrer Hüfte hing, wirkte sie mehr wie eine Jedi-Ritterin als die Königinmutter des Hapes-Konsortiums. Diese Art von Aufmachung trug Tenel Ka ausschließlich privat – was vermutlich auch damit zu tun hatte, dass dies ein seltener, flüchtiger Einblick in das Leben war, von dem sich eine der mächtigsten Frauen in der Galaxis wünschte, es immer leben zu können, wie Allana wusste.

Als Allana nicht antwortete, ergriff ihre Mutter ihre Hand. »Ihnen wird nichts passieren. Wenn überhaupt jemand so etwas fertig bringt, dann Han und Leia Solo.«

»Ich glaube nicht, dass du mir das versprechen kannst«, meinte Allana, die weiterhin den wolkenverhangenen Planeten vor ihnen studierte. »Selbst Oma und Opa fliegen normalerweise nicht mitten in einen Sith-Hinterhalt hinein – jedenfalls nicht absichtlich

»Nein, normalerweise nicht«, gab ihre Mutter zu. »Aber … genau deshalb sind wir nun mal hier. Und dank der hapanischen Kriegsflotte, die nur darauf wartet zuzuschlagen, beschließen die Sith womöglich, überhaupt nicht anzugreifen.«

Allana verdrehte die Augen. »Selbst ich kenne die Sith da besser, und ich bin erst neun.«

Ihre Mutter kicherte. »Nun, vielleicht war das eher meine Hoffnung als meine Überzeugung«, gestand sie. »Aber wir wissen doch beide, dass es ein Fehler wäre, deine Großeltern zu unterschätzen.«

Allana schickte sich an, dem zuzustimmen, hielt jedoch inne, als ihr Haus-Nexu, Anji, eine Warnung knurrte. Allana schaute zum Innenbereich des Privatquartiers hinüber und sah Trista Zel, die Cousine und Vertraute ihrer Mutter, näher kommen. Da sie wusste, dass Trista sie nicht stören würde, wenn es nicht wichtig war, brachte Allana Anji mit einem Handzeichen zum Schweigen und trat dann beiseite, um in der kleinen Observationskuppel Platz zu machen.

Trista schenkte ihnen ein entschuldigendes Lächeln. »Verzeih, dass ich störe, Cousine«, sagte sie. Hätte irgendjemand anderes die Königinmutter derart zwangslos angesprochen, wäre er in die Vergänglichen Nebel verbannt worden. »Aber du wolltest informiert werden, wenn die Sith ihren Zug machen.«

Tenel Ka runzelte die Stirn. »Jetzt schon?«

Trista nickte. »Die Späher haben ein Geschwader Skipray Zwölf-jotts ausgemacht, die auf der anderen Seite des Planeten in die Atmosphäre eintreten.«

»Zwölf-jotts?«, echote Tenel Ka. »Wo haben sie denn diese alten Kisten aufgetrieben?«

Trista zuckte die Schultern. »Daran arbeiten wir noch, Majestät«, sagte sie. »Viel wichtiger ist, dass die Taktik denkt, dass sie die Wolkendecke nutzen werden, um den Konvoi anzugreifen, sobald er die Akademie verlässt. Commander Skela empfiehlt, zwei Geschwader Miy’tils starten zu lassen, um die Vhork-Staffel zu unterstützen und den Konvoi zu beschützen.«

Tenel Ka dachte einen Moment lang nach und nickte dann. »Informiere die Solos – aber schick stattdessen vier Geschwader los.«

Tristas Augen weiteten sich. »Vier Geschwader?«

Keiner der anderen Ratgeber der Königinmutter hätte es gewagt, ihre Entscheidung infrage zu stellen, aber Trista und Taryn Zel – und jetzt, wo er und Taryn ein Paar waren, auch Jedi-Ritter Zekk – waren Angehörige von etwas, das sich der Lorellianische Hof nannte. Allana vermutete, dass es sich beim Lorellianischen Hof um eine ultrageheime Abteilung der Hapanischen Sicherheit handelte. Allerdings wusste sie mit Gewissheit bloß drei Dinge über die Organisation: Erstens, dass es ihr verboten war, ihre Existenz zu erwähnen, nicht einmal ihren Großeltern gegenüber; zweitens, dass sie jedem trauen konnte, der den geheimen Code kannte; und drittens, dass sie an ihrem achtzehnten Geburtstag in diese Gruppe aufgenommen werden würde.

Als die Königinmutter nicht sofort reagierte, sagte Trista: »Majestät, vier Geschwader sind die Hälfte des gesamten Jäger-Kontingents des Kampfverbandes – und diese Zwölf-jotts sind älter als wir.«

»Diese Zwölf-jotts werden von Sith-Piloten geflogen«, entgegnete Tenel Ka. »Bis wir ihr Leistungsvermögen kennen, will ich, dass wir auf Nummer sicher gehen.«

Der befehlende Tonfall in der Stimme der Königinmutter duldete keinen Widerspruch.

»Dann also vier Geschwader.« Trista neigte ihr Haupt, machte jedoch keine Anstalten zu gehen. »Außerdem habe ich eine Botschaft von Lady Maluri.«

Tenel Ka seufzte überdrüssig. »Muss das sein?«

»Ich fürchte, ja«, sagte Trista. »Sie bat mich, ihre Sorge darüber zu übermitteln, dass es ein eklatanter Missbrauch der königlichen Autorität sei, zum Schutz von Jedi-Jünglingen hapanische Leben aufs Spiel zu setzen.«

Tenel Ka rollte mit den Augen. »Bitte, erinnere Lady Maluri daran, dass die Sith versucht haben, ihre Königin zu ermorden«, sagte sie. »Informiere sie darüber, dass ich sie in dem Fall, dass sie nicht gewillt ist, einen solchen Angriff auf die hapanische Souveränität angemessen zu bestrafen, durch jemanden ersetzen werde, der es ist.«

»Mit Vergnügen, Cousine.«

Trista verneigte sich und wollte sich zurückziehen, aber Tenel Ka hob einen Finger, da sie noch etwas auf dem Herzen hatte. »Und sorg dafür, dass dies das letzte Mal ist, dass Lady Maluri wegen des erstaunlichen Mangels an Gewogenheit verwarnt werden muss, den sie gegenüber ihrer Königin an den Tag legt«, fügte Tenel Ka hinzu. »Sag ihr, dass ich vor Wut etwas durch die Gegend geschleudert habe.«

Trista lächelte. »Ich werde ihr die Situation nachdrücklich vor Augen führen, Majestät.«

Tenel Ka nickte, und Trista entfernte sich.

Als sie außer Hörweite war, suchte Allana den Blick ihrer Mutter. »Du riskierst eine Menge, um Oma und Opa dabei zu helfen, die Jedi-Akademie zu evakuieren«, sagte sie. »Lady Maluri ist vermutlich nicht die einzige Adelige, der es nicht gefällt, die Jedi zu unterstützen.«

Ihre Mutter dachte einen Moment lang nach und nickte dann. »Ja, das stimmt. Ich riskiere tatsächlich eine Menge – mein Leben, und womöglich sogar deins.« Sie blickte wieder aus der Observationskuppel hinaus. »Und welcher Grund würde mich dazu bringen, ein solches Risiko einzugehen? Was ist für mich der einzige Grund dafür, dass ich dein Leben aufs Spiel setzen würde?«

Allana brauchte nicht über die Antwort darauf nachzugrübeln – die Worte waren ihr eingebläut worden, seit sie alt genug war, um sich ihrer zu erinnern. »Um das Reich zu schützen.«

»Das ist richtig«, erklärte ihre Mutter. »Hätten die Sith mit ihrem Anschlag auf mich Erfolg gehabt, hätte es einen Thronfolgekrieg gegeben – ein Krieg, den zu führen du noch nicht bereit bist.«

»Ich weiß«, antwortete Allana. Manchmal schien es, als sei ihr Leben bloß eine einzige lange Lehrstunde. Trotzdem tat sie stets ihr Bestes, um aufmerksam zuzuhören, weil sie wusste, dass eines Tages Milliarden von Leben von ihren Entscheidungen abhängen würden. »Und während unser Volk einander bekämpft, wäre das Reich ein leichteres Ziel für Angriffe von außen gewesen.«

»Ein leichteres Ziel für die Sith«, korrigierte ihre Mutter. »Ganz gleich, ob Lady Maluri und ihre Freunde nun bereit sind, das zuzugeben oder nicht: Der Vergessene Stamm führt bereits Krieg gegen uns. Alles, was ich jetzt tue, ist, Verbündete um mich zu scharen.«

»Und es gibt keine besseren Verbündeten als die Jedi«, stimmte Allana zu. Sie wandte sich wieder dem wolkenverhüllten Planeten zu, der jenseits des Transparistahls schwebte. »Was wirklich gut ist, da die Jedi unsere Freunde sind. Und Opa sagt immer, dass man seinen Freunden helfen muss – ganz gleich, was geschieht.«

»Dein Großvater ist sehr weise«, stimmte ihre Mutter zu. »Und er hat recht. Selbst, wenn die Sith mich nicht angegriffen hätten, würden wir jetzt …«

Aber Allana hörte nicht länger zu, da sich in den ossanischen Wolken gerade eine kleine Öffnung aufgetan hatte, die sich rasch ausdehnte, innerhalb von zwei Atemzügen von der Größe ihrer Faust größer als Anjis Kopf wurde, und mit einem Mal verspürte Allana ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Das Loch schwoll zu einer riesigen schwarzen Grube an, und ihr wurde bewusst, dass sie fiel, dass sie in eine Dunkelheit stürzte, die finsterer war als das All selbst. Ein klammer, übel riechender Gestank erfüllte ihre Nasenlöcher, und das Rauschen vorbeisausender Luft flüsterte in ihren Ohren.

Bloß, dass es kein Flüstern war. Es war mehr ein Zischen, wie ein Laut, den eine wütende Barabel von sich geben mochte, und Allana wurde klar, dass sie überhaupt nicht fiel. Allerdings befand sie sich auch nicht mehr an Bord der Drachenkönigin II. Sie stand in einem dunklen Korridor unter dem Jedi-Tempel und spähte durch eine offene Luke in eine düstere Kammer, in der ein großes Nest aus Nagetierknochen dräute.

Zwischen den Knochen ragten Dutzende winziger Köpfe empor. Sie hatten kurze, dicke Schnauzen und lange, zischelnde Zungen, und in ihren Augen mit den geschlitzten Pupillen leuchteten Furcht und Zorn. Sie strömten nun springend, kreischend und um sich krallend aus dem Nest. Allana wich zurück – und stieß mit dem Rücken gegen die Wand.

Die jungen Reptilien erreichten sie nie. Hinter ihr explodierte ein Hagel von Blasterschüssen, die eine Durastahlwand durchschlugen, um die kleinen Kreaturen in ihr Nest zurückzuschleudern, verkohlt, rauchend und tot.

Allana schrie und rief nach Tesar und Wilyem, um ihnen zu sagen, dass sie sofort zu ihrer Brut zurückkehren mussten. Aber die Barabel kamen nicht. Das Nest verschwand in der Düsternis, und Allana erkannte, dass sie sich wieder an Bord der Drachenkönigin II befand, während die Arme ihrer Mutter sie fest umfingen. Anji drückte sich dicht auf den Boden der Observationskuppel, knurrte und schlug mit ihren Pranken nach dem Transparistahl.

»Allana?«, keuchte ihre Mutter. »Was ist? Was ist los?«

Allana schaute sich um, und ihre Verwirrung nahm noch weiter zu, als sie die vertraute Opulenz des königlichen Privatabteils erkannte, in dem sie sich befand. »Mami, ich muss mit Meisterin Sebatyne sprechen – sofort!«

Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Mit Meisterin Sebatyne?«, fragte sie. »Aber sie ist auf Coruscant – höchstwahrscheinlich mitten in der Schlacht.«

»Das ist egal. Sie töten die …« Allana hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht mehr sagen konnte, ohne das Versprechen zu brechen, das sie Tesar Sebatyne gegeben hatte, nämlich, dass sie die Existenz des Barabelnests unter dem Jedi-Tempel niemals preisgeben würde. »Jemand erschießt die Kinder meiner Freunde!«

»Welcher Freunde?«

»Meiner Freunde auf Coruscant«, sagte Allana. »Sie brauchen unsere Hilfe!«

»Und wir werden ihnen helfen«, versicherte ihre Mutter ihr. »Doch das können wir erst, wenn du dich beruhigt hast. Jetzt erzähl mir alles, von Anfang an.«

Allana nahm einen tiefen Atemzug und hielt die Luft kurz an, derweil sie eine Jedi-Entspannungstechnik benutzte, um ihren Verstand zu klären und die Panik zu verdrängen. Denn Panik war der Feind – daran erinnerte ihre Tante Jaina sie ständig. Panik hatte schon mehr Leute umgebracht, als alle Blaster in der Galaxis zusammengenommen, und sie würde auch weiterhin töten, selbst wenn es keine Kriege mehr gab.

Nach einigen Atemzügen fühlte sich Allana ruhig genug, um zu erklären, was sie gesehen hatte – wie sie auf Ossus hinausgeblickt hatte, als sich in den Wolken ein Loch auftat, und wie sie dort hineingestürzt war und sich in einem dunklen Korridor tief im Keller des Jedi-Tempels wiederfand.

»Doch mehr kann ich dir dazu nicht sagen«, erklärte Allana. »Ich habe versprochen, den Rest geheim zu halten.«

»Wem hast du das versprochen?«

Allana blickte finster drein. »Mama! Wir haben jetzt keine Zeit für das Grees-Gambit«, sagte sie. »Kinder werden getötet!«

Die Miene ihrer Mutter spiegelte jetzt eher Geduld, denn Sorge wider. »Allana, du weißt, dass du nicht wirklich in diesem Korridor warst, nicht wahr?«

»Ja, das … das weiß ich«, sagte Allana. »Das war eine Machtvision, so wie die, die ich auf Klatooine hatte.«

Tenel Ka dachte darüber nach und sagte dann: »Die Macht ist zweifellos sehr stark in dir. Das sind zwei Visionen in weniger als sechs Monaten.«

Allana wusste nicht, ob sie darüber außer sich vor Freude oder zu Tode betrübt sein sollte. Ihr Vater war Jacen Solo. Sie hatte ihn nicht allzu gut gekannt, doch sie hatte genug über sein Leben gelesen, um zu wissen, dass Machtvisionen zu seinem Untergang geführt hatten, und sie hatte gewiss nicht die Absicht, ihm auf die Dunkle Seite zu folgen. Allerdings wusste sie auch, dass Großmeister Skywalker ebenfalls Machtvisionen hatte und er sie als Orientierungshilfe von der Macht zu akzeptieren schien. Dummerweise verriet keines von beidem Allana, was sie tun sollte. »Wenn es eine Machtvision ist, dann sollte ich vermutlich dafür sorgen, dass sie nicht wahr wird, richtig?«, fragte sie. »So, wie ich es tat, als ich den brennenden Mann bei dir sah.«

In den Augen ihrer Mutter loderte Besorgnis auf, aber sie sagte Allana nicht, dass sie damit falsch lag. Stattdessen drehte sie in einer Geste der Hilflosigkeit lediglich ihre Handflächen nach oben. »Ich wünschte, ich wüsste die Antwort darauf«, sagte sie. »Jede Vision bedeutet etwas anderes. Alles, was ich mit Sicherheit zu sagen vermag, ist, dass diese bedeutet, dass die Macht stark in dir ist.«

Allana dachte darüber nach und erinnerte sich an etwas, das sie zufällig mitangehört hatte, als Luke Skywalker es zu ihrer Großmutter gesagt hatte, nämlich, dass sich Jacen der Dunklen Seite zugewandt habe, weil er glaubte, dass es sein Schicksal sei, das zu ändern, was er sah. Das Letzte, was sie wollte, war, denselben Fehler zu begehen – doch ebenso wenig konnte sie einfach ignorieren, was sie mitangesehen hatte, was der Barabel-Brut wiederfuhr. Sie sterben zu lassen schien noch schlimmer zu sein, als den Versuch zu unternehmen, die Zukunft zu ändern. Nach einem Moment blickte Allana missmutig zu ihrer Mutter auf. »Mutter, das ist keine große Hilfe«, sagte sie. »Woher soll ich denn wissen, was die Macht mir sagt, dass ich tun soll?«

»Vielleicht hat sie dir gar nicht gesagt, irgendetwas zu tun«, meinte ihre Mutter. »Machtvisionen sind keine Befehle, Allana, sondern bloß flüchtige Blicke in eine Zukunft, die in ständigem Wandel ist. Das Wichtigste daran ist, was du tust, nachdem du eine hattest. Das bestimmt, wer du später im Innern sein wirst – und zu wem du werden wirst, ist für die Zukunft wesentlich wichtiger als jede Wahl, die du jemals treffen wirst.«

»Opa nennt das den Lando-Schlenker«, sagte Allana, die mit dem Ratschlag ihrer Mutter nicht sonderlich glücklich war. »Er meint, dass Leute das sagen, wenn sie nicht wissen, was sie einem sonst sagen sollen.«

Ihre Mutter lächelte. »Nun, um ehrlich zu sein, weiß ich wirklich nicht, was ich dir sagen soll. Du musst deine eigene Entscheidung treffen. So funktioniert die Macht.«

»Aber was, wenn ich mich falsch entscheide?«

»Höre auf dein Herz, und das wird nicht passieren«, versprach ihre Mutter. »Niemand kann in die Zukunft sehen, Allana – nicht einmal Großmeister Skywalker. Doch wir formen sie jeden Tag, mit den Entscheidungen, die wir treffen. Alles, was du tun musst, ist, auf dein Herz zu hören. Dein Herz sagt dir, was richtig und was falsch ist. Wenn du tust, was dein Herz dir sagt, wird sich die Zukunft um sich selbst kümmern.«

Allana brauchte nicht lange auf ihr Herz zu lauschen. »Das ist ziemlich einfach«, meinte sie. »Ich kann meine Freunde nicht im Stich lassen. Ich muss sie vor der Gefahr warnen, in der ihr Nachwuchs schwebt.«

»Dann werden wir das tun«, sagte ihre Mutter. »Denkst du, du kannst Meisterin Sebatyne durch die Macht eine Warnung zukommen lassen?«

Allana dachte einen Moment lang darüber nach. Normalerweise konnte sie ihre Mutter in der Macht finden, selbst über all die Lichtjahre hinweg, die Coruscant und das Konsortium teilten. Und manchmal konnte sie ihre Großmutter finden. Doch es war ihr noch nie gelungen, Barv ausfindig zu machen oder auch nur Jaina, und die beiden kannte sie um einiges besser als Meisterin Sebatyne.

Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«

»In diesem Fall müssten wir das HoloNet benutzen«, sagte ihre Mutter. »Und wenn wir das tun, fangen die Sith die Nachricht möglicherweise ab. Würde das eine Rolle spielen?«

»Das wäre sehr schlecht«, antwortete Allana sofort. Bislang war ihr nichts zu Ohren gekommen, das darauf hingewiesen hätte, dass das Barabel-Nest entdeckt worden war. Aber falls die Sith eine Botschaft abfingen, in der Meisterin Sebatyne vor der drohenden Gefahr für die Brut gewarnt wurde, würden sie mit Sicherheit eine gründliche Durchsuchung des Jedi-Tempels veranlassen. »Das würde alles ruinieren.«

»Dann sollten wir vielleicht damit warten, bis die Evakuierung abgeschlossen ist«, sagte ihre Mutter. »Sobald deine Großeltern zurück sind, werden wir Prinzessin Leia bitten, Meisterin Sebatyne durch die Macht zu warnen. Wäre das in Ordnung?«

Allana dachte einen Moment lang nach und nickte dann. »Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig.«