15. Kapitel
Die Säulen standen über die Stirnseite des fernen Berges verstreut. Ihre blassen Schäfte ragten wie Klippen aus den blaugrauen Hängen hervor. Ihre Pfeiler schienen hundert Stockwerke hoch zu sein, doch das geheimnisvolle Bauwerk, das zu stützen sie errichtet worden waren, blieb unter einem kilometerhohen Erdhügel verborgen. Keine Straße durchquerte die endlose Weite der von Gestrüpp durchsetzten Ebene, die den Staubberg umgab, und kein Schiff sauste durch den orangefarbenen Himmel darüber. Und dennoch waren die Säulen der einzige Hinweis auf Zivilisation im Reo-System – im gesamten Maraqoo-Sektor –, also musste dies der Ort sein, den er suchte.
Raynar Thul steuerte den Landgleiter vorsichtig geradeaus. Obgleich er bei vielen der jüngsten Jedi-Missionen eine wichtige Rolle gespielt hatte, hatte er nicht das Gefühl, dieser hier gewachsen zu sein. Meister Skywalker hatte ihn darum gebeten, zu der Killik-Kolonie zurückzukehren, die er einst als der Neunister UnuThul angeführt hatte. Allerdings war Raynar damals im wahrsten Sinne des Wortes nicht er selbst gewesen. Er hatte schwer verletzt eine Schlacht überlebt und zugelassen, dass er sich im Schwarmbewusstsein eines Killik-Nests verlor – um zu einem Neunister zu werden. Diese Erfahrung hatte sein Gefühl für Identität vollkommen zerstört und seinen Verstand in Trümmer gelegt, und selbst jetzt, wo er wieder genesen war, fühlte sich Raynar noch immer unsicher und unvollständig.
Allerdings sahen sich die Jedi derzeit mit einer Feindin konfrontiert, die gleichermaßen rätselhaft wie mächtig war, und ihre einzige Hoffnung aufs Überleben bestand darin, dem verworrenen Kollektivgeist der Killiks einige Antworten zu entlocken. Jemand musste sie dazu überreden, alles preiszugeben, was sie über die geheimnisvollen Himmlischen wussten, denen sie einst gedient hatten, und Raynar war der einzige Jedi, der dazu imstande war. Deshalb hatte er den Auftrag übernommen und versprochen, ihn erfolgreich zu erledigen … selbst, wenn das bedeutete, von Neuem den Verstand zu verlieren, den er acht lange Jahre über zurückzuerlangen versucht hatte.
Als sich der Landgleiter dem Berg aus Staub weiter näherte, sah Raynar, dass die riesigen Säulen mit Reliefs von geflügelten Bestien und gehörnten Unholden verziert waren. Um die Füße dieser Gestalten wanden sich seilartige Formen, bei denen es sich um Schlangen oder Lianen handeln konnte.
Lowbacca, zwei Meter dreißig von einem Wookiee, kauerte vorne auf dem Beifahrersitz, die Knie an die Brust gezogen, und tat knurrend seine Ansicht kund, dass die Lianen ein gutes Zeichen seien.
»Da bin ich entschieden anderer Meinung, Meister Lowbacca«, meinte C-3PO, der direkt hinter dem Wookiee saß. »In diesem Kontext sind die Ranken ein Symbol der unvermeidlichen Zerstörung. Wären die Ruinen nicht so offenkundig verlassen, würde ich vorschlagen, unverzüglich umzudrehen und sie von unseren Speicherchips zu löschen.«
»Ich glaube, Lowie will damit bloß sagen, dass wir am richtigen Ort sind«, sagte Tekli. Die pelzige kleine Chadra-Fan, die auf dem Sitz hinter Raynar saß, war vermutlich die Einzige in dem beengten Landgleiter, für die die Fahrt auch nur annähernd bequem war. »Die Ranken deuten darauf hin, dass wir endlich ein Nest mit einer direkten Verbindung zu Abeloth gefunden haben. Allerdings sind die geflügelten Kreaturen etwas Neues. Gibt es Verweise auf schlangenartige Grotesken, die zusammen mit anderen Symbolen auftauchen?«
»Nicht in meinen Datenbanken«, versicherte C-3PO ihr. »Und ich habe jede verfügbare Referenz zu diesem Thema gespeichert. Tatsächlich stehen mir zwei Komma drei Millionen Artikel und sieben Komma eins Millionen Bilder …«
Lowbacca unterbrach ihn mit einem ungeduldigen Grollen.
»Nein, ich würde es nicht vorziehen, auf der Gepäckfachabdeckung mitzufahren«, gab C-3PO zurück. »Habt Ihr auch nur die geringste Ahnung, was dieser ganze Staub meinen Servomotoren antun würde?«
Lowbacca knurrte erneut.
»Nein, ich erwarte keine Probleme mit meinem Vokabulator, Jedi Lowbacca«, entgegnete C-3PO. »Und selbst, wenn ich das täte, versichere ich Euch, dass noch mehr Staub in diesem Fall bloß noch schädlicher wäre.«
Raynar lachte leise, froh darüber, dass seine Freunde bei ihm waren, um zu verhindern, dass er sich in Gedanken zu sehr mit seinen Ängsten beschäftigte. Offiziell hatte Meister Skywalker Tekli und Lowbacca der Mission als Sanitäterin und technischen Offizier zugewiesen. Allerdings war Raynar sich ziemlich sicher, dass ihre wichtigste Aufgabe darin bestand, dafür zu sorgen, dass er bei klarem Verstand blieb – zumindest hoffte er, dass dem so war. C-3PO war eine Leihgabe, um ihnen als Übersetzter zu dienen, sodass es nicht nötig sein würde, dass Raynar das Risiko eingehen musste, erneut zu einem Neunister zu werden, bloß um mit den Killiks kommunizieren zu können. Und ob dies nun zu Meister Skywalkers Plan gehörte oder nicht, so hatte sich der Droide außerdem als permanentes Ärgernis erwiesen – und damit für Ablenkung gesorgt. Die drei Jedi lebten mittlerweile schon seit über einem Monat auf engstem Raum zusammen, und C-3PO diente ihnen als praktische Möglichkeit, die Verärgerung, die es vielleicht unter ihnen gab, an jemand anderem auszulassen. Was das betraf, so hatte der Droide ihnen bislang hervorragende Dienste geleistet.
Der Landgleiter war noch immer einen Kilometer von dem Berg entfernt, als an verschiedenen Stellen zwischen frei liegenden Säulen dunkle Flecken auftauchten. Zuerst schien es sich bei den Flecken um irgendeine Art von Verzierungen zu handeln, doch als die Gefährten näher kamen, wurden die Formen quadratischer, um schließlich zu fernen Fensteröffnungen heranzuwachsen. Im Staub am Fuße des Berges wurde ein Pfad sichtbar, der durch eine schmale Rinne auf einen großen, schwarzen Felsbogen zulief, der große Ähnlichkeit mit einem offen stehenden Tor aufwies.
Als Raynar zu dem Schluss gelangte, dass es sich bei dem schwarzen Bogen tatsächlich um ein Tor handelte, steuerte er darauf zu … und spürte das kalte Kribbeln drohender Gefahr. Er dehnte seine Machtwahrnehmung weiter aus und gewahrte etwas, das wesentlich näher war, eine gewaltige, hungrige Präsenz, die sich beinahe so schnell auf den Landgleiter zubewegte, wie der Landgleiter auf den Berg zubrauste.
Das Gefühl ergab keinen Sinn. Eine stete Brise blies über die Ebene, um einen dünnen Schleier rauchblauen Staubs aufzuwirbeln, der etwa einen Meter über dem Boden hing, aber die Sichtweite betrug dennoch gut und gerne dreihundert Meter, und die Präsenz war wesentlich näher als das. Raynar brachte den Landgleiter zum Stehen.
»Ich habe es auch gespürt«, sagte Tekli. »Irgendetwas ist begierig darauf, zu uns zu gelangen, bevor wir den Berg erreichen.«
Lowbacca grunzte eine Frage.
»Nun, ich kann nichts weiter sehen als Euren gewaltigen pelzigen Hinterkopf«, gab C-3PO zurück. »Vielleicht könnte ich von größerem Nutzen sein, wenn Ihr nicht darauf bestehen würdet, dass der Droide auf dem Rücksitz mitfährt.«
»Ich denke nicht, dass es sich dabei um eine Illusion handelt«, sagte Tekli an Lowbacca gewandt, ohne C-3PO zu beachten. »Man kann es nur durch die Macht wahrnehmen. Und jede Illusion, die man nur durch die Macht wahrnehmen kann, würde nicht viele Gefahren abwenden.«
Lowbacca raunzte seine Zustimmung, und die hungrige Präsenz kam weiterhin näher. Raynar öffnete die Verdeckverriegelung auf seiner Seite des Landgleiters – dann sah er, wie sich der Boden bewegte, und begriff, was los war. Er legte den Rückwärtsgang des Landgleiters ein und gab volle Energie auf die Schubdüsen.
Zu spät. Zwanzig Meter voraus brachen ein Paar riesiger, sägeartiger Scheren aus dem Boden hervor und teilte sich, um dazwischen ein schleimiges rotes Maul zu enthüllen, das doppelt so breit wie der Speeder war. Das Maul führte in einen langen, gewundenen, von konzentrischen Wirbelsäulenringen gesäumten Schlund. Aus den Untiefen dieses Rachens schoss ein Gewirr grauer, sehniger Zungen, die auf das vordere Ende des Fahrzeugs krachten. Die Scheren schnappten zu und gruben ihre Spitzen tief in die Seitenaufbauten.
Der Landgleiter rutschte weiter nach vorn. Raynar schob den Schubregler noch übers Maximum hinaus, auf Überlastung, bis ganz ans Ende der Reglerleisten. Doch das Vehikel glitt trotzdem weiter auf den von Reißzähnen beherrschten Schlund zu.
»Raus!«, brüllte Raynar.
Lowbacca öffnete die Verriegelung auf seiner Seite. Er sprang so flink aus dem Sitz, dass das Verdeck ihn an Hals und Schultern traf und dabei aus seinen Scharnieren gerissen wurde. Tekli rief ihnen zu, dass sie ebenfalls draußen sei. Inzwischen stieß auch Raynar sich vom Lenkrad ab und nutzte die Macht, um sich aus dem Landgleiter zu katapultieren. Als er zurückschaute, hatte das Maul den Landgleiter bereits bis fast zum Passagierabteil verschlungen und zog das Gefährt in die staubige Grube hinab, aus der es aufgetaucht war.
C-3PO, der sich noch immer auf dem Rücksitz befand, lehnte sich von den sehnigen Zungen weg und winkte Raynar mit beiden Armen zu. »Jedi Thul, warum steht Ihr einfach nur so da? Bitte, unternehmt etwas, und das schnell!«
Der Landgleiter rutschte über die Kante der Grube und kippte nach vorn.
C-3PO wies in die Grube hinunter. »Ich schlage vor, dass Ihr diese Kreatur unverzüglich tötet!«
Aber das Ungetüm zu töten stand nicht zur Debatte – und das nicht bloß wegen seiner Größe. Stattdessen streckte Raynar eine Hand aus und setzte die Macht ein, um den Droiden aus dem Landgleiter zu heben – dann stellte er fest, dass Lowbacca dieselbe Idee gehabt hatte und sie sich bei ihren Bemühungen, den Droiden zu retten, gegenseitig behinderten.
Raynar gab seinen Machtgriff auf. C-3PO segelte durch die Luft und krachte gegen Lowbaccas Brust, prallte davon ab und landete zu Füßen des Wookiees im Staub. Lowbacca senkte das Kinn und musterte den Droiden einen Moment lang, ehe er eine Frage raunte.
»Das jetzt schon zu sagen, ist unmöglich«, entgegnete C-3PO. »Ich bin immer noch dabei, eine Systemdiagnose durchzuführen!«
Lowbacca zuckte die Achseln und stellte den Droiden auf die Füße, bevor er knurrte und sich die Brust rieb.
»Es ist doch nicht meine Schuld, dass mein Ellbogen Euch eine Prellung zugefügt hat«, sagte C-3PO. »Ich habe lediglich versucht, meine eigenen Schäden zu minimieren.«
Aus der Grube ertönte das Kreischen von verbiegendem Metall. Raynar trat an die Kante und sah durch einen Schleier aufgewirbelten blauen Staubs einen gewaltigen, herzförmigen Schädel am Grunde des Lochs, der den verbeulten Landgleiter mit seinen Mandibeln herumrollte, mit dem Maul Stücke davon abriss und zu metergroßen Happen zerkaute – die das Ungetüm rasch als ungenießbar wertete und wieder ausspie.
Eine kleine Hand ergriff Raynars Arm und versuchte, ihn von der Grube fortzuziehen. Er zog seinen Arm gerade nachdrücklich genug zurück, um zu bleiben, wo er war, und Tekli trat an seine Seite.
»Raynar?«, flüsterte sie. »Ist es wirklich klug, an einer Stelle zu stehen, wo dieses Ding dich sehen kann?«
Raynar zuckte die Schultern. Er war sich nicht sicher, worum genau es sich bei diesem Geschöpf handelte – aber es bestand die realistische Möglichkeit, dass es ein Killik war. Er atmete tief durch, gleichermaßen, um sich zu beruhigen, wie um seine Lunge zu füllen, und hob dann in einer grüßenden Geste beide Unterarme.
»Thuruht?«, rief er.
Das Insekt hörte auf zu kauen und stieß den Kopf einen Meter weiter aus der Grube hervor, um eine riesige Knolle zu enthüllen, bei der es sich vermutlich um ein rudimentäres Auge handelte. Der Boden unter Raynars Füßen erbebte, und er verspürte ein schwaches Rumpeln tief in seinen Eingeweiden.
»Ach, du meine Güte!«, sagte C-3PO drei Meter entfernt. »Sie möchte wissen, wer das zu erfahren wünscht – und warum Ihr sie bei ihrer Arbeit stört.«
Raynar lächelte so breit, wie es das Fleisch seines von Verbrennungen vernarbten Gesichts erlaubte. »Sag ihr, dass ich ein alter Freund bin«, erklärte er dem Droiden. »UnuThul braucht Hilfe.«
»Jedi Thul, ich bin mir nicht sicher, dass das so klug ist«, sagte C-3PO. »Killiks kooperieren nur selten mit Lügnern, und Ihr seid schon lange nicht mehr UnuThul …«
Lowbacca knurrte, um C-3PO zu warnen, er solle besser vorsichtig mit dem sein, was er sagte.
Raynar schaute zu dem Droiden hinüber. »Sag’s ihr, Dreipeo.«
Bevor C-3PO die Chance hatte, dem nachzukommen, erzitterte der Boden von Neuem.
Der Droide legte den Kopf schief und sagte dann: »Wie der Zufall so will, wird das nicht nötig sein. Thuruht versteht ausgezeichnet Basic. Sie hat uns in den Himmelspalast eingeladen.«
Raynar blickte in die Grube und verneigte sich. »Wir nehmen die Einladung dankbar an.«
Als der Boden als Antwort darauf erbebte, führte Raynar die anderen um die Grube herum und marschierte auf den Palast zu. Die Luft war trocken und erstickend heiß, und angesichts des Nebels aus blauem Staub, der alles unterhalb ihrer Hüften verschleierte, war es schwierig, den besten Weg über die Ebene zu finden. Raynar sank zweimal bis zu den Schenkeln ein, als er versehentlich in eine andere Grube trat.
Mehrmals erhaschte er flüchtige Blicke auf einen Bergkamm, der im Staub vor ihnen emporragte, als sich einer von Thuruhts gigantischen Wächtern durch die Ebene grub, um ihn und seine Begleiter willkommen zu heißen. Für gewöhnlich bestanden solche Begrüßungen schlichtweg darin, dass ein Wächter neben sie kam und ein so tiefes unterirdisches Grollen ausstieß, dass sie es in ihren Mägen spürten. Ungefähr dreihundert Meter vom Palast entfernt durchbrach jedoch ein gewaltiger Schädel den Boden, der ihnen den Weg versperrte und mit seinen Mandibeln klickte.
Es war schon lange her, seit Raynar ein Teil des Killik-Kollektivgeists gewesen war, aber er glaubte nicht, dass die Kreatur ihnen zu drohen versuchte. Er bedeutete seinen Gefährten, ihre Waffen zu senken, und trat vor. Er hielt seine Armprothese an die Seite gedrückt und hob grüßend den Arm aus Fleisch und Blut. Das Insekt reagierte, indem es sein Haupt neigte und mit seinen wurmartigen Fühlern über seinen Unterarm rieb. Dann stieß der Killik ein weiches, gedämpftes Brummen aus und zog sich zurück.
Sobald die Kreatur wieder im Boden verschwunden war, trat Tekli neben Raynar. »Jetzt bist du mit Pheromonen bedeckt«, stellte sie fest. »Deine Nasenfilter sind doch noch an Ort und Stelle, oder?«
Raynar schnüffelte angestrengt. Als er merkte, dass es ihm schwerfiel, durch die Nase Luft zu holen, nickte er. »Keine Sorge«, sagte er, während er sich erneut in Richtung des Palasts in Bewegung setzte. »Niemand, der je ein Neunister war, hat das Bedürfnis danach, diese Erfahrung noch einmal zu wiederholen – mich eingeschlossen.«
Lowbacca merkte an, dass niemand vorsätzlich zu einem Neunister werden wolle. Die Pheromone sorgten einfach dafür, dass es geschah.
»Uns wird nichts passieren«, versicherte Tekli dem Wookiee. »Selbst, wenn die Filter überlasten, verschaffen die Gegenmittel uns genügend Schutz, dass wir den Pheromonen eine Woche lang gefahrlos ausgesetzt sein können.«
Lowbacca wandte sich an Raynar und knurrte eine Frage.
»Schwer zu sagen«, antwortete Raynar, »aber eine Woche reicht vermutlich aus.«
»Und falls nicht, befinden sich noch weitere Gegenmittel an Bord der Langen Reise«, sagte Tekli. »Wir können jederzeit zum Schiff zurückkehren und uns eine weitere Injektion verabreichen.«
Lowbacca warf einen Blick über ihre Schulter und schaute zu dem fernen Kamm hinüber, wo sie mit dem Scoutschiff gelandet waren. Dann grummelte er unzufrieden.
»Dem kann ich nur zustimmen«, entgegnete C-3PO. »Das ist in der Tat ein sehr langer Marsch. Das machen meine Akuatoren mit Sicherheit nicht mit.«
»Das werden sie auch nicht müssen«, sagte Raynar. »Pheromone haben keine Wirkung auf Droiden. Du kannst einfach solange bei Thuruht warten.«
»Allein?«, wandte C-3PO ein. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht das ist, was Prinzessin Leia im Sinn hatte, als sie anbot, mich Euch begleiten zu lassen.«
»Vermutlich nicht«, stimmte Raynar zu.
Als sie den Kanal am Fuße des Staubberges betraten, wurde Raynar klar, dass der Ort sogar noch gewaltiger war, als er vom Landgleiter aus gewirkt hatte. Der Kanal verlief zweihundert Meter weit zum Tor, und die Mauern des Palasts waren mindestens siebzig Meter hoch. Der Bogengang am anderen Ende war groß genug, um einer Fregatte der Lanzen-Klasse Platz zu bieten, und die gewaltigen Stützpfeiler, die den Eingang flankierten, ragten hundert Meter in die Höhe, ehe sie in einer Woge windgepeitschten Staubs verschwanden.
Die Formen auf den Säulen wurden größtenteils vom Staub verborgen. Auf der Säule linker Hand konnte man lediglich zwei Füße mit scharfen Krallen erkennen, die unter der Staubwolke baumelten und sich in den Windungen von etwas wanden, bei dem es sich entweder um eine Schlange oder einen Tentakel handelte. Auf der Säule rechter Hand war sogar noch weniger zu sehen – bloß eine einzelne Schwinge ragte aus dem Staub hervor, die von etwas umschlungen war, bei dem es sich entweder um eine Ranke oder ein Seil handelte.
Die Luft wurde klamm und muffig, als sie bis auf ein paar Dutzend Schritte an den Bogengang herangekommen waren. Raynar spürte die vereinte Machtpräsenz von einer Gruppe von Killiks, die sich in den Tunneln nahe des Eingangs herumtrieben, und sein Pulsschlag hämmerte ihm in den Ohren.
»Keine Sorge«, sagte Tekli, die an seine Seite trat. »Wir sind bei dir.«
Lowbacca ließ dem seine eigenen Beschwichtigungen folgen und versprach, Raynar beim ersten Anzeichen dafür, dass er wieder zu einem Neunister wurde, an den Füßen voran aus dem Palast zu ziehen. Die Worte waren voller Güte, doch Raynar stellte fest, dass sie ihm nur wenig Trost spendeten. Denn es gab hier durchaus etwas zu fürchten. Wenn die einzige Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, was Thuruht über Abeloth und die Himmlischen wusste, darin bestand, ein Neunister zu werden, dann würde er das tun. Und er wusste, dass das ebenso für Lowbacca und Tekli galt. Der Orden benötigte die Informationen, die einzuholen man sie hergeschickt hatte, wesentlich dringender als sie selbst.
Natürlich würde das Schwierigste dabei sein, sicherzustellen, dass mindestens einer von ihnen bei klarem Verstand blieb, um dem Jedi-Rat anschließend Bericht erstatten zu können.
Gemeinsam traten sie durch den Bogengang in die kühle Dunkelheit der Ruinen. Raynar vernahm das Getrippel herbeihuschender Insekten, und einen Moment später fühlte er, wie ihre Fühler über ihn strichen, wobei sein richtiger Unterarm ihre besondere Aufmerksamkeit genoss. Allerdings waren sie sorgsam darauf bedacht, sich von der Prothese fernzuhalten. Killiks mochten keine künstlichen Gliedmaßen. Diese Geräte ließen für sie die Grenze zwischen Lebewesen und Droide verschwimmen, und Killiks konnten sich Droiden nicht erklären. Droiden waren fremdartig und niemals willkommen, weil Droiden niemals Neunister wurden.
Nachdem sich seine Augen an das Zwielicht angepasst hatten, sah sich Raynar einem Killik-Trio mit blau gesprenkelten Exoskeletten und vier schmächtigen Ärmchen gegenüber. Sie besaßen dieselben herzförmigen Schädel wie ihre riesigen Nestkameraden draußen, waren jedoch bloß anderthalb Meter groß, und ihnen fehlten die imposanten Mandibeln der Wächter. Als sie sahen, dass Raynar sie musterte, falteten alle drei ihre Arme gegen den Oberkörper und senkten die Häupter.
»Ruur ubb unuwul burur«, sagte einer von ihnen. »Uru rur rruru bub.«
»Thuruht heißt den weisen UnuThul und seine Gefährten im Himmelspalast willkommen«, übersetzte C-3PO. »Das Nest fühlt sich geehrt, dass er sich dazu entschlossen hat, sich durch sie den Unsrigen von Neuem anzuschließen.«
Lowbacca stieß ein knappes Knurren aus, um Thuruht darüber zu informieren, dass sie nicht hier waren, um sich irgendwem anzuschließen.
»Seid Ihr sicher, dass Ihr wünscht, dass ich das übersetze, Jedi Lowbacca?«, fragte C-3PO. »Um ehrlich zu sein, solltet Ihr lieber …«
Thuruht unterbrach ihn mit einem kurzen Surren, und der Droide drehte sich zur Seite, um das Insekt anzusehen. Nach einem Moment schaute er wieder zurück zu Lowbacca.
»Thuruht sagt, dass es nicht von Belang ist, warum Ihr gekommen seid, und dass sich das Nest allein deshalb schon geehrt fühlt, weil Ihr es überhaupt getan habt.« Er wandte seine Aufmerksamkeit Raynar zu. »Wir wurden gebeten, die Königin in ihrer Kammer aufzusuchen.«
Hätten seine Brandnarben es erlaubt, hätte Raynar eine Stirn gerunzelt. Moderne Killik-Nester waren nicht mehr länger um eine Königin herum organisiert, doch er vermutete, dass es nur logisch war, dass die soziale Struktur von Thuruht sein großes Alter widerspiegelte. Er bedachte die blauen Insekten mit einem Kopfknicken. »Wenn ihr uns den Weg weist.«
Alle drei wandten sich um und führten die Jedi und C-3PO eine muffig riechende Passage hinauf, die an den Außenmauern des Palasts entlang in die Höhe führte. Der Aufstieg war steil und einsam, während sie einer groben Spirale folgten, die fünf Kilometer lang zu sein schien.
Regelmäßig kamen sie durch moderig riechende Bereiche, wo ein Seitengang weiter in die Tiefen des Palasts hineinführte. Die wenigen Insekten, denen sie begegneten, schienen ziellos umherzuwandern, anstatt den Arbeiten nachzugehen, die es in einem Nest für gewöhnlich zu verrichten gab. Die meiste Zeit über waren die Kugeln aus lumineszierendem Wachs, die an den Wänden hingen, zu trübe, um viel mehr zu erkennen als die Silhouetten ihrer drei Führer weiter vorn. Hin und wieder jedoch kamen sie an einem der großen Fenster vorbei, die sie von draußen gesehen hatten, und dann fiel das Licht herein, um Torbögen zu enthüllen, die mit den Basrelief-Meißeleien von Pflanzen und Tieren von tausend verschiedenen Welten verziert waren.
Allerdings waren es die Abbildungen zwischen den Bögen, die dafür sorgten, dass Raynars Magen flatterte. Die Bilder gaben die Erhabenheit des offenen Alls wieder, stets mit einem besonderen Kniff, der in der Natur kaum vorstellbar schien. Da war eine Supernova, die bloß in eine Richtung explodierte; ein Ring von neun Planeten, die ihre Sonne auf einer einzigen Orbitalroute umkreisten; ein Spiralnebel, der einem Vorhang gleich zwischen zwei Sternensystemen hing. Schließlich kam eine Szene, die Raynar nur allzu vertraut erschien: ein System mit fünf Planeten, die in sehr ähnlichen Umlaufbahnen denselben Stern umkreisten, wobei der dritte und vierte Planet in einer engen Zwillingsformation miteinander verbunden waren.
Raynar blieb stehen. »Was ist das für ein Bildnis?«
Die Insekten antworteten, ohne stehen zu bleiben oder sich umzuschauen. »Urrub.«
»Unser Werk«, übersetzte C-3PO. Der Droide hielt inne und wartete vergeblich auf eine ausführlichere Erklärung, ehe er sagte: »Verzeiht mir, Jedi Thul, aber die Thuruht scheinen momentan nicht in allzu informativer Stimmung zu sein. Möglicherweise hat Lowbaccas Unhöflichkeit sie beleidigt.«
Lowbacca raunzte eine halbherzige Entschuldigung.
Die Thuruht stiegen weiter den Korridor hinauf. Raynar blieb, wo er war, und rief: »Ist dies das Corellia-System?«
Die Insekten stoppten fünf Meter weiter die Passage entlang und drehten sich dann widerwillig um. »Buurub uu ruub ur ru ub.«
»Thuruht weiß nicht, wie niedere Wesen es nennen«, übersetzte C-3PO. »Thuruht kennt es jedoch als Fünf Felsen.«
Tekli stand auf den Zehenspitzen und streckte die Hand in die Höhe, um den Staub vom dritten und vierten Planeten – den Zwillingen – fortzuwischen, ehe sie fragte: »Weiß Thuruht, warum dieses System erschaffen wurde?«
»Ub.«
Die Insekten wandten sich um und gingen weiter.
»Thuruht sagt ›Ja‹«, übersetzte C-3PO. »Dürfte ich vorschlagen, ihnen weiter zu folgen? Sie scheinen die Geduld mit uns zu verlieren.«
Lowbacca zuckte die Schultern und marschierte die Passage hinauf. Raynar und Tekli folgten dem Wookiee dicht auf dem Fuße. Einige Minuten später wandten sie sich dem Zentrum des Palasts zu, um einen langen Korridor entlangzumarschieren, der sogar noch größer und kunstvoller verziert war als der, den sie eben emporgestiegen waren. Die Luft wurde wärmer und feuchter, und die Leuchtkugeln schienen jetzt heller. Dutzende von Arbeitern tauchten aus Seitengängen auf und verschwanden wieder darin. Sie trugen Werkzeuge und Ballen eines holzigen gelben Pilzes oder wächserne Kugeln aus goldenem Membrosia, einem der Lieblingsnahrungsmittel der Killiks. Raynar wurde allmählich durstig, und er bemerkte, wie Lowbacca eine Membrosia-Trägerin musterte, als sie den Korridor weiter vorn durchquerte.
»Das fehlt mir davon, Taat zu sein«, sagte Tekli. Taat war das Nest, dem sie und Lowbacca sich Jahre zuvor ungewollt angeschlossen hatten, nachdem Raynar sie herbeigerufen hatte, um den Killiks im Kampf gegen die Chiss beizustehen. »Allein, wieder etwas davon zu haben, würde beinahe genügen, dass diese Reise nicht vergebens war.«
»Sie servieren dieses Gebräu im Restaurant Galatina auf Coruscant, wisst Ihr?«, warf C-3PO zuvorkommend ein. »Wie ich höre, soll der Horoh in diesem Jahr ganz besonders großartig sein.«
»Und kostet tausend Credits pro Liter«, sagte Tekli. »Ich bin Jedi-Ritterin, keine Investmentbankerin.«
Sie erreichten das Ende des Korridors, wo zwei riesige Wachen zu beiden Seiten des Ganges standen. Ihre langen Mandibeln versperrten einen zehn Meter breiten Durchgang. Sie sahen ganz ähnlich aus wie die, die den Landgleiter gefressen hatte, abgesehen davon, dass ihren Augen nichts Rudimentäres anhaftete. Das Duo starrte die Prozession finster an, als sie näher kamen, und Raynar begann zu fürchten, dass man ihm und seinen Begleitern doch keinen Zutritt zur Kammer der Königin gewähren würde.
Dann drang von drinnen ein tiefes Trommeln an ihr Ohr. Die Wachen hoben ihre Mandibeln, und ihre Führer geleiteten sie in eine riesige Kammer, die Hunderte leerer Gruben im Boden aufwies. In einem gesunden Nest wären die Gruben mit Inkubationszellen gefüllt gewesen. Allerdings wies die dicke Staubschicht am Grund dieser Zellen darauf hin, dass sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden waren. Im Gegensatz zum Rest des Palasts war die Kammer hell erleuchtet. Das orangefarbene Licht der Sonne fiel durch eine transparente Membran herein, die sich quer über die gesamte gewölbte Decke spannte.
Nach einigen Schritten in die Kammer blieben die Wachen stehen, um Raynar und seine Gefährten durch einen breiten Mittelgang vor die Königin treten zu lassen, die fast so groß wie die Kammerwächter war und ausgestreckt auf einem gewaltigen Podest lag, mit sechs stämmigen Beinen, die sich gegen einen Unterleib von der Größe eines Banthas schmiegten, und einem Maul, das von einem Paar mit mehreren Gelenken versehener Mandibeln gesäumt wurde. Vor ihr auf dem Boden standen vier Wachen, identisch mit denen draußen vor dem Eingang.
Näher bei dem Podest befanden sich zwei Bodengruben, die mit dem vertrauten Wabennetz von Inkubationszellen gefüllt waren. Raynar sah nicht mehr als dreißig Fächer und bloß drei Krippen-Killiks, die sich um sie kümmerten. Das Nest war zwar noch nicht ganz tot, aber man konnte auch nicht unbedingt behaupten, dass es florierte.
Als Raynar und seine Begleiter an der letzten Brutgrube vorbeikamen, schlurrten die Wächter von der Mitte des Podests zurück, um eine breite Treppe preiszugeben. Der Unterleib der Königin wogte, um die Kammer mit einem langgezogenen, dumpfen Grollen zu erfüllen, das für menschliche Ohren kaum hörbar war.
»Ich muss sagen, das kommt höchst unerwartet«, sagte C-3PO. »Die Königin lädt Lowbacca und Tekli ein, sie zu lausen.«
Lowbacca stieß ein unsicheres Ächzen aus.
»Das bedeutet, dass ihr ihre äußeren Parasiten entfernt«, erklärte Raynar. Taat, Lowbaccas und Teklis altes Nest, war von der sozialen Struktur her wesentlich egalitärer gewesen, weshalb sie vermutlich noch nie an dem Ritual teilgenommen hatten. »Es ist eine Ehre. Ich wurde für gewöhnlich von Yoggoy gelaust …«
Lowbacca schnaubte angewidert.
»Stell es dir einfach als medizinische Behandlung vor«, flüsterte Tekli. »Und vergiss nicht, warum wir hier sind.«
Der Wookiee seufzte und ließ den Kopf hängen, und die Gruppe stieg die Stufen empor. Hinter der Königin tauchte eine Dienerin auf, die mit einem Eimer in einer Hand sowie einem Lappen und einer Flasche antiseptischen Sprays in zweien ihrer anderen oben auf dem gigantischen Unterleib ihrer Gebieterin erschien und den Lausern dann bedeutete, sich zu ihr zu gesellen. Da sie selbst ehemalige Neunister waren, hatten Lowbacca und Tekli genügend Erfahrung, dass ihnen klar war, dass Killiks wenig Scheu davor hatten, übereinander hinwegzukriechen, also kletterten sie hoch, um sich zu der Dienerin zu begeben.
Raynar verfolgte, wie sie hochstiegen, und trat dann vor, um der Königin seine Aufwartung zu machen. Verglichen mit dem Rest ihres Körpers war ihr Kopf zwar klein, damit aber noch immer halb so groß wie Raynar selbst, mit Augen, so groß wie Schockbälle, und schmalen Mandibeln von der Länge eines Wookiee-Arms. Raynar hob seine Hand aus Fleisch und Blut, um sie zu grüßen. Im Gegenzug senkte die Königin flüchtig ihr Haupt, ehe sie mit einem federartigen Fühler über sein Handgelenk strich.
»Wuur uu rur uu«, brummte sie. »Ubub ruub uru.«
»Thuruht ist erfreut, dich wieder bei den Unsrigen willkommen zu heißen«, übersetzte C-3PO. »Es wird eine Ehre für das Nest sein, dass du dazugehörst.«
Raynar spürte, wie sich in seinem Magen ein nervöses Flattern breitmachte. Lowbacca hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht gekommen waren, um sich dem Nest anzuschließen, und doch sprach Thuruht, als wäre dies bereits beschlossene Sache. Alle Killiks neigten dazu, Glauben und Tatsachen miteinander zu verwechseln, sodass es möglich war, dass die Königin damit schlichtweg sagen wollte, dass sie glaube, dass die drei Jedi schließlich wieder zu Neunistern werden würden. Ihr Tonfall klang allerdings nachdrücklich und kam Raynar wie eine Willenserklärung vor – wie eine Warnung, dass man Thuruht besser nicht trotzte. Er hielt seinen Arm so lange weiter in die Höhe, bis die Königin ihren Fühler zurückzog. Dann sagte er: »Es sollte offensichtlich sein, dass wir nicht hier sind, um uns dem Nest anzuschließen.«
Die Königin hob ihren Kopf über den seinen, klapperte mit ihren Mandibeln und stieß ein knappes Grollen aus.
»›Ja, aber es wird geschehen‹«, übersetzte C-3PO. »Sie scheint sich diesbezüglich ausgesprochen sicher zu sein.«
Raynar ließ seinen Atem entweichen, nahm sich einen Moment lang Zeit, um sich zu sammeln, und blickte dann in das Auge der Königin, das ihm am nächsten war. »Das darf nicht passieren«, sagte er. »Die Erinnerung an das letzte Mal, als ich UnuThul wurde, dürfte gewiss noch nicht verblasst sein.«
Die Königin senkte ihr Haupt ein wenig und gab eine Reihe leiserer Brummtöne von sich.
»›Du wirst denselben Fehler nicht noch einmal machen‹«, übersetzte C-3PO. »›Du bist an Jahren und an Weisheit gewachsen.‹«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Raynar. »Es würde den Chiss nicht gefallen. Dann würde es Krieg geben.«
Die Erwiderung der Königin fiel ein bisschen sanfter aus.
»›Was die Chiss nicht wissen, kann uns nicht schaden‹«, sagte C-3PO.
»Sie wissen es bereits.«
Ein dumpfes Grollen drang aus dem Brustkorb des Insekts, und C-3PO übersetzte: »›Du hast es ihnen gesagt?‹«
Raynar schüttelte den Kopf. »Nein, aber ihre Spione sind überall.« Während er sprach, versuchte er, sich einen Reim darauf zu machen, warum Thuruht so entschlossen zu sein schien, ihn als Neunister zu gewinnen. Gäste wurden zu Neunistern, wenn sie lange genug den Killik-Pheromonen ausgesetzt waren. Allerdings rekrutierten Nester nur selten vorsätzlich Neunister – es sei denn, sie brauchten etwas, das ihnen ein neuer Neunister liefern konnte. »Wenn ich nicht bald zur Galaktischen Allianz zurückkehre, werden die Chiss für den Krieg mobil machen – und sie werden die Eurigen angreifen.«
Die Königin musterte ihn eine Weile, ehe sie ihren Kopf zur Seite legte und eine Frage grollte.
»Thuruht will wissen, warum Ihr hergekommen seid, wenn Eure Anwesenheit hier eine solche Gefahr darstellt.«
»Weil die Galaktische Allianz von einer noch größeren Gefahr bedroht wird und wir Thuruhts Hilfe brauchen, um sie zu bezwingen«, erklärte Raynar. »Wir müssen alles wissen, was Thuruht uns über die Himmlischen berichten kann – und über ein Wesen, das sich selbst …«
Der gesamte Leib der Königin erzitterte. »Ruur ub?«
»Wie es scheint, haben wir Glück, Jedi Thul«, sagte C-3PO. »Sie fragt, ob der Name Abeloth lautet.«
Raynar nickte. »Ihr wisst also, wer Abeloth ist?«
Die Königin stieß mehrere kurze, nervöse Brummlaute aus.
»Das weiß sie fürwahr«, entgegnete C-3PO. »Thuruht ist das Nest, das sie einst eingekerkert hat.«
Raynars Herz begann zu hämmern. »Gut. Die Jedi müssen alles wissen, was Thuruht uns über sie sagen kann.«
»Ub?«
Dafür brauchte Raynar keine Übersetzung. »Weil Abeloth geflohen ist und wir nicht wissen, wo sie ist.«
Die Königin hob ihren Kopf und ließ ein so donnerndes Grollen ertönen, dass Raynars eigener Oberkörper davon nachhallte. Von allen Seiten strömten Arbeiter in die Kammer, von denen einige Membrosia-Kugeln trugen, während andere herbeieilten, um den Staub aus den Zellengruben im Boden zu entfernen. Die Krippen-Dienerinnen ließen sich in die nächstbeste saubere Grube fallen und begannen, Wachs auszuscheiden, um eine Wabe frischer Inkubationszellen hervorzubringen.
Raynar wandte sich an C-3PO, der den plötzlichen Ausbruch von Aktivität mit einer Aufmerksamkeit verfolgte, die verriet, dass ein Großteil seiner Prozessorleistung augenblicklich damit beschäftigt war, dem Ganzen einen Sinn zu entnehmen.
»Dreipeo«, rief Raynar, der versuchte, sich über das Grollen der Königin hinweg Gehör zu verschaffen. »Was soll dieses ganze Gegrolle?«
»Ich fürchte, es ergibt keinen Sinn, Jedi Thul«, entgegnete der Droide. »Ich scheine die Äußerungen der Königin offensichtlich misszuverstehen.«
»Sag’s mir trotzdem«, befahl Raynar.
»Sehr wohl«, sagte C-3PO. »Thuruht erklärt immer wieder, dass sich das Nest vorbereiten müsse.«
»Vorbereiten?«, fragte Raynar. »Worauf?«
»Das ist der Teil, den ich offenkundig missverstehe«, antwortete C-3PO. »Thuruht scheint davon überzeugt zu sein, dass die Galaxis kurz davor steht zu vergehen. Sie verkündet immer wieder, dass das Ende aller Tage gekommen sei.«