10. Kapitel

Ein sich gabelnder Machtblitz zischte unter Jainas spiralförmig durch die Luft schnellendem Leib hindurch, so dicht, dass die Hitze durch die dünne Molytex-Panzerung unter ihrem Gewand drang. Sie wirbelte erneut herum, und ihre Handgelenke drehten sich beinahe wie von selbst, als sie ihr Lichtschwert herumschwang, um den nächsten Blasterschuss abzufangen, und dann spürte sie, wie sich unter ihr der Boden hob. Sie riss die Füße herum und landete hart. Das Durastahl-Bodengitter vibrierte unter ihren Stiefeln, als ein Dutzend Gestalten in dunklen Roben zu ihr herumwirbelte. Ihre aufgerissenen Augen verrieten die Verwirrung und die Besorgnis, die sie beim Anblick einer Jedi-Ritterin überkam, die mit voller Absicht mitten ins Herz einer Sith-Meute sprang.

Jaina hatte keine Ahnung, wie es möglich war, dass die Mission so schnell schiefgehen konnte. Die Sith waren überall, krochen unter dem Bodengitter hervor, ließen sich von den Rohren unter der Decke fallen, schossen zwischen den Filteranlagen und Pumpengehäusen hervor. Die Jedi waren offensichtlich in einen Hinterhalt geraten, und ihr Schlachtplan hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst – in Chaos.

Kein Problem. In einer Situation wie dieser ließ das Chaos Jaina aufblühen. Dann wurde sie zum Chaos.

Jaina sprang über ein heranfegendes Bein hinweg und brachte ihren Angreifer dann mit einem raschen Tritt gegen die Schläfe zu Fall. Sie blockte einen Hieb nach ihrem Hals ab und verwandelte ihren Sprung, noch immer in der Luft, in einen Radschlag. Sie wechselte die Waffe in den Einhandgriff und schwang den freien Arm in einem Bogen, während sie die Macht einsetzte, um zwei weitere Sith von den Beinen zu holen. Als sie zwischen ihnen landete, stampfte sie wuchtig auf die Kehle des ersten und rammte ihr Lichtschwert durch die Brust des anderen, ehe sie eine Erschütterungsgranate vom Kampfgeschirr zog und mit einem Daumendruck scharf machte. Sie ließ die Granate vor ihre Füße fallen und begann zu zählen. Drei.

Der Kampflärm verstummte abrupt. Alle Blicke fielen auf die Granate, bemerkten den fehlenden Sicherungsstift und dass das Warnlämpchen rot blinkte. Die Sith starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an, dann wirbelten sie herum und versuchten sich mit einem Satz außerhalb des Explosionsradius zu retten.

Jainas Countdown gelangte bei zwei an. Sie erwischte die Granate mit der Stiefelspitze und kickte sie in Richtung des Bereichs, wo das Bodengitter fehlte und gerade ein neuer Strom von Sith-Kriegern in Sicht geklettert kam. Jaina zählte eins und warf sich zu Boden.

Die Detonation traf sie mit der Wucht eines Schwebebusses, ließ sie über das Deck rollen, wirbelte über ihr Fleisch und Durastahl durch die Luft. Jaina hatte keine Ahnung, warum die Sith ihre Falle so früh hatten zuschnappen lassen. Der größte Teil des Jedi-Angriffstrupps hatte den Ort des Hinterhalts noch nicht einmal erreicht, und obgleich sich bereits Dutzende von Sith im Gewölbe befanden, wirkten sie beinahe ebenso konfus und schlecht positioniert wie ihre Beute. Vielleicht hatte Luke die drohende Gefahr gespürt und sie dazu gezwungen, verfrüht zum Angriff überzugehen – oder vielleicht war er von vornherein ihr eigentliches Ziel gewesen, weil sie Luke Skywalker so sehr fürchteten.

Und das war ein Fehler. Luke Skywalker war nicht das Schwert der Jedi. Das war Jaina, und jetzt hatten sich die Sith zusammen mit ihr im Tempel eingeschlossen.

Jaina hörte auf, sich herumzurollen, und hob den Kopf, um zu entscheiden, wen sie sich als Nächstes vornehmen sollte. In der Kammer, die mit umgekipptem Gerät und gekappten Rohrleitungen übersät war, herrschte ein derartiges Gewirr von umherzischenden Blasterschüssen und den surrenden Farbbögen durch die Luft sausender Lichtschwerter, dass Jaina nichts klar erkennen konnte. Auf dem Boden lagen Leiber verstreut, von denen einige reglos dalagen, während andere sich vor Agonie wanden, und sie erkannte zu viele der Gesichter als die von Jedi-Gefährten. Ihrem Droiden, Rowdy, war es gelungen, ohne Hilfe aus der Wartungskapsel zu klettern und die Stufen der Rohrplattform hinunterzusteigen. Jetzt bahnte er sich seinen Weg zur Computerschnittstelle im vorderen Bereich der Kammer, von wo aus er sich dem ursprünglichen Plan zufolge in den Zentralcomputer des Tempels einklinken sollte, um das System dazu zu veranlassen, die Schilde zu senken und die Schutztore zu öffnen.

Neben dem ärgsten Schlachtgetümmel lag Vestara bewusstlos zwischen einem Ausflockungsmischgerät und dem daran angrenzenden Ablagerungsbecken. Ein großer, schlanker Sith-Lord ragte über ihr auf, der einen schwarzen Mantel über einer schwarzen Rüstung trug. Seine schmalen Lippen waren zu einem höhnischen Grinsen verzogen, als er in ein Kehlkopfmikro sprach. Luke und Meister Horn waren nirgends zu sehen, aber Valin und Jysella Horn standen oben auf einem schmalen Rohr, um drei Meter über dem Boden Rücken an Rücken zu kämpfen.

Und Ben … Ben schien sich für unbesiegbar zu halten, als er mithilfe der Macht durch die Luft auf Vestara zusegelte und Blasterschüssen und Machtblitzen auswich, ohne sich mit einem Lichtschwert verteidigen zu können. Er streckte einen Arm aus, schlang den Ellbogen um eine schmale Rohrleitung, die etwa zwei Meter über dem Boden quer durch die Kammer führte, und ließ sich von seinem Schwung gerade rechtzeitig nach unten tragen, um einem gegabelten blauen Machtblitz zu entgehen. Er sprang wieder in die Höhe und verpasste der Frau, die ihn attackiert hatte, mit einer Hand einen Machtstoß. Sie flog in das Zwielicht davon, und Ben ließ mit dem Arm los und segelte in hohem Bogen davon, um sich spiralförmig in der Luft zu drehen und Saltos zu schlagen, bis er hinter einem Klärtank außer Sicht verschwand.

Schon sprangen drei Sith hoch auf die Rohrleitung, um den Platz der Frau zu übernehmen, und damit wusste Jaina, wer ihre nächsten Opfer waren. Sie nutzte die Macht, um sich vom Bodengitter in die Höhe zu katapultieren … und befand sich noch immer in der Luft, als ihre Gegner die drohende Gefahr spürten. Die Anführerin des Trios sprang von dem Rohr – noch eine Frau, deren langes, rotes Haar hinter ihr herwehte, als sie sich bemühte, Ben abzufangen. Die beiden Männer – einer mit einem dunklen Vollbart, der andere glatt rasiert – wirbelten herum, um sich zu verteidigen.

Jainas Lichtschwert sauste bereits hernieder, um Dunkelbarts Schwertarm am Ellbogen abzutrennen. Sie nutzte die Macht, um die Gliedmaße mitsamt dem Lichtschwert, das sie noch immer hielt, in Bens Richtung fliegen zu lassen, ehe sie einen flüchtigen Blick auf den karmesinroten Bogen der Klinge von Quadratkinn erhaschte, der auf ihr vorderes Bein zusauste. Sie ließ die eigene Waffe nach unten schnellen, um den Angriff abzublocken … doch bevor sie sich mittels der Macht an Ort und Stelle verankern konnte, merkte sie, wie ihr Fuß über die Rohrleitung rutschte. In der nächsten Sekunde fiel Jaina zu Boden, während ein Sith unter ihr vor Schmerzen schrie und der andere sich von oben auf sie stürzte.

Chaos.

Jaina stieß sich mithilfe der Macht ab, schleuderte Quadratkinn nach hinten gegen die Rohrleitung – und sprang selbst in die entgegengesetzte Richtung. Sie landete auf Dunkelbart, trieb ihm ihren Ellbogen in die Rippen und rammte ihm den Kopf ins Gesicht. Sie fühlte, wie seine Nase brach, und rollte sich auf die Seite.

Quadratkinn fiel wieder auf sie zu und kniff die Augen zusammen, als sie ihren Schwertarm ausstreckte und die Spitze so hoch in die Luft stieß, wie sie nur konnte. Er riss seine eigene Waffe herum, um abzublocken, und Jaina nutzte die Macht, um ihn nach hinten zu wirbeln, was es ihm unmöglich machte, ihren Angriff zu parieren.

Die Spitze ihres Lichtschwerts erwischte den Sith unmittelbar unterhalb des Schulterblatts, dann rutschte er, von seinem Gewicht nach unten gedrückt, an der Klinge hinunter, um auf ihr zum Liegen zu kommen, so schwer und schlaff wie ein Sack Kies. Jaina wurde der Atem mit einem gequälten Keuchen aus der Lunge getrieben, und ihre Brust fühlte sich an, als habe ein Rancor darauf herumgestapft. Doch ihr blieb keine Zeit, um sich Gedanken über gebrochene Rippen zu machen. Sie deaktivierte ihr Lichtschwert und schleuderte den Leichnam von sich, wobei sie auf die Macht zurückgriff, um sich zusätzliche Kraft zu verleihen.

Schon zuckte aus Richtung von Dunkelbarts Gürtel der silberne Bogen eines Glasparangs auf sie zu, das ihr Gegner mit der unsichtbaren Hand der Macht führte. Jaina schaltete das Lichtschwert wieder ein, fing die Waffe ab – und veränderte bloß die Flugbahn des Wurfgeschosses, als die Klinge durch das Parang hindurchschmolz. Die beiden Hälften zischten an ihrem Gesicht vorbei, so dicht, dass sie ihre Wangen ritzten, bevor sie auf dem Bodengitter zersprangen.

Jaina ließ ihr Lichtschwert auf den Oberkörper des Sith herniedersausen. Der Gestank von versengtem Fleisch wurde überwältigend, und bloß das Adrenalin, das durch ihre Adern pumpte, verhinderte, dass sie würgte. Sie sprang auf die Füße und hastete hinter der rothaarigen Sith her, die sich davongemacht hatte, um sich Ben vorzunehmen.

Sie hätte sich keine Sorgen um den jungen Skywalker machen müssen. Ben hatte das Lichtschwert an sich gebracht, das Jaina in seine Richtung hatte fliegen lassen, und jetzt setzte er die Klinge ein, um sich den Weg freizukämpfen, während er Kraft und Geschwindigkeit kombinierte, um die Rothaarige zurückzudrängen. Jaina streckte eine Hand aus und verpasste der Sith einen Machtstoß, der sie geradewegs in Bens Lichtschwert stolpern ließ.

Ben war zwar ein bisschen überrascht, bereitete dem Leben der Frau dann jedoch ein schnelles Ende, indem er seine Waffe durch den Torso nach oben riss. Ihr Körper schien sich regelrecht von der Klinge wegzuschälen, als sie auf die Knie fiel und rückwärts auf das Bodengitter sackte. Er trat ihre Waffe beiseite und ließ Jaina dann mit dem roten Lichtschwert in der Hand einen raschen Salut zuteilwerden. »Danke«, sagte er.

»War mir ein Vergnügen, helfen zu können«, meinte Jaina. Sie wies einen schmalen Gang zwischen zwei nahe gelegenen Klärbecken hinunter. »Lass uns gehen.«

Ben wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. »Sie haben Vestara.«

Er schickte sich an, dem noch etwas hinzuzufügen, aber Jaina hörte auf, ihm zuzuhören, als sich hinter ihm eine große Gestalt in einer dunklen Robe auf einen Evaporationsbehälter fallen ließ. Als der Sith eine Hand hob, um einen Machtangriff auszuführen, eilte Jaina ihrem Cousin bereits mit einem gewaltigen Satz zu Hilfe.

Ben musste die drohende Gefahr ebenfalls gespürt haben, da er bereits reagierte. Sie stießen mit den Schultern gegeneinander, als er herumwirbelte, dann zerriss ein ohrenbetäubendes Knistern die Luft, und Jaina spürte, wie sie von einem Machtblitz nach hinten geschleudert wurde. Sie krachte gegen die Wand eines Klärtanks und hing dort wie festgenagelt, mit knirschenden Zähnen, in Flammen stehenden Nervenenden und gelähmten Gliedern – bis Ben seine Purpurklinge in die tanzende Energiegabel stieß.

Jaina ging in die Knie. Ihre Muskeln pochten und zitterten, mit einem Mal vollkommen nutzlos. Ihr Angreifer ließ den Blitz abklingen und griff nach seinem Lichtschwert, doch da packte sie ihn bereits mit der Macht. Sie riss ihn von dem Behälter herunter und schleuderte ihn in den Gang. Der Sith schrie noch immer vor Überraschung, als ihr Cousin ihm den Rest gab.

Ben nahm sich einen Herzschlag lang Zeit, um sich nach weiteren Angreifern umzuschauen, doch das Gefecht war von der anfänglichen »Verwirrung und Gemetzel«-Phase in die »Tod aus dem Hinterhalt«-Phase übergegangen, und es ließen sich keine Sith mehr auf freier Fläche blicken. Selbst der Kampflärm war zu sporadischen Ausbrüchen von Donner, Kreischen und Zischen abgeklungen.

Ben trat an Jainas Seite. »Bist du in Ordnung?«

»Warum sollte ich das nicht sein?« Jaina versuchte, sich aufzurichten, doch ihre noch immer zitternden Beine wollten ihr nicht gehorchen. Sie streckte Hilfe suchend die Hand aus – und spürte, wie ihre gesamte Schulter in feuriger Agonie explodierte, die alles übertraf, was sie je an Schmerz empfunden hatte. »Mir ist bloß ein bisschen zittrig zumute«, setzte sie nach. »Hilf mir auf.«

Ben zog sie hoch und warf einen verstohlenen Blick zu dem Becken hinüber, wo er Vestara zuletzt gesehen hatte. Ihr Häscher hatte sich weiter hinter seine Deckung zurückgezogen, doch noch immer ruhte einer von Vestaras Füßen gut sichtbar an der Mauer der Mischanlage.

»Warte, Ben!« Jaina schlang einen Arm um Bens Taille und griff in seine Robe, um ihn mit mehr Kraft zurückzuhalten, als eigentlich nötig war. »Du wirst ihr nicht dadurch helfen, dass du dich umbringen lässt.«

»Wer lässt sich hier umbringen?«

»Was denkst du wohl?«, forschte Jaina. »Wir sind gerade zahlenmäßig zehn zu eins unterlegen, und dieser Kerl, der sich Vestara geschnappt hat, sieht aus, als hätte er hier das Sagen.«

»Und?«

»Und das bedeutet, dass er zumindest ein Lord, vermutlich sogar ein Hochlord ist«, sagte Jaina, der bewusst wurde, dass sich ihr Missionsziel geändert hatte: Jetzt ging es nicht mehr darum, den Feind zu töten, sondern darum, Ben daran zu hindern, vom Feind getötet zu werden. Solche Unvorhersehbarkeiten gehörten zu jeder Schlacht. »Bist du wirklich bereit dafür, es mit einem Hochlord der Sith aufzunehmen? Denn ich bin es nicht – nicht, wenn er sämtliche Vorteile auf seiner Seite hat.«

Ben seufzte, wandte den Blick jedoch nicht von dem Becken ab. »Was, wenn es hier um Jag ginge?«, fragte er. »Würdest du ihn etwa zurücklassen?«

Natürlich hatte er damit recht. Wäre das dort hinten Jagged Fel gewesen, hätte Jaina keine Zeit damit vergeudet, dieses Gespräch zu führen. Sie würde sich zu der Mischanlage vorarbeiten, um ihn zu retten – oder beim Versuch, das zu tun, sterben.

Doch hier ging es nicht um Jag. Hier ging es um ein Sith-Mädchen, das Ben bereits ein halbes Dutzend Mal verraten hatte, das sich monatelang das Vertrauen der Skywalkers erschlichen hatte – und das möglicherweise nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet hatte, um dem gesamten Jedi-Orden einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Bedauerlicherweise konnte Jaina das so nicht zu Ben sagen. Er war ein verliebter Teenager, und verliebte Teenager hörten es nicht gern, wenn man behauptete, dass ihre Liebste eine verlogene, heimtückische Attentäterin sei.

Chaos.

»Ich verstehe deine Gefühle«, sagte Jaina, die vorgab, über seinen Einwand nachzudenken. »Aber wenn es hier um Jag ginge, würde er von mir erwarten, dass ich das tue, was am Sinnvollsten ist, anstatt bei einer Rettungsaktion umzukommen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.« Sie wandte sich ab und versuchte, Ben dazu zu bringen, mit ihr in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.

Ben jedoch rührte sich nicht vom Fleck. »Ich habe dich nicht gefragt, was Jag wohl tun würde. Ich habe dich gefragt, was du tun würdest.« Er versuchte, sich aus Jainas Griff zu befreien, doch sie packte noch fester zu und zog ihn zurück. Er blickte finster drein und sagte: »Ich dachte, dir ist zittrig zumute.«

»Mir geht’s schon wieder besser«, meinte Jaina und krallte sich durch seine Robe in ein Stück Molytex. »Und was immer ich in dieser Situation auch täte, wäre wohlüberlegt. In jedem Fall würde ich nicht einfach planlos vorstürmen, und ich würde auch nicht zulassen, dass jemand anderes, der bei mir ist, getötet wird.«

Ben runzelte die Stirn. »Ich habe dich nicht darum gebeten mitzukommen.«

»Richtig«, entgegnete Jaina. »Und du erwartest von mir, dass ich das deinem Vater sage? Dass du mich nicht dazu aufgefordert hast, mit dir zusammen geradewegs in eine offensichtliche Falle zu spazieren?«

Ben hörte auf, sich gegen ihren Griff zu wehren, und Jaina wusste, dass sie ihn am Haken hatte. Er war vielleicht gewillt, sein eigenes Leben für eine aussichtslose Sache zu opfern, aber er würde sie niemals derselben Gefahr aussetzen.

»Eine Falle?«, fragte Ben.

»Denk nach, Ben! Der Sith-Kommandant allein, während Vestara bewusstlos zu seinen Füßen liegt? Die Versuchung ist einfach zu groß. Er will, dass du kommst, um sie zu holen.« Jaina zog ihn auf die kreisrunde Wand eines Klärtanks zu. »Komm mit. Wir müssen die anderen suchen und uns neu formieren. Dann überlegen wir uns, wie wir Vestara retten.«

Ben ließ sich widerwillig von ihr mitziehen. »Ich hoffe, das ist dein Ernst, Jaina. Denn ich werde sie nicht im Stich lassen.«

»Ben, ich kann dir nicht versprechen, dass wir sie retten können«, erklärte Jaina. »Das weißt du selbst. Aber wir werden alles tun, was uns möglich ist, in Ordnung? Wir müssen dabei bloß geschickt vorgehen.«

Sorgsam darauf bedacht, ihre Köpfe unterhalb der Oberkante des Tanks zu halten, schlichen sie sich zur anderen Seite herum – und sahen sich einer metallenen Leiter gegenüber, die an einem größeren Zuleitungsrohr angebracht war, das in der Dunkelheit über ihnen verschwand. Zwischen der Leiter und der vorderen Wand der Kammer verlief ein schmaler Laufsteg, ungefähr acht Meter über ihren Köpfen. Nah am hinteren Ende knieten zwei Gestalten in schwarzen Roben, von denen eine die langläufige Version eines Verpinen-Splittergewehrs in Händen hielt, während die andere eine Nachtsichtbrille trug. Der Klärtank hatte verhindert, dass sie den Bereich einsehen konnten, aus dem Jaina und Ben soeben kamen, aber beide Sith ließen ihren Blick über das Schlachtfeld vor Vestaras noch immer reglosen Füßen schweifen.

Jaina warf einen raschen Blick neben sich und sah, dass Bens Antlitz bleich geworden war. Zweifellos verstand er, was er hier vor sich sah – ein Scharfschützennest, das nur darauf wartete, jeden zu attackieren, der zu Vestara zu gelangen versuchte. Jaina schickte sich gerade an, eine Splittergranate von ihrem Kampfgeschirr zu ziehen, als Ben ihren Unterarm berührte, den Kopf schüttelte und ihr signalisierte, weiter vorzurücken. Er wusste ebenso gut wie sie, dass es unwahrscheinlich war, dass sie mit dem Ausschalten eines einzigen Scharfschützennests die ganze Sith-Falle unschädlich machen würden. Und selbst, wenn dem wider Erwarten doch so wäre, würde sich Vestaras Status von »Köder« zu »Belastung« wandeln, sobald ihr Kidnapper realisierte, was passiert war, womit sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie getötet wurde, um ein Zehnfaches erhöhte. Wenn sie Vestara lebend retten wollten, brauchten sie einen Plan – und das wusste Ben jetzt ebenfalls.

Jaina bedeutete ihrem Cousin, ihr zu folgen, ehe sie von dem Klärbecken wegschlich und sich ihren Weg zum vorderen Teil der Kammer bahnte. Ihre beste Chance, sich zu retten – und Vestara –, bestand darin, den Sith etwas anderes zu geben, auf das sie ihre Aufmerksamkeit konzentrieren mussten. Und was gab es da Besseres, als ihre Mission wie geplant zu Ende zu bringen und die Schutztore des Tempels zu öffnen? Hierzu mussten sie Jainas Droiden Rowdy finden und dafür sorgen, dass er sich in eine Computerinterfacebuchse einklinkte – um anschließend so lange auf ihn aufzupassen, bis es ihm gelang, den Tempel-Computer dazu zu bringen, den Abriegelungsbefehl für das Gebäude außer Kraft zu setzen.

Die Schnittstellenstation kam in Sicht. Sie bestand aus einer einen Meter breiten Tafel mit einem Anzeigeschirm und einer Tastatur, die sich über einer Reihe droidenkompatibler Datenbuchsen befand. Auf einer Seite der Konsole liefen zwei Reihen von Statusleuchten hinunter. Die meisten der Lämpchen blinkten oder leuchteten in Farben, die von Rot zu Gelb reichten, doch auf dem Bildschirm fand sich nichts, das darauf hindeutete, dass Rowdy sich bereits in den Tempel-Computer eingeklinkt hatte.

»Zumindest ist er bereits aktiviert«, stellte Ben fest. »Jetzt müssen wir bloß noch …«

Der Satz endete abrupt, als ein gleißender Blitz die Kammer erhellte. Das ohrenbetäubende Krachen eines Thermaldetonators erfüllte die Luft, und in der Kammer wurde es schlagartig klamm und kalt. Dann begann das Bodengitter unter ihren Füßen zu vibrieren, und das gedämpfte Brüllen eines Wasserfalls drang aus Richtung der Rohrplattform zu ihnen herüber. Sie duckten sich hinter einen Pumpenmotor, ehe sie die Köpfe vorsichtig hoch genug hoben, um über die Kante spähen zu können.

Eine zwei Meter dicke Wassersäule schoss genau dort durch ein Loch in die Kammer, wo sich eben noch die Plattform befand.

Chaos.

»Das war’s mit weiterer Verstärkung«, stellte Ben fest. »Ein Durchbruch dieser Größe wird den automatischen Torschlussmechanismus von hier bis ganz zum Hauptkanal auslösen.«

Jaina nickte. »Soll mir recht sein«, meinte sie. »Wir können ohnehin nicht genügend Jedi hier reinbringen, um ihnen zahlenmäßig überlegen zu sein, und eine große Streitmacht würde es ihnen nur einfacher machen, uns aufzuspüren.«

Während sie sprach, überkam sie ein fröstelnder Schauder drohender Gefahr. Sie griff nach Bens Kragen und kauerte sich wieder hin – bloß, um sogleich zu vernehmen, wie sein Lichtschwert zischend zum Leben erwachte. Sie aktivierte ihre Waffe ebenfalls und schaffte es gerade noch rechtzeitig, sie herumzureißen, um den gegabelten Machtblitz abzufangen, der auf sie zutanzte. Ihnen gegenüber stand eine lavendelhäutige Keshiri, flankiert von einem Kader menschlicher Sith, sechs auf jeder Seite. Ihre blutroten Klingen leuchteten auf wie eine, und sie schwärmten aus, um damit jede Hoffnung zunichtezumachen, an ihnen vorbeizuschlüpfen.

»Verschwinden, Ben«, befahl Jaina, die noch immer darum kämpfte, den Machtblitz von ihnen fernzuhalten. »Sofort!«

»Das kann ich nicht!«, sagte Ben. »Da stehen ein Dutzend Sith.«

Er drückte seinen Rücken gegen Jainas, aber in dieser Situation Widerstand zu leisten, war das Letzte, wonach ihr der Sinn stand. Sie warf einen raschen Blick zu der Pumpe hinüber, und als sie sah, dass sie immer noch lief, kam ihr eine andere Idee. »Ben, mir nach!«

Just, als Jaina das sagte, flogen drei Glasparangs auf sie zu. Sie streckte ihre Machtsinne nach Ben aus, um dafür zu sorgen, dass er spürte, wohin sie ging, und sprang dann mit einem Satz auf ein zwanzig Zentimeter messendes Abflussrohr zu, das auf ihrer Seite der Pumpe herausragte.

Sobald die Spitze ihrer Klinge nach unten wies, traf der Machtblitz sie ins Bein und schleuderte sie herum. Darauf konzentriert, den Griff ihrer Waffe fest mit beiden Händen umklammert zu halten, durchtrennte sie mit dem Lichtschwert das Abflussrohr an der Stelle, wo es abknickte, um durch das Bodengitter weiter nach unten zu verlaufen.

Wasser spritzte in alle Richtungen, und der Machtblitz erstarb. Ben huschte hinter ihr vorbei, inmitten des Klirrens zerspringender Parangs. Jaina rollte sich auf den Rücken und riss die Klinge herum, bis sie sich über ihrem Kopf befand. Wieder durchschlug sie das Abflussrohr, diesmal näher an der Stelle, wo es aus dem Pumpengehäuse kam. Ein ein Meter langer Abschnitt des Rohrs explodierte nach außen, aus dem ein Wasserstrahl spritzte, der so dick wie Jainas Bein war, und geradewegs auf die Keshiri-Frau zuschoss.

Auf der anderen Seite der Pumpe ertönte das trommelfellzerfetzende Krachen zweier Granatexplosionen, wie um zu verkünden, dass Ben derweil nicht untätig gewesen war. Dann plötzlich kribbelte Jainas ganzer Körper vor drohender Gefahr. Sie rief ihm zu, sofort herzukommen, sprang hoch und vollführte eine Reihe von Machtsaltos, um der Wassersäule mehr oder weniger in Richtung ihrer ersten Angreiferin zu folgen.

Die Keshiri, die soeben das fliegende Rohr abgewehrt hatte und sich noch immer bemühte, inmitten des Wasserstrahls nicht das Gleichgewicht zu verlieren, war nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Auf dem Weg an ihr vorbei enthauptete Jaina die Frau, ehe sie den unsichtbaren Hieb einer Erschütterungswelle spürte, als weiter hinten bei der Pumpe eine Sith-Granate explodierte.

Jaina trudelte durch die Luft, vollkommen außer Kontrolle, mit klingelnden Ohren und dröhnendem Schädel, ehe sie hart auf der Hüfte landete. Ihr ganzes Bein explodierte vor Schmerz, und sie rollte sich weiter weg, manchmal seitlich und manchmal über die Schultern, bis sie schließlich gegen die geschwungene Wand von einer Art Klärbassin stieß.

Sie versuchte immer noch, sich zu orientieren – und Ben zu finden –, als sie spürte, wie etwas direkt neben ihrem Kopf von dem Bassin abprallte. Sie sprang beiseite und wirbelte geduckt herum, auf der Suche nach der Position ihres Angreifers. Dort, wo sie eben noch gesessen hatte, schlug etwas auf dem Boden Funken, und im Gitter blieb eine Delle zurück.

Das Splittergewehr.

Jaina rollte sich erneut zur Seite, und als sie diesmal wieder hochkam, schaute sie in Richtung des Scharfschützennests zurück. Der Lauf des Gewehrs schwang auf sie zu.

Wo steckte Ben?

Jaina brachte sich mit einem Rückwärtssalto in Sicherheit, ließ ihre Hand ausgestreckt und fühlte, wie die Luft wisperte, als unter ihr eine Kugel hindurchzischte.

Der Scharfschütze war gut.

Dann wirbelte Jaina von Neuem herum und sah, dass der Lauf ihr zu folgen versuchte, und diesmal war es der Sith, der zu langsam war. Jaina packte das Splittergewehr mit der Macht und riss fest daran. Der Schütze wurde aus seiner zusammengekauerten Schussposition nach vorn gezogen und stürzte zusammen mit seiner Waffe auf den Klärtank weiter unten zu. Mann und Gewehr krachten auf die Kante, und beide waren hinüber.

Jaina blieb keine Zeit, sich nach ihrem Cousin umzuschauen. Eine Mauer von Sith stürmte in ihre Richtung; ihre purpurnen Lichtschwerter tanzten beim Rennen in ihren Händen. In der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu erhalten, was Ben widerfahren war, streckte sie ihre Machtsinne nach ihm aus, ehe sie sich hinter der Kante des Klärbeckens niederkauerte – und spürte, wie Luke sie in der Macht berührte, sie drängte, ihre Deckung hinter dem Bassin zu verlassen und sich der Schnittstellenstation zuzuwenden. Von Ben war allerdings weiterhin nichts zu sehen.

Jaina hielt gerade lange genug inne, um einen letzten Blick zurück in Richtung des Pumpenmotors zu werfen. Ein halbes Dutzend Glasklingen flogen auf sie zu. Sie fegte sie mit einem Machtstoß beiseite, drehte sich dann um und sprintete auf die Interfacekonsole zu, um mit geschickten Ausweichmanövern und Saltos den Machtblitzen und Blasterschüssen zu entgehen, die daraufhin in das Zwielicht weiter vorn zischten.

Dann war sie bloß noch einen Schritt von der Station entfernt, und es gab nur zwei Möglichkeiten, wohin sie sich wenden konnte – nach rechts, in Richtung der Haupttür, oder nach links, um einen schmalen Wartungsgang hinunterzueilen, der von zwei Reihen von Ausrüstungsschränken flankiert wurde. Sie spürte, wie Luke sie nach links zog, und hastete in den Gang, der so schmal war, dass sie praktisch keine Chance haben würde, irgendwelchen Geschossen auszuweichen, sobald sie erst einmal weiter drin war.

Jaina kam drei Schritte weit, bevor ihr Rückgrat vor drohender Gefahr und Furcht schier zu Eis erstarrte. Sie ließ sich auf den Bauch fallen und spürte die Hitze, als ein Gestöber von Blastersalven über ihren Kopf hinwegkreischte. Dann rollte sie sich auf den Rücken – und sah, wie Ben mit einem Salto durch den Korridor auf sie zukam, bloß drei Schritte vor dem Sith, der das Feuer eröffnet hatte.

Jaina sprang auf und nutzte die Macht, um sich weit genug in die Luft zu katapultieren, dass Ben unter ihr hindurchtaumeln konnte. Dann aktivierte sie ihr Lichtschwert – und schaffte es gerade noch, mit der Klinge einen gegabelten Machtblitz abzufangen. Sie brüllte Ben zu, weiterzulaufen, und schickte sich dann an, gegen ihren Angreifer vorzurücken.

In diesem Moment fühlte sie abermals, wie Luke sie in der Macht berührte, sie behutsam den schmalen Gang entlangzog. Sie zog sich so schnell sie konnte zurück, lief rückwärts und wirbelte von einer Seite zur anderen, drückte den Rücken und ihre Schultern flach gegen die Ausrüstungsschränke, wann immer Blastersalven und mithilfe der Macht geschleuderte Parangs an ihr vorbeisegelten.

Der Gang endete in einem vergleichsweise kleinen Lagerraum, in dem sich Stapel gewaltiger Ersatzventile und Rohrmuffen türmten – die meisten mit einem Durchmesser von über einem Meter. Luke zog Jaina weiter voran, also wich sie dem Beschuss weiterhin aus und zog sich weiter zurück, und einen Moment später war sie bloß noch einen Schritt von der Rückwand entfernt und stand neben Ben. Sie saßen in der Falle, ohne irgendeine Möglichkeit zur Flucht.

Dann tauchten Luke und Corran Horn hinter einem Stapel riesiger Ventile auf. Sie aktivierten ihre Lichtschwerter und traten vor, um Blasterschüsse zu ihren Angreifern zurückzuschicken. Anstatt unverzüglich zum Angriff überzugehen und vorzustürmen, verteilten sich die Sith erneut in der Hoffnung, die Jedi von der Flanke her überwältigen und sie von allen Seiten gleichzeitig attackieren zu können.

Jaina blickte zu den beiden Jedi-Meistern hinüber. Beide musterten die Sith mit süffisanten Mienen.

»Danke fürs Herkommen«, sagte Luke mit machtverstärkter Stimme. »Ich bin Luke Skywalker, der Großmeister des Jedi-Ordens, und ich werde dies nur einmal sagen: Lasst Eure Waffen fallen!«

Die meisten Sith wirkten verwirrt oder besorgt, doch ihr offensichtlicher Anführer – ein gedrungener blonder Mann mit einem Spitzbart – starrte ihn mit unverhohlenem Hass an.

»Es kümmert mich nicht, wer Ihr seid.« Er hob seine Hand und machte sich bereit, die anderen zum Angriff zu winken. »So gut könnt Ihr gar nicht sein.«

»Ich dachte mir schon, dass Ihr so etwas sagen würdet«, entgegnete Luke. Er blickte zur Dunkelheit über dem Kopf des Feindes empor – und erntete ein verächtliches Schnauben des Sith.

»Kommt schon, Meister Skywalker«, sagte er und hob die Hand, um seine Krieger in die Schlacht zu schicken. »Wenn das das Beste ist, das Ihr auf Lager habt …«

Seine Erwiderung fand ein abruptes Ende, als zwei Gestalten in dunklen Molytex-Rüstungen aus dem Zwielicht über dem schmalen Gang nach unten fielen. Hinter dem Sith-Trupp ertönte das Zischen zum Leben erwachender Lichtschwerter, und überraschte Stimmen schrien vor Schmerz auf.

Jaina wartete nicht, bis Luke den Angriffsbefehl gab. Sie sprang einfach mit einem Satz vor, schleuderte den Sith, der ihr am nächsten war, mit einem Machtstoß gegen den Mann hinter ihm und ließ ihre Klinge in einem brutalen Überhandhieb herniedersausen, den er allerdings trotz seiner Verwirrung abblocken konnte. Er spuckte ihr in dem verzweifelten Versuch in die Augen, ihre Sicht zu trüben, und als sie sich daraufhin weglehnte, rammte er ihr sein Knie so hart in die Rippen, dass es sie in die Luft hob und sie plötzlich bloß noch auf einem Bein stand.

Jaina schwang den anderen Fuß reflexartig vor sich und hakte ihn just in dem Moment hinter seinen Knöchel, als er sein Gewicht verlagerte, um das Gleichgewicht zu wahren. Sein Fuß flog unter ihm weg, und er kippte auf die Seite, bemüht herumzuwirbeln, damit er sein Lichtschwert wieder hochreißen konnte, um ihren Angriff zu parieren.

Jaina trieb ihm ihren Stiefel in die Hüfte und beförderte ihn mit dem Gesicht voran zu Boden. Gleichzeitig riss sie ihr Lichtschwert nach oben, um einen Hieb von einer dunkelhaarigen Frau abzublocken, die vorrückte, um den Platz des Spuckers einzunehmen. Noch immer hinter ihm stehend, wirbelte Jaina herum und ließ den Fuß seitlich hochschnellen, um die Frau am Kinnansatz zu erwischen. Sie fühlte das scharfe Knacken brechender Kieferknochen, und die Sith flog nach hinten.

Jaina nahm sich nicht einmal die Zeit, um ihren Fuß zu senken. Stattdessen rammte sie ihr Lichtschwert nach unten und stieß es in den Mann, auf dem sie stand. Sie zog die Spitze in ihm ruckartig zur Seite – bloß um sicherzugehen, dass der Sith nicht wieder aufstand –, ehe sie ihr Bein schließlich wieder runternahm und sich erneut der dunkelhaarigen Frau zuwandte.

Aus dem Brustbein der Sith ragte bereits ein blaues Lichtschwert hervor, das sie nach unten, zur Hüfte hin, aufschlitzte. Die Qual in ihren Augen verblasste zu Leere, dann brach sie zusammen und blieb verkrümmt am Boden liegen. Hinter der Leiche wurde Jysella sichtbar, die Schulter an Schulter mit Valin Horn stand und die Tote mit einem Gesichtsausdruck anstarrte, der irgendwo zwischen Entsetzen und Erleichterung lag.

Jaina nickte ihr dankbar zu, ehe sie herumwirbelte, um sich ihrem nächsten Angreifer zu stellen – und feststellte, dass sich Luke zu ihr durchkämpfte. Er hatte sein Lichtschwert bereits deaktiviert, und seine Miene war gelassen, als sei es für ihn nichts weiter als eine meditative Übung, gegen drei Sith auf einmal zu kämpfen. Ben folgte ihm dichtauf. Der junge Mann wirkte zwar ein wenig ehrfürchtig, doch er war mit genügend Blut besudelt, um den Eindruck zu erwecken, dass er ebenfalls nicht untätig gewesen war.

Jaina sah, dass Corran aus der anderen Richtung kam, um sich ebenfalls zu ihnen zu gesellen. Der Gestank von so viel Tod ließ ihn die Nase rümpfen, aber das Gefecht schien ihn nicht mehr zu beunruhigen als Luke. Jaina schaltete ihr eigenes Lichtschwert aus und wandte sich wieder an Valin und Jysella, die mindestens vier Sith niedergestreckt haben musste, bevor sie schließlich an Jainas Seite angelangt war.

»Gute Arbeit, Leute«, sagte sie. »Nicht einmal ich habe gefühlt, dass ihr euch dort oben versteckt.«

Jysella lächelte. »Es ist leicht, sich verborgen zu halten, wenn der Feind ganz auf dich, Dad und Meister Skywalker konzentriert ist.«

»So leicht nun auch wieder nicht«, erwiderte Luke. »Ihr habt euch gut geschlagen. Ihr beide.«

Valin strahlte, doch schon konnte man in der Ferne Stiefel knallen hören, die in ihre Richtung liefen. Noch mehr Sith.

»Wir sollten lieber weiter«, sagte Luke. »So, wie sich Rowdy verhalten hat, wird er noch ohne uns verschwinden.«

Jainas Augenbrauen schossen in die Höhe. »Du hast Rowdy gesehen?«

Luke nickte und winkte sie in den hinteren Teil des Lagerbereichs. »Es ist uns gelungen, die Computerschnittstelle lange genug zu halten, dass er in Erfahrung bringen konnte, dass sie deaktiviert wurde.«

»Deaktiviert?« Die Frage kam von Ben. »Aber als wir sie sahen, schien sie in Betrieb zu sein.«

»Absolut«, entgegnete Corran. »Und ich glaube, wir wissen alle, was das bedeutet.«

»Dass sie Zeit hatten, um diesen Hinterhalt zu planen«, sagte Jaina, der es nicht ganz gelang zu vermeiden, dass sie einen flüchtigen Blick in Bens Richtung warf. »Jede Menge Zeit.«

Ben blickte finster drein. »Ich weiß, was ihr denkt«, sagte er. »Aber Vestara kann es nicht gewesen sein. Sie wusste nicht einmal, wo wir hinwollen.«

»Und woher genau weißt du das?«, fragte Corran.

»Weil sie mich danach gefragt hat, als wir in der Kapsel unterwegs hierher waren«, erwiderte Ben. »Keine zwei Minuten, bevor wir in den Hinterhalt gerieten.«

»Manchmal steckt hinter einer Frage mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist«, gab Corran zu bedenken. »Du hast als Ermittler bereits genügend Erfahrung gesammelt, um das zu wissen.«

»Und ich besitze außerdem genügend Erfahrung, um zu wissen, dass Mutmaßungen nicht immer den Tatsachen entsprechen«, gab Ben zurück. Er wandte sich an seinen Vater. »Vestara hat uns nicht verraten. Das weißt du.«

Luke schwieg für einen Moment und zuckte dann die Schultern. »Alles, was ich weiß, ist, dass wir hinter einem Sith-Großlord her sind. Ganz gleich, was wir auch zu wissen glauben, vermutlich machen wir uns damit bloß selbst etwas vor.« Während er sprach, drangen vom anderen Ende des Gangs gedämpfte Sith-Stimmen zu ihnen. »Darüber werden wir uns später Gedanken machen. Fürs Erste müssen wir einfach weiter in Bewegung bleiben.«

Er winkte Corran und Valin zu, und die beiden Horns rückten rasch einen zwei Meter hohen Stapel von Ventilen und Kniestücken von der Wand weg. Dahinter, am Ende eines kurzen Gangs, ragte eine frei stehende Aufzugröhre aus dem Boden empor, die im Zwielicht darüber verschwand. Eine schlichte Öffnung von etwa anderthalb Metern Höhe war in die Wand der Röhre geschnitten worden, um den Blick auf einen unregelmäßigen Strom von Behältern, Kisten und Taschen freizugeben, die im Innern der Röhre nach oben glitten. Rowdy stand neben der Öffnung. Er wippte auf seinen Laufflächen vor und zurück und trillerte ungeduldig.

»Eine Frachtröhre?«, fragte Jaina.

»Rowdy scheint anzunehmen, dass sie uns zu einer anderen Schnittstellenstation bringen wird«, sagte Corran und warf Jaina über die Schulter einen Blick zu. »Zumindest vermute ich, dass er deshalb ein großes Loch hineingeschnitten hat.«

Rowdy stieß ein bestätigendes Zwitschern aus, und die Stimmen hinter ihnen wurden lauter und drängender, als die Sith durch den Gang allmählich auf sie zukamen. Einen Moment später schwirrten die ersten Blasterschüsse durch den Lagerbereich, um von Rohrmuffen und Geräteschränken abzuprallen.

»Jedenfalls ist das allemal besser, als hierzubleiben«, sagte Jaina. Besorgt, dass Ben etwas Törichtes tun könnte, drehte sie sich um und sah, dass er mit finsterer Miene den Gang hinunterstarrte. »Ben …«

»Ich weiß«, sagte er. Bens Machtaura knisterte vor Frustration und Zorn, dann wedelte er mit einer Hand und schickte den Sith weiter den Gang hinab ein massives Kontrollventil entgegen. »Wir müssen hier weg.«