12. Kapitel

Außerhalb der Schimäre tobte ein lautloser Sturm aus wankenden Megalithen und umherzuckenden Turbolasersalven, während im Innern der zertrümmerten Bruchstücke des Mondes Boreleo ein Inferno losbrach, für das sich Daala selbst verantwortlich zeichnete. Vansyns Flaggschiff, die Wyvard, befand sich nur wenige Kilometer entfernt, um den Zugang zu einer mehr oder minder stabilen Passage zu versperren. Schwarzer Rauch quoll aus dem versengten Loch, das vormals die Brücke gewesen war. Lange Ströme von Leichen und Trümmern trieben aus den geschmolzenen Löchern in der vorderen Außenhülle des Schiffs, und hundert Meter lange Flammenzungen schossen durch die Risse in der durchhängenden Mittelsektion der Wyvard. Dennoch pumpten Fels Chiss-Verbündete weiterhin Maserfeuer in die leblose Masse des Flaggschiffs, in dem vergeblichen Versuch, es aus dem Weg zu befördern, damit sie zumindest ins Zentrum des Trümmerfeldes vorstoßen und die Schimäre attackieren konnten.

Gleichwohl, in diesem Augenblick galt Daalas Aufmerksamkeit nicht der Schlacht. Stattdessen saß sie in ihrem Kommandosalon, wo auf einem ausklappbaren Bildschirm am Ende des Konferenztisches ein Bericht des Imperialen Nachrichtendiensts lief. Der Bericht war vom Vortag, doch da Fels Flotte sämtliche Übertragungen in der Umgebung von Exodo II störte, ganz gleich, ob es sich dabei um ein- oder ausgehende Signale handelte, waren dies die ersten Nachrichten, die sie seit fast einem Monat sah – und das, was einer Geheimdienstbesprechung am nächsten kam, seit sie in den Überresten von Boreleo Zuflucht gesucht hatte.

»… die Moffs nutzen die Gelegenheit, um alte Rechnungen zu begleichen«, meldete eine intelligent aussehende Frau mit übergroßer Nase. Ihr Bild wurde durch das Blitzgewitter einer Turbolaserschlacht in den Weiten des Alls ersetzt. »Als Moff Garreter seine Flotte mobilisierte, um Staatschef Fel zu unterstützen, unternahm Moff Woolbam den Versuch, die Rimcee-Station zu annektieren. Garreter war gezwungen kehrtzumachen, um seine eigenen Besitztümer zu schützen. Überall im gesamten Imperium ist die Situation dieselbe: Moffs leisten sich Gefechte um Grenzsysteme, die bereits heftig umkämpft waren, noch bevor Palpatine zum Imperator wurde.« Das Bild der Nachrichtensprecherin tauchte wieder auf, diesmal mit einer Karte des modernden Imperiums, die über ihrer rechten Schulter zu sehen war. Als sie fortfuhr, erschienen überall auf der Karte rote Punkte. »Aus mehr als einem Dutzend Systemen werden Gefechte und Invasionen gemeldet. Imperiale Flottenverbände waren gezwungen, beim Vexta-Gürtel, bei Entralla, Dactruria und Tovarskl einzugreifen. Bei Muunilinst tobt in diesem Augenblick eine Drei-Fronten-Flottenschlacht zwischen Streitkräften, die Staatschef Fel treu ergeben sind sowie den Moffs Woolbam und Callron dem Jüngeren.« Jetzt füllte das Gesicht der Nachrichtensprecherin den gesamten Schirm. »Die gegenwärtige Instabilität in diesem Teil der Galaxis hat zu Turbulenzen auf den Finanzmärkten in jedem Sektor geführt, während sich die Investoren auf einen Absturz ins Chaos wappnen. Unbestätigten Meldungen zufolge sind mächtige Moffs an zwei Kampfverbände der Imperialen Flotte herangetreten, um sich die Loyalität ihrer Kommandanten zu erkaufen.«

»Bericht anhalten«, sagte Daala, die die Nachrichtensendung damit vorübergehend stoppte. Sie schüttelte bestürzt den Kopf, außerstande zu glauben, wie sehr ihr Plan, das Imperium zu befreien, nach hinten losgegangen war. Hätte sie die Patt-Situation zwischen sich und Jagged Fel vorhergesehen, hätte sie niemals den Versuch unternommen, ihn zu stürzen. So schlimm es auch sein mochte, das Imperium weiterhin in den Händen einer Jedi-Marionette zu lassen, wäre selbst das immer noch besser gewesen, als zuzulassen, dass das Imperium in Anarchie versank. Und um ehrlich zu sein, hatte Daala nicht bloß zugelassen, dass es so weit kam – sie hatte all dies erst heraufbeschworen, weil es ihr nicht gelungen war, Fel zu entmachten.

Allerdings musste man ihr der Fairness halber zugestehen, dass man ihr letztlich bloß ein schlechtes Timing vorwerfen konnte. Fel war der Aufgabe, eine dynamische Zivilisation wie das Imperium zu beherrschen, einfach nicht gewachsen. Früher oder später hätten die Moffs seine Schwäche ohnehin bemerkt und aufgebehrt.

Daala nahm einen beruhigenden Atemzug, ehe sie sich der jungen Sternenranger-Pilotin zuwandte, die ihr Leben riskiert hatte, um ihr diesen Bericht zu überbringen. »Das ist Irrsinn«, sagte sie. »Das Imperium versinkt in Barbarei.«

»Absolut.« Die junge Frau hatte schmale blaue Augen und einen breiten Mund, der für ihr Gesicht gerade eine Winzigkeit zu groß wirkte. »Deshalb hatte ich auch das Gefühl, dass ich zu Ihnen kommen muss, Admiralin. Staatschef Fel ist der Aufgabe nicht gewachsen, das Imperium zusammenzuhalten.«

»Was wohl niemanden überraschen dürfte«, stellte Lecersen fest, der im Sessel neben Daala saß und aussah, als sei er drauf und dran, überdreht loszulachen. Er hatte lila Ringe unter den Augen, und seine Haut war so grau wie die Uniform eines Flottenoffiziers. »Und das ist umso mehr ein Grund dafür, dass wir einen Weg finden müssen, um von hier zu verschwinden – sofort

Daala antwortete, ohne ihre Augen von dem jungen Leutnant abzuwenden. »Von hier zu fliehen, ist leichter gesagt als getan, Drikl.«

»Wenn Leutnant Pagorski imstande ist, sich in diesen Trümmerhaufen hineinzuschleichen, wage ich wohl zu behaupten, dass es uns ebenso gelingen dürfte, eine Möglichkeit zu finden, uns rauszuschleichen.« Lecersen erhob sich. »Und zwar je eher, desto besser. Wir müssen wieder da raus und die Kontrolle übernehmen.«

»Worüber genau sollen wir denn die Kontrolle übernehmen?« Während Daala sprach, studierte sie weiterhin Pagorski und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, warum eine junge Frau, die erst kürzlich aus einem Gefängnis der Galaktischen Allianz entlassen worden war, ihr Leben aufs Spiel setzen sollte, um sich den Überbleibseln einer in die Ecke getriebenen, übel aufgemischten Flotte anzuschließen. »Über den endgültigen Untergang des Imperiums?«

»Nicht im Geringsten«, beharrte Lecersen. »Ich habe Freunde – sehr viele Freunde. Und sobald sie von meiner Flucht erfahren, werden sie uns zu Hilfe eilen.«

»Vorausgesetzt, dass es uns gelingt zu fliehen.« Daala sah Pagorski direkt in die Augen. »Vorausgesetzt, dass der wundersame Umstand, dass Leutnant Pagorski eine sehr enge Blockade durchbrechen konnte, nicht bloß eine List ist, einem blutigen Angriff zu entgehen, indem man uns zu einem törichten Zug verleitet.«

Der Ausdruck der Verwirrung, der in Pagorskis Augen aufleuchtete, währte gerade lange genug, um aufrichtig zu wirken. Dann verzogen sich die Winkel ihres breiten Mundes zu einem anerkennenden Lächeln. »Ich wusste, dass es richtig von mir war, zu Ihnen zu kommen, Admiralin Daala«, sagte sie. »Niemand versteht besser als Sie, wie der imperiale Verstand arbeitet.«

»Ihre Schmeicheleien wurden gebührend zur Kenntnis genommen, Leutnant«, entgegnete Daala. »Allerdings werde ich mich davon nicht zu einer närrischen Entscheidung verleiten lassen. Wenn Staatschef Fel nicht absichtlich zugelassen hat, dass Sie die Blockade durchbrechen – eine Blockade, die so dicht ist, dass es damit seinerzeit selbst der Rebellenallianz gelungen wäre, sich das Imperium vom Hals zu halten –, wie ist Ihnen dieses Kunststück sonst gelungen?«

»Ist das nicht offensichtlich, Admiralin?«, antwortete Pagorski ohne zu zögern. »Jagged Fel hat mich nicht vorsätzlich durchgelassen. Jemand anderes hingegen schon.«

Daala zog beeindruckt die Augenbrauen hoch – allerdings vermochte sie noch nicht zu sagen, ob es Pagorskis Gelassenheit unter Beschuss war, die sie beeindruckte, oder ihr Einfallsreichtum, wenn es darum ging, ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

»Und hat dieser Jemand einen Namen?«

»Keinen, den ich der nächsten Oberbefehlshaberin der Imperialen Flotte mitteilen werde«, sagte Pagorski. »Sie sind eine Frau, die Pflichtbewusstsein ebenso sehr zu schätzen weiß wie Loyalität, und ich möchte nicht, dass er etwas Negatives in seiner Akte stehen hat, bloß weil er mir einen Gefallen getan hat.«

»Natürlich nicht«, sagte Daala. Diese Frau war schlauer, als sie aussah, da Daala genauso mit jemandem verfahren würde, der seinen Komamandanten und sein Schiff verriet. »Aber wenn Sie nicht hier sind, um zu versuchen, uns in eine Falle zu locken, warum sind Sie dann hergekommen?«

»Um Ihnen einen Lagebericht zu übermitteln«, entgegnete Pagorski schlicht. »Was ich auch getan habe. Der Rest liegt nun bei Ihnen. Sie sind die Admiralin.«

»Wie dem auch sei, Sie haben es trotz allem lebend hierhergeschafft«, sagte Lecersen. »Ich nehme an, Sie haben einen Plan, damit das auch so bleibt, wenn Sie uns wieder verlassen?«

»Ich fürchte, mit dieser Annahme liegen Sie falsch.« Pagorskis Blick wanderte zum Hauptsichtfenster, vor dem man die reglose Masse der Wyvard ausmachen konnte, die unter dem steten Masersperrfeuer rückwärts trieb. »Wie Admiralin Daala zweifellos bereits vermutet, ist meine Ankunft nicht vollkommen unbemerkt geblieben. Tatsächlich scheint es, als habe ich sie dazu angestachelt, Ihnen von Neuem zuzusetzen. Verzeihen Sie mir.«

»Bilden Sie sich lieber nicht zu viel ein, Leutnant«, sagte Lecersen. »Sie sind so ziemlich der letzte Grund, warum Fel uns jetzt auf die Pelle rückt.«

Ein Funkeln sarkastischer Belustigung trat in Pagorskis Blick. »Ach, meinen Sie?«

»Absolut«, sagte Lecersen. »Es ist das im Imperium herrschende Chaos, das ihn zum Handeln zwingt. Eigentlich müsste Fel seine ganze Aufmerksamkeit den Moffs zuwenden.«

»Die sich vermutlich just in diesem Moment Teile Ihres Sektors unter den Nagel reißen«, merkte Daala an. »Und dabei zweifellos auch dem Rest des Imperiums übel zusetzen.«

»Was umso mehr ein Grund dafür ist sicherzustellen, dass zumindest einer von uns entkommt, um die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken«, sagte Lecersen, der sich dem Ausgang zuwandte. »Ich werde jetzt an Bord der Imperienschöpfer zurückkehren, um zu versuchen, auf eigene Faust von hier zu entkommen, Admiralin Daala.«

Daala schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Selbst, wenn einer von ihnen den Fluchtversuch überlebte und einige der anderen Moffs dazu überreden konnte, sich ihnen anzuschließen, würde die gegenwärtige Krise dadurch bloß zu einem ausgewachsenen Bürgerkrieg avancieren – und zwar zu einem, bei dem es wahrscheinlicher war, dass er mit dem endgültigen Zerfall des Imperiums enden würde, nicht mit ihrem eigenen Sieg. »Dafür ist es noch zu früh.«

»Ich fürchte, ich habe meine Entscheidung getroffen, Admiralin«, sagte Lecersen. »Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihren eigenen Bestrebungen.«

»Ich sagte noch nicht, Drikl.« Sie warf Pagorski einen befehlenden Blick zu, und der Leutnant hielt so schnell einen Miniblaster in den Fingern, dass sich die Hand nicht einmal bewegt zu haben schien. Daala ertappte sich dabei, wie sie sie verblüfft anstarrte, und wandte sich wieder Lecersen zu. »Vielleicht wären Sie so gütig, mir noch eine halbe Stunde zuzugestehen?«

Lecersen musterte einen Moment lang den Blaster und sagte dann: »Ich wüsste nicht, wie ich mich dem widersetzen könnte.«

Daala lächelte, im Stillen erleichtert darüber, dass Lecersen sie nicht gezwungen hatte, ihn zu töten. Sie fing allmählich an, in der gegenwärtigen Lage des Imperiums eine Gelegenheit zu sehen, die es zu nutzen galt, und falls sich ihre Idee zu einer ausgewachsenen Lösung ihrer Probleme entwickeln sollte, würde sie Lecersen brauchen, damit er als ihre Marionette fungierte.

»Vielen Dank, Moff Lecersen.«

Bevor sie ihm signalisieren konnte, wieder in seinem Sessel Platz zu nehmen, drang die Stimme des Captains der Schimäre über die Gegensprechanlage.

»Admiralin Daala, es ist so weit. Die Maser drängen die Wyvard langsam, aber stetig zurück.«

Daala drückte auf den ÜBERTRAGEN-Schalter. »Sehr gut, Captain. Wir sind gleich da.« Sie stand auf und bedeutete Lecersen und Pagorski, ihr zu folgen. »Kommen Sie! Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen.«

Sie trat aus dem Kommandosalon auf eine Brücke, die vom galligen Geruch von Furcht und Erschöpfung beherrscht wurde, ehe sie ihnen voran zu ihrem Kommandoposten ging. Der Kapitän der Schimäre stand an der Kampfinformationskonsole, die grauen Stoppeln eines Dreitagebarts zierten sein Gesicht, und seine blutunterlaufenen Augen quollen von einer Überdosis Kaf aus den Höhlen, als er seinen Blick über die hektische Disziplin schweifen ließ, die mitten im Gefecht auf der Brücke des Schiffs herrschte.

»Captain Remal, wie stehen unsere Chancen?«, fragte Daala.

»Das wissen wir in einer Minute, Admiralin.«

Remal wies auf einen Taktikschirm, der eine zehn Kilometer messende Fläche leeren, von trudelnden Felsbrocken umringten Raums zeigte. Die Überbleibsel von Daalas angeschlagener Flotte waren rings um die provisorische Redoute herum verstreut. Im Zentrum der Formation befand sich der Kreuzer Kagfänger, deren Projektionsteam die Freifläche mehr oder weniger stabil hielt, indem sie die vier Gravitationsquellen-Generatoren des Schiffs sorgfältig regulierten. Lecersens Flaggschiff, die Imperienschöpfer, befand sich im rückwärtigen Bereich, bereit, einen verzweifelten Fluchtversuch durch ein hundert Kilometer umfassendes Labyrinth im All treibender Megalithen zu wagen. Das Wrack der Wyvard blockierte noch immer den Eingangstunnel, trieb unter der Wucht des Maserfeuers, das unermüdlich in den längst geschmolzenen Bug des Schiffs gepumpt wurde, jedoch langsam zurück.

Auf dem Bildschirm nicht zu sehen waren zwei Dutzend kleinerer Schiffe, die sich draußen in dem Irrgarten befanden, unabhängig voneinander operierten und alles in ihrer Macht Stehende taten, um die angreifenden Streitkräfte zu bedrängen. Zwar bezweifelte Daala, dass die Attacken ausreichen würden, um Fels Vorstoß tatsächlich zu unterbinden, aber zumindest forderten sie einen hohen Preis, was Schiffe und Leben betraf.

Schließlich wurde die Wyvard vollends aus der Passage gedrängt. Auf dem Schirm erschienen zwanzig Sternenjägerstaffeln, deren Kennungssymbole aufleuchteten, als sie sich von ihren Mutterschiffen lösten und ausschwärmten, um die Redoute zu verteidigen. Sie hatten ihre Positionen kaum erreicht, als auch schon imperiale Jäger aus dem Tunnel strömten und der Zugang zur Passage in einer Wolke umherwirbelnder Kennungssymbole verschwand.

»Admiralin Daala«, sagte Lecersen. »Ich muss wirklich darauf bestehen, dass Sie mich unverzüglich meiner Wege gehen lassen. Die Zeit ist gekommen, unser Glück zu versuchen und darauf zu hoffen, dass einer von uns dieses Schlamassel überlebt.«

»Und inwieweit würde das dem Imperium dienen, Moff Lecersen?«, fragte Daala.

»Weil wir den Moffs so eine Persönlichkeit bieten, der sie sich anschließen können«, sagte Lecersen. »Damit wir uns neu organisieren und einen Gegenangriff einleiten können.«

»Um das Chaos zur Katastrophe eskalieren zu lassen?« Daala schüttelte den Kopf. »Ein Imperium, das mit sich selbst im Krieg liegt, ist genauso schwach wie ein Imperium, das von Anarchie beherrscht wird, und ich bin nicht daran interessiert, eine leere Hülle zu regieren.«

»Eine leere Hülle zu regieren, ist immer noch besser, als hier zu sterben«, gab Lecersen scharf zurück.

»Vielleicht für Sie«, entgegnete Daala. »Ich hingegen sehe mittlerweile noch einen anderen Weg, um Staatschef Fel zu stürzen – einen Weg, der es nicht erfordert, genau das zu zerstören, was ich zu retten versuche.«

Während Daala sprach, ging das Maserfeuer unbeirrt weiter, das die Wyvard immer weiter zurückdrängte. Ihr Blick glitt vom Bildschirm zum Sichtfenster hinüber. Mittlerweile konnte sie das Wrack des Sternenzerstörers nicht einmal mehr sehen, bloß eine lange Flammensäule, die immer tiefer in die Redoute hineinschoss.

»Was schlagen Sie also vor?«, wollte Lecersen wissen, ohne der Schlacht draußen die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. »Im Moment besteht die einzige Möglichkeit, einen Bürgerkrieg abzuwenden, darin, sich zu ergeben, damit Fel seine ganze Aufmerksamkeit den Moffs zuwenden kann – und sich zu ergeben, ist nicht mein Stil.«

»Meiner ebenso wenig«, sagte Daala, beinahe gedankenverloren. Sie wandte sich an Remal. »Ich denke, es ist so weit, meinen Sie nicht auch?«

Der Captain nickte. »Durchaus«, sagte er. »Zu schade, dass wir keine Sensordaten von dort kriegen, aber sie haben mindestens einen der Chiss-Sternenzerstörer durchkommen lassen. Das sollte genügen, um sie dazu zu bringen, es sich noch einmal anders zu überlegen.«

»Sehr gut, Captain«, sagte Daala. »Initiieren Sie Operation Torbrecher.«

»Initiiere jetzt Torbrecher«, bestätigte Remal.

Während der Captain eine Verbindung zur Kagfänger herstellte, wandte sich Daala an Lecersen, um ihre Unterhaltung fortzusetzen. »Als Sie sagten, dass der einzige Weg, einen Bürgerkrieg zu verhindern, darin bestünde, sich zu ergeben, irrten Sie«, sagte sie. »Sogar gewaltig.«

Lecersen runzelte die Stirn. Sein Blick wanderte zum Sichtfenster hinüber. »Wollen Sie damit sagen, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt?«

»Es gibt immer noch eine andere Möglichkeit, Drikl«, sagte Daala. »Das habe ich von den Jedi gelernt.«

Während Daala sprach, wurde auf der Brücke nach und nach ein aufgeregtes Murmeln laut. Sie schaute rüber zum Sichtfenster und sah, dass der Zugangstunnel zu ihrer Redoute in sich zusammenfiel. Zwei der riesigen Megalithen trieben aufeinander zu, als die Kagfänger ihre Gravitationsquellen-Generatoren einsetzte, um den dritten Megalithen aus dem Weg zu ziehen. Während sich die Lücke schloss, wurde das Maserfeuer intensiver – um dann zu einem einzelnen weißblauen Blitz abzuklingen, als die beiden Stücke des Mondes schließlich gegeneinanderkrachten.

Tosender Applaus erfüllte die Brücke, und Daala nickte Remal anerkennend zu. »Gut gemacht, Captain. Wie viele feindliche Jägerstaffeln haben wir dort drinnen eingesperrt?«

»Annähernd zwanzig«, entgegnete Remal.

»Ausgezeichnet«, sagte Daala. »Jedem Piloten, der bereit ist, uns sein Schiff zu überlassen, werden eine bequeme Zelle oder ein Offiziersposten in meiner Flotte angeboten. Was von beidem, entscheiden sie selbst.«

»Sehr gut, Admiralin«, sagte Remal. »Und wie verfahren wir mit jenen, die es vorziehen, zu kämpfen oder ihren eigenen Jäger zu zerstören, damit er uns nicht in die Hände fällt?«

»Die lassen wir in ihren Raumanzügen verrecken«, entgegnete Daala. »Machen Sie ihnen das sehr deutlich, wenn Sie sie kontaktieren.«

Remals Mund verzog sich zu einem harten Lächeln. »Wie Sie befehlen.«

Daala wandte sich wieder an Lecersen. »Also, wo waren wir stehen geblieben?«, fragte sie und bedeutete ihm, ihr zurück in den Salon zu folgen. »Wenn ich mich recht entsinne, sprachen wir gerade darüber, dass keiner von uns die Absicht hat, sich zu ergeben.«

»Eins der großen Spielzeuge des Imperiums der Hand zu zerstören, wird das Blatt in dieser Schlacht kaum zu unseren Gunsten wenden, Admiralin«, meinte Lecersen. »Und falls Sie glauben, dass uns das einen Waffenstillstand verschafft – dann ist das genauso, wie sich zu ergeben. Fel wird die Zeit, die er dadurch gewinnt, lediglich nutzen, um seine Macht zu stärken.«

»Keinen Waffenstillstand, Drikl.« Daala trat vor ihm in den Kommandosalon. »Eigentlich dachte ich eher an eine Wahl.«

»An eine Wahl?« Lecersen blieb hinter ihr auf der Schwelle stehen. »Warum bei allen Welten sollte Fel sich darauf einlassen?«

»Aus demselben Grund, aus dem ich es täte«, erklärte Daala. »Weil er nicht will, dass sich das Imperium selbst zerfleischt – und weil er glaubt, dass er diese Wahl gewinnen wird.«

»Und so wird es auch kommen«, entgegnete Lecersen und folgte ihr schließlich in den Salon. »Er verfügt über mehr Mittel als Sie – und abgesehen davon ist er der amtierende Staatschef.«

»Ein Staatschef, der von einem Jedi ernannt wurde«, erinnerte Daala ihn. »Nichts ist unberechenbarer als eine Wahl, Drikl – nicht einmal eine Schlacht.«

»In diesem Fall bin ich anderer Ansicht«, beteuerte Lecersen. »Sie scheinen zu vergessen, wie wenig Wertschätzung die Moffs Frauen entgegenbringen – ich selbst natürlich ausgenommen.«

»Was bringt Sie auf den Gedanken, dass ich irgendetwas vergesse?«, fragte Daala. »Mit Ihnen an meiner Seite werden wir die Moffs davon überzeugen, ihre Vorurteile zu vergessen. Dank Ihrer planetaren Ressourcen und meiner militärischen Aktivposten sind wir zweifellos ein starker Kandidat.«

»Stark ja, aber auch stark genug?«, fragte Lecersen. »Die Stimmen von Moffs werden erkauft, nicht verdient – und Fel kann ihnen jetzt bieten, was sie wollen. Wir können ihnen bloß Versprechungen machen.«

»Genau deshalb sollten Sie eine allgemeine Wahl vorschlagen, Admiralin Daala«, sagte die vortretende Pagorski. »Dann müssten Sie sich nicht damit abfinden, den Thron zu teilen, da die meisten imperialen Bürger Frauen wesentlich mehr wertschätzen als die Moffs. Darüber hinaus würde eine allgemeine Wahl an Fels demokratische Neigungen appellieren. Womöglich würde er diese Möglichkeit sogar einem militärischen Sieg vorziehen, da es sich dabei um genau die Art von Reform handelt, die er ohnehin gern im Imperium einführen würde.«

»Eine allgemeine Wahl?«, höhnte Lecersen. »Der Moff-Rat wird dem niemals zustimmen.«

»Die Moffs sind gegenwärtig zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, um uns aufzuhalten«, sagte Daala, die zusehends enthusiastischer wurde. Sie nickte Pagorski zu. »Sehr gut, Leutnant. Die Idee gefällt mir.«

»Sie wollen Jagged Fel in einem Beliebtheitswettbewerb schlagen?« Lecersen schüttelte ungläubig den Kopf. »Das wird niemals passieren.«

»Doch, das wird es«, sagte Pagorski. »Das garantiere ich.«

Lecersen warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Ich schlage vor, Sie halten besser den Mund, Leutnant. Ihre Wahnvorstellungen werden allmählich zu einem Ärgernis.«

Pagorskis Augen blitzten weiß auf. »Das sind keine Wahnvorstellungen, Moff.« Ohne den Blick abzuwenden, fragte sie: »Admiralin, würden Sie erlauben, dass ich den Beweis dafür erbringe?«

»Unbedingt«, sagte Daala. »Das würde ich sehr begrüßen.«

»Vielen Dank.« Pagorskis Lächeln wurde breit, und dann glitt ihre Hand empor, um auf Lecersens Schulter zum Liegen zu kommen. »Moff Lecersen, Sie sollten vor Ihrem neuen Staatsoberhaupt auf die Knie gehen.«

»Auf die Knie gehen? Ich?«, fragte Lecersen ungläubig. »Auf Ihren Befehl hin?«

»Eigentlich ist es eher ein gut gemeinter Rat.« Pagorski drückte seine Schulter, und ihre Finger gruben sich so fest hinein, dass sie tatsächlich in seinem Fleisch zu versinken schienen. »Zu Ihrem eigenen Besten.«

Während sie sprach, weiteten sich Lecersens Augen, und sein Gesicht erbleichte. Auf seiner Stirn perlte kalter Schweiß. Nach einigen Atemzügen sackte er schließlich auf die Knie und legte seine Handflächen zu Daalas Füßen.

»So ist es besser.« Pagorski lächelte, ehe ihr Blick wieder zu Daala zurückschweifte. »Wir können diese Wahl gewinnen, Admiralin – das verspreche ich Ihnen.«