19. Kapitel
Die Stimme, die über die Cockpit-Lautsprecher drang, wirkte kurz angebunden und herablassend, mit einem klaren hapanischen Akzent, der dafür sorgte, dass Hans Kopfhaut kribbelte. »… ist momentan kein Ort für die Chume’da«, sagte die Stimme gerade. »Sie sollte längst auf dem Weg nach Hause sein.«
»Coruscant ist ihr Zuhause, falls es dir entfallen ist«, gab Han scharf zurück. Natürlich wusste er, dass Taryn Zel niemals irgendetwas entfallen würde, was Allana betraf. Doch immer, wenn sie die Stimme zum Besten gab und die hapanische Aristokratin gab, stachelte das seine Dickköpfigkeit an. Er konnte einfach nicht anders – das lag vermutlich daran, dass er insgeheim fürchtete, dass sich Allana eines Tages genauso verhalten würde, wenn sie erwachsen geworden war und wieder auf Hapes lebte. »Sie hat die vergangenen sieben Jahre hier gelebt – zusammen mit uns.«
»Ich weiß, wo sie gelebt hat, Captain Solo«, erwiderte Taryn. »Das bedeutet allerdings nicht, dass es für sie sicher ist, sich jetzt auf Coruscant aufzuhalten.«
Während Taryn sprach, verfolgte Han durch die Ecke des Sichtfensters, wie sich das korallenverkrustete Tor der Verladebucht langsam schoss. Ihm kam der Gedanke, dass es vermutlich ein Fehler gewesen war, kein schnelleres Tor einzubauen, als er den geheimen Zugangstunnel des Jedi-Tempels gebaut hatte.
In jedem Fall wusste er, dass es ein Fehler gewesen war, den gesamten Hangar nicht größer anzulegen. Seinerzeit hatte er angenommen, dass viele gemeinhin sichtbare Konstruktionsarbeiten zu viel Aufmerksamkeit von den Bewohnern der Unterstadt auf sich ziehen würden. Allerdings war es ein echtes Kunststück gewesen, den Falken in einen so beengten Hangar zu manövrieren. Mit lediglich vier Metern Spielraum war er gezwungen gewesen, rückwärts mit dem Heck voran einzufliegen, um den Bug dann herumzuschwingen und seitlich hereinzuschlüpfen – ein kompliziertes Manöver, das allein für sich genommen bereits einiges an unerwünschter Aufmerksamkeit erregt hatte. Sobald die Jedi ihren Tempel zurückerobert hatten, würden sie einen neuen Geheimtunnel brauchen – falls es ihnen gelang, ihren Tempel zurückzuerobern.
»Captain Solo?« Taryns Stimme troff vor Verärgerung. »Ich warte. Gibt es nun eine Erklärung dazu oder nicht?«
»Ich erkläre mich niemals«, sagte Han. »Das ist eine meiner schlechten Angewohnheiten.«
Han hörte, wie jemand mit einer tiefen Stimme im Hintergrund leise lachte – vermutlich Zekk, der es als so eine Art Sport anzusehen schien, mit der Überheblichkeit der hapanischen Frauen umzugehen.
Taryn schwieg einen Moment lang. Dann fragte sie: »Dürfte ich dann bitte erfahren, was da unten los ist?«
»Das habe ich doch bereits alles erzählt«, meinte Han. »Bwua’tu sind unlängst die Angriffsschiffe ausgegangen, die groß genug wären, um Jedi Warv zu transportieren. Wir waren die Einzigen, die ihn zum Tunneleingang bringen konnten.«
»Ja, diesen Teil habe ich verstanden«, sagte Taryn. »Was ich hingegen nicht verstehe, ist, warum die Chume’da dabei sein musste. Hätte sie nicht im Jedi-Hauptquartier bleiben können?«
»Eher nicht. Aber keine Sorge, hier ist es wesentlich sicherer als im Hauptquartier. Hier unten gibt es weit weniger Verkehr, und nur ein paar Dutzend Jedi wissen überhaupt davon, dass es diesen Ort gibt.«
»Wie überaus beruhigend«, entgegnete Taryn, die nicht im Geringsten beruhigt klang. »Dürfte ich dann jetzt freundlich darum bitten, eine echte Antwort auf meine Frage zu bekommen? Warum konnte sie nicht bei Meisterin Sebatyne im Hauptquartier bleiben?«
Han antwortete nicht sofort, um seine Worte mit Bedacht zu wählen. Es würde nicht einfach sein, die Frau, die das Kommando über die geheimen Leibwächter der Chume’da hatte, davon zu überzeugen, dass Allana in Sicherheit war – nicht, wenn er sich dessen nicht einmal selbst absolut sicher war.
Schließlich sagte er: »Nun, wenn man mal genauer darüber nachdenkt … Als wir sie das letzte Mal zurückgelassen haben, hat es auch nicht funktioniert.«
Taryns Stimme wurde ungläubig. »Soll das etwa heißen, dass sie sich an Bord des Falken geschlichen hat … schon wieder?«
»Eigentlich ist sie eher an Bord gestapft als geschlichen«, sagte Han. »Sie wollte einfach kein Nein akzeptieren.«
»Und das haben Sie ihr durchgehen lassen?«, wollte Taryn wissen. »Sie und Prinzessin Leia sind Erwachsene, Captain Solo. Zumindest sollten Sie sich so verhalten!«
»Und sie ist die Chume’da«, gab Han zurück. Um ehrlich zu sein, war er sogar ziemlich stolz auf Allanas Dickköpfigkeit – das zeugte von Charakter. »Abgesehen davon: Nach einer Weile meinte Leia, dass wir uns einfach damit abfinden müssten. Ist wohl irgend so eine Machtsache.«
Taryns Stimme wurde kalt. »Irgend so eine Machtsache ist kein Grund dafür, das Leben der Chume’da aufs Spiel zu setzen.«
»Um ehrlich zu sein, doch.« Es war Zekks tiefe Stimme, die sie unterbrach und über denselben Kanal wie Taryns kam. »Ob es uns nun gefällt oder nicht, das Schicksal der Chume’da ist mit der Macht verbunden. Wenn die Macht ihr eine Vision zuteilwerden lässt, ist es nicht an uns, infrage zu stellen, wie sie darauf reagiert. Alles, was wir tun können, ist, zur Stelle zu sein, um sie zu beschützen.«
Taryn schwieg, und Han konnte beinahe sehen, wie sie sich auf die Unterlippe biss, als sie sich eingestehen musste, dass Zekks Worte Sinn machten. Genau wie Han war auch Taryn ein normaler Mensch, der mit einem Jedi liiert war, und genau wie bei Han bedeutete das, zu akzeptieren, dass man gewisse Dinge einfach glauben musste.
Einen Moment später drang ein tiefes Frauenseufzen aus dem Lautsprecher. »Also gut, Captain Solo. Aber Sie beschützen sie doch, nicht wahr?«
»Natürlich, nur keine Sorge. Bleibt einfach da oben und gebt uns Rückendeckung.« Er aktivierte die Außenkamera, um nach Allana zu sehen. Sie stand unmittelbar außerhalb des Schiffs, auf der Einstiegsrampe, zusammen mit Bazel. Sie hatte die Stirn gerunzelt und reckte den Hals, als sie zu ihrem großen Freund aufblickte. Sie erteilte ihm Anweisungen und tippte mit ihrem Zeigefinger gegen den riesigen grünen Oberschenkel des Ramoaners. »Sie gibt Bazel bloß noch einige letzte Befehle, bevor er aufbricht, um die Barabel zu warnen. Wir sind gleich hier weg.«
Während er sprach, schloss sich das seeehr langsam zugleitende Tor der Verladebucht endlich zur Gänze, um dann mit einem lauten Dröhnen einzurasten.
Han warf über die Schulter einen Blick zu R2-D2 hinüber, der an der Droidenstation stand. »In Ordnung, Erzwo, sag dem Sicherheitscomputer, dass er dieses Tor jetzt sofort wieder aufmachen soll«, trug Han ihm auf. Nachdem der Falke in die Verladebucht geschwebt war, hatte der widerspenstige Sicherheitscomputer der Anlage darauf bestanden, das Tor zu schließen – ja, er hatte sich sogar geweigert, einen Prioritätsbefehl anzuerkennen, um es aufzulassen. »Wir sind startklar, bevor das Ding wieder ganz offen ist.«
R2-D2 bestätigte die Anweisung mit einem Piepsen. Eine Sekunde später ließ er dem ein Signalzwitschern folgen. Han drehte sich wieder nach vorn und sah eine Nachricht über seinem Hauptschirm scrollen.
DER SICHERHEITSCOMPUTER IST AUSSERSTANDE, DER ANWEISUNG UNVERZÜGLICH NACHZUKOMMEN. VON DER TUNNELSCHLEUSE LIEGT EINE NOTFALLZUTRITTSANFRAGE VOR.
»Eine Notfallanfrage?« Han wandte sich dem hinteren Bereich der Verladebucht zu, wo der Zugangstunnel begann, der in den Jedi-Tempel führte. Das Irisblendenschott hatte sich bereits zur Hälfte geöffnet und gab den Blick auf den Oberkörper einer jungen Frau in leichter Molytex-Panzerung frei. Sie schien halb von der Schleuse abgewandt zu sein, als würde sie sich nach etwas hinter sich umschauen. »Was zur …«
»Captain Solo?« Taryns Stimme war voller Beunruhigung. »Was ist los?«
»Bleibt dran«, sagte Han, der verfolgte, wie sich die Iris vollends öffnete. »Wir haben Gesellschaft.«
»Gesellschaft welcher Art?«
»Jedi, denke ich. Vielleicht eine Evakuierung.«
Während Han sprach, drehte sich die Gestalt um. Es war eine attraktive junge Frau von vielleicht sechzehn Jahren, mit braunen Augen, die wesentlich dunkler waren als ihr Haar. Sie hatte eine kleine Narbe am Mundwinkel, die dafür sorgte, dass es so aussah, als läge ein grausames Lächeln auf ihren Lippen, und sie hielt eine kleine silberne Kugel in der Hand, die ihm zur allzu vertraut vorkam.
»Vestara Khai?«, keuchte Han. Sein Blick schweifte zu der silbernen Kugel zurück, und seine Verwirrung verschwand in einer Explosion von Begreifen und Zorn. Er aktivierte die Außenlautsprecher. »Detonator!«, brüllte er. »Kommt alle sofort wieder hier …«
Bevor Han imstande war, das Wort »rein« hinzuzufügen, trat Vestara durch die offene Schleuse. Einen Moment lang dachte Han, dass sie doch nicht angreifen würde, dass er das, was er sah, einfach falsch deutete und das Ganze bloß eine sonderbare Abfolge von Ereignissen war, die jetzt noch keinen Sinn ergab.
Dann huschte Vestara beiseite, um hinter sich den Blick auf eine lange Reihe von Kriegern in dunklen Roben freizugeben. Han aktivierte die automatischen Blasterkanonen des Schiffs und wies ihnen das Schott als Zielgebiet zu. Vestara schleuderte die Granate mit einem gefühlvollen Unterhandwurf in Richtung des Falken, ließ die Hand danach jedoch nicht sinken. Stattdessen nutzte sie die Macht, um die silberne Kugel auf die Einstiegsrampe zu zu dirigieren. Han warf einen raschen Blick auf seinen Kameraschirm, in der Hoffnung, zu sehen, wie Leia und Bazel mit Allana im Schlepp in Sicherheit sprangen.
Stattdessen entdeckte er Anji, die auf die Tunneleinmündung zuhetzte, und Bazel, der einen großen grünen Arm in Richtung des Thermaldetonators ausstreckte. Der Ramoaner winkte mit seiner Hand zur Wand der Verladebucht, und die silberne Kugel steuerte … geradewegs auf das Cockpit des Falken zu. Han brauchte keinen Astromechdroiden, der ihm sagte, dass seine neue Flugbahn das explosive Geschoss bis auf wenige Meter an den Pilotensitz des Raumfrachters heranbringen würde.
»Fierfek!« Han sprang auf und lief zum Zugangskorridor auf der Rückseite des Cockpits. »Raus, Erzwo! Raus-raus-rau…«
Ein ohrenbetäubendes Krachen …
… explodierte am hinteren Ende des Cockpitauslegers des Falken. Leia riss ruckartig den Kopf herum und sah den blendend grellen, weißen Blitz eines hochgehenden Thermaldetonators. Sie hob eine Hand, um ihre Augen halb abzuschirmen, dann stand sie mit Entsetzen im Blick da, und ihr brach schier das Herz, als sich der Feuerball in sich selbst zusammenzog und verging, sodass bloß noch das schartige Ende eines Zugangskorridors von der letzten Stelle kündete, an der sie Han gesehen hatte – im Cockpit seines Millennium Falken.
»Opi!« Allanas Stimme wurde schrill. »Opi!« Sie wandte sich ab, um die Einstiegsrampe hochzustürmen, und riss Leia damit aus ihrem Schockzustand, wie um sie daran zu erinnern, dass Allana sie brauchte, selbst wenn tatsächlich das Schlimmste eingetreten sein mochte.
Leia wirbelte herum und sprang mit einem Satz vor, um das Mädchen an der Schulter zu ergreifen. »Stopp! Nichts überstürzen!« Sie musste fest zupacken, um Allana daran zu hindern, sich loszureißen. »Wir kämpfen hier um unser Leben. Was würde dein Großvater dir sagen, was du tun sollst?«
Allana hörte auf, sich zu winden, und Entschlossenheit trat in ihre Augen. »Die Lage einschätzen.«
»Ganz genau.« Leia warf einen raschen Blick zum hinteren Teil der Verladebucht hinüber, wo zwei Sith in dunklen Umhängen durch die offene Luke traten. »Erst die Situation einschätzen, dann handeln. Und sich in ein funktionsuntüchtiges Schiff zurückzuziehen …«
»… ist dumm«, brachte Allana den Satz für sie zu Ende. Sie wirbelte herum und lief die Einstiegsrampe wieder hinunter. »Barv! Wir stecken in großen …«
»… Schwierigkeiten«, sagte Bazel. Sein Lichtschwert erwachte bereits knisternd zum Leben. »Ich weiß.«
Aus der Tunneleinmündung schoss das erste Blasterfeuer, und Bazel fing an, Energieladungen zu den Sith zurückzuschlagen. Leia zögerte nur einen Herzschlag lang, hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, Allana zu beschützen und den Rückzug anzutreten, um nach Han zu sehen. Dann aktivierte sie die eigene Klinge und beeilte sich, ihre Enkeltochter zu verteidigen.
Allana schoss bereits hinter Bazel in Position und nutzte seine mächtige Masse als Schild, während sie nach der riesigen Blasterpistole griff, die an seinen Oberschenkel geschnallt war. Bevor Leia ihr zurufen konnte, das nicht zu tun, verharrte der Ramoaner reglos, und Allana zog die Waffe aus dem Halfter.
»Hast du sie?«, fragte Bazel.
»Hab sie.«
Allana ließ sich hinter Bazels wuchtigem Bein auf ein Knie sinken und setzte die Waffe an die Schulter. Sie eröffnete das Feuer und feuerte in so rascher Folge Blastersalven ab, dass sie in einem steten Strom aus der Mündung der Waffe zu kommen schienen. Der Sith, der ihnen am nächsten war, schwang sein Lichtschwert in einem tiefen Bogen, um seinen Knöchel zu schützen, dann riss er es hoch, um seinen Kopf zu schützen, ehe er davonwirbelte und die Klinge abermals niedrig schwang, um einen Knieschuss abzuwehren. Der vierte Blasterschuss traf ihn ins Ohr, und Leia fühlte, wie die Macht vom Entsetzen und der Verwirrung eines kleinen Mädchens erbebte, das gerade einen Mann getötet hatte.
Leia bezog links von Allana Stellung und fing an, heranzischende Energieladungen zu den Sith zurückzuschicken. Es überraschte sie nicht, dass Allana und Bazel ein paar Kampfmanöver einstudiert hatten, oder dass jemand – zweifellos Taryn Zel – ihrer Enkelin beigebracht hatte, so gut zu schießen. Das bedeutete allerdings nicht, dass Allana für die Schuldgefühle, die Angst und die Erleichterung gewappnet war, die es mit sich brachte, jemanden auf kurze Distanz zu töten.
Gleichwohl, Allana ließ sich davon nicht lähmen. Sie nahm einfach den nächsten Sith ins Visier und brachte ihn genauso schnell zu Fall wie den ersten. Leia fühlte eine Woge des Bedauerns in der Macht – aber auch Entschlossenheit und sogar ein bisschen Zorn. Allana verstand, in welcher Situation sie sich befanden. Sie wusste, was zu tun war.
Leia wünschte bloß, sie wüsste ebenfalls, was sie tun sollte. Die Sith drangen in Zweierteams aus dem Tunnel und arbeiteten sich an den Wänden entlang vor, um das kleine Mädchen und ihre Beschützer zu flankieren, bevor sie attackierten. Wenn sie in Deckung eilten, würden sie damit bloß einen Sturmangriff provozieren, und sich an Bord des Falken zu verschanzen, kam einem Selbstmord gleich.
Eine gebieterische Keshiri trat allein aus dem Tunnel. Allana eröffnete das Feuer auf sie, doch die Frau mit der lavendelfarbenen Haut schickte die Schüsse so zielgenau zu ihnen zurück, dass Leia eingreifen musste, um dabei zu helfen, ihre Enkelin vor den eigenen Blastersalven zu schützen. Dennoch zischten zwei Schüsse in zwei Sekunden durch Leias Abwehr, und Allana hörte klugerweise auf zu feuern und rollte sich hinter Bazels massigem Bein in Deckung.
Bereits gut trainiert, fischte sie eine frische Energiezelle aus dem Magazinfach am Oberschenkelhalfter des Ramoaners. Sie ließ die alte Energiezelle herausgleiten, schob die neue hinein und rief dann: »Was jetzt, Omi?«
»Wir halten die Stellung, bis Taryn und Zekk hier sind«, sagte Leia, auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie das bewerkstelligen sollten. Sie wurden bereits von einem Dutzend Sith unter Beschuss genommen, und mit jeder verstreichenden Sekunde kamen weitere aus dem Tunnel. »Aktivier deinen Notfallalarmgeber.«
»Omi!« Allanas Stimme klang empört. »Das habe ich schon längst gemacht!«
»Okay, also …« Ein Blasterschuss kreischte so dicht an Leia vorbei, dass sie ihr eigenes angesengtes Haar roch. »Wir müssen in Deckung gehen.«
»Gute Idee«, stimmte Allana zu. »Wo?«
»Entscheide du«, gab Leia zurück. Links von Leia explodierte ein Gestöber von Schüssen, und sie schaffte es gerade noch rechtzeitig herumzuwirbeln, um sie in den Bauch des Falken zu lenken. »Ich bin gerade zu beschäftigt, um mich umzuschauen.«
»Plan C«, grollte Bazel.
»Ja«, meinte Allana. Sie tauchte hinter Bazel auf, dann legte sie die große Blasterpistole in ihren Ellbogen und streckte eine Hand über den Kopf. »Das würde Opi auch tun.«
»Plan C?«, fragte Leia, die sich nicht sicher war, ob sie wirklich wissen wollte, was das bedeutete. »Was ist Plan …«
»Das Letzte, womit sie rechnen«, erklärte Allana. Während sie sprach, ließ sich Bazel vor ihr auf ein Knie sinken. Sie packte seinen Kragen und stemmte die Füße in seinen Hüftgürtel, dann zog sie sich hoch und legte den Lauf der wuchtigen Blasterpistole über seine Schulter. »Wir greifen an!«
Bazel stand auf und stürmte auf den Tunnel zu. Seine jadegrüne Masse ruckte und tanzte hinter dem wirbelnden Gleißen seines Lichtschwerts. Allana feuerte Blasterschüsse über seine Schulter. Sith tänzelten umher und warfen sich zur Seite, um ihren Salven zu entgehen. Einige hatten rauchende Einschusslöcher in ihren Kehlen oder Knien. Als ihr klar wurde, dass ihre Enkeltochter recht hatte – dass angreifen genau das war, was Han Solo in dieser Situation getan hätte –, warf Leia einen letzten flüchtigen Blick auf die Einstiegsrampe und wünschte sich im Stillen, dass Han auftauchen möge – dass er die Rampe hinuntergeeilt kam, um sich ihnen im Kampf anzuschließen. Doch Han war nirgends zu sehen.
Jetzt, wo sie eine halbe Sekunde Zeit hatte, weil sie ausnahmsweise gerade nicht damit beschäftigt war, Blasterschüsse von Allana fernzuhalten, streckte Leia ihre Machtsinne nach Han aus … und fühlte, dass er am Leben war, irgendwo an Bord seines geliebten Schiffs. Er litt keine Schmerzen, aber er rührte sich auch nicht. Er war wütend und entschlossen und beinahe ein wenig selbstzufrieden. Wie üblich hatte Han Solo noch ein Ass im Ärmel.
Leia erfüllte ihre Präsenz mit einer Liebe, von der sie wusste, dass er sie auf diesem Wege nicht wahrnehmen würde, ehe sie hinter ihrer Enkelin hereilte, zuversichtlich, dass sie genau das tat, was er ihr aufgetragen hätte, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Das machte die Sache allerdings kein bisschen einfacher.
In Bazels massiger Schulter tat sich ein rauchendes Loch auf. Er wirbelte so schnell herum, dass Allana abgeworfen worden wäre, wenn sie nicht die Macht eingesetzt hätte, um sich an ihrem großen grünen Freund festzuhalten. Ein weiterer Schuss traf ihn in die Brust.
Leia wurde klar, dass sich der Ramoaner um sich selbst drehte, um Allana vor dem Beschuss abzuschirmen. Sie gelangte an seine Seite und schlug Schüsse zu den Sith zurück. »Geh!«, befahl sie ihm. »Ich halte dir den Rücken frei!«
Bazel wandte sich dem Tunneleingang zu, der jetzt bloß noch ein paar Schritte entfernt war, und preschte vor. Leia sprang hinter ihm in Position und malte mit ihrem Lichtschwert beim Rückwärtslaufen bunte Schleifen über ihrem Kopf in die Luft, als sie Allana verteidigte.
Mittlerweile hatten die Sith sie an den Flügeln umgangen. Leia hörte das Zischen von einem Dutzend Blastersalven, die sich in ramoanisches Fleisch brannten. Ihr eigenes Bein schwang wie aus eigenem Antrieb zurück, und sie stürzte beinahe hin, ehe sie mit einem verletzten Bein ihr Gleichgewicht wahrte, das sich wie siedendes Öl anfühlte. Allanas Blasterfeuer wurde zu einem konstanten Kreischen, und auf der anderen Seite von Bazels tänzelnder Masse ertönte das charakteristische Brummen aufeinandertreffender Lichtschwerter – dann setzten die Machtblitze ein.
Leia fing die erste Blitzgabel mit ihrem eigenen Lichtschwert ab. Weniger als zehn Schritte entfernt blieb eine zweite Sith stehen und hob ihre Hände, die Fingerspitzen in Allanas Richtung gekrümmt. Leia packte ihre Enkelin mit der Macht. »Runter!«, rief sie, bestrebt, Allana von Bazels Schultern zu ziehen. »Sofort!«
Allana rutschte an dem Ramoaner nach unten, und der Blitz sauste knisternd nur Zentimeter über Leias Kopf hinweg. Bazel brüllte vor Überraschung und Schmerz. Allana kniete neben Leia nieder. Sie eröffnete das Feuer, und drei Schüsse später war die Frau, die gerade versucht hatte, sie zu töten, erledigt. Genau wie der Mann, der Leia verwundet hatte.
Der Boden erbebte, und noch bevor Leia das Tschuk-Zzzssch einer glühend heißen Klinge vernahm, die Fleisch durchstieß, wusste sie, dass es Bazel erwischt hatte. Leia nahm ihre Enkeltochter auf den Arm, wirbelte um die kniende Masse des Ramoaners herum und kam auf seiner anderen Seite wieder hoch – bloß, um sich einem halben Dutzend roter Klingen gegenüberzusehen. Allanas Blasterpistole kreischte zweimal auf – ein großer Sith kippte zur Seite und ließ dabei das Lichtschwert los, das er in Bazels Brust gerammt hatte.
Erstaunlicherweise war der Ramoaner allerdings noch nicht am Ende. Seine grüne Klinge schwang vor ihm durch die Luft, durchbrach die Deckung von zwei Sith und schlitzte sie an den Schultern entzwei, ehe ein mächtiger, dunkelbärtiger Mann den Angriff schließlich abblockte. Bazels freier Arm schoss nach vorn, um die Brust des Mannes mit einer riesigen Faust zu zertrümmern. »Hinter mich«, wies Bazel sie an. Er begann, sich aufzurichten. »Wir lassen uns nicht auf …«
Hinter ihnen erscholl ein donnerndes Schnaufen. Die gesamte Decke der Verladebucht loderte blau auf, und vier Geysire aus geschmolzenem Durastahl brachen nahe der Decke an der Wand voraus aus. Leia drehte sich um. Sie sah R2-D2 die Einstiegsrampe in ihre Richtung herunterkommen – und ein vertrautes Gesicht, das ihr aus dem unteren Bordgeschütz des Falken zuzwinkerte.
»Han!«
Die Waffenläufe senkten sich, und Leia verstand, was er im Sinn hatte. Sie wirbelte wieder herum und stellte fest, dass Bazel wieder auf den Beinen war. Er schwang sein langes Lichtschwert einer Sense gleich hin und her, ohne dabei tatsächlich Sith zu töten, aber zumindest brachte er sie aus dem Gleichgewicht und sorgte dafür, dass sie ihm aus dem Weg sprangen.
Allana folgte einen Schritt hinter ihm. Sie schaute zum Falken hinüber und starrte das untere Geschütz mit weit aufklaffendem Mund an. »Moment mal!«, rief Allana nach Atem ringend. »Opi lebt?«
»Natürlich, Liebes.« Leia warf sich über Allana, während sie Bazel zugleich den stärksten Machtstoß versetzte, zu dem sie fähig war. »Und jetzt runter mit dir, damit dein Opa feuern kann!«
Sie waren immer noch dabei, sich zu Boden zu werfen, als das Schnaufen erneut einsetzte.
Leia streckte ihre Arme aus, um zu verhindern, dass sie Allana erdrückte, aber auch so vernahm sie noch ein lautes Keuchen, als sie gemeinsam auf dem Boden aufkamen. »Bist du verletzt?«
»Nein!« Über das Brüllen und Krachen der Laserkanonen hinweg war Allanas Stimme kaum zu vernehmen. Sie fing an, sich unter Leia zu winden, zweifellos um zu sehen, was um sie herum geschehen war. »Aber ich mache mir Sorgen um Barv.«
»Ich auch.«
Leia legte Allana eine Hand auf den Rücken, um sie davon abzuhalten, den Kopf hochzuheben, dann schaute sie selbst nach vorn und sah durch den lodernden Schleier krachenden Kanonenfeuers hindurch, dass der große Ramoaner noch immer gegen die Sith kämpfte. Er hatte mindestens drei Gegner unter seinem gewaltigen grünen Leib begraben, der ruckte und zuckte, als sie mit ihren Parangs und allem anderen, das ihnen zur Verfügung stand, auf seinen Bauch und seine Brust einhackten. Allerdings teilte der Ramoaner mehr aus, als er einsteckte. Er hatte einem Mann die Kehle zugedrückt, während er den Schädel eines anderen in seinem zermalmenden Griff hielt und den Dritten mit seinen mächtigen Stoßzähnen am Boden festnagelte.
Zwischen dem Ramoaner und dem Tunnel lag ein rauchendes Durcheinander von Körperteilen, bei dem es sich vor Kurzem noch um Sith-Krieger gehandelt hatte. Einige der Gliedmaßen bewegten sich noch, und ein paar umklammerten mit ihren zuckenden Händen sogar noch Lichtschwerter. Allerdings befand sich keins der Glieder in einem Zustand, in dem es für Allana eine Gefahr gewesen wäre – oder für sonst jemanden.
Das geschmolzene Metall und die gezackten Löcher rings um die Tunneleinmündung verrieten Leia, dass Han eine Menge Feuer in den Gang geschickt hatte, doch das bedeutete nicht, dass weiter im Innern keine Überlebenden lauerten. Anderseits gab es vermutlich auch in der Verladebucht selbst jede Menge Nischen und Winkel, in denen ihre Sith-Gegner hätten in Deckung gehen können – und es würde nicht lange dauern, bevor sie sich von ihrer ersten Überraschung über den Kanonenangriff erholt haben würden.
Sie warf einen raschen Blick zum Falken hinüber. Die Laserkanonen schwenkten immer noch auf die rechte Seite der Verladebucht zu, feuerten vollautomatisch und mähten alles nieder, das sich rührte – und auch das meiste von dem, das es nicht tat. R2-D2 war inzwischen bloß noch einige Meter von ihr entfernt. Mit ausgestrecktem Greifarm kam er mit einer Granate in seiner Zangenhand aus dem Rauch auf sie zu.
Leia versuchte, einen Blick auf ihren Ehemann im unteren Geschütz des Falken zu erhaschen, doch dafür war der Rauch zu dicht und das Lodern der feuernden Kanonen zu grell. Sie schüttelte den Kopf. Er denkt wirklich an alles!
Sie streckte die Hand aus und nutzte die Macht, um behutsam an der Granate zu ziehen. Zu ihrer Erleichterung schien R2-D2 zu verstehen, was los war, und öffnete seinen Greifer. Bei der Granate handelte es sich um ein C-20-Erschütterungsmodell von Merr-Sonn, perfekt dazu geeignet, den Tunnel zu sichern, ohne ihn dabei gleichzeitig unpassierbar zu machen. Leia stellte den Zünder auf zwei Sekunden ein und zog den Sicherungsstift, ehe sie schließlich von Allana herunterstieg. »Sobald ich loslaufe …«
»… folge ich dir«, rief Allana zurück. »Ich hatte Fluchttraining, weißt du?«
Natürlich wusste Leia das, und es brach ihr das Herz, als sie erkannte, als wie wichtig sich dieses Training erwiesen hatte. Ihre neun Jahre alte Enkelin hatte bereits mehrere Mordversuche überlebt und war praktisch ein alter Hase, was den Nahkampf auf engem Raum betraf.
R2-D2 rollte vorbei und steuerte geradewegs auf den Tunnel zu. Leia ließ den Zündbügel los und schleuderte die Granate vor den Droiden, ehe sie die Macht einsetzte, um sie in die Einmündung der Passage schweben zu lassen – wo sie unvermittelt in der Luft verharrte, als jemand in dem Gang sie mit der Macht aufhielt. Leia stieß die Granate weiter vor und spürte, wie sich die Sith dagegenstemmten. Dann erfüllte ein weißer Blitz den Tunnel, und schlagartig spürte Leia in der Passage gar nichts mehr.
Leia sprang auf, zog Allana neben sich auf die Füße – und fühlte ein kaltes Kribbeln. Sie stieß Allana vorwärts. »Geh!«, rief sie. »Und puste alles weg, das sich hier drin bewegt!«
Als Leia herumwirbelte, kamen unvermittelt die Köpfe mehrerer Sith in Sicht, die hinter den Landestützen des Falken hervor und über rauchende Leichen hinweg zu ihr hinüberspähten. Aus einem halben Dutzend Richtungen zischten Energieladungen auf sie zu. Sie wehrte die ersten drei ab, ehe sie sich in einen Rückwärtsmachtsalto katapultierte – und fast zusammenbrach, als sie hart auf ihrem verletzten Bein landete.
Bazel war zwei Meter von Leia entfernt. Er zog lange Darmschlingen hinter sich hier, als er auf Händen und Knien auf sie – und den Tunnel – zukroch. Sie wechselte ihr Lichtschwert in den Einhandgriff und streckte dem Ramoaner die freie Hand entgegen, bemüht, die Macht einzusetzen, um ihm dabei zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen.
Ein gegabelter Machtblitz knisterte nur eine Handbreit über seinen Rücken hinweg, und Leia schaffte es kaum, ihn mit ihrem Lichtschwert, das sie mit einer Hand schwang, abzufangen.
Bazel schaute auf und schüttelte den Kopf. »Nein.« Ein gequältes Lächeln umspielte seinen breiten Mund, und er kniff eins seiner winzigen Augen zu einem erschöpften Zwinkern zusammen. »Ich … tu bloß so.«
Leia fühlte, wir ihr das Lichtschwert zu entgleiten drohte, und packte es wieder mit beiden Händen. Bazel sackte zusammen, doch anstatt wieder auf den Bauch zu fallen, stemmte er sich in die Höhe, geradewegs in den Weg des Machtblitzes. »Geht!«, brüllte er. »Allana braucht …« Er ließ den Satz unvollendet und deutete einfach auf den Tunnel. Dann rappelte er sich unglaublicherweise wieder auf, drehte sich um und hob sein Lichtschwert, um den Machtblitz abzufangen.
Irgendwie hörte Leia über das Brüllen der Kanonengeschütze des Falken, die kreischenden Blaster und die zischenden Lichtschwerter hinweg, wie Allana nach ihrem Freund rief, ihn anflehte zurückzukommen.
Bazel hatte recht. Allana brauchte sie.
Leia drehte sich um und lief auf den Tunnelmund zu. Dort fand sie Allana zwischen den Leichen kniend vor. Sie hatte Bazels große Blasterpistole auf R2-D2s schmierige Kuppel gestützt, und Tränen strömten ihr Gesicht hinunter. Noch immer feuerte sie in die Verladebucht hinaus, um ihrem riesigen grünen Freund zu helfen. Die Blasterwunden, die einige der Körper aufwiesen, die um Allana herum verstreut lagen, verrieten Leia, dass mindestens einige dieser Sith noch am Leben gewesen waren, als Allana die Passage betreten hatte.
»Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich ergeben sollen«, meinte Allana. Sie musste beinahe schreien, um sich über das Kreischen der Blasterpistole hinweg Gehör zu verschaffen. »Aber sie haben trotzdem nach ihren Waffen gegriffen.«
»Dann hattest du keine andere Wahl«, sagte Leia. Ihr Blick schweifte den Tunnel hinauf. »Sind welche …«
»Nein«, rief Allana kopfschüttelnd. »Es ist keiner entkommen. Ich habe sie getötet – sie alle.«
»Ist schon in Ordnung, Allana.« In Wahrheit wusste Leia nicht, ob die Dinge jemals wieder in Ordnung kommen würden. Die Verzweiflung und die kalte Distanziertheit in der Stimme ihrer Enkelin zerrten an ihrem Innern – vielleicht, weil es Leia daran erinnerte, was aus Allanas Vater geworden war –, doch solange sie sich nicht in Sicherheit befanden, konnte sie ihr weder Trost noch kluge Ratschläge zuteilwerden lassen. »Du hast das Richtige getan.«
Leia wandte sich wieder der Verladebucht zu und stellte erstaunt fest, dass Bazel auf den Füßen war und durch einen Sturm von Blasterfeuer tobte. Sein Gewand hing in rauchenden Fetzen, und seine grüne Haut war von so vielen Brandmalen übersät, als sei sie gescheckt. Unterdessen jagte weiterhin ein steter Strom von Kanonenschüssen aus dem unteren Geschütz des Falken, um eine lange Furche in die Durastahlwand der Verladebucht zu schmelzen.
Bazel schien dem Kanonensperrfeuer zu folgen, das weiter vom Tunnelmund wegschwang. Leia glaubte, er würde einfach versuchen, den Feind von ihr und Allana wegzulocken – bis vier weitere Sith aus dem Rauch auftauchten. Sie steuerten auf die Stelle zu, wo sich vormals das Cockpit des Falken befunden hatte, zweifellos in der Absicht, durch den jetzt frei liegenden Zugangskorridor an Bord zu gehen und dem Beschuss durch das Bauchgeschütz ein Ende zu machen.
Leia deaktivierte ihr Lichtschwert und streckte die Hand nach Bazels übergroßem Blaster aus.
Allana schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie feuerte weiter, um einen Strom von Blasterschüssen an Bazels Flanke vorbeizuballern und den Vormarsch der vier Sith zu verlangsamen. »Ich kann ziemlich gut schießen, Omi.«
»Ja, das kannst du«, stimmte Leia zu. »Aber du bist erst neun, und …«
»Du hast bloß Angst davor, dass ich Opi und Bazel sterben sehe«, beendete Allana den Satz für sie. »Und ich habe Angst davor, dass ich nicht da bin, wenn es so weit ist.«
»Allana!« Leia hielt weiter ihre Hand ausgestreckt. Bei dem Gedanken daran, Han zu verlieren – und dass ihre Enkelin es mitansehen würde –, brach es ihr das Herz. »Bitte!«
»Sie tun das hier für mich«, sagte Allana. Sie schaffte es, dem Sith an der Spitze einen Schuss durchs Knie zu jagen, und eine große blonde Frau trat vor, um den Platz des Mannes einzunehmen. »Und daran will ich mich immer erinnern können. Daran muss ich mich immer erinnern können.«
Die blonde Frau schlug Allanas Feuer zurück in den Tunnel, und damit war die Diskussion beendet. Leia aktivierte ihr Lichtschwert gerade noch rechtzeitig, um die Schüsse abzuwehren, und dann hatte Bazel die verbliebenen Sith erreicht und verschwand in einem Gewirr umherschwirrender Farben.
Die puffenden Kanonen setzten ihren tödlichen Schwenk fort und zerstörten eine der vorderen Landestützen, als sie den Bereich unter den Frachtmandibeln beharkten. Der Bug des Falken sackte zu der fehlenden Stütze hin ab.
Dann schossen drei blaue Blitze aus dem Heck des Falken, die die Blondine in die Seite trafen und sie in Bazels aufblitzende Klinge trieben. Leia warf einen raschen Blick hinüber und sah, dass sich der Lastenaufzug an achtern aus dem Bauch des Falken senkte. Natürlich kniete ihr Gatte hinter einem Eckpfosten und feuerte auf die Gegner, die Bazel zusetzten. Die gewaltigen Vierlingskanonen des Falken, die sich offensichtlich im Automatikmodus befanden, brannten weiter Furchen in die Wände der Verladebucht.
Ein Sith kehrte dem Kampf gegen Bazel rasch den Rücken und schlug stattdessen Hans Blasterfeuer zu ihm zurück. Han sprang aus dem Lift, vollführte eine Vorwärtsrolle und kam weniger als fünf Schritte vom Tunnelmund entfernt auf einem Knie hoch. Dann stellte Han das Feuer ein und wirbelte herum, um zum Bauchgeschütz des Falken hinüberzusehen. Er begann, in seiner Westentasche nach etwas zu suchen.
»Was zum …«, keuchte Leia. In der Annahme, dass er desorientiert oder verletzt sein musste, verstärkte sie ihre Stimme mit der Macht und rief: »Han! Komm hier rüber!«
Als er bloß weiter in seiner Tasche herumfummelte, packte sie ihn mit der Macht und zog ihn auf die Tunneleinmündung zu – bis Han seine Hand wieder herauszog. Er hielt einen silbernen Kasten in den Fingern, den Leia als elektronischen Droidenrufer erkannte.
Han richtete den Rufer auf die Sensorschüssel des Falken. Mit einem Mal drehte sich das Geschütz in die andere Richtung, und Kanonenfeuer zischte auf Bazel und seine Angreifer zu. Die meisten der Sith traten einfach den Rückzug an und sprangen in Deckung, doch derjenige, der sich umgedreht hatte, um die Gruppe gegen Hans Blasterfeuer zu verteidigen, eilte auf Han zu, um ihn abzufangen.
Bazel brüllte vor Wut und stürmte ihm nach. Angesichts des Umstands, dass ihm ein Arm fehlte und sein Fleisch verbrannt war und blutete, hätte der große Ramoaner eigentlich mittlerweile tot sein müssen. Leia zweifelte nicht daran, dass er das den medizinischen Definitionen des Wortes zufolge auch bereits war. Nichtsdestotrotz zehrte Bazel nach wie vor von der Macht, beschwor ihre Kraft – zweifellos aus seiner Zuneigung zu Allana heraus –, um weiterzukämpfen. Er kam bis auf anderthalb Schritt an den Sith heran und versuchte, mit seinem Lichtschwert einen niedrig geführten Beinhieb anzubringen, doch dem Sith gelang es im letzten Moment, herumzuwirbeln und die Klinge abzublocken.
Zu erschöpft, um nochmals anzugreifen, fiel Bazel auf die Knie. Er brüllte vor Zorn und Schmerz, während die Laserkanonen des Falken weiterhin auf ihn zuschwenkten. Als der Sith erkannte, was gleich passieren würde, drehte er sich um, um zu fliehen. Doch Bazel ließ sein Lichtschwert fallen und streckte die Hand aus, um seinen letzten Gegner mithilfe der Macht in seinen Griff zu zerren.
Der Sith ging ungestüm zum Gegenangriff über und hackte – das Lichtschwert mit beiden Händen haltend – wuchtig auf Bazels Arm und Schulter ein. Der Ramoaner ignorierte ihn und schaute bloß zum Tunnelmund hinüber. Seine kleinen, traurigen Augen fielen auf die Stelle, wo Allana neben Leia kniete. Er vollführte eine ruckartige Geste mit dem Kinn, um ihr zu signalisieren, dass sie von hier verschwinden solle.
Han taumelte schnaufend in die Sicherheit des Tunnels. Leia ergriff seinen Arm und hielt ihn aufrecht, und dann wandten sie sich beide um und sahen, dass die Laserkanonen Bazel und seinen Angreifer gleich niedermähen würden. Han hob rasch die Hand, um den Droidenrufer auf die Sensorschüssel des Falken zu richten, aber Allana packte seinen Arm.
»Nein, Opi!«, rief sie. Über das Brüllen der Kanonen hinweg war ihre Stimme kaum zu vernehmen. »Er will es so.«
Hans Blick glitt zurück zu dem Ramoaner, der gerade seinen zweiten Arm und einen Teil des Schädels an das Lichtschwert seines Gegners verloren hatte, dann nickte Han und ließ die Hand sinken.
Allana drängte sich dicht zwischen Leia und Han, dann hob sie drei Finger an ihre Lippen und ließ sie dort verweilen, bis das Kanonenfeuer Bazel Warv erreichte, den besten Freund, den sie je hatte.