20. Kapitel

Tahiri hielt es für ein Relikt alter imperialer Überheblichkeit, dass Vitor Reige dem Kommunikationsoffizier der Blutflosse gestattete, so viel Bandbreite für einen Bericht des Imperialen Nachrichtendiensts zu verschwenden, der für seinen befehlshabenden Kommandanten offenkundig von keinerlei Interesse war. Jagged Fel, der im Salon des Admirals am Kopfende des Konferenztisches saß, widmete dem persönlichen Datapad auf seinem Schoß mehr Aufmerksamkeit als dem holografischen Tumult, der über dem Sendeempfängerfeld tobte, und falls er doch der leiernden Stimme der Dozentin für politische Arbeit lauschte, die er von der Imperialen Militärakademie dienstverpflichtet hatte, fand sich in seinem unaufmerksamen Verhalten keinerlei Hinweis darauf.

»… Sie sehen können, breitet sich die Unruhe weiter aus«, sagte die Dozentin gerade, eine grauhaarige Offizierin namens Selma Djor.

Während sie sprach, verwendete Djor einen Laserpointer, um die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer auf die Gruppen von Schlägern über dem Holofeld zu lenken. Die Aufnahme zeigte, wie sie sich auf eine Reihe politischer Demonstranten stürzten, von denen die meisten Schilder trugen, auf denen Jags Name über einer Parole stand, die zu klein war, um sie auf der Aufnahme lesen zu können.

»Um ehrlich zu sein«, fuhr Djor fort, »gelange ich allmählich zu der Überzeugung, dass eine allgemeine Wahl für die imperialen Bürger nicht zweckdienlich wäre. Die meisten unserer Untergebenen sind schlichtweg nicht imstande, sich angemessen in diesen demokratischen Prozess einzubringen.«

Während Djor sprach, dehnte Tahiri ihre Machtwahrnehmung in Jaggeds Richtung aus. Als sie feststellte, dass seine Präsenz von Einsamkeit und Furcht erfüllt war, verstand sie schließlich den Grund dafür, warum er mit den Gedanken ganz woanders zu sein schien. Der Sturm auf den Jedi-Tempel war in vollem Gange, und es lief nicht gut. Es war nur logisch, dass er auf eine Wortmeldung von Jaina wartete. Vermutlich hatte er Djors politische Unterweisung deshalb für diesen Zeitraum angesetzt – weil er von vornherein gewusst hatte, dass seine Sorgen ihn vom eigentlichen Thema ablenken würden und er derweil nicht irgendetwas Wichtiges verpassen wollte. Es entsprach absolut Jags Naturell, auf diese Weise vorauszuplanen, und Tahiri konnte nicht umhin, ein bisschen eifersüchtig auf Jaina zu sein. Nicht, dass sie Jagged für sich selbst wollte – vielmehr wollte sie diese Art von Liebe einfach noch einmal selbst empfinden, das Wissen, dass es da draußen jemanden gab, dem sie so sehr am Herzen lag, dass er tatsächlich sogar Zeit einplante, um sich um sie zu sorgen.

Djor verstummte abrupt und sah Jagged stirnrunzelnd an. Sie wirkte wie eine Schuloberin, die gerade einen ihrer Schüler dabei ertappt hatte, wie er sich auf seinem Datapad die jüngste Folge von Flackernde Flammen anschaute.

»Bitte, fahren Sie fort, Kommodore«, sagte Jagged, ohne sich die Mühe zu machen aufzublicken. »Ich höre zu.«

»Sie hören vielleicht zu, Staatschef Fel«, entgegnete Djor. »Doch ohne diese Bilder konkret vor sich zu sehen, bezweifle ich, dass Sie in der Lage sind, die Situation vollends zu erfassen.«

Jaggeds Machtaura loderte vor plötzlichem Zorn, und er sah auf, um Djors Blick zu begegnen. »Kommodore Djor«, begann er, »Ihre Befehle lauteten, auf Bastion zu bleiben, um die Entwicklung eines ordnungsgemäßen Wahlsystems zu überwachen. Und dennoch sind Sie den ganzen Weg nach Exodo Zwei gekommen, um … was genau zu tun? Um mich davon zu überzeugen, dass die imperiale Bevölkerung zu ignorant ist, um sich an einer allgemeinen Wahl zu beteiligen? Dass das Imperium so schlechte Arbeit bei der Schulbildung seiner Bürger leistet, dass sie schlichtweg zu dumm sind, um für ihren eigenen Anführer zu stimmen?«

Djor nahm Haltung an. »Nicht im Geringsten, Staatschef Fel«, sagte sie. »Allerdings deuten die Fakten darauf hin, dass die Bevölkerung gegenwärtig nicht darauf vorbereitet ist, verantwortungsbewusst zu handeln. Es besteht berechtigter Grund zu der Annahme, dass sie … nun, dass sie möglicherweise eine unkluge Entscheidung treffen.«

»Und mit einer ›unklugen Entscheidung‹ meinen Sie, dass die Bürger für Daala stimmen könnten?«, fragte Ashik. Der blauhäutige Chiss, Jaggeds Chefberater und persönlicher Leibwächter, stand an der Seite seines Vorgesetzten, Tahiri direkt gegenüber. »Ist das korrekt?«

Djor warf Ashik einen raschen Blick zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Jagged zuwandte. »Ich fürchte, dass Leutnant Pagorskis Bemühungen nicht unerheblich dazu beitragen, die öffentliche Meinung gegen Sie einzunehmen, Staatschef«, sagte sie. Sobald die Wahl bekannt gegeben worden war, war Lydea Pagorski – eben jene Sicherheitsoffizierin, die bei Tahiris Mordprozess auf Coruscant eine Falschaussage gemacht hatte – als Daalas leitende Wahlkampfkoordinatorin auf der Bildfläche erschienen. »Ihr Beharren darauf, Daala und ihre Verbündeten innerhalb der Blockade zu halten, wird als Schwäche gedeutet. Die meisten Leute nehmen an, dass Sie einfach Angst vor ihrer Flottenstärke haben.«

»Oder davor, dass sie die bessere Taktikerin ist?«, fragte Jagged.

Djor nickte bestätigend. »Auch das, Staatschef«, sagte sie. »Das lässt Sie einfach … ängstlich wirken.«

»Und dennoch sind Sie der Ansicht, dass die Bevölkerung nicht bereit für diese Wahl ist«, sagte der überraschend zufrieden aussehende Jagged. Er schaute hinüber zu Ashik. »Jedenfalls klingt es definitiv so, als würde sie die aktuellen Entwicklungen aufmerksam verfolgen.«

Ashik nickte. »Das tut es absolut, Staatschef.«

Djors Blick schweifte verwirrt von Jagged zu dem Chiss, ehe sie sagte: »Verzeihen Sie mir, falls ich mich irre, aber wir sind uns doch alle darin einig, dass Staatschef Fel die erste Wahl ist, oder nicht? Falls nicht, was würde es sonst überhaupt für einen Sinn machen, sich Daala zu widersetzen?«

»Ganz genau, Kommodore«, sagte Jagged. »Welchen Sinn hätte das?«

Das Funkeln in Jaggeds Augen verriet Tahiri, dass hinter seinem Plan mehr steckte, als er bislang preisgegeben hatte – selbst ihr gegenüber. So hatte er die Bedenken, die Djor zur Sprache gebracht hatte, nicht bloß vorausgesehen, sondern sogar darauf gebaut.

Als Jagged keine weitere Erklärung folgen ließ, sagte Admiral Reige: »Ich fürchte, ich muss Kommodore Djor zustimmen.« Reige, der rechts neben Jagged saß, war die einzige andere Person in der Kabine, die nicht stand. »Leider kann ich nicht erkennen, wie diese Art von Volksabstimmung Ihnen helfen soll – oder dem Imperium.«

Jagged schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln. »Das liegt bloß daran, dass Sie noch nie in einer Demokratie gelebt haben, Admiral.« Er nahm das Datapad vom Schoß, stellte es auf den Tisch und warf schließlich einen Blick auf den holografischen Tumult. »In einer richtigen Demokratie ist es nicht das Ergebnis, das zählt, sondern der Prozess, der dahin führt.«

Reiges Augen verrieten seine Zweifel, und er und Djor tauschten besorgte Blicke.

Jag lächelte geduldig. »Das Volk folgt einem Anführer nur dann mit ganzem Herzen, wenn es diesen Anführer selbst bestimmt hat.«

Djor verdrehte die Augen, und Reige schaute noch besorgter drein.

»Falls es mir gestattet ist«, sagte Tahiri an Jagged gewandt, »würde ich den Anwesenden gern den wahren Grund für die Zustimmung zu dieser Wahl erläutern.«

Jags Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, und er wirkte tatsächlich beeindruckt. »Nur zu.« Er schaute zu zwei verwirrt dreinschauenden Imperialen hinüber und fügte hinzu: »Ich bin genauso gespannt darauf, das zu hören, wie Sie alle.«

Obgleich Tahiris Zuversicht bezüglich der Richtigkeit der Schlüsse, zu denen sie gelangt war, bei Jags Worten ein wenig schwand, sagte sie: »Der Staatschef stellt seiner Widersacherin zweifellos eine Falle.«

»Und?« Jag legte die Fingerspitzen zusammen und sah sie erwartungsvoll an. »Ich hoffe, du hast noch mehr zu bieten als das, Tahiri. Der Gedanke, dass das Vertrauen, das Jaina in dich setzt, nicht gerechtfertigt ist, gefällt mir ganz und gar nicht.«

Tahiri runzelte die Stirn. »Jainas Vertrauen?« Sie blickte auf das Datapad hinab. »Ich dachte, sie befindet sich noch immer im Jedi-Tempel.«

»Tut sie auch«, sagte Jag. »Und nein, ich habe bislang nicht gehört, dass die Schilde schon unten sind. Diese Sache hat sie vorgeschlagen, nachdem ihr letzter Versuch zum Scheitern verurteilt war.«

»Eine Kom-Verbindung, um sie um Rat zu fragen?«, erkundigte sich Tahiri. »Mitten in einer Schlacht?«

»Nicht ganz«, sagte Jagged. »Sie hat sich bei mir gemeldet, als sie gerade dabei waren, sich neu zu formieren, und sie hatte ein paar Minuten Zeit. Also hat sie das Hauptquartier gebeten, für sie eine S-Signal-Verbindung herzustellen.«

In seinen Augen lag ein Anflug von Kummer, und Tahiri wusste, dass es bei diesem Gespräch um mehr gegangen war, als Jag vor seinen Untergebenen preisgeben würde. Vermutlich hatte Jaina darum gebeten, mit ihm sprechen zu dürfen, weil sie fürchtete, dass es ihre letzte Gelegenheit sein könnte, ihm Lebewohl zu sagen. Tahiri hielt Jags Blick ein wenig länger als nötig, um ihn so wissen zu lassen, dass sie verstand, wie schwierig es für ihn sein musste, hier zu sein, anstatt Jaina auf Coruscant zur Seite zu stehen. Dann bedachte sie ihn mit einem unterstützenden Lächeln.

»Und als die sonstigen Themen ausgegangen sind, über die man sich miteinander unterhalten könnte, kam das Gespräch natürlich auf Daala«, sagte Tahiri. »Jaina hat einen Weg vorgeschlagen, wie man mit ihr umgehen sollte.«

»Etwas in der Art«, sagte Jagged. Er wandte sich an Reige und Djor. »Wenn es die Umstände verlangen, besitzt Jedi Solo einen wundervoll verschlagenen Verstand.«

»Hinter jedem großen Anführer steht ein großartiger Ratgeber«, erklärte Djor knapp. »Wie auch immer, es wäre vielleicht sinnvoll, ihre Rolle bei alldem geheim zu halten, bis sie zu einer imperialen Bürgerin geworden ist, meinen Sie nicht auch?«

»Jaina?«, entfuhr es Tahiri, außerstande, ihre Überraschung angesichts dieser Vorstellung für sich zu behalten. »Eine imperiale Bürgerin?«

»Natürlich«, sagte Reige, der sie mit finsterer Miene ansah. »Wenn sie den Staatschef ehelichen will, muss sie eine Bürgerin des Imperiums werden.«

Tahiri sah Jagged an und versuchte, nicht zu lachen. »Ich wette, dass diese Unterhaltung gut gelaufen ist«, sagte sie. »Ich würde alles dafür geben, um Hans Gesicht zu sehen, wenn ihm jemand erklärt, dass sich seine einzige Tochter dem Imperium anschließen muss, um ihren Liebsten zu heiraten.«

»Um ehrlich zu sein, haben wir darüber noch gar nicht gesprochen.« Jagged erbleichte bei diesem Gedanken, ehe er sich mit einem Schaudern wieder fing. »Und hör auf mit deinen Versuchen, das Thema zu wechseln. Weißt du, was du für mich tun sollst, oder nicht?«

Tahiri dachte einen Moment lang nach, während sie versuchte, sich vorzustellen, wie Jaina mit einem Problem wie Daala umgehen würde. »Sie hat mit den Jedi vereinbart, dass sie dem Imperium einen StealthX zur Verfügung stellen, nicht wahr?«

Jagged nickte. »Hat sie.«

»Und Schattenbomben?«, fragte Tahiri.

»Eine ganze Ladung voll«, entgegnete Ashik.

»Ich verstehe«, sagte Tahiri. Sie atmete tief durch, bemüht, sich darüber klar zu werden, wie sie zu dem stand, was Jagged von ihr verlangen würde, ehe sie schließlich den Kopf schüttelte. »Tut mir leid, Staatschef Fel. Die Schimäre in der Schlacht anzugreifen, wäre etwas anderes gewesen. Aber jetzt, wo mit Daala ein Waffenstillstand besteht, würde ich damit dasselbe Verbrechen begehen, dessen ich in Bezug auf den Admiral beschuldigt …«

»Es geht nicht allein um Daala«, unterbrach Jagged.

Tahiri runzelte die Stirn. »Dann verstehe ich nicht, worauf das hinauslaufen soll«, sagte sie. »Wenn ich nicht losziehen soll, um Daala aus dem Verkehr zu ziehen, wer soll dann in die Falle gelockt werden?«

Jagged wies auf das Hologramm des Aufstands, der noch immer über dem Sendeempfängerfeld tobte. »Diejenige, die dahintersteckt«, sagte er. »Ich will, dass du Jagd auf Abeloth machst.«

»Abeloth?«, blieb es Reige fast im Hals stecken. Er lehnte sich dichter zu dem Holo, als würde er tatsächlich erwarten, sie inmitten des Getümmels zu entdecken, bevor er schließlich nickte. »Natürlich. Sie ist auf Daalas Seite.«

»Davon würde ich nicht ausgehen«, sagte Jagged. »Aber sie steht mit Sicherheit auch nicht auf unserer.«

»Nach dem zu urteilen, was Sie mir über sie erzählt haben, ist das wirklich höchst zweifelhaft.« Reige wandte sich an Tahiri. »Und Sie können diese Abeloth aufspüren?«

Tahiri schwieg, während sie im Geiste sämtliche Berichte des Imperialen Geheimdienstes durchging, die sie in letzter Zeit gelesen hatte. Dann wurde ihr klar, dass sie eine ganz gute Ahnung hatte, wo sie mit der Suche nach Abeloth beginnen sollte. »Ist mir nicht unlängst etwas über einen gewissen Mandalorianer zu Ohren gekommen, der auf Hagamoor Drei gesehen wurde?«, fragte sie.

Reige sah Jagged stirnrunzelnd an. »Dieses Kommuniqué unterlag höchster Geheimhaltung«, sagte er. »Muss ich annehmen, dass Sie sich mittlerweile angewöhnt haben, Gefangenen ohne weitere Überprüfung Sicherheitsfreigaben zu erteilen?«

Jagged zuckte die Schultern. »Tahiri war eine Jedi, Admiral. Wer vermag schon zu sagen, woher sie das weiß, was sie weiß?«

Reiges Augen loderten, und er wandte sich wieder an Tahiri. »Ich nehme nicht an, dass Sie so freundlich sind, uns diesbezüglich zu erleuchten?«

»Der springende Punkt ist, dass Boba Fett derjenige ist, der Daala zum Ausbruch aus dem Inhaftierungszentrum der Galaktischen Allianz verholfen hat«, sagte Tahiri, ohne auf Reiges Frage einzugehen. »Wenn Abeloth also mit Daala unter einer Decke steckt …«

So verärgert, wie er war, brauchte Reige nicht lange, um die Verbindung herzustellen. »Dann hält sich Abeloth womöglich zusammen mit Fett auf Hagamoor Drei auf«, sagte er. »Obgleich ich besser erwähnen sollte, dass die Identität des Mandalorianers, der ihr beim Ausbruch half, unbestätigt geblieben ist. Wir wissen nicht mit Gewissheit, dass es Fett war.«

»Aber Hagamoor Drei gehört zu Getelles Holdings, korrekt?«, fragte Jagged. »Wir sprechen hier von einem Mond, der Antemeridias umkreist?«

Reige nickte. »Das stimmt.«

»Und zufällig handelt es sich hierbei um denselben Mond, auf dem sich die Nanovirus-Wissenschaftler verschanzt haben?«, fragte Jagged. »Dieselben Wissenschaftler, die den Virenstamm entwickelt haben, dessen Ziel es war, die hapanische Chume’da zu töten?«

Dieses Detail hatte Tahiri nicht in den Berichten gelesen.

»Zumindest entspricht das den Informationen des IG«, sagte Reige, der damit das allgemein geläufige Akronym für den Imperialen Geheimdienst verwendete. »Und zweifellos deutet alles in diese Richtung. Allerdings wurden diese Meldungen bislang noch nicht bestätigt.«

»Natürlich nicht«, sagte Jagged. »Andernfalls würden diese Wissenschaftler längst alle unter Arrest stehen.« Er wandte sich an Tahiri. »Wir sprechen hier von denselben Wissenschaftlern, die den Nanovirusstamm entwickelt haben, den Admiral Atoko in der Atmosphäre von Mandalore freigesetzt hat.«

»Dann denke ich, dass wir die Identität des Mandalorianers auf Hagamoor Drei kennen«, sagte Tahiri. »Und wenn sich Boba Fett tatsächlich dort aufhält, können wir dort genauso gut mit unserer Suche beginnen wie irgendwo anders. Wenn es uns gelingt, seine Spur aufzunehmen, ist es mir vielleicht möglich, dieser Spur – oder ihm – zu Abeloths Versteck zu folgen.«

»Dann begeben Sie sich also nach Hagamoor Drei?«, fragte Reige. »Um Boba Fett zu suchen – damit Sie ihn dazu benutzen können, Abeloth aufzuspüren?«

Seine Miene spiegelte gleichermaßen Unglauben wie Respekt wider.

Tahiri nickte. »Sieht ganz so aus«, sagte sie. »Zumindest, wenn Sie so freundlich wären, mir mein Lichtschwert zurückzugeben.«

»Selbstverständlich, Gefangene Veila«, sagte Reige. Zum ersten Mal, seit Tahiri ihn kennengelernt hatte, schenkte er ihr ein breites Lächeln. »Um ganz offen zu sein, kann ich wohl sagen, dass es mir ein großes Vergnügen sein wird, Ihnen Ihr Lichtschwert wieder auszuhändigen.«

»Ähm, danke … schätze ich«, sagte Tahiri. Sie wandte sich an Jagged. »Und vorausgesetzt, ich finde sie?«

»Fett interessiert mich so oder so nicht, also tu, was immer nötig ist, um Abeloth aufzuhalten«, sagte Jagged. »Ich unterstelle dir eine Fregatte – mit meiner ausdrücklichen Genehmigung, sie so einzusetzen, wie immer du es für angebracht hältst.«

Tahiri zog eine Augenbraue hoch. »Und wenn ich sie opfern muss?«

»Dann ist das eben so«, meinte Jag. »Alles, worum ich dich bitte, ist, zu tun, was immer in deiner Macht steht, um Kollateralschäden möglichst zu begrenzen.«

»Natürlich«, entgegnete Tahiri. »Und vielen Dank dafür, dass du mir etwas so Wichtiges anvertraust.«

»Wir alle wollen, dass Abeloth vernichtet wird, Gefangene Veila. Und wenn du mit deiner Mission Erfolg hast, wirst du für sämtliche Verbrechen begnadigt, derer du dich gegen das Imperium schuldig gemacht hast.« Jagged drehte sich zur Seite und sah Reige an. »Ist das akzeptabel, Admiral Reige?«

Reige hob überrascht die Brauen. »Ich fühle mich geehrt, dass Sie mich diesbezüglich um Rat fragen, Staatschef.« Er verstummte und musterte Tahiri einen Moment lang, ehe er schließlich sagte: »Fett und Abeloth? Wenn sie das überlebt, unterzeichne ich persönlich die Begnadigung.«

Jagged lächelte. »Vielen Dank, Admiral«, sagte er. »Und falls Sie der nächste Staatschef des Imperiums werden sollten, erwarte ich, dass Sie Ihr Wort halten.«

Reiges Schmunzeln nahm einen besorgten Zug an. »Sir?«

»Meine Falle«, sagte Jagged. »Die Gefangene Veila hat bislang noch nicht erklärt, welche Rolle Sie dabei übernehmen.«

Reiges Blick wanderte zu Tahiri, die wiederum rasch zu Jagged hinübersah.

»Sicher, dass ich diese Sache erklären soll?«, fragte Tahiri.

»Wer wäre besser dafür geeignet, als du?« Jagged wandte sich an Djor. »Es sei denn, natürlich, dass Sie so freundlich wären, den Admiral zu erleuchten, Kommodore.«

Djor runzelte die Stirn und sagte: »Das würde ich nur zu gern, Staatschef – wenn ich die geringste Ahnung hätte, worauf Sie eigentlich hinauswollen.«

Jagged schüttelte in gespielter Enttäuschung den Kopf. »Das hier wird schwieriger werden, als ich dachte. Ihr Imperialen habt offensichtlich wirklich keine Ahnung, wie Demokratie funktioniert.« Er winkte Tahiri flüchtig zu. »Ich fürchte, du wirst das übernehmen müssen, Gefangene Veila.«

»Sehr wohl, Staatschef.« Tahiri sah Reige an und schenkte ihm dasselbe grausame Lächeln, das er ihr zuvor hatte zuteilwerden lassen. »Admiral Reige, Sie werden als das fungieren, was man gemeinhin einen Störer nennt.«

Reige legte die Stirn in Falten. »Einen Störer?« Er sah Jagged an. »Und wen oder was soll ich stören?«

»Natürlich Daalas Chancen, die Wahl zu gewinnen«, erklärte Jagged. »Sie werden als dritter Kandidat um das Amt des imperialen Staatschefs ins Rennen gehen.«

Djors Augen strahlten, als er begriff. »Natürlich – ein Admiral gegen eine Admiralin«, sagte sie. »Ihr habt vor, die Stimmen des Militärs zu entzweien!«

»Sehr gut«, sagte Jagged. »Vielleicht gelingt es uns ja doch noch, eine politische Ratgeberin aus Ihnen zu machen.«

Reige blickte finster drein. Die Aussicht darauf, gegen seinen direkten Vorgesetzten kandidieren zu müssen, schien ihn nicht sonderlich zu freuen. »Tut mir leid, Staatschef. Befehlen Sie mir etwa, bei der Wahl gegen Sie anzutreten?«

Jagged drehte sich um. »Muss ich das denn tun?«

»Ähm, nein?«, entgegnete Reige, der verwirrter denn je wirkte. »Es ist mir ein Vergnügen, dem Imperium auf jede Art und Weise zu dienen, die mir möglich ist, Sir.«

»Gut.« Jagged lächelte, erhob sich und legte Reige eine Hand auf die Schulter. »Sie haben ja keine Ahnung, wie sehr es mich freut, das von Ihnen zu hören, Admiral.«