3. Kapitel

Zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten warf Ben Skywalker einen raschen Blick auf das Chrono, das ihm gegenüber an der Wurlholzvertäfelung hing. Planmäßig sollte die Befreiung von Coruscant genau … nun, eigentlich sollte sie genau jetzt beginnen, aber er und Vestara saßen noch immer in der Pagenkammer draußen vor Senator Suldars Büro. Vor ihnen hing eine Schwebepalette in der Luft, auf der eine große, in Glitzerfolie eingewickelte Kiste thronte, und Vestara hielt ein silbernes Tablett mit einem kleinen Briefumschlag in Händen, der »AN MEINEN LIEBEN FREUND KAMERON« adressiert war.

»Hast du vielleicht eine heiße Verabredung?«, fragte sie mit spöttischer Stimme. Sie trug die dunkelblaue Robe eines Senatspagen und eine eigens für sie angefertigte Maske, die selbst die fortschrittlichste Gesichtserkennungstechnik der Galaxis davon überzeugen würde, dass sie eine junge Falleen war. »So oft, wie du aufs Chrono guckst, muss die Kleine ja ein echter Hingucker sein.«

Ben lächelte. Die einzige Verabredung, die er hatte, wartete nach der Schlacht auf ihn … und zwar mit Vestara selbst. »Sie ist wirklich sehr hübsch – zumindest für einen Menschen.« Auch er trug das Gewand eines Senatspagen und war als Twi’lek verkleidet. »Aber bei der Party, auf die wir eingeladen sind, darf man nicht zu spät kommen.«

Vestara zog eine Augenbraue hoch. »Vielleicht sollte sie dann lieber allein gehen. Falls du nichts für Menschenfrauen übrig hast, dürfte sie sich ohne dich vermutlich ohnehin mehr amüsieren.«

»Das glaube ich nicht«, meinte Ben noch immer grinsend. »Sie ist ganz verrückt nach mir. Muss wohl an den Kopftentakeln liegen.«

Vestara verdrehte die Augen. »Typisch Mann – ein kleines Lächeln, und schon denkst du, es ist Liebe.« Sie schaute zum hinteren Teil der Kammer hinüber, wo ein groß gewachsener Mann mit dem roten Umhang und der goldenen Rüstung des Senatssicherheitsdienstes neben einer Wurlholztür stand, die ins innere Heiligtum des Senators führte. »Nun, jedenfalls wird sich der Terminplan des Senators nicht dadurch ändern, dass du ständig aufs Chrono siehst. Schließlich ist er der Vorsitzende des Senats der Galaktischen Allianz. Er wird uns empfangen, sobald er die Zeit dafür findet.«

»Hoffen wir’s.« Ben bedachte die Kiste mit einem vielsagenden Blick. Im Laufe der nächsten halben Stunde würde die Schlacht um Coruscant entweder gewonnen oder verloren werden, und der Ausgang des Konflikts hing womöglich davon ab, diese Kiste in Suldars Büro zu schaffen, bevor die Sith überhaupt merkten, dass sie angegriffen wurden. »Falls wir in fünf Minuten noch hier sind, gehe ich so oder so.«

Vestara atmete verärgert aus. »Halt mal!«

Sie reichte Ben das Silbertablett, ehe sie sich erhob und zu der Wache hinüberging. Der Mann war schlank und gutaussehend, mit kantigem Kiefer und genau der Art von vollkommener Optik, die Ben mittlerweile mit der Eitelkeit des Vergessenen Stammes der Sith assoziierte.

»Verzeihung.«

Es war Ben unmöglich, Vestaras Gesichtsausdruck auszumachen, da sie ihm den Rücken zugewandt hatte, aber diesen speziellen, bebenden Unterton in ihrer Stimme hatte er schon oft genug gehört, um zu wissen, dass sie vermutlich gerade ein Lächeln zur Schau stellte, das sie nervöser wirken ließ, als sie tatsächlich war.

»Haben Sie den Senator darüber informiert, dass wir hier sind?«

Der Wachmann starrte sie einen Moment lang finster an, dann zog er die Brauen zusammen und warf einen Blick zu Ben hinüber. »Natürlich.«

Die Nervosität schwand aus Vestaras Stimme. »Und haben Sie auch erwähnt, dass das Geschenk ein Friedensangebot von Senator Wuul ist?«

Die Augen der Wache weiteten sich gerade genug, um zu verraten, dass er mehr über die Fehde zwischen den Senatoren Suldar und Wuul wusste, als ein gewöhnliches Mitglied des Sicherheitsdienstes eigentlich wissen sollte.

Vestara beugte sich ein bisschen näher zu ihm. »Ich meine, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie der Senator jetzt dort drinnen sitzt und versucht, Unterstützung für eine Erhöhung der Tibanna-Steuer zu finden, wo Senator Wuul doch längst bereit ist nachzugeben.«

»Weißt du das mit Sicherheit?« Der Wachmann kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Woher?«

Vestara zuckte mit den Schultern. »Pagen haben Ohren, genauso wie Senatswachen«, sagte sie. »Wir wissen so einiges, das wir nicht wissen sollten.«

Der Uniformierte dachte einen Moment lang darüber nach, ehe er erneut zu Ben hinüberschaute. »Wartet hier.«

Er betätigte einen verborgenen Riegel, und in der Vertäfelung hinter ihm tat sich ein Spalt auf. Er zog eins der Paneele gerade weit genug auf, um sich hindurchzuquetschen, und schlüpfte in den Geheimgang dahinter, ehe er die Paneele hinter sich wieder schloss.

Vestara blickte über die Schulter und zog eine Augenbraue hoch. Ben verdrehte die Augen, konnte jedoch nicht umhin, zu lächeln und ihr ein widerwilliges, lobendes Nicken zu schenken. Ihr Wissen um die Sith und ihre Schwächen hatte sich bei der Planung der Befreiung von Coruscant als unbezahlbar erwiesen, und nun zeigte sich, dass ihre Beteiligung bei der Durchführung dieser Operation nicht minder entscheidend war. Bloß eine einstige Sith konnte tatsächlich verstehen, wie ein Verstand, der von der Dunklen Seite beherrscht wurde, funktionierte, wie man an ihre Gier und ihre Eitelkeit appellierte, ohne dass sie die Falle witterten. Ben war froh darüber, dass sie die Meister davon überzeugt hatte, dass ihre Anwesenheit auf Coruscant während der Schlacht selbst für den Erfolg des ersten Angriffs von entscheidender Bedeutung sein würde.

Doch Ben wusste auch, wie schwierig diese spezielle Operation für Vestara sein musste. Sie liebte ihn ebenso sehr, wie er sie liebte, dessen war er sich gewiss. Aber sich für ihn und die Jedi zu entscheiden, bedeutete, dass sie ihrem Volk und ihrer Heimat den Rücken kehren musste, dass sie niemals wieder mit den Freunden ihrer Kindheit das Brot brechen würde, und er wäre ein Narr gewesen, wenn er sich eingeredet hätte, dass sie diese Entscheidung ohne Bedauern getroffen hatte. Ein Teil von ihr würde immer Sith bleiben und von der Rückkehr nach Kesh träumen, und einmal hatte sie ihm sogar anvertraut, dass sie hoffte, eines Tages genau das tun zu können – an der Spitze einer Jedi-Friedensdelegation auf ihren Heimatplaneten zurückzukehren, damit sie ihrem Volk erklären konnte, dass es nicht nötig war, die Galaxis zu erobern, um darin zu leben.

Das mochte vielleicht untypisch naiv für sie sein, aber sie hatte bereits so viel aufgegeben, dass Ben es nicht übers Herz brachte, ihr auch noch diesen einen Traum zu nehmen – was auch der Grund dafür war, dass er seinen Vater davon überzeugt hatte, sie nicht länger zu drängen, die Koordinaten von Kesh zu verraten. Die bittere Wahrheit war, dass die Wahrscheinlichkeit, einen ganzen Sith-Stamm zu bekehren, in etwa so groß war wie die Chance, eine Supernova aufzuhalten. Aber zu dieser schmerzlichen Erkenntnis musste Vestara selbst gelangen, und Ben wusste, dass sie eine wahre Jedi sein würde, sobald es so weit war.

Vestara kehrte zu ihm zurück und streckte ihre Hände aus. »Mach dich bereit«, sagte sie. »In weniger als einer Minute sind wir drin.«

Ben reichte ihr das Tablett und stand auf. »Du scheinst ja ziemlich von dir überzeugt zu sein«, erwiderte er. »Also, warum hat er so finster dreingeschaut?«

»Er hat finster dreingeschaut?«, fragte Vestara. »Wann?«

»Gleich, als du zu ihm rübergegangen bist«, sagte Ben. »Als du von ihm wissen wolltest, ob er uns bereits angekündigt hat.«

»Ach, das meinst du«, entgegnete Vestara leichthin. »Keine Ahnung – vielleicht ist er einfach nicht an hübsche Pagen gewöhnt, die ihn anlächeln.« Sie schenkte ihm ein neckisches Grinsen.

Ben musste zugeben, dass sie ziemlich entwaffnend sein konnte. »Ich kann durchaus verstehen, dass du ihn verunsichert hast«, sagte er. »Das bedeutet allerdings nicht, dass dein Charme auch beim Senator Wirkung zeigen wird – jedenfalls nicht von hier draußen aus.«

Vestara verzog das Gesicht. »Komm schon«, sagte sie. »Welcher Politiker würde schon eine Kapitulation ablehnen?«

Ben wusste, dass Vestara mit Politiker eigentlich Sith meinte. Tatsächlich handelte es sich bei Kameron Suldar, dem Vorsitzenden des Senats der Galaktischen Allianz, in Wahrheit um Hochlord Ivaar Workan vom Vergessenen Stamm der Sith. Ben und Vestara waren hier, um ihn in die Falle eines dicht bevorstehenden Überraschungsangriffs zu locken. Sie mussten in seinem Büro sein, bevor die Schlacht begann, um den Hochlord abzulenken. Er durfte den Rest des Skywalker-Teams nicht bemerken, das anrückte, um ihn entweder gefangen zu nehmen oder zu töten. Es gefiel Ben nicht, an etwas beteiligt zu sein, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer gezielten Tötung enden würde. Doch es herrschte Krieg, und er und seine Teamkameraden waren der Stoßtrupp, der losgeschickt worden waren, um die Kommandostrukturen des Feindes zu zerstören. Falls ihnen das rasch und unauffällig genug gelang, würden die Sith-Invasoren führerlos sein, bevor sie auch nur begriffen, dass sie attackiert wurden. Und das würde Tausenden Zivilisten das Leben retten – womöglich Hunderttausenden –, weil sie so verhinderten, dass der Kampf auf die Allgemeinbevölkerung übergriff.

Das Wurlholzpaneel schwang wieder auf, und der Wachmann mit dem roten Umhang kehrte zurück. Ihm folgte eine atemberaubend schöne Rothaarige mit den markanten Gesichtszügen eines HoloNet-Stars und den berechnenden Augen einer erfahrenen Politikerin. Sie durchquerte die Kammer mit wenigen schnellen Schritten und nahm den Umschlag von Vestaras Tablett.

»›An meinen lieben Freund Kameron‹«, las die Frau trocken vor. Sie legte den Umschlag auf das Tablett zurück und musterte die Schwebepalette. »Was ist das?«

»Ein Kafascho-Dampfautomat«, sagte Vestara. Sie beugte sich dichter zu ihr und sagte in vertrauensvollem Tonfall: »Senator Wuul ist aufgefallen, dass Senator Suldar eine gewisse Vorliebe für dieses Getränk hegt, und er dachte, dass es Senator Suldar möglicherweise gefallen würde, selbst einen Automaten zu besitzen.«

Die Rothaarige studierte das Geschenk einen Moment lang, ehe sie sich an den Wachmann wandte. »Wurde das Paket gescannt?«

Die Wache lächelte spöttisch, offenkundig beleidigt. »Natürlich, und die beiden auch.«

»Für Ihre Besorgnis besteht kein Anlass«, versicherte Vestara der Rothaarigen. »Ich habe den Eindruck, dass Senator Wuul nach einer eleganten Möglichkeit sucht, um klein beizugeben.«

Die Frau ließ sich das für einen Augenblick durch den Kopf gehen und sah dann Ben an. »Und was ist mit dir, Twi’lek?«, fragte sie. »Hast du denselben Eindruck?«

Ben nickte. »Und das ist definitiv ein Kafascho-Dampfautomat«, entgegnete er. »Wir wurden angewiesen, ihn aufzustellen und Senator Suldars Mitarbeitern zu erklären, wie er funktioniert.«

Die Rothaarige kniff die Augen zusammen, ehe sie sich unvermittelt dem hinteren Bereich der Kammer zuwandte. »Nun gut«, sagte sie. »Der Senator ist jetzt bereit, euch zu empfangen.«

»Vielen Dank«, erwiderte Vestara. Sie schaute zu Ben hinüber und hob eine Augenbraue hoch, ehe sie der Rothaarigen in den Geheimgang folgte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie aufgeregt ich bin, dem Senator persönlich zu begegnen.«

Überall auf Coruscant erhielten Sith-Schwindler eine letzte Warnung, eine schlichte Botschaft, die besagte:

Ergebt euch oder sterbt. Entscheidet euch jetzt. – Der Jedi-Orden

Direktor Jestat Vhool vom Sicherheitsdienst der Galaktischen Allianz saß auf dem Rücksitz seiner gepanzerten Limousine, schnaubte angesichts der Arroganz dieser Jedi-Narren und klappte wuchtig sein Datapad zu … ehe er sich an das unerklärliche Zögern erinnerte, das er wahrgenommen hatte, als sein Pilot das letzte Mal den Repulsorliftantrieb aktiviert hatte. Ein Schauder drohender Gefahr schoss sein Rückgrat hinab, und ein einziges Wort erfüllte seine Gedanken: Bombe!

Vhool stieß die Tür auf und hechtete mit einem Machtsprung aus der Limousine auf den nächstbesten Balkon. Er landete, rollte sich ab und nutzte die Macht, um seinem Schwung entgegenzuwirken, dann kam er wieder auf die Füße, mit seinem Lichtschwert in der Hand. Er aktivierte die karmesinrote Klinge und verfiel in eine kauernde Kampfhaltung, während sein Blick von links nach rechts wanderte.

Eine Sekunde später krachte von oben mit raschem Tempo ein Baugerüst in die Tiefe und zerquetschte ihn. Der Wartungstechniker, der auf dem Baugerüst zugange gewesen war – ein Mensch mit grünen Augen, an dessen Kinn ein ergrauendes Bartbüschel prangte –, kletterte anschließend vom Gerüst herunter und entdeckte nichts weiter als einen blutigen Arm, der unter dem schweren Gestänge herausragte. Er registrierte die GAS-Rangabzeichen am Ärmelaufschlag, dann fühlte er nach einem Puls und fand keinen. Als er die Luftstraße entlangblickte und die GAS-Limousine abbremsen sah, sprang der Wartungstechniker mit einem Satz über die Balkonbrüstung und landete auf dem Sozius eines zweisitzigen Swoop-Schlittens, der von einem goldäugigen Arcona namens Izal Waz gesteuert wurde.

»Willkommen an Bord, Meister Horn«, rief Izal über die Schulter hinweg. »Ich nehme an, er hielt nicht viel davon, sich zu ergeben?«

»Zielperson Nummer eins ist erledigt«, bestätigte Corran Horn. »Nehmen wir uns jetzt Nummer zwei vor.«

Izal bog mit dem Swoop auf einen Zubringer ein und beschleunigte rasant. Die Limousine hinter ihnen explodierte nicht – was auch nie der Plan gewesen war.

Kayala Fei präsentierte BAMRs Mittagsnachrichtensendung und war zur Hälfte mit einem reißerischen Bericht über Jedi-Heiler durch, die medizinische Experimente an chandrilanischen Jünglingen durchführten, als eine merkwürdige Botschaft auf ihrem Holoprompter erschien: ERGEBT EUCH ODER STERBT. ENTSCHEIDET EUCH JETZT.

Fei zögerte nicht, ja, sie verzog nicht einmal eine Miene. Sie nutzte einfach die Macht, um ihren Sessel vom Moderatorenpult zurückschnellen zu lassen, in Richtung der holografischen Stadtsilhouette, die an die Rückwand der Bühne projiziert wurde. In dem Moment, in dem der Sessel langsam umkippte, war sie auf den Füßen, und ihr Lichtschwert flog aus einem Halfter in ihre Hand, das in einem ihrer modischen kniehohen Stiefel verborgen war.

Just in diesem Moment fegte ein Scheinwerfer durch die Stelle, wo sich gerade noch ihr Kopf befunden hatte. Der Scheinwerfer war am unteren Ende einer gebrochenen Stützbrücke montiert, die über das Moderationspult hinweggesaust war und auf sie zukam. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und wirbelte beiseite, um die Brücke auf Kopfhöhe zu durchtrennen und so zu verhindern, dass der schwere Scheinwerfer sie beim Zurückschwingen in die andere Richtung erwischte.

Allerdings war da außerdem ein kaputtes Kabel, das sich hinter ihr zu Boden schlängelte, und dem konnte Fei nicht entkommen. In dem Moment, als sie begriff, dass es sich bei dem heißen Knistern, das ihren Körper durchfuhr, um Elektrizität handelte und nicht um ihren eigenen Gefahrensinn, schlang sich das Kabel bereits um ihren Hals. Das nackte Ende schnellte nach unten und traf sie direkt über dem Herzen, um so viel Strom in ihre Brust zu jagen, dass in ihrer Schimmerseidetunika ein rauchendes Loch zurückblieb.

Glücklicherweise war die Aushilfsproduzentin für den Notfall gewappnet. Sie war engagiert worden, nachdem dem normalen Produktionsteam eine Schüssel verdorbenes Thakitillo serviert worden war, und sie gehörte offenbar zu denen, die in jeder Situation einen klaren Kopf behielten. Sie tippte eine neue Nachricht in den Holoprompter und aktivierte dann das Beschallungssystem im Studio, um Feils Ko-Moderator anzuweisen, sich schleunigst zum Reservesprecherpult zu begeben.

Der neue Nachrichtensprecher, ein Mann mit Hängebacken, einer übergroßen Nase und Baritonstimme, sah den Lautsprecher über seinem Kopf an und fragte: »Sie wollen, dass ich weitermache?« Er warf einen raschen Blick zur Rückseite der Bühne, wo Feis Körper noch immer an dem Kabel hing und krampfhaft zuckte. »Was ist mit Kayala?«

»Der Medidroide ist bereits unterwegs«, sagte die Aushilfsproduzentin. Jedi-Meisterin Octa Ramis, eine groß gewachsene, dunkelhaarige Frau mit autoritärem Auftreten, wusste, wie man die Kontrolle über eine chaotische Situation übernahm. »Und wir müssen noch vier Minuten dieser Sendung füllen. Also los, lesen Sie vor!«

Der Nachrichtensprecher sprang auf und eilte mit zehn großen Schritten zum Reservepult, wo er sich setzte und vom Holoprompter ablas, der über der aktiven Kamera schwebte. »Ähm, wir entschuldigen uns für die technischen Schwierigkeiten, die wir gerade hatten.« Seine Stimme verfiel wieder in ihren gewohnten, geschmeidigen Bariton. »Wir bedauern, berichten zu müssen, dass die BAMR-Nachrichtensprecherin Kayala Fei bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Der Vorfall ereignete sich erst vor wenigen Augenblicken, während einer Live-Holosendung vor Milliarden von Zuschauern …«

Octa Ramis zog den Hörknopf aus ihrem Ohr und warf ihn auf das Mischpult, ehe sie sich zu ihren drei Jedi-Assistenten umwandte. »Die Sendung ist im Kasten«, sagte sie. »Nehmen wir uns unsere nächste Zielperson vor.«

Als der Alarm unter der Kassettendecke des Gerichtssaals losplärrte, griff die Hochrichterin Tela Rovas nicht nach dem Lichtschwert unter ihrer Robe. Stattdessen faltete sie einfach das Flimsi auseinander, das der Gerichtsdiener ihr gerade gereicht hatte, las die merkwürdige Nachricht und runzelte angesichts der Unterschrift – »DER JEDI-ORDEN« – die Stirn, ehe sie sich an die anderen Hochrichter wandte, die neben ihr auf der eleganten Hamogoniholzbank saßen.

»Wie es scheint, ist das kein Fehl- oder Übungsalarm«, verkündete sie ruhig. »Die Sitzung ist vertagt. Das Gebäude wird jetzt evakuiert.«

Im Saal brach Panik aus, während Zuschauer wie Prozessbeteiligte gleichermaßen zu den Ausgängen eilten. Rovas hingegen erhob sich gelassen von ihrem Platz und näherte sich dem Privatausgang der Richter, derweil sie sich vor Angriffen abschirmte, indem sie die anderen Richter in eine Unterhaltung vertieft in einem engen Ring um sich geschart hielt. Als sie über die Schwelle traten, ergriff sie den Arm von Richter Robr Selvi und zog ihn dicht an sich, sorgsam darauf bedacht, dass er sich zwischen ihr und der Schiebetür befand.

Jaina fluchte leise, ehe sie den versteckten Auslöser widerwillig losließ, der die schwere Tür hätte vorschießen lassen, sodass die beiden zerquetscht worden wären. So korrupt Selvi auch sein mochte, er war kein Sith – und damit war er vor den Jedi sicher. Jaina warf über den breiten, zentralen Mittelgang einen Blick zu ihren beiden Gefährten hinüber und nickte in Richtung Ausgang.

Valin erwiderte ihr Nicken und stand sofort auf, aber Jysella – die ein Datapad bei sich hatte und ihr braunes Haar zu einem straffen Knoten gebunden trug – schaute düster drein.

»Wir lassen sie also einfach gehen?«, fragte Jysella. Sie sprach mit einem Machtflüstern, so leise, dass ihre Stimme bloß ein Säuseln in Jainas Ohren war. »Eine Sith-Lady?«

Jaina zuckte die Schultern und nickte nachdrücklicher gen Ausgang. Ihre Anweisungen waren eindeutig: Kein Angriff, solange die Zielperson nicht nach einer Waffe greift. Und keine zivilen Opfer – selbst wenn das bedeutete, eine Sith entkommen zu lassen.

Als Vestara und Ben schließlich in das Büro von Hochlord Ivaar Workan geführt wurden – in der Galaktischen Allianz besser bekannt als Senator Kameron Suldar –, blieb nicht mehr genügend Zeit, um den Kafascho-Dampfautomaten aufzustellen. Laut Plan sollten die ersten Angriffe bereits in weniger als zwei Minuten beginnen, und das bedeutete, dass sie sich mittlerweile längst komplett in den Gefilden der Kampfimprovisation befanden. Das war Vestara nur recht. Sie war darauf trainiert worden, im Kampf unberechenbar zu sein, und manchmal bestand die einzige Chance auf Unberechenbarkeit darin, den Plan über Bord zu werfen.

Vestara war überrascht, dass das Privatbüro des Senators mit wenigen, aber eleganten Möbeln in eindeutigem Keshiri-Stil eingerichtet war. Außerdem standen Skulpturen aus faserigem Glas in Vitrinen überall im Raum verteilt. Die Kunstwerke waren in einem einzigartigen Stil gefertigt, der daheim auf Kesh als »Tosender Sturm« bekannt war, und stellten mehrheitlich einen Orkan oder Zyklon dar, der über eine fremdartige Landschaft fegte.

Zumindest für die Eingeweihten war die Unterwerfungssymbolik offenkundig, und Vestara ertappte sich dabei, wie sie den Kopf darüber schüttelte, dass Workan die Skulpturen so unverhohlen zur Schau stellte. Das war genau die Art von Überheblichkeit, die im aufziehenden Krieg die größte Schwäche der Sith sein würde. Ihr Volk begriff schlichtweg nicht, wie gefährlich die Jedi tatsächlich waren – oder wie entschlossen die Meister, den Vergessenen Stamm der Sith zu vernichten.

Workans rothaarige Assistentin winkte Vestara und Ben zu einer freien Fläche in der Mitte des Raums, ehe sie Ben dicht auf dem Fuße folgte, als er die Schwebepalette vorwärtsschob. Als zwei weitere Wachen in roten Umhängen aus einer Ecke traten und sich ihnen anschlossen, wusste Vestara, dass es ihre List gewesen war – das lautlose Ich bin Vestara Khai, das sie dem Wachmann in der Pagen-Kammer heimlich mit den Lippen »zugeraunt« hatte –, die letztlich dafür verantwortlich war, dass man sie vorließ. Zwar ging sie ein ungeheuerliches Risiko damit ein, ihre Identität so preiszugeben, doch sie wollte sicherstellen, dass Luke Skywalker Workan tatsächlich tötete, und das bedeutete, dass sie dafür sorgen musste, sich und Ben Zutritt zum Büro des Hochlords zu verschaffen.

Ben stoppte die Schwebepalette an der angezeigten Stelle, dann drückte er die Schultern durch und stand stramm. Workan musterte die Palette von einem großen Glasschreibtisch am anderen Ende des Raumes aus. Er war ein distinguiert wirkender Mann mit dunklem Haar und noch dunkleren Augen. Obgleich Vestara dies den Missionsplanern der Jedi gegenüber nicht erwähnt hatte, war sie dem Hochlord schon einmal begegnet, damals auf Kesh, als man sie dazu auserkoren hatte, Lady Rheas Schülerin zu werden. Seinerzeit kam er ihr wie ein gerissener, aufmerksamer Mann vor, und das Gift in seinen Augen verriet, dass er ihre Verkleidung durchschaut und für sich zu dem Schluss gelangt war, dass sie es tatsächlich war.

Schließlich vollführte Workan eine Geste in Richtung des Tabletts, das Vestara in Händen hielt, und nutzte die Macht, um den kleinen Umschlag zu sich schweben zu lassen, der darauf lag. Ben stieß ein überraschtes Keuchen aus, das spontan genug klang, um glaubhaft zu wirken. Hätten Workan und seine Mitverschwörer nicht bereits gewusst, dass sie sich zwei Spionen gegenübersahen, hätten sie sich davon möglicherweise täuschen lassen. So jedoch waren die beiden Leibwächter des Hochlords bei Ben, kaum dass der Laut über seine Lippen gekommen war. Einer der Männer hielt ihm die schwere, geschwungene Klinge eines Glasparangs an die Kehle, während der andere ihm die Emitteröffnung eines deaktivierten Lichtschwerts gegen den Rücken drückte. Im selben Moment spürte Vestara die scharfe Spitze eines Shikkars, der ins Fleisch über ihrer linken Niere stach.

»Kein einziges Wort, Verräterin«, warnte die Rothaarige. »Wag es nicht einmal zu blinzeln.«

Vestara gehorchte und verfolgte schweigend, wie Workan den Umschlag nach Spuren von Gift inspizierte. Mittlerweile musste Luke Skywalker zusammen mit den beiden anderen Mitgliedern des Angriffsteams den Besuchersalon durchqueren. Sie würden weniger als eine Minute brauchen, um die Wachen im äußeren Büro zu überwältigen und zu der Sicherheitstür zu gelangen. Allerdings waren selbst dreißig Sekunden für Ben und Vestara eine lange Zeit, um als unbewaffnete Gefangene zu überleben. Das Sicherste wäre zweifellos gewesen, die Mission in der Pagen-Kammer abzubrechen, als klar wurde, dass man sie nicht vorlassen würde, bevor der Überraschungsangriff der Jedi begann.

Doch die Mission abzubrechen, hätte bedeutet, Workan am Leben zu lassen – und zuzulassen, dass Workan weiterlebte, war keine Option. Schon auf der Sith-Welt Upekzar, wo sie die Jedi-Ritterin Natua Wan dem uralten Traumsänger geopfert hatte, um Ben zu retten, war ihr klar geworden, dass es ihr nicht möglich sein würde, sich auf ewig unter den Jedi zu verstecken. Und als Hochlord war Workan an die Sith-Tradition gebunden, Vestara dafür zu jagen und zur Strecke zu bringen, dass sie es gewagt hatte, Hochlord Sarasu Taalon auf Pydyr zu töten. Aus diesem Grund musste Workan – genau wie alle anderen Hochlords – sterben, bevor es für Vestara sicher sein würde, den Schutz des Jedi-Ordens aufzugeben.

Als Workan schließlich davon überzeugt war, dass es sich bei dem Umschlag nicht um eine tödliche Falle handelte, las er die Anrede, die darauf stand, laut vor: »›An meinen lieben Freund Kameron.‹«

In diesem Moment dauerte es keine Minute mehr, bis die ersten Jedi-Angriffe begannen und Workan spüren würde, wie überall auf Coruscant Sith starben. Eigentlich sollten Vestara und Ben jetzt Kafascho servieren und alles tun, was nötig war, um den Hochlord abzulenken, während Luke und der Rest des Teams die Außenbüros stürmten. Nun, vielleicht servierten sie gerade keinen Kafascho, aber Vestara war sich dennoch ziemlich sicher, dass sie Workans ganze Aufmerksamkeit genossen.

Workan zog ein gefaltetes Stück Flimsiplast aus dem Umschlag hervor und las erneut laut vor, was darauf stand: »›Dachtet Ihr wirklich, ich wüsste nicht, wer Ihr seid?‹«

Ein alarmiertes Wogen ging durch die Macht, als Workans Untergebene die Bedeutung von Wuuls Nachricht erfassten.

Der Hochlord hingegen wirkte beinahe, als habe er eine solche Botschaft erwartet. Er zog lediglich eine schmale, schwarze Augenbraue hoch und sah Ben an. »Ist das eine Art Scherz?«

»Nicht im Geringsten.«

Während Ben sprach, ertönten im Außenbüro gedämpfte Stimmen. In dem Wissen, dass die nächsten paar Sekunden darüber bestimmen würden, ob Ben lebte oder starb, wandte sich Vestara an Workan, um ihn abzulenken … und verspürte einen winzigen Stich des Schmerzes, als der Shikkar ihre Haut durchstieß.

Falls Ben etwas davon mitbekam, ließ er es sich nicht anmerken. »Dreht die Nachricht um«, sagte er. »Ich denke, das wird einiges erklären.«

Workan tat, wie Ben ihm geheißen hatte, und las: »›Ergebt Euch oder sterbt.‹« Sein Gesicht lief purpurn an, und dann las er den zweiten Teil der Botschaft vor: »›Entscheidet Euch jetzt.‹« Der Hochlord hob den Blick und starrte Ben mit finsterer Miene an, aber bevor er etwas sagen konnte, verwandelten sich die gedämpften Stimmen jenseits der Sicherheitstür in alarmierte Rufe. Draußen vor der Tür erklang das Knistern aufeinandertreffender Lichtschwerter.

»Wenn Ihr vorhabt, Euch zu ergeben, solltet Ihr es schnell tun«, sagte Ben, zweifellos um dafür zu sorgen, dass Workans Aufmerksamkeit auch weiterhin ihnen galt. »Euch bleibt nicht mehr viel Zeit.«

Workans Blick war durchdringend. »Ich bin nicht derjenige mit dem Parang an der Kehle.«

Ein Anflug von Übermut schlich sich in Bens Stimme. »Nein, aber Ihr seid derjenige, der gestern Morgen in Senator Wuuls Büro zwei Becher Kafascho getrunken hat«, sagte er. »Ihr seid bereits tot, Hochlord Workan.«

Die Lüge kam ihm so glatt über die Lippen, dass selbst Vestara sie nicht in Bens Machtaura registrierte, obwohl sie genau wusste, dass das Unsinn war. Der Kafascho-Dampfautomat war lediglich eine List gewesen, um Ben und Vestara Zutritt zu Workans Büro zu verschaffen, doch das würde der Hochlord nicht realisieren – nicht, wenn er sich auf die Macht verließ, um zu bestimmen, ob Ben log oder nicht. Er warf einen neuerlichen Blick auf Wuuls Nachricht, und auf seinem Antlitz erblühte Furcht.

Der Kampflärm draußen vor der Tür ebbte sogar noch schneller ab, als Vestara erwartet hatte, doch Workans Aufmerksamkeit blieb auf Ben fixiert.

»Ich verstehe.« Der Hochlord stand hinter seinem Tisch auf. »Wenn Wuul mich bereits vergiftet hat, warum macht ihr euch dann solche Mühe, um es mir zu sagen? Schadenfreude ist schließlich schwerlich die feine Jedi-Art.«

»Kaltblütig zu töten auch nicht«, meinte Ben. »Es ist so, wie es die Botschaft besagt: Ihr habt die Möglichkeit, Euch zu ergeben. Es gibt ein Gegengift.«

Workan warf einen raschen Blick auf das Flimsiplast, und – nicht zum ersten Mal – bewunderte Vestara Ben für seine Geistesgegenwart. Er setzte die Fähigkeiten des Hochlords gegen ihn ein und sorgte dafür, dass Workan seinen eigenen gesunden Verstand anzweifelte, indem er eine offensichtliche Lüge in der Macht verbarg. Der Trick würde zwar nicht lange funktionieren … aber das musste er auch nicht.

An der Sicherheitstür ertönte ein lauter, dumpfer Schlag, und eine Wache sagte: »Mylord, vielleicht sollten wir die Gefangenen töten und …«

»Die Tür ist aus Lukenstahl«, sagte Workan, der den Mann mit einem Wink zum Schweigen brachte. Er kam um seinen Schreibtisch herum. »Dieses Gegengift – ist es in dem Kafascho-Dampfautomaten?«

»Kann ich das so deuten, dass Ihr Euch ergebt?« Ben klang viel zu vorlaut für die Situation, in der er sich befand – und Vestara musste zugeben, dass ihr das irgendwie gefiel. »Eure Leute werden ihre Waffen …«

»Genug!« Workan zog ein Lichtschwert aus seinem Gewand hervor. »Keine Spielchen mehr, Jedi.«

In diesem Moment fegte eine Druckwelle durch den Raum.

Vestara fragte sich nicht, was passiert war, oder wartete, bis sie die Detonation hörte. Sie wirbelte einfach von dem Shikkar fort, während sie zugleich eine Hand nutzte, um das Handgelenk der Rothaarigen zu packen, und die andere, um der Frau mit dem Handflächenballen einen Hieb gegen den Kieferansatz zu verpassen. Sie erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen orangefarbenen Blitz und hörte dann den scharfen Knall einer Detonitexplosion, ehe sie ihr Knie nach oben schnellen ließ, gegen den Arm ihrer Gegnerin. Der Glasdolch flog davon.

Sie setzte ihren Angriff trotzdem weiter fort und donnerte der Rothaarigen ihren Ellbogen gegen den Oberschenkel. Die Frau schrie auf und setzte die Macht ein, um den Dolch auf Vestaras Kehle zufliegen zu lassen.

Warum überschätzten sich die Sith nur immer? Vestara wirbelte zur Seite und wich dem Angriff mühelos aus, wozu sie niemals imstande gewesen wäre, wenn die Frau sie stattdessen mit einem Beinfeger attackiert hätte. Dann packte sie die Rothaarige am Kinn und tötete sie mit einem Machthieb auf den Hals.

»Runter … jetzt

Als Vestara Bens Stimme hörte, ließ sie sich zu Boden fallen. Einen Meter über ihr sauste eine karmesinrote Klinge vorbei. Ihr Blick folgte der Klinge bis zum dazugehörigen Lichtschwert, und dann vom Lichtschwert zum Arm, der es hielt, bis sie erkannte, dass sie es mit dem Wachmann aus der Pagen-Kammer zu tun hatte. Sie warf einen raschen Blick auf die Palette, die hinter ihm schwebte, und streckte ihre Machtsinne nach der Kafascho-Maschine aus.

Der Wachmann wirbelte beiseite – und krachte geradewegs gegen Ben, der dem Mann den Shikkar in den Nacken rammte, der Vestara beinahe umgebracht hatte.

Die Wache brach zusammen, und Vestara sah eine zweite Gestalt in einer goldenen Rüstung auf Ben zutreten. Sie schleuderte die Kafascho-Maschine in Richtung des Wachmanns, der ein karmesinrotes Lichtschwert aktivierte und den Apparat entzweihackte, bevor er ihn treffen konnte.

Mittlerweile hatte Vestara sich das Lichtschwert geschnappt, das unter dem Gewand der toten Rothaarigen verborgen gewesen war, während Ben die Waffe der gerade getöteten Wache an sich genommen hatte. Jetzt sprang Vestara auf die Füße und trat dann von Ben fort, damit sie ihren neuen Gegner von zwei Seiten her angreifen konnten.

Sie warf einen raschen Blick zur Tür hinüber und entdeckte daneben ein rauchendes, klaffendes Loch, wo vorhin noch eine Wand gewesen war. Just in diesem Moment stürmten Seha und Doran durch die Öffnung, um sich den letzten Wachmann vorzunehmen, während Luke und Workan bereits in einem wirbelnden Sturm aus Farben und zerschmetterten Büromöbeln ihre Klingen kreuzten. Angesichts des Umstands, dass bloß noch drei Sith übrig waren, stand außer Frage, wie der Kampf ausgehen würde, und selbst ein Hochlord war außerstande, daran etwas zu ändern – nicht, wenn Luke und Ben Skywalker auf der anderen Seite standen.

Vestara ging zum Angriff über und schlug mit dem Lichtschwert hoch zu, um zu verhindern, dass der Wachmann zu einem Machtsalto überging. Er blockte ab und wirbelte beiseite, um seine Klinge gerade rechtzeitig genug herumzureißen, um einen auf sein Bein gezielten Hieb von Ben abzuwehren. Dann schaute er zu einer Vitrine nahe der Wand hinüber. In der Annahme, dass bereits eine Glasskulptur auf ihren Kopf zuschnellte, warf sie sich nach vorn in eine Rolle, ehe sie den Schalter ihres Lichtschwerts auf der AN-Position einrastete und es nach den Beinen ihres Angreifers schleuderte.

Der Wachmann riss seine eigene Klinge nach unten, um die abzuwehren, die auf seine Oberschenkel zuschwirrte – um dann einfach längs des Rückgrats in zwei Hälften geteilt zu werden, als Bens Lichtschwert ihn vom Hals bis zur Hüfte spaltete. Der Körper fiel weniger zu Boden, als dass er sich auseinanderschälte, während die Skulptur drei Meter entfernt auf den Teppich krachte.

Vestara ließ ihre Waffe in die Hand zurückschnellen, schaute auf und sah, wie Ben über die Leiche hinweg- und auf sie zutrat. »So«, sagte sie mit einem Blick auf den toten Sith. »Scheint, als wäre ich dir tatsächlich nicht ganz egal.«

»Natürlich bist du mir nicht egal.« Ben lächelte und griff nach unten, um ihre Hand zu nehmen. »Gute Teamkameraden sind schwer zu finden.«

»Und ihr beide seid zweifellos ein verdammt gutes Team«, sagte Doran Tainer, der sich zu ihnen gesellte. Er musterte die drei Sith, die sie getötet hatten. »Hattet ihr überhaupt Waffen, als dieses ganze Spektakel begann?«

»Ein Jedi ist niemals unbewaffnet«, sagte Vestara und zitierte damit eine Maxime, die bei den Sith ebenso hoch im Kurs stand wie bei den Jedi. Sie hielt Bens Hand einen Moment lang fest, um ihre Kraft und Wärme zu genießen – in dem Wissen, dass sie seiner Berührung eines nicht allzu fernen Tages würde entsagen müssen.

Schließlich ließ sie sich von ihm auf die Füße helfen, ehe sie sich dem Kampf zwischen Luke und Workan zuwandte. Eine Schneise aus zersplittertem Glas und rauchenden Möbeln markierte den Weg, den sie während des Gefechts zur Rückseite des Raums hinter sich gelassen hatten. Angesichts des gewundenen Verlaufs der Schneise schien offensichtlich, dass der Kampf gleichermaßen heftig wie ausgeglichen gewesen war, doch jetzt war Workan endlich gezwungen, bis hinter seinen Schreibtisch zurückzuweichen. Seha Dorvald eilte ebenfalls herbei, um sich dem Kampf anzuschließen, was bedeutete, dass sie Workan schließlich in die Ecke drängen und ihn vielleicht sogar in Gewahrsam nehmen würden, um ihn zu verhören.

Und das konnte Vestara nicht zulassen – nicht nach dem Trick, den sie angewandt hatte, um sie überhaupt erst in das Büro zu bringen. Sie dachte einen Moment lang nach und zog dann eine Blasterpistole aus dem Halfter einer toten Wache. »Hier stimmt irgendwas nicht!« Sie näherte sich dem hinteren Teil des Raums. »Wir müssen ihn stoppen.«

Eine große Hand packte sie an der Schulter. »Ihn wobei stoppen?«, wollte Doran wissen. »Luke will Workan lebend fest…«

Vestara schüttelte sich frei. »Sieh doch, was er vorhat – er versucht, zu seinem Schreibtisch zu gelangen.« Sie hob die Blasterpistole und feuerte mitten in den Kampf hinein, nicht so sehr, um Workan zu töten, sondern vielmehr, um ihn dazu zu zwingen, sich vom Tisch zu entfernen – und so Lukes Klinge näher zu kommen. »Er muss dort einen Zündmechanismus versteckt haben!«

Doran ließ ihre Schulter los, und einen Moment später gesellten sich zwei weitere Strahlen Blasterfeuer zu Vestaras.

»Dad, eine Falle!«, rief Ben. »Zurück!«

»Seha – du auch!«, setzte Doran hinzu.

Beide Jedi sprangen sofort beiseite, um den vollkommen irritierten Workan der Aufgabe zu überlassen, den Blasterfeuerhagel abzuwehren, mit dem er eingedeckt wurde. Bereits erschöpft und verwundet, mit einem schlaff herabhängenden Arm und einer rauchenden, klaffenden Schnittwunde quer über der Brust war er drei Angreifern, die darauf trainiert waren, ihr Feuer so zu koordinieren, dass es seine Verteidigung durchbricht, einfach nicht gewachsen. Ben brauchte bloß sechs Schüsse, um ihm ein Loch durch den Kopf zu brennen.

»Schnell geschaltet, Ves.« Ben drückte ihren Arm und fügte hinzu: »Und danke. Vermutlich hast du uns gerade mal wieder das Leben gerettet.«