7.

 

Rolands Zelt stand ein Stück von Ewards und Hildigers Unterkünften entfernt, als wolle er nichts mit den beiden zu tun haben. Das Tuch seiner Wände war so stark gewachst, dass es selbst schwerem Regen widerstehen konnte, und sein Inneres bot gerade genug Platz für ein schlichtes Feldbett, einen Stuhl und einen Klapptisch, auf dem neben dem Frühstück des Markgrafen eine Karte der Umgebung lag. Während Roland das steinharte Brot mit den Zähnen zerteilte und kleine Schlucke Wein dazu trank, fuhr sein Finger über das kunstvoll bemalte Pergament und blieb auf dem Symbol ruhen, das für Pamplona stand.

Laut Absprache hätte Graf Eneko ihm die Stadt längst übergeben müssen, damit er sie als Vorratslager und Ausgangspunkt für den geplanten Kriegszug nutzen konnte. Inzwischen würde König Karl bereits die Pyrenäen vor sich sehen oder gar schon erreicht haben, doch hier im Lager gab es kaum genug Lebensmittel für seine Vorhut, geschweige denn für das Hauptheer.

Roland überlegte, wie er diesen Umstand ändern konnte. Es reizte ihn, Pamplona anzugreifen und den verräterischen Stadtherrn am höchsten Turm seiner Festung aufzuhängen. Dazu aber verfügte er weder über genug Truppen noch über das notwendige Kriegsmaterial. Also würde er sich anders behelfen müssen. Sein Blick wanderte weiter nach Westen. Dort lag das Königreich Asturien, dessen Herrscher ebenfalls viel versprochen, aber bisher noch nichts gehalten hatte. Es wurde Zeit, König Silo daran zu erinnern, dass er bei den Franken nicht mit zwei Zungen sprechen durfte. Für einen Augenblick erwog Roland, selbst in die asturische Grenzmark zu reiten, um dort Korn, Wein und andere Lebensmittel einzufordern. Zu seinem Leidwesen war er hier jedoch unabkömmlich. Daher hatte er eigentlich nur die Wahl, Eward, König Silos angeheirateten Verwandten, zu schicken. Aber er traute Karls Halbbruder weder das nötige diplomatische Geschick noch die Fähigkeiten als Anführer zu. Hildiger würde das große Wort schwingen und seine Gastgeber noch mehr verprellen, als es Eward tun würde.

Roland dachte verärgert daran, dass die Asturier nicht erfahren durften, wie Ermengilda von ihrem Gatten behandelt worden war. Dieser hatte sie wie eine Kebse, derer er überdrüssig geworden war, ins Zelt der Geiseln geschickt. Auch haderte er mit Karl, der seinem Halbbruder zu viel nachgesehen hatte. Da der König selbst ein Freund und Bewunderer des weiblichen Geschlechts war, konnte er sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass Eward keinen Gefallen an einem so schönen Mädchen wie Ermengilda finden würde. Um seinen Halbbruder zur Heirat zu bewegen, hatte er ihn sogar mit der Aussicht gelockt, Markgraf in Spanien und damit einer der mächtigsten Fürsten des Reiches zu werden.

In Rolands Augen besaß Eward jedoch keine der Fähigkeiten, die notwendig waren, dieses Amt auszufüllen. Eine solche Aufgabe erforderte einen Mann von Format, keinen weichlichen Jüngling. In diesem Augenblick wurde ihm klar, wen er als Boten nach Asturien schicken würde, und seine Miene hellte sich auf.

Er trat zum Zelteingang und winkte einen seiner Leibwächter zu sich. »Hole mir den Burschen, den der König wegen des erschlagenen Ebers geehrt hat.«

Wenn er Konrad mit dieser Aufgabe betraute, würde er Eward und Hildiger in ihre Schranken weisen. Die beiden verabscheuten den jungen Krieger, weil er ihnen vom König aufgezwungen und als Vorbild an Mut und Tapferkeit hingestellt worden war. Auch hatte Konrad seine Aufgabe, Ermengilda aus den Bergen zu holen, gut erfüllt und es verdient, sich weiter auszeichnen zu können.

Die Rose von Asturien
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