Kapitel 18
Papst Benedikt XVI. in Regensburg - Der Sommertag eines Vatikankorrespondenten
Die Beziehungen zwischen Rom und Mekka verdichteten sich in ungeahntem Ausmaß an einem Sommertag 2006 in Regensburg, weil Papst Benedikt XVI. dort etwas über den Propheten Mohammed sagte.
Es war nicht das erste Mal, dass er über den Islam sprach. Sofort nach seinem Amtsantritt, am 25. April 2005, erkannte der neue Papst die Bemühungen der Muslime im Dialog mit Christen an, »sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene«, und sprach von »Brücken der Freundschaft mit den Anhängern aller Religionen«. Während des Weltjugendtags in Köln im August 2005 bestand Benedikt auf einem Treffen mit »Vertretern einiger muslimischer Gemeinden« und trug ihnen seine Sorgen über Gewalt und Religion, Terrorismus und religiösen Extremismus vor.
Aber »Regensburg« war etwas ganz anderes.
Mir erscheint es auch aus zeitlicher Distanz noch immer wie ein Gewitter. Mit grauen Wolken, die schon seit einiger Zeit am Himmel über Kirchen und Moscheen aufgezogen waren, sich bedrohlich zwischen Christen und Muslimen geballt hatten, immer dunkler und drückender wurden, bis ein greller Blitz das Gewölk von oben bis unten durchzuckte; eine ungewisse Stille dehnte sich, bis fürchterliche Donnerschläge und gewaltige Regengüsse alle erschreckten; danach dauerte es einige Zeit, bis sich dieses Unwetter verzogen hatte und wieder normales Wetter mit seinen Unwägbarkeiten herrschte.
Doch am 12. September 2006 - der deutsche Theologieprofessor Joseph Ratzinger war nicht einmal eineinhalb Jahre auf der Cathedra, dem Lehrstuhl Petri in Rom -, einem Dienstag, schien allen zunächst die Sonne von einem heiteren weißblauen bayerischen Himmel. Es war der vierte Tag des Besuches des Papstes in seiner Heimat; und alles war bis dahin sehr angenehm für den Gast und die Besuchten verlaufen. Wenn schon die Deutschen insgesamt meinten: »Wir sind Papst«, so galt das noch mehr für die Bayern. Benedikt war einer der Ihren. So feierten sie den Papst und sich selbst. Am Vormittag verfolgte ich in aller Gelassenheit, wie Benedikt auf dem Islinger Feld am Südrand von Regensburg vor gut 200 000 Andächtigen einen festlichen, würdigen Gottesdienst feierte. Nicht unbedingt eine Sensation für einen Journalisten.

Der erste Stolperstein

Beim schnellen Durchlesen des Manuskripts der schönen, ruhigen, nicht zu langen Predigt fand ich einen einzigen journalistischen Stolperstein. Etwas, worüber man nicht so schnell hinwegglitt, vielleicht einen Haken, woran man etwas festmachen konnte. So etwas brauchen Journalisten, so etwas will das Publikum, damit es aufmerkt. Benedikt ermutigte, ermahnte die Christen, so wörtlich, die »Vernunft Gottes in der Welt ohne Angst zu leben«. Vernunft Gottes? Ohne Angst? Was sollte das? Darüber hätte ich als politischer Journalist gern mehr gehört. Aber es ging offenbar um das christliche Glaubensbekenntnis und des Papst-Theologen Deutung dazu. Wohl nicht weiter der Rede wert. Schien es. Doch Benedikt sollte darauf zurückkommen.
Niemand fand an jenem Tag etwas Besonderes oder dachte sich gar etwas Arges dabei, dass der Papst eine Vorlesung in der Aula Magna der Regensburger Universität halten wollte. Vorlesungen liebte Joseph Ratzinger sein Leben lang, als Student und als Professor, auch als Erzbischof von München (1977-1981) und noch als Kardinalpräfekt der vatikanischen Glaubenskongregation (1981-2005). In Regensburg hatte er ein »Heimspiel«. Hierher, in die bayerische Gefühls- und Glaubenswelt, hatte sich der Professor Dr. theol. Ratzinger 1969 zurückgezogen, als ihm das Aufbegehren der Studenten in Tübingen, dem traditionsreichen Gelehrtenstädtchen südlich von Stuttgart, zu unruhig, zu irrational-dumm, wohl auch die Willfährigkeit mancher Professorenkollegen gegenüber modischen Freiheitsforderungen zu töricht wurden. Nachzulesen in seiner Autobiografie.

Vertraute Geräusche und Gerüche

Hier in Regensburg war Joseph Ratzinger Theologieprofessor gewesen. Acht Jahre lang, von 1969 bis 1977. (Das vatikanische Presseamt verkürzte bei der offiziellen Mitteilung diese Zeit in einem seiner seltenen Irrtümer auf zwei Jahre. War das schon ein Hinweis darauf, dass bei der Vorbereitung nicht alles perfekt gelaufen war?) Er lehrte Dogmatik und Dogmengeschichte, die Zentralfächer der katholischen Glaubenslehre. Und er dachte so vor sich hin. Über Gott und die moderne Gesellschaft, die Kirche und das andere. Klug, wie mir bei einem Besuch im Mai 1976 in seinem betonkahlen Büro aufgefallen war, klüger als andere. In Deutschland wurde in jenen Jahren unter den Katholiken vor allem lebhaft diskutiert. »Dialog« war ein Zauberwort. Von allen für alle. So auf der Würzburger Synode von 1971 bis 1975, die Joseph Ratzinger trotz ihres großen Arbeitsaufwands und riesigen Dokumentenertrags insgesamt nicht sehr erleuchtet vorkam; die ganze Richtung eines sich selbst erfindenden und bestimmenden Katholizismus befremdete ihn. Der bayerische Professor schätzte die Synode wenig, und die Synodalen ließen seinen Stern nicht leuchten. Hier in der Regensburger Universität war Joseph Ratzinger jedoch zu Hause, kannte die Gewohnheiten der Studenten, die Geräusche und Gerüche der Vorlesungssäle. Regensburg war katholische Heimat, die Aula ihm vertraut.
So hatte der Papst-Professor als Thema seiner Vorlesung »Glaube, Vernunft und Universität. Erinnerungen und Reflexionen« vorgegeben. In aller Souveränität, weil er die Vernunft auf seiner Seite glaubte; den Glauben sowieso. Da sollte etwas Besonderes kommen. Darauf war ich vorbereitet. Denn aus dem Vatikan hatte ich gehört, der Papst habe in der Vorbereitungsphase für den Besuch in Bayern viel Aufmerksamkeit und Zeit gerade auf die Abfassung dieser Regensburger Vorlesung verwendet. Nun gut. Das konnte auch bedeuten, dass der Professor-Papst - mit seiner fünfzigjährigen Erfahrung des Schreibens und Publizierens - einfach nur sorgfältig in die Schublade griff, in das persönliche Archiv zu eigenen Texten. In der Theologie veraltet Wertvolles nicht. Das kam Benedikt stets zugute, etwa für die Katechesen bei den traditionellen Generalaudienzen am Mittwoch in Rom - zum Beispiel über den Kirchenvater Papst Gregor den Großen, wie im Mai und Juni 2008 - oder eben für eine Vorlesung über eines der klassischen Themen der Fundamentaltheologie wie das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft im Spektrum einer europäischen Universität.
Doch damit war auch das zentrale Problem einer Offenbarungsreligion vom Papst aufgeworfen, der Nerv im Verhältnis zwischen Christen und Muslimen berührt. Denn Glaube und Vernunft erörtern nicht nur, ob es Gott gebe und er erkannt oder wenigstens nicht ausgeschlossen werden könne. In Europa streitet man seit Jahrhunderten, und zunehmend seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert, auch darüber, ob allein der Glaube die Gewissheit über eine Offenbarung Gottes gewährt oder auch die Vernunft Zugang dazu hat. Oder anders ausgedrückt: Ob erst die Vernunft den Maßstab für die Offenbarung Gottes setzt - sei es in Jesus Christus oder durch den Propheten Mohammed. Wieder anders - da hatte ich die ersten Fragen des Papstes in dem mir schon vorliegenden Manuskript der Vorlesung erspäht: Wenn Gott der Vernunft widerspricht oder etwas Vernunftwidriges befiehlt, nämlich Gewalt, ist er nicht Gott!?

Jesus und Mohammed Betrüger?

Mich persönlich interessierte das Thema, das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft, gipfelnd in der Frage nach der Echtheit der Offenbarung Gottes, seit jeher brennend. Meine Philosophie- und Theologiestudien hatte ich mit einer religionsphilosophischen Arbeit genau darüber beendet. Deren etwas komplizierter Titel lautete: »Die Auflösung des Begriffes der Offenbarung bei Ludwig Feuerbach (1804-1872) als Negation deutscher Religionsphilosophie«. Kurz gesagt ging es darum, ob eine »Offenbarung« Gottes an den Menschen möglich ist. Ob Jesus Christus oder Mohammed Betrüger sind. Ob beide Träger von Offenbarung(en) sein können. Oder nur der eine oder nur der andere ein Scharlatan ist. Und ob die Vernunft darüber zu einem gültigen Urteil kommen kann oder von vornherein etwas Göttliches - weil vernunftwidrig - ausschließen kann. Das waren damals (1973) noch sehr theoretische Fragen, bei denen der Prophet Mohammed als Begründer des Islam nur implizit gemeint war. Heute sind es weltpolitisch entscheidende Fragen, weil sich daran die Anhänger von zwei Weltreligionen mit einer Milliardengemeinde scheiden und darüber zwei Kulturen aufeinanderprallen können.
Ich könnte darüber nächtelang diskutieren oder lange Vorträge halten. Aber galt das auch für andere? Wollten die die Vorlesung mitverfolgen? Ja, wurde mir an jenem Dienstag schon um die Mittagszeit von der Redaktion der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« bedeutet. Man plane, den ganzen Text der Vorlesung, lediglich mit geringen Kürzungen, zu veröffentlichen, ich sei sicher einverstanden. Das war ein Wort für einen Text von rund 24 000 Anschlägen oder 600 Zeitungszeilen! Eine ganze Sonderseite! Das entsprach der Wichtigkeit des Themas, schien mir.
Einen kurzen Moment dachte ich, dadurch könne meine Arbeit an jenem Dienstag leichter werden. Aber nein. Denn für die kürzere Zusammenfassung einer bedeutenden Rede braucht man eher mehr Zeit, als wenn man länger ausholen kann. Zudem hatte ich noch über die Pontifikalmesse am Vormittag mit der schönen Predigt des Papstes zu berichten und über die Ökumenische Vesper im Dom zu Regensburg am Abend mit den Vertretern von verschiedenen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, der Lutherischen und der Orthodoxen Kirche Bayerns vor allem. Die Worte, die der Papst bei solchen Anlässen über die Einheit der Christen spricht, finden gerade in dem konfessionell geteilten Deutschland große Aufmerksamkeit.
Ich hatte jedoch noch mehr aus dem Vatikan gehört. Der Papst wolle auch über das Verhältnis zwischen Religion und Gewalt sprechen und dabei nicht nur allgemeine Floskeln verwenden, sondern direkt die muslimische Weltgemeinde ansprechen. Zur Sache! Das schien nun besonders sensibel. Denn seit Jahren schon beobachtete man im Vatikan mit wachsender Sorge die muslimische Welt. Es konnte die Päpste und Kardinäle nicht gleichgültig lassen, wie sich der Islam entwickelte.
Viele Politiker und Zeithistoriker im Vatikan hatten in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts damit gerechnet, dass der Islam als nach europäischen Maßstäben nichtmoderne, unaufgeklärte Religion dahinschwächeln würde. Dafür gab es eine Reihe von Anzeichen in dem Ländergürtel zwischen Marokko und Indonesien. Als motivierende Kraft schien sich der Islam erschöpft zu haben, meinte man meist in der westlichen Welt. Zudem wurde der Antagonismus zwischen Christen und Muslimen im Kalten Krieg durch den Gegensatz der beiden Machtblöcke, der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Sowjetreich, verdeckt oder wenig wahrgenommen. Dahinschwinden wurde dem Islam prophezeit. Auf den Aussterbeetat, hätte Friedrich II. von Preußen gesagt.
Irrtum. Das Gegenteil trat ein. Die politischen Unabhängigkeitsbestrebungen und Befreiungsbewegungen in den nacheinander souverän gewordenen Staaten zwischen Atlantik und Pazifik begünstigten nicht die Religion der ehemaligen Kolonialherren, also das Christentum, sondern den Islam - mit Ausnahme der Riesenreiche Indien und China, die andere religiöse und kulturelle Traditionen haben. Der Islam erwies sich auch gegenüber den christlichen Missionsversuchen im 19. und 20. Jahrhundert als äußerst resistent. Der Gegensatz zwischen Israel und den Arabern mit dem Palästinenserkonflikt und drei Kriegen sowie der plötzliche Superreichtum der arabisch-muslimischen Erdölstaaten festigten den Islam als identitätsstiftende Kraft.

Islam und Extremismus

Zugleich wuchsen zur Beunruhigung der vatikanischen Weltbeobachter in der muslimischen Welt die Versuchungen zum Extremismus. Unter Palästinensern wurde der Terrorismus zur gebilligten Notwehr der Unterdrückten gegen die Überlegenen, gegen den Staat Israel, die »Zionisten«, die Juden, und ihre Sympathisanten, die USA, den »Westen«. Gewaltakte und Terroranschläge aus dem Geist eines zugespitzten muslimischen Fundamentalismus schienen den Westen zu ängstigen und die Völker des Islam zusammenzuführen. Terroristische Gewalt von Muslimen, so hieß es in Kairo oder Mekka, würde der Botschaft des Propheten Respekt verschaffen und dem Islam weltweit mehr Macht, und sei es durch Furcht, verleihen.
Die Terrorattacken am 11. September 2001 in New York und Washington bildeten einen Höhepunkt dieser klandestinen Kriegführung. Der spektakuläre Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Center in New York wurde zwischen Rabat und Jakarta von den Massen mehr bejubelt, als dass man den Tod Tausender von unschuldigen Menschen beklagte. Der internationale Terrorismus war muslimisch gefärbt. Immer stärker trat die Verbindung zwischen mörderischen Anschlägen und einem Extremismus aus dem Geist des Islam in den Vordergrund der öffentlichen Weltmeinung.

Das Erbe des Vorgängers

Dass sich alles ein wenig komplizierter verhielt, war mir im Vatikan oft bedeutet worden. Die Leute im Westen ängstigten sich, zweifellos. Doch mehr als dem Westen machten die muslimischen Extremisten den Regierungen und den Völkern in den Staaten des Islam selbst zu schaffen. Der erste Kriegszug der USA gegen den Irak (1991) war durch den Überfall Saddam Husseins auf Kuwait verursacht, der zweite, der in eine dauerhafte Besetzung überging, durch törichte Erklärungen des Diktators und zweifelhafte der amerikanischen Regierung. Gegen beide hatte Johannes Paul II. »Nein« gerufen - vergeblich. Er konnte nur verhindern, dass beide Militäraktionen von der einen wie von der anderen Seite als »heilige Kriege« ausgegeben und aufgefasst wurden. Christentum kontra Islam, das nicht! Johannes Paul II. hatte beklagt, dass muslimische Autoritäten zu zaghaft oder gar nicht die Gewalttäter verurteilten und einen gewissen Radikalismus in Kauf zu nehmen schienen. Dennoch vertraute er auf die moderaten und mäßigenden Kräfte in einem erstarkenden und mächtigen Islam, wie er es immer bei seinen apostolischen Reisen in vielen Ländern mit muslimischen Mehrheiten als seine Grundbotschaft vortrug. Von der vierten Reise seines Pontifikats 1979 in die Türkei bis zur 101. nach Bosnien-Herzegowina am 22. Juni 2003. Dieses Erbe hatte Benedikt XVI. übernommen.
Nun ist es jedoch nicht so, dass man als Korrespondent und Reisebegleiter des Papstes die Muße hat, beständig weltpolitische Betrachtungen und zeitgeschichtliche Erwägungen anzustellen. Noch die Zeit, vor, während und nach einer Rede jedes päpstliche Wort mehrmals umzudrehen. Am Dienstag waren Reden Nr. 9, 10 und 11 der Bayernvisite dran, vorher waren es andere, weitere würden folgen. Aber weil Nr. 10 mir doch als etwas Besonderes erschien, als etwas Grundsätzliches, las ich sie, bevor Benedikt an das Katheder trat.
Natürlich fielen mir als Journalisten diese Worte über Mohammed auf: »Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.«
Als Journalist ist man stets ein Trüffelschwein, das die Kostbarkeiten aus dem Erdboden der 1000 nichtssagenden Politikerworte hervorwühlen muss. Ich überlegte mir sogar kurz, dass dieser Satz, verpackt als Zitat, nichts von seiner Beweis- und Überzeugungskraft einbüßen würde, wenn man die beiden den Propheten beleidigenden Worte »Schlechtes und Inhumanes« weggelassen hätte. Wer würde da nachschauen und dem Professor Ratzinger auf dem Papstthron eine - vielleicht sogar wissenschaftlich zulässige - Ungenauigkeit vorhalten wollen! Außerdem gibt es in der europäischen Literatur- und Geistesgeschichte eine Unzahl von viel abträglicheren Zitaten über den Propheten Mohammed, ob vom Reformator Martin Luther oder dem französischen Aufklärer Voltaire. Für einen liberalen deutschen Journalisten schien das kein Grund, Zeter und Mordio zu schreien.
Noch etwas war ungewöhnlich an dem päpstlichen Manuskript. Am Ende hieß es in dem mir vorliegenden und auch offiziell vom Presseamt des Heiligen Stuhls verbreiteten Text in einer Anmerkung in hervorgehobener Kursivschrift: »Der Heilige Vater hat sich vorbehalten, diesen Text später mit Anmerkungen versehen zu veröffentlichen. Die vorliegende Fassung ist also als vorläufig zu betrachten.« Daraus zog ich auf die Schnelle drei Schlüsse:
1. Der Theologieprofessor Joseph Ratzinger fand die Regensburger Vorlesung wichtig und somit der Veröffentlichung wert, wie er es mit einigen seiner Texte seit einem halben Jahrhundert gehalten hatte.
2. Benedikt war mit dem Text noch nicht bis zum letzten i-Tüpfelchen fertig geworden und mit der nun erst einmal dargebotenen Fassung nicht zufrieden. Oder er wollte lediglich noch den wissenschaftlichen Apparat mit Anmerkungen und Belegen hinzufügen.
3. Der Papst hatte einen wissenschaftlichen Vorbehalt angekündigt. Der konnte jedoch nicht vor den Medien und der Öffentlichkeit Geltung beanspruchen.
Weitere Gründe also, sich nicht aufzuregen und erst einmal abzuwarten, ob andere sich empören würden. Außerdem, so meine Schlussfolgerung, die Worte über Mohammed gaben nicht die Substanz der Vorlesung wieder. Das waren eindeutig für eine politische Tageszeitung drei andere große Themen: Dass
1. Gewalt dem Wesen Gottes und damit einer jeden Religion widerspricht,
2. Glaube und Vernunft an Wahrheit und Werte gebunden sind,
3. beide Einsichten für einen Dialog der Religionen sprechen.
Angesichts der weltpolitischen Spannungen und des dauernden Geredes über einen Zusammenprall der Kulturen und Religionen also ein wichtiges päpstliches Wort!
Aber in den immer rascher verstreichenden Minuten bis zum Redaktionsschluss an jenem Nachmittag kam mir das alte Dilemma zwischen Politikern und Journalisten, zwischen den Mediensubjekten und -objekten in den Sinn: Was, wenn man nun den Papst nicht so verstehen wollte, wie er verstanden zu werden wünschte, sondern so, wie er missverstanden werden konnte. Denn darin teilt sich noch einmal die Journalistenschar. In jene, die berichten, wie die Worte offensichtlich gemeint sind, und in jene, die voller Empörung die Worte so verstehen, wie sie politisch missdeutet werden können.
Aber noch hatte Benedikt die Vorlesung gar nicht gehalten.
Zwischen Rom und Mekka
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