Dienstag, 13. Juli

Paranoider Vormittag.

Ich erhielt Joyce Grenfells Brief mit Anweisungen, wie ich abends zu ihrer Wohnung finde, aber nichts darüber, wie ich die Kirche St. Mary LeBeau in der Cheapside finde, wo sie mittags mit dem Pfarrer in einem Gespräch auftritt. Ich fand die Cheapside auf meinem Stadtplan und beschloss, den Digest-Scheck einzulösen und dann dorthin zu gehen.

Ich ging zur nächstgelegenen Bank, dann zu einer anderen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In beiden Banken waren sie schockiert, dass sie für eine völlig Fremde einen Scheck von Reader’s Digest einlösen sollten, und würdigten meinen Ausweis keines Blickes. In beiden Banken weigerten sie sich, entweder bei Digest oder bei André Deutsch anzurufen, das sei nicht üblich.

Ich ging in eine dritte Bank, wo der Angestellte am Schalter mich an einen höheren Angestellten verwies, der sich mit einem Kollegen besprach und dann zu mir zurückkam und fragte, ob es nicht besser sei, wenn ich den Scheck an meine Bank in New York schicken würde. Ich erklärte, dass ich das Geld hier brauchte, was ihn zutiefst schockierte. Man sagt zu einem Bankangestellten nicht: »Ich brauche das Geld.«

Meine Bank in New York sei die Chemical und ob es in London eine Zweigstelle gäbe, fragte ich. Zögernd sagte er ja, aber er bezweifle, ob die Londoner Zweigstelle den Scheck einlösen würde. (Er sagte »könne«.) Ich ging zu der Chemical-Zweigstelle – und die wollten, außer meinen Zähnen, alles sehen, und schließlich haben sie mir den Scheck ausgezahlt. Nichts bringt mich mehr in Rage als die freundliche, volksnahe Banken-Reklame in Zeitschriften oder im Fernsehen. Alle Banken, die ich betreten habe, sind ungefähr so volksnah wie eine Kobra.

Inzwischen blieb mir nur noch eine knappe halbe Stunde, um zur Cheapside zu kommen. Ich stieg in einen Bus und stellte fest, dass ich meinen Stadtplan vergessen hatte. Ich sagte dem Schaffner, dass ich zur Kirche St. Mary LeBeau in der Cheapside gehen wolle, und er ließ mich bei St. Paul’s raus, zeigte in die Ferne und sagte:

»Gehen Sie ein bisschen in die Richtung und biegen Sie dann links ab.«

Ich ging ein bisschen in die eine Richtung und bog links ab und ging ein bisschen in die andere Richtung und bog links ab und bog rechts ab und fragte sechs Leute nach dem Weg, die aber alle selbst Touristen waren. Ein Bus kam langsam um die Ecke, und ich rief dem Schaffner zu, ob er mir sagen könne, wie ich zu St. Mary LeBeau komme, und er rief mir zu:

»Tut mir Leid, Herzchen, heute ist mein erster Tag!«

Ich wünschte ihm Glück, warum auch nicht, und ging weiter. Fand drei falsche Kirchen, eine Goldsmith’s Hall und eine Menge interessanter kleiner Straßen, aber keine St. Mary Le Beau. Inzwischen war das Kirchengespräch ohnehin vorbei, und ich verkroch mich in einen verräucherten kleinen Pub und aß, bis meine gute Laune wiederhergestellt war.