Mittwoch, 23. Juni

Nora und ich wurden von einem Antiquar zum Lunch ausgeführt, und beim Essen erzählte Nora die folgende skurrile Geschichte.

Mir scheint, dass Buchhändler eine ähnliche Cliquenwirtschaft haben wie Schauspieler, jedenfalls waren Frank und Nora zehn Jahre lang eng befreundet mit einem Buchhändler namens Peter Kroger und seiner Frau Helen. Die Doels und die Krogers waren unzertrennlich, obwohl die beiden Männer eigentlich Konkurrenten waren. Einmal gaben die Doels eine Silvesterparty, und Helen Kroger erschien in einem langen schwarzen Abendkleid, in dem sie sehr exotisch aussah.

»Helen, du siehst aus wie eine russische Spionin!«, sagte Nora. Und Helen lachte, und Peter lachte, und ein paar Monate später griff Nora morgens zur Zeitung und erfuhr, dass Helen und Peter Kroger tatsächlich russische Spione waren.

»Die Journalisten rannten uns das Haus ein«, erzählte Nora. »Sie boten mir ein paar tausend Pfund, wenn ich ihnen von dem ›Ring‹ erzählen würde. Ich sagte, dass der einzige Ring, über den ich etwas sagen könne, mein Ehering sei.«

Sie besuchte die Krogers im Gefängnis, und Peter fragte sie, ob sie sich daran erinnere, dass sie Helen mit einer russischen Spionin verglichen habe.

»Das muss ein ganz schöner Schlag für sie gewesen sein«, sagte ich.

»Ich weiß nicht«, sagte Nora. »Er fragte nur, ob ich mich daran erinnere, dann haben wir von etwas anderem gesprochen.«

Sie und Frank gingen zu den Gerichtsverhandlungen und erfuhren, dass alles, was die Krogers ihnen über ihre Vergangenheit erzählt hatten, erfunden war. Ich fragte Nora, ob ihr das etwas ausgemacht habe, und sie sagte, nein, sie habe Verständnis dafür.

»Es waren die besten Freunde, die wir je hatten«, sagte sie. »Sie waren gute Menschen, wunderbare Menschen. Es ging da ja um Politik, und ich vermute, sie hatten ihre Gründe.«

Ein Jahr darauf wurden die Krogers gegen einen britischen Spion ausgetauscht, der von den Russen festgehalten wurde. Jetzt leben sie in Polen. Helen und Nora schreiben sich noch jedes Jahr zu Weihnachten.

Habe Joyce Grenfell gegen Abend angerufen und ihr erzählt, in welchen Filmen ich sie gesehen habe, und sie sagte:

»Dann erkennen Sie mich ja, ich bin die mit dem Pony.« Ich soll mich mit ihnen am Montag zum Essen im Waldorf treffen, das ist neben dem Theater.