Montag, 28. Juni

Ich hatte Leo Marks eine Nummer bei seinem Antwortdienst hinterlassen, und heute Morgen hat er zurückgerufen. Er hat einen wunderschönen Oxford-Bariton. (Oder Cambridge, ich weiß nicht, wie sie sich unterscheiden.) Er und seine Frau holen mich morgen Abend um sieben zum Abendessen ab.

Heute Abend Essen und Ein Sommernachtstraum mit den Grenfells, also trug ich heute Morgen mein Cocktailkleid nach unten und sagte zu dem jungen Mann an der Rezeption:

»Können Sie das Kleid bitte bis fünf Uhr heute Nachmittag bügeln lassen?«

»Soll es gereinigt oder gewaschen werden?«, fragte er.

»Weder noch, nur gebügelt«, sagte ich.

Er sah mich verständnislos an.

»Möchten Sie, dass ich es zur Reinigung schicke?«, wiederholte er und sprach jedes einzelne Wort so deutlich aus, als ob ich Russin oder taub wäre. »Oder soll ich es zur Wäscherei schicken?«

»Es soll weder gereinigt noch gewaschen werden«, sagte ich und betonte jedes Wort so deutlich, als ob er Russe oder taub wäre, »ich möchte nur, dass es gebügelt wird. Es ist zerknittert.«

Das schien ihm die Sprache zu verschlagen. Er sah mich einen Moment lang an. Dann sammelte er sich und murmelte: »’tschuldigung«, und verschwand, um sich im Büro Rat zu holen. In kürzester Zeit war er wieder da.

»Wenn Sie in das Zimmer 315 gehen und mit der Haushälterin sprechen wollen«, sagte er, »vielleicht kann die Ihnen helfen.«

Ich ging nach oben und klopfte an das Zimmer Nummer 315 und erklärte der mütterlich wirkenden Haushälterin mein Problem. Sie nickte verständnisvoll und sagte: »Kommen Sie mal mit, meine Liebe«, und dann führte sie mich den Flur entlang und öffnete eine Tür zu einem kleinen, dunklen Verlies mit einem Bügelbrett und einem uralten, monströsen Bügeleisen in der Ecke.

»Sie können es gleich hier bügeln«, sagte sie. »Aber passen Sie mit dem Bügeleisen auf, das Kabel ist ein bisschen zerfranst.«

Inzwischen war ich selbst auch ein wenig zerfranst. Das Kleid ist aus Seide, und das Bügeleisen war mir unvertraut und sah nicht sehr freundlich aus. Ich nahm das Kleid wieder nach unten und sagte dem jungen Mann, er möge es in die Reinigung geben, und er schien sehr erleichtert. Das hat man nun davon, wenn man in einer bügelfreien Welt allergisch gegen Kleider aus Chemiefasern ist.

Ich verirrte mich auf dem Weg zum Waldorf, ging zwei Blöcke zu weit, hastete zurück und kam zehn Minuten zu spät in die Halle – Joyce Grenfell musste die Tür die ganze Zeit im Blick gehabt haben, sie kam auf mich zu und sah haargenau so aus wie auf der Leinwand.

Sie führte mich in den Speisesaal und stellte mich ihrem Mann – »ReGEE!«, wie sie ihn meistens nennt – und ihren australischen Freunden vor, die Sir Charles und Lady Fitts heißen, er ist ein berühmter Arzt. Ich setzte mich und war plötzlich ganz ergriffen von dem Gedanken, dass diese vier erlauchten Personen den Wunsch hatten, mich zu sehen. Ich muss schon sagen, das Leben ist außerordentlich. Vor ein paar Jahren konnte ich nichts schreiben und nichts verkaufen, ich war aus dem Alter heraus, in dem man sicher sein kann, dass man die Früchte seiner Arbeit ernten wird, ich hatte meine Chance gehabt und mein Bestes gegeben und nichts erreicht. Wie sollte ich auch wissen, dass um die Ecke, am Ende meiner reifen Jugend, ein Wunder darauf wartete, sich zu ereignen? Mein Buch 84, Charing Cross Road war keineswegs ein Bestseller; es hat mich weder reich noch berühmt gemacht. Aber es hat mir Hunderte von Briefen und Anrufen von Menschen eingetragen, von denen ich keine Ahnung hatte; es hat mir wunderbare Besprechungen gebracht; es hat mir mein Selbstbewusstsein und meine Selbstachtung wiedergegeben, die ich unterwegs, vor weiß Gott wie vielen Jahren, verloren hatte. Es hat mich nach England gebracht. Es hat mein Leben verändert.

Die Grenfells hatten Freikarten für sich und die Australier, und als Joyce las, dass ich in London war, lud sie mich ein – obwohl das bedeutete, dass Reggie seinen Platz an mich abtreten und im ersten Rang sitzen musste; ich war entsetzt.

Was für eine Erfahrung, mit einer berühmten Bühnenschauspielerin den Gang im Theater entlangzugehen! Alle Zuschauerblicke folgten ihr, und als wir uns setzten, spürte man förmlich, wie sich überall die Hälse reckten.

Peter Brooks Inszenierung war im ersten Moment ein Schock, halb Theater, halb lärmender Zirkus. Mrs. G. war auf der Stelle wie verzaubert; ich war besorgt, dass Puck von seinen Stelzen stürzen oder die Teller, mit denen er jonglierte, fallen lassen würde. Mitten im zweiten Akt packte es mich plötzlich, und ich dachte: »Ich mag es nicht, aber ich liebe es.« Es ist wahnsinnig stimulierend, Shakespeare auf diese Weise auf der ganzen Bühne explodieren zu sehen.

Nachdem sie sich von den Australiern verabschiedet hatten, fuhren sie mich nach Hause. Joyce fuhr, weil es ein neues Auto war und Reggie wollte, dass sie sich an das Fahrgefühl gewöhnte.

Bloomsbury brachte sie förmlich zur Verzweiflung. Das Einbahnstraßen-System treibt die Autofahrer zum Wahnsinn, denn man muss unfreiwillig fünf Querstraßen weiter fahren, bis man eine findet, die in die richtige Richtung geht. Und sie wollte mich nicht an der Shaftesbury Avenue, also an der falschen Ecke der Great Russell Street, aussteigen lassen, sie wollte mich nicht um die Ecke in der Bloomsbury Street aussteigen lassen, der Hoteleingang war in der Great Russell Street, und dahin würde sie mich weiß Gott auch bringen. Und nachdem sie eine halbe Stunde lang im Zickzack in nördlicher und in südlicher Richtung herumgekurvt war, erreichte sie triumphierend ihr Ziel und nahm meine Gratulationen mit Anmut entgegen.

Sie sagte, sie führen in die Ferien, würden aber am 13. Juli zurück sein, zu ihrem Kirchengespräch. Jeden Monat veranstaltet sie ein Kirchengespräch mit einem Pfarrer – über »Das Wesen der Liebe« oder »Das Wesen der Schönheit« und so weiter – bei einem Mittagsgottesdienst in der St. Mary LeBeau’s Church an der Cheapside. Sie sagte, ich könne doch zu dem Gespräch am 13. Juli kommen und mit ihnen zu Abend essen, und dann würden sie mit mir eine Besichtigungsfahrt machen. Ich sagte, ich sei mir nicht sicher, ob ich am dreizehnten noch da sei, hoffte aber, meine Mittel bis zum fünfzehnten strecken zu können.

Im zweiten Akt hatte mich die Erkältung eingeholt. Ich fing an zu husten und wäre fast erstickt, weil ich ihn zu unterdrücken versuchte. Ich beugte mich zu Joyce und murmelte entschuldigend:

»Ich kämpfe schon die ganze Woche gegen eine Erkältung an.«

Sie dachte einen Moment darüber nach, dann beugte sie sich zu mir und sagte:

»Ach, lassen Sie sie doch raus.«

Also lasse ich sie jetzt raus. Ich sitze im Bett und huste und schniefe, und selbst das macht mich nicht depressiv. Anscheinend lebe ich in einem Zustand tiefer Hypnose, und jedes Mal, wenn ich eine Postkarte abschicke, könnte ich Euphorie als Absender angeben.