Taylor fuhr schweigend zum Kommandoposten auf der Estes Road zurück. Sie wählte Baldwins Handynummer, er ging nach dem ersten Klingeln ran.
„Ich bin gerade gelandet. Was ist inzwischen bei euch passiert?“
„Wir haben ein Mädchen gefunden, das noch lebte. Brittany Carson. Sie war aber schon in einem sehr schlechten Zustand. Es würde mich überraschen, wenn sie es schafft. Dann haben wir uns ein Wettrennen mit einem Jungen geliefert, der an ihrem Haus herumgelungert hat. Simari musste Max auf ihn hetzen. Irgendetwas Neues von Garrett?“
„Nein. Nur dieser Notfall morgen früh.“
„Okay, bring es hinter dich und komm zurück. Ich glaube, wir brauchen dein Expertenwissen. Wir haben die ersten Brüche im ursprünglichen Verhaltensmuster. Ein Tatort unterschied sich grundlegend von allen anderen – das Opfer ist ausgepeitscht worden, vermutlich mit einer Neunschwänzigen Katze. Ich dachte ja, wie wären hiermit durch, aber ich fürchte, es gibt noch mehr. Ich muss denjenigen, der dafür verantwortlich ist, unbedingt in die Finger kriegen.“
„Was meint Sam?“
„Sie glaubt, die Kids haben irgendeine Art von Betäubungsmittel eingenommen, obwohl der Letzte, den ich mir angeschaut habe, Brandon Scott, keinerlei Anzeichen von Zyanose hat. Bei ihm sieht es eher so aus, als wäre er erwürgt worden oder verblutet. Wir werden uns jetzt gleich noch einmal alle Tatorte nacheinander ansehen.“
Es piepte in der Leitung, ein weiterer Anruf. Sie schaute aufs Display und sah, dass er von Lincoln kam. „Hey, ich muss aufhören. Ruf mich morgen früh an, okay? Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Viel Glück.“
Sie nahm den zweiten Anruf an. „Hey, Linc, was ist los?“
„Wir haben die ganze Nachbarschaft abgeriegelt und es nun mit ein paar sehr aufgebrachten Eltern zu tun. Sie sind dabei, die Mistforken und Fackeln herauszuholen.“
„Das ist verständlich. Aber für den Moment müssen wir die Tatorte noch so lassen, wie sie sind. Sag ihnen, dass wir dabei sind, die Leichen freizugeben, damit sie so schnell wie möglich in ihre Häuser zurückkehren können.“
Sie hoffte, dass das stimmte.
Garrett hatte ihm einen Wagen geschickt. Baldwin kletterte auf den Rücksitz und nannte dem Fahrer die Adresse. Er hatte ein kleines Apartment in der Nähe des FBI-Geländes, in dem er wohnte, wenn er dort war.
Er war müde, aber Schlaf zu finden war beinahe unmöglich. Er musste am Morgen wach und bei scharfem Verstand sein. Also würde er den Schlaf auf künstliche Art herbeiführen. Er schaute auf seine Uhr, rechnete nach, entschied sich gegen eine halbe Bikalm und für eine Benadryl. Die würde ihn für mindestens sechs Stunden außer Gefecht setzen. Das musste reichen. Er schluckte die Tablette trocken herunter und starrte in die dunkle Nacht hinaus.
Vor der Dämmerung ist es immer am finstersten. Er konnte nur hoffen, dass das Licht des Tages gute Nachrichten mit sich bringen würde.