41. KAPITEL
New York, New York
Dienstag, 23. Dezember
8:00 Uhr
Lieutenant Tony Eldridge und Detective Emily Callahan saßen Taylor und Baldwin am Frühstückstisch gegenüber und tranken einen Cappuccino nach dem nächsten. Sie waren im Heartbeat Restaurant des W Hotels, vorgeblich, um während einer strategischen Frühstückssitzung einen gemeinsamen Plan für das weitere Vorgehen zu entwickeln.
Die Essensbestellung hatte beinahe fünf Minuten gedauert, so viele Extrawünsche hatten die beiden New Yorker Cops gehabt. Emily hatte organisches Müsli, mit einem frischen Messer geschnittenes Obst, Joghurt von einem örtlichen Biohof, Weizengrassaft und einen das Immunsystem stärkenden Smoothie bestellt. Eldridge hatte Haferflocken mit braunem Zucker, Cranberries, Rosinen, gerösteten Mandeln und warmer Milch geordert. Sogar Baldwin hatte sich von dem Gesundheitswahn anstecken lassen und Eier mit über Obstholz geräuchertem Schinken und Kartoffel-Gemüse-Haschee bestellt. Taylor versuchte, gute Miene zu machen, aber sie kam sich vor wie ein Kind, als sie ihren Crêpes mit Erdnussbutter und Marmelade bestellte. Es war das Normalste, was sie auf der Speisekarte finden konnte. Sogar das Essen verstärkte ihr Gefühl, sich auf einem fremden Planeten zu befinden. Das Einzige, was ihr ein wenig vertraut vorkam, war die orangefarbene Gerbera in der Edelstahlvase auf dem Tisch. Ein etwas klobiges Gefäß für so eine zarte Blume, aber irgendwie auch wieder passend.
Nachdem die Kellnerin die Bestellungen aufgenommen hatte, spielte Taylor mit einer reifen Birne herum und bestaunte die mit farbigen Spiegelscherben besetzte Säule zu ihrer Rechten. Sie wollte raus aus New York, wollte nach Hause und … und … Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht, was sie wollte. Zu Hause schien ihr wie ein Hafen, ein Zufluchtsort vor dieser Stadt und ihren Drohungen.
Baldwin händigte Eldridge das Handy aus, und der versprach, alles Notwendige zu veranlassen, um seine Herkunft herauszufinden und vielleicht ein paar Antworten zu finden.
Während des Essens sprachen sie über alles Mögliche. Dann trank Eldridge den letzten Rest seines Cappuccinos und stellte die Tasse vorsichtig auf der Untertasse ab.
„Okay, Lieutenant, lassen Sie es uns noch einmal durchgehen. Erzählen Sie mir alles, woran Sie sich in Bezug auf Delglisi erinnern, alles, was er gesagt hat. Irgendetwas übersehen wir noch.“
Taylor legte die Birne auf den Teller. Sie konzentrierte sich, ging in Gedanken in die Lagerhalle zurück. Roch sein Aftershave, hörte seine Stimme. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
„Es gab ein paar Auffälligkeiten. Er sagte, dass er mir ein geschäftliches Angebot zu unterbreiten hätte. Ich fragte, ob das irgendetwas mit dem Schneewittchenfall zu tun hätte, und er sagte, ich wäre ihm näher, als ich dächte. Er meinte, dass es eine Situation gäbe, um die er sich kümmern müsse, und wenn irgendetwas passierte, das seinen Interessen in Nashville in die Quere käme, würde er die Mitarbeiter meines Teams einzeln köpfen. Außerdem hat er über Familie gesprochen.“
Sollte irgendetwas passieren, das meine Geschäfte in deiner lieblichen Heimatstadt gefährdet, werde ich anfangen, deine Kollegen zu köpfen. Einen nach dem anderen. Sie schluckte den Zorn herunter, der in ihrer Kehle aufstieg. Alleine das Reden über die Drohung reichte schon, um sie wieder wütend zu machen.
„Hattest du das Gefühl, dass er sich auf die Schneewittchenfälle bezog, oder meinte er etwas anderes?“ Seine Kaffeetasse in der Hand, lehnte Baldwin sich in seinem Stuhl zurück.
„Nein, er meinte etwas anderes. Er hatte nicht das Gefühl, dass der Schneewittchenmörder eine Gefahr ist, so viel war klar. Einen Tagelöhner von einem Mörder, so hat er ihn genannt. Er schien nicht der Meinung zu sein, dass er seine Aufmerksamkeit verdiente. Ich glaube, dass mehr dahintersteckt. Lieutenant Eldridge, warum erzählen Sie uns nicht ein bisschen was über Edward Delglisi? Wenn ich mehr über ihn weiß, fällt es mir vielleicht leichter, herauszufinden, was er mit seinen Drohungen bezweckt.“
Eldridge warf Callahan einen Blick zu und nickte. Jetzt war sie dran. Callahan räusperte sich und fing an, zu sprechen.
„Okay. L’Uomo ist seit ungefähr zwanzig Jahren in der Gegend. Wir wissen nicht viel über ihn, haben nur ab und zu eine Mordserie, die seine Signatur trägt. Geschäfte gehen pleite, Läden machen zu, und drei oder vier Leichen tauchen auf. Menschen, die es mit ihm zu tun bekommen, machen es normalerweise nicht mehr lange. Er leitet eine Import-Export-Firma, aber er ist leise und schnell. Bisher ist er noch nie erwischt worden. Er hat tiefe Taschen und eine Menge Leute auf seiner Gehaltsliste stehen.“
„Wie passt Burt Mars da rein?“, fragte Taylor.
Callahan reichte ihr eine Akte. „Mars. Er ist nur ein Handlanger, aber clever. Er war der Hauptgrund dafür, dass die Tartulo-Familie aufgeflogen ist. In dieser Akte finden Sie einige Berichte, die interessant sein dürften. Mars ist quasi L’Uomos Bank, er verschiebt L’Uomos Geld schon eine ganze Weile. Dafür benutzt er den Manderley-Immobilienfonds. Den wir aber leider nicht finden können. Jedes Mal wenn wir der Quelle der Fonds nahe kommen, verschwindet er. Einer der besten Geldwäschepläne, die wir je gesehen haben. Das FBI arbeitet auch daran. Dr. Baldwin, Sie könnten bei Ihren Leuten sehr wahrscheinlich noch weitere Informationen finden.“
Taylor reichte Baldwin die Akte. Er schlug sie auf, blätterte sie durch und sagte dann: „Da werde ich mal nachfragen. Danke für die Info.“
„Es gibt nur ein kleines Problem. Burt Mars ist letzte Nacht tot in seiner Wohnung gefunden worden. Erschossen aus nächster Nähe. Sieht aus wie ein typischer Einbruch.“ Callahan schüttelte den Kopf. „Inklusive gestohlener Computer.“
Taylor fing ihren Blick auf. „Lassen Sie mich raten. Auf den Computern befanden sich alle seine Geschäftsdaten.“
„Das nehmen wir zumindest an. Er hatte das Hauptschlafzimmer seiner Wohnung in ein riesiges Büro verwandelt. Da lagen genügend Kabel rum, um ein Spaceshuttle zu starten. Nur leider nichts mehr, um es daran anzuschließen.“
Taylor konnte die Enttäuschung von Callahan beinahe körperlich spüren. „Sind Sie sicher, dass es Mars ist?“
Callahan schob eine weitere Akte über den Tisch. Taylor schlug sie auf, ohne sie hochzunehmen. Ein Foto von einem kleinen Mann mit blonden Haaren und einer Buddy-Holly-Brille. Wo seine Brust sein sollte, gähnte nur ein großes Loch. Sie erkannte ihn sofort. Der Traum schoss ihr in den Kopf, lebendig und zum Greifen nah. Ein blonder Mann, der ihrem Vater auf die Schulter klopfte. „Dein eigenes kleines Manderley.“
Eldridge riss sie aus ihren Gedanken. „Damit ist eine Spur schon mal verloren. Aber es gibt immer noch Delglisi. Wie wir gestern schon gesagt haben, hat ihn bisher noch nie jemand gesehen. Er ist wie ein Mythos, eine Legende. Wir sind noch nicht einmal sicher, dass Delglisi sein richtiger Name ist. Es ist nur einer von vielen, den er über die letzten Jahre angenommen hat, aber auch der, den er am häufigsten verwendet und der schon ganz früh in den Akten auftaucht.“
Taylor lehnte sich zurück. „Was importiert er? Drogen?“
Callahan schüttelte den Kopf. „Nein. Etwas viel Wertvolleres. Menschen.“
„Von wo?“, wollte Taylor wissen.
„Von überall. Nach dem, was wir so hören, in letzter Zeit hauptsächlich aus Lateinamerika. Eine Zeit lang aus China und anderen asiatischen Ländern, aber es sieht so aus, als hätte er sich jetzt ganz auf Mexikaner und Immigranten aus Südamerika spezialisiert. Wie Sie sich vorstellen können, ist er ein guter Bekannter des Heimatschutzes.“
„Was passiert mit den Menschen, wenn sie einmal hier sind?“
„Sie arbeiten. In Läden, als Prostituierte, wo immer sie gebraucht werden. Sie müssen das Geld für ihren Transport abarbeiten.“
Baldwin sah Taylor an. „Er ist einfach nur ein guter alter Sklavenhändler.“ Sie schnaubte.
„Guter alter Sklavenhändler. Jetzt fängt es langsam an, Sinn zu ergeben.“
„Wie das?“ Eldridge schaute sie neugierig an.
„Letzte Woche hatten wir einen Fall in Nashville. Ein Mädchen aus Guatemala namens Saraya Gonzalez wurde in einem Wald gefunden. Sie war verletzt und in ziemlich schlechter Verfassung. Vorher war sie aus einem ‘Massagesalon’ geflüchtet, in dem sie gezwungen worden war, vor der Kamera Sex mit fremden Männern zu haben. Sie haben Pornofilme hergestellt. Es gibt nur ein Problem: Nachdem wir Saraya ins Krankenhaus gebracht hatten, ist sie noch am gleichen Tag dort ermordet worden – und ihr Killer konnte flüchten. Eigentlich wollte er sie wohl aus ihrem Zimmer entführen, aber als wir ihm zu nahe kamen, hat er sie umgebracht. Wir haben Kugeln und Patronenhülsen gefunden und ins System eingegeben, bloß hatten wir noch keine Spur, als ich … als ich …“
„Entführt wurdest“, ergänzte Baldwin.
“Genau. Es kommt mir so komisch vor, diese Worte in Bezug auf mich zu benutzen. Egal, wir hatten keine Spuren, die uns zum Täter führen konnten.
Dann wurde ein befreundeter Reporter, der uns beim Schneewittchenfall geholfen hatte, umgebracht. Frank Richardson hatte gerade etwas über Burt Mars herausgefunden. Sie sagen, dass Mars für L’Uomo arbeitet? Tja, Frank ist mit der gleichen Waffe umgebracht worden wir Saraya Gonzalez. So einfach und schmutzig scheinen also L’Uomos Interessen in Nashville zu sein.”
Eldridge setzte sich aufrechter hin. „Wir reden über den Frank Richardson, richtig? Den Kerl, der den Pulitzer gewonnen hat? Sie sagen, er war ein Freund?“
„Nur kurz, aber ja. Er war ein guter Mann.“
Callahan machte sich Notizen. „Mit was für einer Waffe ist er erschossen worden?“
„Frank und Saraya sind beide mit einer Desert Eagle Jericho Kaliber 41 ermordet worden. Hergestellt in Israel, wird heute aber nicht mehr …“
„Produziert.“ Eldridge lächelte, und auf Callahans Gesicht breitete sich ein Ausdruck reiner Freude aus. Sie trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. „Ich habe vielleicht was für Sie, Taylor. Wir haben ballistische Beweise von verschiedenen Tatorten, die wir L’Uomos großem Auftragsmörder zuschreiben können. Dem, der Atlas genannt wird. Er benutzt eine Desert Eagle. Das könnte die Verbindung sein, nach der Sie suchen. Wenn Atlas nach Nashville entsandt worden ist, um sich um ein paar lose Enden zu kümmern, haben wir die Antwort auf Ihre Frage. Und das Loch in Mars’ Brust stammt von einer großen Waffe. Die ballistischen Untersuchungen werden es uns eindeutig sagen können, aber ich gehe jede Wette ein, dass Atlas auch Mars getötet hat. Delglisi räumt auf.“
Ich frage mich, wie Win in dieses Puzzle passt. Taylor schob den Gedanken beiseite.
„Die Einzelheiten sind leider ein wenig verschwommen. Ich habe sein Gesicht gesehen, und mir fiel auf, dass er riesig ist, aber ich kann mich nicht genau erinnern. Glauben Sie, dass es Atlas war, der mich entführt hat?“
„Ja, vor allem wenn er sowieso in der Stadt war, um Dinge zu erledigen. Er hatte sehr wahrscheinlich Anweisungen, Sie unverletzt nach New York zu bringen.“
„Damit Delglisi versuchen konnte, mit mir zu handeln, mich zu erpressen? Warum haben sie mir die Nachricht nicht einfach in Nashville überbracht?“
„Das hätte Ihnen nicht gezeigt, wie viel Macht er hat. Es ist weitaus dramatischer, Sie auf dem Weg zu Ihrer Hochzeit zu entführen. Damit hat er eine viel größere Wirkung erzielt.“
Taylor schaute Baldwin an. „Es tut mir leid“, sagte sie sanft. Er nickte nur und lächelte zurück. Sie hatten ihre Hochzeitsnacht fünfzehn Stockwerke weiter oben nachgeholt. Nun verband sie viel mehr, als ein Stück Papier es jemals garantieren konnte.
Taylor musste sich zwingen, den Blickkontakt mit Baldwin zu lösen und sich wieder Eldridge zuzuwenden. „Also haben wir alles fein säuberlich zusammengetragen und ein Schleifchen drumgebunden. Außer einer Sache.“
„Win Jackson“, warf Baldwin ein.
Taylor schenkte ihm einen dankbaren Blick. „Genau. Was hat mein Vater mit Edward Delglisi zu tun?“ Sie schaute Eldridge und Callahan an. „Sind Ihnen irgendwelche Informationen bekannt, die seine Anwesenheit in diesem Gebilde erklären können?“
Beide schüttelten den Kopf. „Nein, leider nicht.“
Mist. Mensch, Win. Sosehr sie ihn hasste, sosehr machte sie sich doch Sorgen um ihn.
Sie entschuldigte sich kurz und warf Baldwin im Gehen noch einen Blick zu, der ihm sagte, dass mit ihr alles okay war. Als sie das Parkett überquerte, dröhnten die Absätze ihre flachen Stiefel dumpf bei jedem Schritt. Vor dem mit einer Glasscheibe versehenen Kamin blieb sie einen Moment stehen, wärmte sich die Hände und beobachtete eine waschechte New Yorkerin, die kurz am Eingang zum Restaurant stehen blieb, damit sie entsprechend bewundert werden konnte, bevor sie eintrat. Glänzend schwarze Haare, dunkle Hose, in die brauen Wildlederstiefel gesteckt, einen weißen Kaschmirschal um den Hals. Taylor blinzelte, und schon bewegte sich die Frau wieder, nahm den Schal von den Schultern, Mantel und Sonnenbrille waren verschwunden, und sie war bereits quer durch den Raum gegangen und wurde von ihrer Tischgesellschaft begrüßt – unangestrengt. Ein Wort, das Taylor im Zusammenhang mit sich selten benutzte.
Die asymmetrischen Fenster des Hotels reichten vom Boden bis zur Decke. Durch das eingravierte Muster und die ins Glas eingelassenen Blätter konnte man auf die Lexington Avenue schauen, auf der es nur so vor Menschen wimmelte, die die letzten Weihnachtsbesorgungen erledigten. Sogar die Busse, Autos und Polizeiwagen strahlten gute Laune aus. Der Trubel deprimierte Taylor. Dieser Ort hatte für sie jetzt etwas Finsteres. Alleine das Wissen, dass Edward Delglisi, L’Uomo, auch nur die klitzekleinste Verbindung zu ihrem Vater hatte, gruselte sie. Sie fragte sich, ob Win noch lebte, ob er sich vor etwas Größerem versteckte. Wenn Mars ein Ziel gewesen war, konnte man davon ausgehen, dass Win auch eines war.
Nach einem kurzen Aufenthalt in den Waschräumen kehrte sie an ihren Tisch zurück. Sie hatten über sie gesprochen; die Unterhaltung verstummte abrupt, als sie sich setzte. Um ihr Unbehagen zu verbergen, biss sie in die Birne. Die Süße überraschte sie, und die körnige Konsistenz hinterließ ein angenehmes Gefühl im Mund.
Callahan sah Taylor seltsam an. Offensichtlich versuchte sie sich vorzustellen, wie es für eine Polizistin sein musste, einen Vater zu haben, der sich mit den Übelsten der Üblen gemeinmachte. Taylor entschied, es ihr leicht zu machen.
„Seit dem ersten Tag seines Lebens ist Win Jackson ein Betrüger, Emily. Machen Sie sich keine Sorgen. Das alles ist nichts Neues für mich. Wenn wir uns nun dem Schneewittchenfall widmen könnten? Baldwin, gibt es irgendwelche Neuigkeiten über das Macias-Mädchen?“
Eldridge sprang förmlich aus seinem Stuhl. „Welches Macias-Mädchen? Worüber reden Sie?“
Taylor hob eine Augenbraue. „Letzte Woche ist ein Vermisstenfall bei uns reingekommen. Mitten während der neuen Schneewittchenmorde. Sie passt auf das Opferprofil des Mörders. Ihr Name ist Jane Macias.“
„Heilige Scheiße!“ Callahan und Eldridge tauschten besorgte Blicke. Taylor hob die Hände.
„Was ist los? Wissen Sie, wo sie ist?“
Eldridge war ganz blass geworden. “Nein, aber ich weiß, wer sie ist. Sie ist eine Reporterin oder war zumindest eine. Hat letztes Jahr ein paar Artikel über Delglisis Operation veröffentlicht. Ihr Dad hat ein Restaurant in Little Italy. Es ist die immer gleiche Geschichte: Delglisis Leute haben den Laden verwüstet und dann ihren Schutz angeboten. Macias sagte, nur über seine Leiche. Sie haben ihm klargemacht, dass er, wenn er den Laden behalten will, zahlen muss. Er muss wohl irgendwann eingewilligt haben. Das tun sie alle. Ungefähr vor einem Jahr hatte Macias einen Unfall. Er ist in der Küche ausgerutscht und hingefallen, wobei er sich das Messer, das er in der Hand trug, bis zum Griff in den Magen gestoßen hat. Seine Tochter hat ihn gefunden.
Gerüchte auf der Straße besagten, dass er versucht hat, aus dem Schutzgeldvertrag rauszukommen und Delglisi daraufhin seinen Mord in Auftrag gegeben hat. Jane Macias hat zu dem Zeitpunkt als Nachwuchsreporterin für die New York Times gearbeitet. Sie war Mitautorin eines Artikels über Korruption im Restaurant-Gewerbe und wie die fremden Mobs langsam die Macht übernehmen.”
„Wo ist die Mutter?“
„Die Macias waren geschieden. Sie hat wieder geheiratet und heißt Ayn Christiani. Allerdings glaube ich nicht, dass sie in der Stadt wohnt. Ich erinnere mich dunkel daran, dass sie vor einigen Jahren nach Boston gezogen ist. Und jetzt wird Jane also in Nashville vermisst? Was macht sie dort überhaupt?“
„Sie arbeitet für den Tennessean, unsere Tageszeitung. Seit letzter Woche ist sie verschwunden, und sie passt auf das Profil. Wir sind die ganze Zeit davon ausgegangen, dass sie ein Opfer ist und wir sie nur noch nicht gefunden haben. Aber mit diesen neuen Informationen sieht es so aus, als wenn wir da falschgelegen hätten. Delglisi räumt wirklich ordentlich auf.“
Taylor dachte an Frank Richardson und die Fotos von Jane Macias. Ihr Vater. Die seidige Stimme, die ihr versprochen hatte, ihr wehzutun, wenn sie nicht in die andere Richtung schaute. Wut baute sich in ihr auf.
Sie sah Baldwin an. Es war an der Zeit, nach Hause zu fahren.