29. KAPITEL

Nashville, Tennessee

Sonntag, 21. Dezember

11:00 Uhr

Das entwickelte sich langsam zu einem richtig guten Tag.

Insgeheim hatte Charlotte letzte Nacht frohlockt. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht durch die unterirdischen Räume verbreitet, in der sich die Einheit für Verhaltensforschung befand. Und ihre Freunde hatten dafür gesorgt, dass sie ebenfalls darüber informiert wurde. John Baldwins Hochzeit hatte nicht stattgefunden. Seine Braut hatte ihn am Altar stehen lassen. Zur Feier des Tages hatte Charlotte eine Flasche Piper Heidsieck geöffnet, sich ein Bad eingelassen und im warmen Wasser wild masturbiert.

Es war nicht so, dass sie ihm Schlechtes wünschte. Na ja, vielleicht doch. Vielleicht war sie einfach so verdammt glücklich darüber, dass er immer noch ein freier Mann war, sie bei ihm vorbeifahren und ihn angemessen trösten könnte.

Direkt danach hatte die stille Post angefangen. Taylor Jackson war wie vom Erdboden verschwunden. Die Limousine, mit der sie gefahren worden war, stand auf dem Parkplatz, genau wo sie sein sollte. Der Fahrer war nicht aufzufinden. Es gab vage Gerüchte über eine Suchaktion am Flughafen. Später, nach Sonnenuntergang, war ein Schuh am Ufer des Cumberland River gefunden worden, ein Brautschuh. Taucher durchsuchten den Fluss bis weit nach Mitternacht. Bis sie ins Bett gegangen war, hatte es noch keine Ergebnisse gegeben.

Als Charlotte langsam eingeschlafen war, war sie von der tiefen, befriedigenden Gewissheit erfüllt worden, dass sie gebraucht wurde. Ihre Männer brauchten sie. Alle beide. Überhaupt alle. Man mochte es Instinkt, Vorahnung, was auch immer nennen. Vielleicht wäre sie in der Lage, sie zu retten.

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Sie verließ das Hotelzimmer mit leichtem Schritt und verstand tief in ihrem Inneren, dass der alte Mann und der junge jetzt mehr als je zuvor auf sie angewiesen waren.