35. KAPITEL

Irgendwo

Montag, 22. Dezember

13:30 Uhr

Taylor rutschte unruhig auf dem Holzstuhl hin und her. Ihre Handgelenke waren fest an die hinteren Stuhlbeine gebunden worden, wodurch sie den Rücken und ihre Schultern überstrecken musste. Sie konnte allerdings ihre Handgelenke nach oben in Richtung Decke beugen – ein Fehler ihres Entführers. Mit ihren langen, geschickten Fingern machte sie sich an den Knoten zu schaffen.

Sie wünschte sich gerade eine Decke – in dem Raum war es eisig kalt, und man hatte sie bis auf ihre Unterwäsche ausgezogen –, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr alleine war. Ihre Finger rührten sich nicht mehr; sie schloss die Augen und tat, als würde sie schlafen. Ein Duft stieg ihr in die Nase – Zeder, Limone, ein Hauch Minze. Der Geruch eines Mannes.

„Ich weiß, dass du wach bist. Ich habe dich beobachtet. Bist ein fleißiges kleines Mädchen, was?“

Taylor öffnete die Augen. Vor ihr stand ein mittelgroßer Mann. Sein grauer Kammgarnanzug hatten den feinen Nadelstreifen der Saville Row, der Knoten in seiner burgunderfarbenen Krawatte saß perfekt, dazu trug er ein frisch gestärktes weißes Hemd mit Manschettenknöpfen aus Platin. Dad hatte genauso einen Anzug. Der Gedanke hätte sie beinahe zusammenbrechen lassen. Er trug eine Maske. Das passte nicht zusammen, der Terroristenschick mit dem britischen Gentlemanlook.

„Fick. Dich.“

Der Mann lachte. „Oh, sind wir nicht eine kleine Lady? Ich sollte den dreckigen kleinen Mund mit Seife auswaschen.“

„Was wollen Sie?“

„Ah, geht doch. Das war eine viel wichtigere Frage. Sag “Bitte“, und ich erzähl es dir.”

Taylor schaute ihn mit eisigem Blick an. Niemals.

Der Mann starrte zurück, blaue Augen brannten hinter der Maske. Dann verzog er seine Lippen zu einem unschönen Grinsen. „Gut. Du bist stark. Das hatte ich schon gehört. Ich habe dir ein geschäftliches Angebot zu unterbreiten.“

„Binden Sie mich erst los.“

„Damit du fliehen kannst? Keine Chance. Noch nicht. Ich werde dich gehen lassen, wenn die Zeit gekommen ist. Sobald ich weiß, dass du kooperieren wirst. Und das wirst du, Lieutenant, vertrau mir.“

„Das bezweifle ich ernsthaft.“

Der Mann fuhr mit einem Finger die Linie von Taylors Unterkiefer entlang und näherte sich langsam ihrem Brustbein. „Es gibt Mittel und Wege …“

Taylor riss ihren Kopf nach hinten, und der Mann lachte. „Deine temperamentvolle Art gefällt mir. Du wirst kooperieren, und ich werde sicherstellen, dass du das hier unversehrt überstehst. Wenn du dich wehrst, einen Kampf anfängst, lasse ich dich umbringen. Das ist alles. Nun, ich hörte, dass es bei euch zu Hause eine Situation gibt, bei der ich helfen kann.“

„Es geht hier um den Schneewittchenmörder?“

Der Mann drehte sich um und hob eine Augenbraue. „Diesen Tagelöhner von einem Killer? Wohl kaum. Ihr seid ihm näher, als ihr denkt, Lieutenant. Und nein, das hier hat nichts mit ihm zu tun. Hier geht es um Familie. Und Ehre. Dinge, die dir doch angeblich viel bedeuten.“

Er trat ein paar Schritte zurück in Richtung Tür, als würde ihm die größere Entfernung einen besseren Blick auf seine Gefangene eröffnen. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte sie an.

„Ich gebe nicht vor, dass meine Familie mir etwas bedeutet. Ich empfinde nichts für sie. Offenbar haben Sie die Situation missverstanden“, sagte sie.

„Hmm.“ Der Mann verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und neigte den Kopf ein wenig, wie ein Cockerspanielwelpe, der versuchte, ein neues Geräusch zu identifizieren. „Keine Gefühle für die Familie? Vielleicht nicht für deine Eltern – die Schlampe, die dich geboren hat, den treulosen Vater. Ich sehe, dass du ein bisschen zu viel Integrität besitzt, um dich um sie zu kümmern.“ Er stieß das Wort Integrität mit einem Unterton aus, der es schäbig und unpassend klingen ließ. Taylor verlagerte unbehaglich das Gewicht.

„Nein, ich meine deine erwählte Familie. Deine Compadres. Deine Waffenbrüder, sozusagen. Diese Männer, die so große Stücke auf dich halten. Loyalität ist ein wertvolles Gut, Lieutenant. Aber sie sollte nie als gegeben hingenommen werden. Nein, ich denke, du hast eine Menge Gefühle für diese Menschen, diejenigen, mit denen du entschieden hast, dein Leben zu teilen. Ich würde es gar nicht gerne sehen, wenn einem von ihnen etwas passiert.“

Taylor lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hätte ihn mit dem Schwung der Bewegung beinahe zum Umkippen gebracht. „Sie Bastard! Erst entführen Sie mich und bedrohen mein Leben, dann sind meine Freunde dran. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“

Mit einem schnellen Schritt war er bei ihr, griff mit der Hand in ihr schmutziges Haar, riss ihren Kopf nach hinten und entblößte ihre Kehle. Ein kleines Messer blitzte in ihrem Augenwinkel auf, dann drückte die Klinge gegen ihre Halsschlagader, eine kalte und unnachgiebige Erinnerung daran, wie misslich ihre Lage wirklich war. Sie musste sich höllisch zusammenreißen, um nicht um sich zu schlagen und zu kämpfen. Denn das war es, was er wollte. Sie in diese verletzliche Position bringen. Er liebkoste ihre Narbe mit der Messerspitze, und sie merkte, wie ihr übel wurde.

„Ich bin derjenige, der dich an diesen Stuhl gefesselt hat. Vergiss das ja nicht. Und jetzt hör auf, herumzuzappeln, oder wir werden hier niemals fertig. Wir können über die Einzelheiten reden, sobald du verstanden hast, was hier auf dem Spiel steht. Und falls ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe, lass mich das hier noch hinzufügen: Sollte irgendetwas passieren, das meine Geschäfte in deiner lieblichen Heimatstadt gefährdet, werde ich anfangen, deine Kollegen zu köpfen. Einen nach dem anderen. Jetzt setz dich gerade hin. Dusty wird sich um dich kümmern und dir etwas zu essen bringen. Dann hab ich jemanden, der dich gerne treffen möchte. Er wird bald hier sein.“

Mit einem Ruck ließ er sie los und verließ den Raum, wobei die Tür mit einem lauten metallischen Knall hinter ihm ins Schloss fiel.

Nun, das war interessant.

In der Sekunde, in der die Tür ins Schloss fiel, nahm Taylor die Arbeit an ihren Fesseln wieder auf. Ein kleines bisschen noch, dann hätte sie sie komplett gelöst. Und dann würden sie ja sehen, wie sehr sie gewillt war, zu kooperieren.

Während sie die Knoten bearbeitete, spielte sie sich die Stimme in ihrem Kopf wieder und wieder vor. Wer war der Mann? Was kam ihr an ihm so bekannt vor? Da war etwas, aber sie konnte es nicht greifen. Die Stimme. Irgendetwas an der Stimme.

Ihrer Erfahrung nach gab es bei Entführern zwei Motive. Entweder wollten sie Geld, oder sie wollten Rache. Hier musste es jedoch noch einen anderen Grund geben. Familie. Aber es hatte nichts mit ihrer biologischen Familie zu tun. Die Drohung gegen Baldwin und Fitz, Lincoln und Marcus war eindeutig gewesen. Nur, warum? Was um alles in der Welt hatte sie getan, um den Weg dieses Verrückten zu kreuzen? Hatte sie ihm auf irgendeine Art unrecht getan? Er sagte, dass er geschäftliche Interessen in Nashville hätte. Was für Interessen konnten das bei einem Mann wie ihm sein?

Vielleicht sprach er von seiner eigenen Familie. Mächtige Männer wurden oft betrogen.

Sein Akzent klang definitiv nach New York. Vielleicht Long Island. Auf jeden Fall weit entfernt von Tennessee. Sie kannte ein paar New Yorker, aber diese Stimme sagte ihr nichts. Oder doch? Nein, das war es nicht. Vielleicht war es ein Trick, um an Baldwin heranzukommen?

Sie schob den Gedanken an Baldwin so schnell beiseite, als stünde er in Flammen. Er suchte nach ihr, daran hatte sie keinen Zweifel. Die Vorstellung, wie er sich Sorgen machte, wie ihr ganzes Team sich verängstigt fragte, wo sie war, verlieh ihr neue Energie. Ihre Finger verkrampften, wurden müde, aber sie zog und zerrte an den Seilen, als gäbe es kein Morgen. Was vielleicht ja auch stimmte. Sie musste sich aus dieser Situation befreien, egal wie.

Gerade als sie beschloss, eine Pause einzulegen, fühlte sie ein Kitzeln an ihrem rechten Handgelenk. Sofort war die Müdigkeit vergessen, und sie bohrte und bohrte und bohrte, bis das Seil endlich lose war. Blut rauschte in ihre Finger, sodass ihre Hand für einen Moment taub wurde, bevor sie dann kribbelnd zum Leben erwachte. Das Seil fiel zu Boden und sie zog ihren Arm an ihre Brust. Hart atmend lächelte sie triumphierend. Sie schob sich eine Strähne aus dem Gesicht und schaute sich noch einmal gründlich nach Fluchtwegen um. Der Freiheit so nah zu sein verlieh ihrem Gefängnis eine ganz neue Perspektive. Es war definitiv ein Lagerhaus, da war sie sich sicher: Die Größe des Raums und die frei liegenden Rohre waren klare Indizien. Aber wo, das wusste sie immer noch nicht.

Mit der freien Hand griff sie nach dem anderen Seil und öffnete auch diesen Knoten. Dann rieb sie beide Hände aneinander, um den Blutkreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Als sie das Gefühl hatte, dass ihre Finger ihr wieder gehorchten, beugte sie sich vor und machte ihre Beine los. Sie stand auf, schob den Stuhl hinter sich weg und streckte sich genüsslich, wie eine Katze, die zu lange in ihrer Transportbox gesessen hatte. Taylor nahm einen tiefen Atemzug, der sie beruhigte und zu ihrer Mitte brachte. Sie wartete. Wenn sie sie beobachteten, würde jede Sekunde jemand reinkommen. Da nichts passierte, ging sie zur Tür.

Sie bewegte sich leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls auf der anderen Seite jemand Wache stand. Durch das Fenster riskierte sie einen schnellen Blick und bemerkte, dass es sich um ein gebogenes Glas handelte, das wie eine Lupe funktionierte und den Raum größer erscheinen ließ. Es störte ihren Blick; sie konnte nichts Genaues erkennen. Vorsichtig presste sie ein Ohr gegen die Tür und lauschte. Nichts. Schließlich legte sie eine Hand auf den Türknauf und drückte entgegen aller Hoffnung. Sie hatte die verschiedenen Schlösser gehört, als der adrett gekleidete Mann gegangen war. Aber es war einen Versuch wert.

Verschlossen. Wie schon gedacht.

Sie ging an der Längsseite des Raumes entlang. Mit jedem Schritt nahmen die Schmerzen in ihren Beinen und ihrem Rücken ab. Auf der anderen Seite des höhlenartigen Raums gab es eine Reihe schmutziger Fenster. Sie ging hinüber und versuchte hinauszusehen, aber die Scheiben waren so dreckig, dass sie nur schemenhaft etwas wie einen Fluss erkennen konnte. In ihrer Unterwäsche joggte sie auf der Stelle, ein fruchtloser Versuch, sich beim Überlegen etwas aufzuwärmen.

Das hier fühlte sich definitiv nicht wie Nashville an.

Taylor wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war, aber die Nachwirkungen des Chloroforms von vorhin oder gestern ließen sie befürchten, dass es länger war, als sie dachte. Ihr war immer noch ein bisschen schwindelig und übel. Die Bewegung half, ihre Reflexe zu schärfen und ihren Magen zu beruhigen.

Sie beschloss, sich nach einer Waffe umzusehen; irgendetwas, das sie gegen die Wache einsetzen konnte, wenn er sich das nächste Mal zu ihr begab. Und vielleicht, nur vielleicht, könnte sie damit ein Fenster einschlagen. Im lockeren Trab lief sie durch den Raum, ihre Füße wurden immer brauner und schmutziger. Die Halle wurde offensichtlich selten benutzt. Sie war vollkommen leer. Es gab nichts, was sie gegen ihre Entführer oder für einen Ausbruch verwenden konnte. Nun ja, da war der Stuhl, aber sie hatte das sichere Gefühl, dass die Wache beim Geräusch von splitterndem Holz sofort zur Stelle wäre.

Langsam wurde ihr wärmer, und sie ging noch einmal zur Tür und lauschte. Da war ein Geräusch – eine männliche Stimme. Er sang, und der Gesang kam immer näher.

Sie wusste, dass sie nur einen Versuch hatte.

Lautlos rannte sie zurück zum Stuhl, stellte ihn auf seinen Platz und setzte sich hin. Die Arme streckte sie hinter sich und tat so, als wäre sie noch gefesselt. Die Schlösser klickten, und die Tür öffnete sich. Ein neuer Mann trat ein, er war viel kleiner als die vorherige Wache. Gegen ihn hätte sie eine Chance.

Er trug ein dümmliches Lächeln im Gesicht, als hätte er ein Geheimnis, das sie nicht kannte. In der Hand hatte er ein Tablett, Taylor konnte die verführerische Fracht riechen. Das Aroma stieg ihr in die Nase: Fajitas. Sie roch gebratene Zwiebeln und grüne Paprika. Die Gedanken, die der Geruch in ihr hervorrief, waren vollkommen fehl am Platz. Sie dachte an gute Zeiten, an Margaritas an lauen Sommerabenden auf der Terrasse ihrer Lieblingsbar in Nashville. Das Heimweh war überwältigend. Sie schob es beiseite. Zumindest hatten sie die Güte, ihr etwas zu essen zu geben, was bedeutete, dass man nicht vorhatte, sie sofort umzubringen.

Allerdings würde sie nicht lange genug hierbleiben, um diese Aufmerksamkeit entsprechend würdigen zu können.

„Ich muss mal den Waschraum aufsuchen.“ Taylor versuchte, arrogant und zugleich ängstlich zu klingen. Das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes wurde breiter. Noch funktionierte ihr Trick.

„Ich heiße Dusty“, sagte er.

„Toll. Hi. Im Ernst, ich muss mal auf die Toilette.“ Taylor spuckte ihm die Wörter förmlich vor die Füße, aber er verstand es als Neckerei und grinste noch breiter. Idiot.

„Liest du gerne?“

Oh, wow. Dieser Typ war nicht ganz richtig im Kopf. Er lächelte, arrangierte das Tablett mit dem Essen und schien Taylors Wunsch überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie ließ ihn näher kommen.

„Ja, ich lese gerne.“

„Magst du Berühren?“

Jesus, was für Freaks waren diese Jungs denn? Der Große hatte sie angestarrt, als wäre sie ein saftiges Steak, aber dieser hier, mit seiner leidenschaftslosen Stimme, die seinen Mut Lügen strafte … Taylor bezweifelte, dass er ihr etwas antun würde.

„Mag ich was berühren?“

„Du weißt schon.“ Er wurde rot. Taylor atmete tief ein, als er näher kam.

Entweder musste er sie füttern oder sie losbinden, damit sie selber essen konnte. Egal wie, sie würde die Gelegenheit bekommen, die sie brauchte. Dazu noch ein bisschen Glück, und die Sache könnte was werden.

Er stellte das Tablett auf den Boden. „Ich binde dich jetzt los, damit du essen kannst. Wir können reden. Mach nichts Dummes, ja?“

Sie nickte. Er kam näher, noch näher. Eine Duftwolke umgab ihn; er hatte länger nicht gebadet, und sie versuchte, nicht zu würgen. Ganz ruhig. Lass ihn nach hinten greifen …

Taylor sprang auf die Füße und stieß den Stuhl unter sich weg. Dustys Schock hielt lange genug an, um einen Überraschungsangriff zu landen. Ihre rechte Hand wirbelte um seinen Kopf und bekam sein linkes Ohr zu fassen, mit der linken packte sie sein Kinn und drückte es mit aller Kraft von sich weg. Sie war größer als er und hatte eine bessere Hebelwirkung, als er erwartete. Bevor er sich zur Wehr setzen konnte, sprang sein Kopf nach hinten, und sein Genick brach mit einem hörbaren Knacken.

Taylor stieß die angehaltene Luft aus und ließ Dustys Kopf los. Er fiel in einem Haufen zu ihren Füßen.

Sie ging drei Schritte zurück und schaute ihn an. Noch nie hatte sie einen Menschen mit bloßen Händen getötet; es hatte nie einen Grund gegeben. Normalerweise trug sie ihre Waffe bei sich, die für sie die schmutzige Arbeit erledigte. Noch mehr Blut an ihren Händen.

Sie schüttelte den Gedanken ab. Sie hatte keine Zeit, sich jetzt hierüber Gedanken zu machen. Sie musste hier raus. Ohne einen Blick zurück rannte sie zur Tür. Vor ihr erstreckte sich ein langer Flur, der in einer weiteren Tür mündete. Durch das darüberliegende Fenster schien Licht. Sie rannte weiter und stand mit einem Mal in der eiskalten Winterluft.

Mit ein paar tiefen Atemzügen versuchte sie, die Beklemmung wegzuatmen. Ihr Atem bildete dichte Wolken, wie ein Drache, der Rauch ausspuckte. Die vor ihr liegende Straße war einsam und verlassen. Links und rechts von ihr standen mit Graffiti beschmierte Gebäude; Tags von Gettokünstlern und Gangstern verliehen der Gegend beinahe ein Gefühl von Heimat.

Ein dunkelbrauner Fluss breitete sich vor ihr aus, und die Lichter der Wolkenkratzer auf der anderen Seite lockten wie Millionen freundlicher Leuchtkäfer. Es gab nur einen Ort auf der Welt, der so aussah. Sogar ohne die bekannten Wahrzeichen, die sich in den Himmel erhoben, war es unverkennbar. Nun wusste sie, wo sie war.

Die vom Fluss kommende kalte Brise wirbelte ihre Haare durch. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen und Beinen aus. Ohne einen Moment des Zögerns ging sie die fünf Stufen zur Straße hinunter, wandte sich in südliche Richtung und nahm dann die erste Straße gen Osten, die kam. Wenn sie sich vom Fluss entfernte, würde sie bald auf Zivilisation stoßen.