5.

 

„Die Liebe brennt gleich verzehrenden Flammen, oh Herr, in meiner Brust. Die Ehrfurcht vor deiner Größe, mein Gott, raubt mir den Atem.“

Gebet der Verehrung für Ti

 

 

Rynwolf war gerade dabei, Janiels Kammer aufbrechen zu lassen, als Inani ihn zurückbrachte. Es hatte tatsächlich einen Tag und zwei Nächte gedauert, bis man ihn vermisste. In dieser Zeit hatte er sich der Aufmerksamkeit dutzender Hexen stellen müssen, hatte ein langes Gespräch mit der Königin geführt und ein noch viel längeres mit Ronlad. Ah, wenn er Inani nicht kennen würde, wäre er nicht mehr aus diesem Tempel inmitten der Wildnis fortgegangen! Hier wurde Ti verehrt, wie es dem feurigen Gott gebührte. Doch sein Schicksal war gebunden, darum hatte er schweren Herzens Abschied genommen, als Inani zu ihm kam.

Die Schreie vor der Tür bewiesen, dass man wohl schon ziemlich lange vergeblich versuchte, sich Zutritt zu verschaffen. Ein Glück, dass die schmalen Gänge keinen Platz für Rammböcke ließen und man keine Feuermagie riskieren würde. Die schwere Tür hielt dem Ansturm seiner Brüder stand – noch.

Trotz der Gefahr blieb Inani noch lange genug für einen Kuss, bevor sie sich als Kyphra unter Janiels Bett verbarg.

Er selbst warf sich hastig vor seinem Gebetsschrein nieder, holte seine Tjuva, das Gebetsamulett, hervor und nahm eine kauernde Haltung ein, während er lautlos Lobpreisungen auf Ti rezitierte. Er rührte sich nicht, als die Tür mit Luftmagie aufgerissen wurde.

„Janiel!“

„Ist er tot? Schnell, sprich!“

„Nein, Herr, er ist … Seht selbst …“

Janiel umklammerte weiterhin die Tjuva und reagierte nicht auf die Stimmen der Geweihten. Erst, als Rynwolf ihn behutsam an der Schulter berührte, hob er zögerlich den Kopf.

„Was ist mit dir? Warum öffnest du nicht die Tür? Du siehst völlig erschöpft aus“, rief er besorgt.

Janiel fühlte sich verwirrt genug, sodass er sich nicht groß anstrengen musste, um Rynwolf zu überzeugen. Mühsam richtete er sich auf, blickte dabei desorientiert von einem Gesicht ins nächste.

„Ich habe gebetet, Herr“, flüsterte er. „Gebetet und meditiert.“

„Über zwei Tage lang?“ Rynwolf nahm ihm sanft die Tjuva aus den Händen und zog ihn hoch.

„Ja, Herr. Ich war Ti so nahe wie noch nie in meinem Leben. Ich habe ihn gespürt, tief in mir!“ Janiel spürte, dass er bei diesen Worten von innen her strahlte wie die Sonne selbst – nur, dass der Grund dafür in Schlangengestalt unter seinem Bett lag statt fern am Himmel zu leuchten. Rynwolf lächelte, als er ihn stützte, damit er nicht zusammenbrach.

„Ich wusste, du hast wirkliche Hingabe tief in dir, Janiel“, sagte er voller Stolz. Auch die Priester, die Rynwolf begleiteten, wirkten begeistert.

„Bringt ihm Wasser, er muss trinken und ruhen“, befahl er. Janiel ließ sich von seinen sonst so ablehnenden Mitbrüdern umsorgen wie ein krankes Kind, hielt dabei das entrückte Lächeln die ganze Zeit aufrecht. Sie verbanden seine Knie, die zum Glück noch von seiner Begegnung mit Thamar verschrammt waren und seine Brüder restlos überzeugten, dass er tagelang gebetet haben musste. Seine zahlreichen anderen Blessuren erklärte er verschämt mit Stürzen in Momenten der Schwäche. Sie bedauerten und bewunderten ihn zugleich, während sie ihm mit Verbänden und Heilsalben

zu Leibe rückten.

Als man ihn endlich allein ließ, gewaschen und frisch eingekleidet, glitt ihm die Kyphra über Arme und Bauch. Janiel ließ es geschehen, das riesige Reptil ängstigte ihn nicht, obgleich er froh war, als es sich endlich wieder in Inani verwandelte.

„Bist du müde nach dieser gelungenen Vorstellung?“, fragte sie neckend und küsste seine Nasenspitze.

„Nein. Eher erstaunt, dass Ti mich noch nicht für meine Lügen erschlagen hat.“ Ihm war allzu bewusst, dass Inani nackt neben ihm lag und er hatte das Verlangen in ihrer Stimme gehört.

„Inani, ich …“ begann er, voller Unbehagen und Scham.

„Willst du mich nicht?“ Sie lachte leise bei dieser Frage und schmiegte sich dicht an ihn.

„Doch! Es ist nur …“

„Sei unbesorgt, Janiel. Ich weiß, dass du noch keiner Frau nahe warst, sondern dein Leben mit beten, arbeiten und Schriftrollen verbracht hast. Wir haben nicht viel Zeit, Rynwolf wird gewiss dafür sorgen, dass man heute mehrfach nach dir sieht. Zudem war deine Erschöpfung keine Lüge. Auf keinen Fall will ich mit Hast zerstören, was mit Duldsamkeit blühen würde. Ich will die Liebe genießen!“

Sie küsste ihn voller Leidenschaft, wie schon einmal, als sie ihm ihr Zeichen eingebrannt hatte, und Janiel ergab sich gerne ihrer Führung. Ihre fordernden Lippen entflammten seine Lust, er öffnete sich ihrer suchenden Zunge, umarmte ihren schlanken, starken Körper. Doch sie wehrte ihn liebevoll ab, als er sie scheu zu streicheln begann.

„Nicht heute Nacht, mein Liebster“, wisperte sie in sein Ohr, kitzelte ihn dabei mit Zunge und Zähnen, bis er sich lachend unter ihr wand. „Heute will ich dich lediglich kosten und dir zeigen, was Lust bedeuten kann. Morgen Nacht gehöre ich ganz und gar dir.“

„Es ist gefährlich für dich, hier im Tempel zu sein und gleichzeitig mit Ilat zu spielen“, sagte er, zugleich stöhnte er unterdrückt und verlor beinahe die Beherrschung, als ihre Hände sich um seine Erektion legte und mit sanftem Druck zu reiben begannen.

„Ich lebe für die Gefahr!“ Sie schnurrte regelrecht und hielt ihn nieder, als er sich aufbäumte. Dann setzte sie sich rittlings auf seine Schenkel.

„In diesem Tempel bin ich meinen Feinden begegnet, und meinem Liebsten. Meine Mutter, mein Seelenvertrauter und liebe Freundinnen sind hier gestorben. Es ist der schrecklichste und der wunderbarste Ort dieser Welt, in der schrecklichsten und wunderbarsten Stadt, die es nur geben kann. Ich will bei dir sein, in Roen Orm!“ Janiel biss verzweifelt in sein Kissen, um nicht aufzuschreien, als ihre Lippen sein Geschlecht berührten und begann, es mit ihrer gewandten Zunge zu umspielen. Erregung durchzuckte seinen Körper, viel zu rasch konnte er sich nicht länger beherrschen. Verhalten stöhnend ergoss er sich in ihren Mund, blieb dann erschöpft nach Luft ringend liegen. Inani ließ ihm Zeit, schmiegte sich an ihn, den Kopf auf seine Schulter gebettet streichelte sie ihn zärtlich.

„Schlaf jetzt“, flüsterte sie schließlich. „Morgen Nacht bin ich dein! Und danach sorgen wir dafür, dass Enra nicht im Krieg ertrinkt, sondern die hohen Herren sich nur

gegenseitig die Köpfe einschlagen.“ Sie blieb bei ihm, bis Janiel beinahe eingeschlafen war, er spürte kaum, dass sie sich von ihm löste und im Nebel verschwand.

„Ich liebe dich!“, hörte er noch, bevor sie fort war, unendlich weit fort.

Diese Worte begleiteten seine Träume, sie heilten den Schmerz so vieler Jahre voller Einsamkeit und Leid …

 

 

Summend polierte Janiel die Gefäße, die für den Gottesdienst in einer Stunde benötigt wurden. Noch nie zuvor hatte er sich so mit sich selbst im Reinen gefühlt. War es wirklich erst drei Tage her, dass ihm das Leben in diesem Tempel so unerträglich erschienen war, dass er lieber den Tod riskiert hatte als noch länger bleiben zu müssen? Zufrieden betrachtete Janiel sein Werk, rückte die Kerzenleuchter zurecht, prüfte, ob das Öl für die Flammenbecken aufgefüllt werden musste. Ja, alles war für die Gläubigen bereit. Sollten sie hier nach Ti suchen! Janiel freute sich über das, was er gefunden hatte. Heute Nacht würde Inani zu ihm kommen, mehr brauchte er nicht.

„So viel Ehrfurcht und göttlichen Eifer habe ich überhaupt noch nie gesehen“, sagte plötzlich eine Stimme vor ihm. Janiel blinzelte, lächelte dann Rynwolf zu, der so stolz auf ihn zu sein schien. Wenn er wüsste, woher der Eifer stammte, der arme Erzpriester!

„Die Liebe brennt gleich verzehrenden Flammen“, zitierte Janiel das Gebet der Verehrung.

„Komm mit mir. Der König benötigt einmal mehr meinen Rat, und ich bin froh über einen Schreiber, der seinen Kopf benutzen und seine Zunge in Zaum halten kann“, bat Rynwolf. Mit einem letzten prüfenden Blick verließ Janiel den Altarraum. Er würde Ilat gerne begegnen.

Nur zu genau wusste er, wer sich beim König befand, und warum der Herrscher von Roen Orm priesterlichen Beistand brauchte …

 

 

 

6.

 

„Wenn du die Wahrheit verschleiern willst, gib ihr ein schillerndes Gewand.“

Sinnspruch aus Roen Orm

 

Inani füllte einen vergoldeten Becher mit Wein und reichte ihn an Ilat. Der starrte unentwegt zu ihr herüber, was kein Schaden war, da sie sich im Moment ungestört in der Schreibstube des Königs befanden.

„Sag es mir noch einmal, ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis“, knurrte er gereizt, bevor er einen tiefen Schluck aus dem Becher nahm.

„Das weiß jeder, deshalb ist es egal, ob du dir meinen neuen Namen und Titel merken kannst oder nicht. Aber bitte:

SaveraHarvaste Oishor Qi Laramea vella Matranor, erste Tochter des Hauses Laramea aus der Provinz Kashuum.“

„Kashuum hat seit fünfhundert Jahren keine Gesandten mehr nach Roen Orm geschickt, man wird sich wirklich über dich wundern!“

„Soll man ruhig. Mein Name ist zu lang, um ihn für echt zu halten, niemand hat allerdings Verbindungen nach Kashuum oder dem Waldgebirge. Man wird mich für eine Betrügerin halten und gegen mich intrigieren, allerdings nicht allzu offen, da der König ja Gefallen an mir gefunden hat.“ Inani lächelte kalt, nippte dabei an ihrem eigenen Weinkelch und betrachtete prüfend ihr Äußeres, das sich in dem blank polierten Silber spiegelte. Sie war kaum zu erkennen: Eine raffinierte magische Illusion veränderte ihr Gesicht, es gab ihr einen exotischen Ausdruck. Schwarze mandelförmige Augen sahen ihr entgegen, unter kunstvoll aufgestecktem, mit bunten Federn geschmücktem Haar. Ihr farbenfrohes Obergewand ließ den Bauch frei, bedeckte aber züchtig Brust und Arme, bis fast hinab zu den Fingern, an denen sie zahlreiche Ringe trug. Der mit Goldfäden durchwirkte Rock fiel bis auf ihre bloßen Füße.

„Tragen die Adligen in Kashuum wirklich keine Schuhe?“, fragte Ilat zweifelnd.

„Woher soll ich das wissen? In ganz Kashuum gibt es keine Adligen.“ Inani kicherte und zwinkerte ihm zu. „Gefalle ich dir nicht? Soll ich mir ein paar schöne Sandalen besorgen?“

„Nein, lass nur. Wenn es nach mir ginge, könnten die Damen von Kashuum auch nackt laufen.“ Er starrte sie offen an, mit einem Blick, der sich durch die dünnen Stoffschichten zu brennen drohte, mit denen Inani sich bedeckte.

„Sei nicht so gierig, Ilat. Du bekommst mich erst, wenn ich Königin geworden bin.“

Was sowieso nie geschehen wird, mein König!

„Wer sollte mich hindern, dich auszupeitschen, wenn du dich mir verweigerst?“

„Dein Verlangen nach Macht, mein König. Sei schön artig, dann darfst du mir die Hand küssen und mich beim nächsten Ball zum Tanz auffordern.“ Sie räkelte sich, um ihm all ihre Vorzüge in Erinnerung zu bringen.

Ilat brummte nur unwirsch. „Warum sollte ich jetzt eigentlich Rynwolf rufen? Willst du ihn schon töten?“, fragte er nervös. Inani seufzte innerlich. Sie hatte es ihm mehrmals ausführlich erklärt, aber entweder war Ilat zu betrunken oder zu sehr von ihrem Anblick abgelenkt gewesen, um es sich zu merken. Dieser Mann hatte sich selbst zugrunde gerichtet. Doch noch war er gefährlich, man wusste nie, wann sein einst so brillanter Verstand sich regte. Ilat war und blieb gefährlich, man durfte ihn nie unterschätzen. Oft genug gab er sich auch absichtlich dumm oder verwirrt, um seine Gegner anzulocken und zu vernichten, wenn sie sich im Vorteil glaubten.

„Nein, ich werde ihn nicht töten. Viel zu früh, es muss langsam angegangen werden, damit es keinen Aufruhr in der Stadt gibt. Der werte Erzmagier wird über Wochen und Monate hinweg an einer seltsamen Krankheit dahinsiechen.“

Selbstverständlich wird er das nicht, liebster Ilat, das muss ich dir wohl kaum auf die Nase binden! Nein, ich brauche Rynwolf lebend, er ist der einzige Priester, der dich unter Kontrolle hat. Stirbt er, findest du eine willige Marionette und führst deinen schwachsinnigen Krieg aus. Das lasse ich nicht zu! Ah, du weißt es noch nicht, aber bald ist der Erzpriester dein größter Feind, und ihr seid beide zu beschäftigt für Kriegsspielchen.

Sie lächelte bösartig, um die Gedankenpause zu überbrücken.

„Nein, Rynwolf beherrscht die Luftmagie zu gut und könnte meine Illusion deshalb durchschauen. Damit mein schönes Spiel nicht sofort beendet ist, müssen wir den Erzpriester erst einmal an die Kandare legen, meinst du nicht?“

Inani beugte sich vor und wisperte erneut Ilat ihren Plan ins Ohr, achtete dabei darauf, dass er nichts von dem sehen konnte, was sich unter ihrer seidenen Wickelbluse befand.

Als die Tür sich nach kurzem Klopfen öffnete, stand sie hinter Ilat, der in einem gepolsterten Lehnstuhl Platz genommen hatte, und massierte mit kundigen Händen seinen Nacken, liebkoste seine dunkelblonden Locken, kraulte gelegentlich durch seinen Vollbart. Sie lächelte, als Rynwolf bei ihrem Anblick erstarrte, ließ sich auch von Janiels Erscheinen nicht verwirren. Damit war zu rechnen gewesen, Rynwolf wollte ihn schon immer nach seinen Vorstellungen formen. Jetzt, wo Janiels Glaubensfestigkeit nicht mehr bezweifelt wurde, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, wann der Erzpriester ihn wieder zu seinem ersten Schreiber erhob.

„Schließ die Tür, Janiel, wir brauchen keine Zuhörer“, befahl Ilat gelassen.

„Majestät, diese Frau …“, begann Rynwolf entsetzt, doch der König winkte ungeduldig ab.

„Ich weiß, was sie ist. Ich werde sie heiraten, und du, Priester, wirst es nicht wagen, mich daran zu hindern.“

Inani sprach in das entsetzte Schweigen hinein:

„Praktischerweise hast du den einzigen anderen Priester, der meine Illusion durchschauen kann, gleich mitgebracht. Alle anderen Geweihten von Roen Orm besitzen nicht genug Luftmagie dafür.

Nun höre zu: Für die braven Bürger dieser Stadt werde ich als Savera Harvaste Oishor Qi Laramea vella Matranor, erste Tochter des Hauses Laramea aus der Provinz Kashuum eingeführt werden. Mein Haus hat Ilat ein überaus großzügiges Angebot unterbreitet, das viele Vorteile für Roen Orm bietet, selbstverständlich wird der König mich heiraten. Die Höflinge werden mich als ideales Opfer ihrer Intrigen erkennen, wo ich doch so gar nichts von der großen Stadt und ihren Gesetzen weiß, noch nicht einmal ihre Sprache richtig beherrsche.“

Langsam kam Rynwolf wieder zu Atem.

„Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort erschlagen soll, Tochter der Pya!“, zischte er voller Hass. Janiel hielt sich hinter ihm, bot dabei ein überzeugendes Bild von Abscheu und Angst.

„Ich nenne dir gleich drei, werter Priester“, sagte Ilat gelangweilt und wedelte mit Pergamenten, die er in den Händen hielt. Er hielt sie hoch, sodass Rynwolf sie erkennen konnte: Listen mit Namen, Empfehlungen, Planungsvorschläge, unterschrieben mit Rynwolfs Namen und Siegel. Sie bewiesen eindeutig, dass Rynwolf Mordabsichten gegen dutzende von Provinzherrschern hegte, ohne Ilat selbst in Verruf zu bringen. Inani wusste von Janiel und Ilat selbst, dass es kein einziges schriftliches Zeugnis darüber gab, dass Ilat selbst hinter diesen Plänen steckte. Eine wichtige Rücksicherung für ihren Plan. Ihr Blick forderte den Erzpriester heraus, Feuermagie zu wagen, um diese Pergamente zu verbrennen. Rynwolf war bleich geworden, seine geballten Fäuste zitterten. Er schwieg, versuchte erst gar nicht, die Brisanz der Dokumente zu leugnen – oder sie zu vernichten.

„Ich ahnte, dass es gefährlich ist, diese Listen zu besiegeln, wie Ihr es verlangt habt, Ilat, doch ich hätte mir nie träumen lassen, was Ihr wirklich vorhabt“, flüsterte er voller Zorn.

„Keine Angst, Priester. Ich will die Sonnenpriester nicht vernichten, das würde Roen Orm mir nicht verzeihen. Ich will lediglich ein bisschen mehr Macht in eigenen Händen halten, als du mir zugestehst, Rynwolf. Wenn Hexen und Priester sich gegenseitig in Schach halten, werde ich der lachende Dritte sein.“

„Seid vorsichtig, Eure Majestät. Diese Tochter der Pya ist eine gewissenlose Mörderin, wenn Ihr nicht aufpasst, werdet Ihr der erste Tote sein und sie diejenige, die lacht.“

„Wenn sie mich töten wollte, hätte sie es längst getan. Nein, Rynwolf, die Hexen wollen einfach nur in Roen Orm mitspielen, genauso wie ihr Priester. Ist das nicht ihr gutes Recht, nachdem jahrelang behauptet wurde, es gäbe sie erst gar nicht?“ Ilat lachte gut gelaunt, entspannt wie seit Jahren nicht mehr. Dieses Spiel war tatsächlich haargenau nach seinem Geschmack, so wie Inani es sich gedacht hatte.

„Was verlangt Ihr von mir?“, fragte Rynwolf mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der eine Niederlage einzustecken wusste.

„Schweigen. Kein Wort zu irgendjemanden darüber, dass Inani nicht diejenige ist, die sie zu sein behauptet. Kein Brief, keine Andeutung, zu niemanden, weder im Tempel, in der Stadt oder sonst irgendjemanden.

Solltest du oder dein Gehilfe sich nicht daran halten, werde ich dich des Hochverrates anklagen, und dann wird es zur Abwechslung mal ein Priester sein, der auf dem Scheiterhaufen brennt. Oder nein, Feuer verletzt euch ja nicht …“

„Ertränken wäre die richtige Maßnahme“, warf Inani hilfreich ein und zwinkerte Rynwolf und Janiel zu.

„Sonnenpriester vertragen zu viel Wasser auf einmal nicht.“

„Also von den Klippen schubsen. Fast schon enttäuschend“, murmelte Ilat mit einem Gähnen. „Gibt es noch irgendetwas zu klären, oder habt ihr beide verstanden, was eure Aufgabe ist? Schön den Mund halten und so tun, als wäre die gnädige …na … Savilla – Sabina …“

„Savera, mein König, Savera“, verbesserte Inani kichernd.

„… na, eben die, eine hochwohlgeborene Dame, dazu meine Verlobte.“

„Alles verstanden, Eure Majestät. Wenn das erst einmal alles ist?“, fragte Rynwolf mit eiserner Beherrschung.

„Weiteres wird folgen. Ihr könnt jetzt gehen.“

Schweigend drehten Rynwolf und Janiel sich um und verließen den Raum.

„Der erste Schritt, Ilat. Amüsierst du dich?“, fragte Inani und drückte dabei etwas kräftiger in die verspannten Muskeln des Königs. Er stöhnte leise auf, entzog sich ihr aber nicht.

„Unbedingt, Kätzchen. Ich will um keinen Preis der Welt versäumen, was du mit dieser Stadt noch so alles vorhast…“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente
titlepage.xhtml
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_000.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_001.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_002.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_003.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_004.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_005.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_006.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_007.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_008.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_009.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_010.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_011.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_012.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_013.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_014.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_015.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_016.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_017.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_018.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_019.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_020.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_021.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_022.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_023.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_024.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_025.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_026.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_027.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_028.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_029.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_030.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_031.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_032.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_033.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_034.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_035.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_036.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_037.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_038.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_039.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_040.html
CR!BCE1YJK8DS5CZ0NBX5BS12XE42JB_split_041.html