33. Kapitel

Als Luke erwachte, stand er immer noch aufrecht, rang immer noch nach Luft und war immer noch in Abeloth’ Griff gefangen. Taalon stand einige Meter entfernt, auf der angrenzenden Seite des abgesenkten Podiumsbereichs. Ben lag zu seinen Füßen, in einem knisternden Netz aus Machtenergie gefangen, und wand sich vor Schmerzen. Hinter ihm stand Vestara, die erschöpft, ramponiert und – zu Lukes Überraschung – mehr als nur ein bisschen verängstigt und traurig wirkte. Sogar Gavar Khai war zum Rand der Senke gebracht worden, obwohl er nach wie vor bewusstlos war und in seinen von den Fallanassi ausgelösten Alpträumen stöhnte.

»Ihr seid schwach, weil Ihr Euch nicht genährt habt«, sagte Abeloth gerade zu Taalon.

»Sterbliche müssen sich ernähren, oder nicht?«

»Natürlich.« In Taalons Erwiderung schwang eine gewisse Ungeduld mit, aber außerdem war da auch Angst. »Allerdings war es mir nicht möglich, Essen bei mir zu behalten, seit ich in den Teich des Wissens gefallen bin. Das Wasser muss giftig gewesen sein.«

»Und Eure Heiler können das Toxin nicht bestimmen?«

Taalon schüttelte den Kopf. »Sie haben jeden Test durchgeführt, den wir kennen.«

Während sich die beiden unterhielten, schweifte Lukes Blick über die Umgebung, auf der Suche nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit, zu der nicht gehörte, sie alle mit Magma zu bespritzen.

Aber er lauschte auch, denn falls er und Ben überlebten – und er war fest entschlossen, dass sie das tun würden –, konnte alles, was Abeloth Taalon darüber erzählte, was aus ihm wurde, ein Hinweis darauf sein, wie sie vernichtet werden konnte.

Als Abeloth nicht antwortete, fuhr Taalon fort: »Sie haben nichts gefunden.«

»Was denkt Ihr, woran das liegt?«, fragte Abeloth. »Ihr habt im Teich des Wissens gebadet, mein junger Freund. Seid Ihr denn wirklich so blind für die Antwort? Oder habt Ihr Angst, die Wahrheit zu erfahren?«

Taalon runzelte die Stirn, und langsam trat ein Ausdruck des Begreifens und des Entsetzens in seine Augen. »Ich … Ich …« Er schaute zu Abeloth hinüber, und sein lavendelfarbenes Gesicht war jetzt so blass, dass es fast wie Alabaster wirkte, als er fragte: »Wie?«

Der Tentakel rings um Lukes Kehle drückte fester zu, und wieder begann sein Blickfeld zu schrumpfen.

»Zuerst: Euer Versprechen«, sagte Abeloth. »Luke hat uns verraten, und dafür muss er bezahlen.«

»Wie du wünschst«, sagte Taalon.

Der Hochlord blickte auf Ben herab, der sich noch immer zu seinen Füßen wand. Das Machtnetz zog sich weiter zusammen, und Bens Augen weiteten sich vor Überraschung. Einen Augenblick lang schien ihn das, was vorging, eher zu verwirren als zu beunruhigen. Dann begann sein Fleisch zwischen den Strängen des Netzes hervorzuquellen, und seine Überraschung verwandelte sich in Furcht, als ihm dämmerte, dass sich das Netz einfach immer weiter zusammenziehen würde, dass die dünnen Energiestränge bald anfangen würden, in sein Fleisch einzuschneiden, um ihn langsam … schmerzhaft … zu winzigen Würfeln aus Fleisch und Knochen zu zerkleinern.

Luke konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Ben einen so grässlichen und schmerzvollen Tod erleiden würde, doch er wusste, dass seine Chancen, das zu verhindern, ausgesprochen gering waren. In dem Moment, in dem er sich die Macht zunutze zu machen versuchte, würde sich Abeloth’ Tentakel wieder zusammenziehen und er würde in Dunkelheit versinken. In seinem Innern stieg die kalte Flut der Verzweiflung auf, drohte, ihn zu überfluten, und er spürte, wie ein Beben des Vergnügens durch Abeloth’ Tentakel wogte. Sie nährte sich von seiner Furcht, genauso, wie sie sich von der Furcht der seuchengeplagten Pydyrianer nährte – sie benutzte sie, um ihre Kräfte der Dunklen Seite zu stärken, um die schrecklichen Wunden zu heilen, die sie erlitten hatte, als Luke die anderen beiden Körper getötet hatte.

Schmale Blutfäden erschienen, als die Stränge in Bens Fleisch bissen. In seinen Zügen zeigte sich der erste Hinweis von Schmerz, doch er suchte ganz bewusst Lukes Blick.

»Keine … Sorge.« Er sprach durch zusammengebissene Zähne, offensichtlich darum kämpfend zu verhindern, dass seine Stimme brach. »Ich habe einen … Plan

Die Aussage war so grotesk und unerwartet, dass Luke in Gelächter ausgebrochen wäre … wäre er nicht vor Angst ganz krank gewesen. Dennoch zeigte er Ben sein Entsetzen nicht – er wollte nicht, dass dies das Letzte war, das sein Sohn jemals sah. Also stieß er ungeachtet der Schmerzen in seiner Kehle ein paar rasselnde Worte hervor. »Ich hoffe, er taugt was.«

Ben lächelte. »Keine Sorge, Dad.« Er richtete den Blick verschwörerisch über seine Schulter, doch Luke konnte dort nichts von Nutzen ausmachen – bloß Vestara, die einen Schritt hinter Ben stand und gänzlich reuelos wirkte. » Tut er.«

Taalon lachte finster. »Ach, wirklich? Dann muss ich das hier schnell zu Ende bringen.« Er schaute zu Abeloth hinüber und lächelte. »Bevor der junge Skywalker noch entkommt und uns beide umbringt.«

»Nein.« Abeloth ging zu Taalon hinüber und blieb so dicht neben ihm stehen, dass sich ihre Schultern berührten. »Wir sind noch nicht mit ihm fertig.«

Einer von Abeloth’ Tentakeln schlängelte sich Taalons Brust empor. Seine Augen weiteten sich, und er zog unwillkürlich den Kopf zurück. Der Tentakel glitt weiter nach oben, presste seine Spitze zwischen seine Lippen – und dann pulsierte er plötzlich. Taalons Gesichtsausdruck wandelte sich von Ekel zu Überraschung und schließlich zu Gier. Er beugte sich vor und fing an zu saugen.

»Stang!«, keuchte Ben mit mürrischer Miene. »Bring mich einfach sofort um!«

Wieder zuckten Bens Augen in Richtung seiner Schulter, und mit einem unguten Gefühl wurde Luke klar, dass sein Sohn versuchte, seine Aufmerksamkeit auf Vestara zu lenken.

Luke konnte es nicht glauben. Hier waren sie, beide nahezu hilflos und am Rande des Todes, und sein Sohn baute darauf, dass ein Sith-Mädchen sie rettete – ein Sith-Mädchen, dass sie beide schon ein halbes Dutzend Mal verraten hatte. Wäre er dazu imstande gewesen, hätte Luke verzweifelt den Kopf geschüttelt. So hatten sie Ben eigentlich nicht erzogen.

Während Taalon weiter trank, sah er von Sekunde zu Sekunde weniger erschöpft und ausgezehrt aus. Seine Pupillen zogen sich zu winzigen Nadelspitzen aus Licht zusammen, und Luke überkam die erschreckende Erkenntnis, dass ihm dieses Schicksal zuteilgeworden wäre, wenn er zugelassen hätte, dass die Geistwandler ihn davon überzeugen, vom Quell der Kraft zu trinken – oder im Teich des Wissens zu baden. In der Galaxis gab es Schrecken, die all die Pracht der galaktischen Zivilisation überstiegen, Böses, das schon vor der Gründung der ersten Stadt existiert hatte – und das auch dann noch hier verweilen würde, nachdem die letzte ausgelöscht worden war.

Taalon blickte auf Ben herab. Die schmalen Blutrinnsale schwollen zu kleinen Bächen an, als sich das Machtnetz enger zusammenzog. Bens Augen verdrehten sich, und er zischte mit zusammengebissenen Zähnen. Taalon umklammerte den Tentakel und trank immer gieriger.

»Furcht wird Euch stark machen«, sagte Abeloth ermutigend. »Furcht ist die Nahrung der Götter. Trinkt Euch satt, und Ihr …«

Luke griff mit der Macht nach der Decke, in der Hoffnung, dass Abeloth abgelenkt genug war, um sein Vorhaben nicht zu vereiteln – und zog.

Doch der Tentakel zog sich zusammen. Sein Blickfeld verdunkelte sich. Seine Knie gaben nach, sein Gehör schwand, und er fühlte wieder, wie er fiel.

Dennoch zog Luke weiter.

Der Boden begann unter einer krachenden Lawine von Bodenkacheln und Querbalken zu vibrieren. Irgendetwas Flaches und Hartes schlug gegen Lukes Schulter, und etwas Langes und Leichtes glitt von seinem Kopf. Dann erschlaffte der Tentakel um seinen Hals, und das unverkennbare Zischen eines Keshiri-Lichtschwerts erfüllte seine Ohren.

Luke versuchte, sich wegzudrehen … und stellte fest, dass er immer noch von Abeloth’ Tentakel umfangen war. Doch seine Sehkraft kehrte zurück, und er sah die Kaskade aus Fliesen und Stützbalken, die weiter unvermindert nach unten krachte, um auf ihn, Abeloth und alle anderen herabzuregnen.

Außerdem konnte er sehen, dass aus Taalons Brust ungefähr ein halber Meter einer blutroten Klinge hervorragte, die erst nach links und dann nach rechts schnitt, als derjenige, der das Lichtschwert führte, sicherstellte, dass Taalon den Angriff nicht überlebte. Als sich die Klinge schließlich aus seinem Leib löste und der leblose Körper des Sith-Lords zu Boden stürzte, stellte Luke erstaunt fest, dass die Hand, die den Griff hielt, Vestara gehörte.

Im nächsten Moment flog das Mädchen, sich überschlagend, quer durch den Raum. Der Angriff war so schnell gewesen, dass Luke nicht einmal klar war, dass Vestara überhaupt getroffen worden war, bis sich Abeloth’ Tentakel zurückzog und um seinen Unterarm zu schlingen begann.

Doch bis dahin war es für Abeloth bereits zu spät, das Blatt noch zu wenden. Das Machtnetz hatte sich mit Taalons Tod zischend verflüchtigt, und Bens blutbefleckte Gestalt sprang vor, um sie zu attackieren. Er duckte sich unter einem blitzschnellen Tentakelhieb weg und wirbelte dann herum, um zu einem Hackentritt in Knöchelhöhe anzusetzen, der dafür sorgte, dass Abeloth von den Füßen gerissen wurde, bevor sie den Tentakel für einen neuerlichen Angriff zusammenrollen konnte.

Luke und Abeloth krachten schwer zu Boden, wobei Luke seinen Kopf absichtlich mit voller Wucht in ihr Gesicht donnerte. Einen Herzschlag später rammte er ihr seine Ellbogen in die Rippen. Die Schläge setzten ihr zweifellos zu, da er plötzlich Platz zum Kämpfen hatte. Er packte den Tentakel um seinen Hals und rollte sich herum, drehte sich von seinem Sohn weg, sodass sie gezwungen war, ihren Würgegriff aufzugeben – oder Ben ihren Rücken zuzukehren.

Abeloth ließ Luke los. Er rollte sich hustend und wankend auf die Füße, seine Brust schmerzte, und seine Knie zitterten vor Pein.

Doch jetzt stürzte sich Abeloth auf seinen Sohn, schlug hoch und tief zu. Als Ben eine Hand ausstreckte, um Taalons Lichtschwert zu sich schnellen zu lassen, schlang sich ihr Tentakel um sein Handgelenk, bevor die Waffe in seinen Fingern lag, und sie wirbelte ihn herum, in ihren Griff.

Also streckte Luke seine Hand aus, rief die Waffe in seinen Griff und trat im selben Moment vor, um anzugreifen. Als die Klinge knisternd zum Leben erwachte, sauste sie auch schon auf ihr Schlüsselbein hinab.

Doch so leicht würde sich Abeloth nicht töten lassen. Sie wirbelte herum und schwang Ben wie einen Knüppel. Alles, was Luke tun konnte, war, seine Schlagrichtung zu verändern und ihre Schulter zu spalten, anstatt den Kopf seines Sohnes, und trotzdem trafen ihn Bens herumschwingende Hüften unter den Armen, und Abeloth stieß sie beide auf die feurige Kluft in der Podiumssenke zu.

Luke packte mit einem Arm seinen Sohn und griff mit der Macht nach der vorderen Wand.

Sie landeten in der ersten Sitzreihe, mehr oder weniger auf den Füßen, und boten Abeloth die Stirn.

Wenn sie jemals etwas anderes gewesen war als ein Monster, merkte man ihr das jetzt nicht mehr an. Ihre Augen waren lodernde Gruben silbernen Feuers, ihr breiter Mund eine klaffende Höhle voller Reißzähne. Die Tentakel, die sich aus dem schlängelten, was von ihrer Schulter noch übrig war, schlugen in einem wilden Gewirr um sie herum, bei dem es sich entweder um einen Versuch handelte, sich zu verteidigen, oder um einen Ausdruck unsterblichen Zorns, und sie war von einem kniehohen Ring schimmernder Machtenergie umgeben, die aus ihrer Wunde zu strömen schien.

Luke tastete mit einer Hand nach seinem Gürtel und stellte fest, dass sein Lichtschwert irgendwo anders war, genau, wie er es erwartet hatte. Ohne den Blick von Abeloth abzuwenden, fragte er: »Ben, weißt du, wo dein Lichtschwert ist?«

»Ähm … ja.«

»Du hast es nicht bei dir?«

»Taalon hat es an sich genommen«, gab Ben zurück. »Was ist mit deinem?«

»Keine Ahnung.« Luke reichte seinem Sohn das eine Lichtschwert, das sie hatten – Taalons.

»Warte auf mein Zeichen!«

»Als würde ich irgendwo ohne dich hingehen.«

Sie entfernten sich vorsichtig voneinander, und zwangen Abeloth damit, ihre Aufmerksamkeit zu teilen. Zu Lukes Erleichterung schien sie ebenso wenig darauf erpicht zu sein, wieder anzugreifen, wie sie selbst – zumindest im Augenblick noch nicht. Luke wusste, dass sie trotz der grausamen Wunde viel schneller wieder zu Kräften kommen würde, als es irgendein Mensch vermocht hätte … selbst ein menschlicher Jedi.

Die Skywalkers hatten ungefähr fünf Meter zwischen sich gebracht, als auf der anderen Seite des Podiums knisternd ein Sith-Lichtschwert zum Leben erwachte. Luke fluchte leise und riskierte einen raschen Blick in diese Richtung, in der Erwartung eines weiteren Verrats im letzten Augenblick. Stattdessen sah er, wie Vestara ihr Lichtschwert in seine Richtung warf.

»Los!«, brüllte sie.

Das Mädchen schwang bereits beide Hände zu Abeloth herum und entfesselte einen

tanzenden, gegabelten Machtblitz. Luke schluckte seine Überraschung herunter, streckte seine Hand aus, um ihr Lichtschwert zu sich zu rufen, und sprang so energisch vor, wie sein verletztes Knie es zuließ.

Es war, als würde man auf eine Wand aus solider Machtenergie stoßen. Im einen Moment warf er sich nach vorn und streckte seine Machtsinne aus, um sich mit Ben zu koordinieren. Im nächsten stand er bewegungslos da, mit schwirrendem Kopf und klingelnden Ohren, und musste mitansehen, wie Abeloth zur Vordertür der Halle hinausstolperte.

Luke schaffte es, die wenigen Sekunden stehen zu bleiben, die nötig waren, um sicher zu sein, dass sie nicht wieder zurückkam – dass sie sie einmal mehr schwer genug verwundet hatten, um sie in die Flucht zu schlagen. Dann gab sein Knie nach, und er fiel unter Schmerzen zu Boden.

Sofort war Ben an seiner Seite und zog das Medikit aus seinem Gürtel. »Dad! Bist du okay?«

»Ich werd’s überleben.« Luke musterte die blutdurchtränkte Gestalt seines Sohnes. Ben würde mindestens ein Kilo Bacta-Salbe und zwei Liter Plasma brauchen. »Was ist mir dir? Fühlst du dich schlecht?«

»Jedenfalls fühlt sich nichts davon gut an«, entgegnete Ben. »Aber es ist bloß eine Fleischwunde. In Ordnung, es sind eine Menge Fleischwunden, aber trotzdem sind es bloß Fleischwunden.«

Luke hörte auf der anderen Seite des Podiums ein benommenes Stöhnen und stellte fest, dass Gavar Khai allmählich wieder zu Bewusstsein kam – vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Fallanassi nicht mehr länger unter Abeloth’ Kontrolle standen. Er schaute zur Tür hinüber, fragte sich, was wohl aus den Sith da draußen geworden war, und streckte eine Hand aus, damit Ben ihm aufhalf.

»Verschwinden wir von hier«, sagte Luke. »Wir sollten uns lieber beeilen, wenn wir es in einem Stück zur Schatten zurückschaffen wollen.«

»Ich denke, diesen Gedanken könnt ihr euch abschminken«, sagte Vestara, die sich zu ihnen gesellte. Sie blieb ein gutes Stück außerhalb seiner Lichtschwertreichweite stehen und fügte dann hinzu: »Wenn man bedenkt, dass ihr dazu zunächst aus Sith-Gewahrsam entkommen müsstet.«

Bens Kopf ruckte herum. »Gewahrsam?«

Vestara winkte mit ihrer Hand in Richtung der Tür. »Nur für den Fall, dass ihr es vergessen habt, aber ihr seid deutlich in der Unterzahl.« Sie streckte die Hand aus. »Es wäre am besten, wenn ihr mir jetzt eure Waffen übergebt. Wir wollen doch keine Missverständnisse, wenn ich euch nach draußen führe.«

Luke seufzte und wandte sich an Ben. »Toller Plan.« Während er sprach, streckte er seine Machtsinne nach Gavar Khai aus, um die unterbewusste Aufmerksamkeit des Sith auf ihr Gespräch zu lenken. »Ein Sith-Mädchen so auszutricksen, dass es den Hochlord tötet … gute Arbeit. Sich von dem Sith-Mädchen schon wieder übertölpeln zu lassen … nicht so gut.«

»Ben hat mich nicht ausgetrickst«, widersprach Vestara. »Es musste getan werden.«

»Weil du es nicht ertragen konntest zu sehen, wie ich gefoltert werde?« Bens Tonfall war leicht und unbekümmert, ein sicheres Zeichen dafür, dass er verstand, was Luke zu tun versuchte.

»Ich wusste, dass du auf mich …«

»Sei nicht albern«, unterbrach Vestara. »Jeder konnte erkennen, dass es getan werden musste. Abeloth war dabei, sich Lord Taalon zum Schoßtier zu machen. Das wäre für die Sith ebenso wenig von Nutzen gewesen wie für die Jedi.«

»Vestara?«, rief Gavar Khai. Er stand auf und kam, nach seinem Lichtschwert fummelnd, um den Podiumsbereich herum auf sie zu. » Du hast Hochlord Taalon getötet?«

Vestara atmete scharf aus. »Ah, criik!« Sie schaute zur Decke empor und ließ ihre Augen nach hinten rollen, um nachzudenken – oder vielleicht, um beiden Skywalkers einen langsamen Tod zu wünschen –, warf Luke dann einen düsteren Blick zu und hob eine Hand in Gavar Khais Richtung. »Das alles ist bloß ein Traum, Vater. Schlaf wieder ein!«

Sie verpasste ihrem Vater einen Machtstoß und schleuderte ihn gegen eine Wand. Als er als schlaffer Haufen liegen blieb, musterte Vestara ihn lange genug, um sicherzugehen, dass er noch atmete, ließ ihre Hand dann wieder sinken und senkte nachdenklich den Blick.

»Also, wie soll’s weitergehen, Ves?«, fragte Ben und warf ihr ein so übermütiges Grinsen zu, dass sein Onkel Han stolz auf ihn gewesen wäre. »Willst du hierbleiben, um dich der Sith-Rechtsprechung zu stellen … deinen eigenen Vater töten … oder den Skywalker-Jungs bei der Flucht helfen?«

Vestara atmete angestrengt aus, dann zog sie zwei vertraut aussehende Lichtschwerter aus den Taschen ihres Gewandes hervor und sah die Skywalkers an.

»Warum konntest du mir nicht einfach eins über den Schädel geben?« Sie gab die Waffen ihren rechtmäßigen Besitzern zurück und richtete ihre zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen dann auf Ben. »Und wenn du glaubst, ich hätte irgendwas davon für dich getan, irrst du dich gewaltig. Dies ist das letzte Mal, dass ich einen Jedi rette – von jetzt an bis in alle Zeit.«