29. Kapitel
Der morgendliche Sonnenschein spiegelte sich in der Durabetonmauer, um ohnehin schon bohrende Kopfschmerzen weiter zu verschlimmern und es noch schwieriger zu machen, durch die beschlagene Schutzbrille zu sehen. Irgendwo weiter vorn – mehr als vierhundert Meter über der nächstgelegenen Fußgängerbrücke und zwei volle Kilometer von den verkehrsverstopften Luftstraßen über der eigentlichen Planetenoberfläche entfernt – befand sich eine Dehnungsfuge, die eingehender in Augenschein genommen werden musste. Für Han war es bloß eine dunkle Linie, die durch ein verschwommenes graues Leuchten verlief, eine praktische Ausrede, um direkt neben Inhaftierungszentrum 81 zu schweben. Er marschierte auf dem mit einem Repulsorlift ausgestatteten Baugerüst – einem Schwebegerüst – zur Kante hinüber und fuhr sie dann mit seinen behandschuhten Fingern der Länge nach ab. Als er auf eine klebrige Schleimspur stieß, nahm er eine elektrische Schneckenkelle von seinem Werkzeuggürtel und fuhr damit die Spur entlang, bis er auf etwas Weiches stieß.
Sofort presste sich die Kieselerdschnecke flach in die Dichtungsfuge. Han drückte den Auslöser und elektrifizierte die Kelle. Die Schnecke rollte sich zu einer Kugel zusammen, und eine halbe Sekunde später wurde sie getötet und gleichzeitig von einem mit Widerhaken versehenen Stachel aufgespießt, der aus dem Handgriff schoss. Han drehte sich rasch um und warf den Kadaver in den Verbrennungsbottich in der Mitte des Schwebegerüsts, doch er war nicht schnell genug, um zu verhindern, dass ein widerlicher gelber Dunst aus den Atemlöchern der Schnecke drang, der durch die fehlerhafte Versiegelung der Atemmaske sickerte. Das Zeug roch wie siedender Teer, der in ein Nexu-Klo gegossen wurde. Seine Augen tränten, was das Sehen noch schwieriger machte, und der Magen drohte, seinen Inhalt in die Atemmaske zu entleeren.
Han taumelte zum hinteren Teil des Schwebegerüsts und riss sich Brille und Atemmaske herunter, ehe er sich mit den Händen am Sicherheitsgeländer abstützte und zu der verkehrsschwangeren Luftstraße weiter unten hinunterschaute. Er hatte keine Ahnung, warum er sich von Taryn Zel dazu überreden lassen konnte, einen Kammerjäger zu spielen.
Abgesehen davon, natürlich, dass dies die einzige Möglichkeit gewesen war, ein Rettungsteam dicht an das Gebäude heranzubringen. Angesichts des knappen Zeitplans und den intensivierten Sicherheitsvorkehrungen der Anlage, war ziemlich schnell deutlich geworden, dass es nicht machbar war, einen Trupp Schwindler ins Innere zu schmuggeln. Dann hatte R2-D2 entdeckt, dass die Baupläne, die beim Bauamt von Coruscant – und bei der Planetaren Feuerschutzbehörde – hinterlegt waren, Widersprüche zu modernen Konstruktionspraktiken aufwiesen, und Zekk war rasch klar geworden, dass jemand von der GAS vorsichtshalber falsche Unterlagen für die Anlage eingereicht hatte. Ohne irgendwelche zuverlässigen Informationen, abgesehen von den genauen Raumkoordinaten, an denen die Peilsender verstummt waren, hatten sich die Solos für den einfachsten aller Pläne entschieden: sich den Weg hinein freisprengen, die Horn-Kinder finden und wieder verschwinden.
Vom anderen Ende des Schwebegerüsts drang eine durch die Atemmaske gedämpfte Stimme herüber. »Wer hat gesagt, dass es Zeit für eine Pause ist?«
Han schaute zu seinem Gerüstpartner hinüber. Da seine Identität von der Kammerjäger-Aufmachung verschleiert wurde – gelber Helm, Schutzbrille, Atemmaske und ein weißer Overall, der das Logo von GEBÄUDESANIERUNG RUNKIL trug –, ließen bloß seine Größe von zwei Metern und die Locken schwarzen Haars, die seinen Kragen streiften, erkennen, dass es sich um Jainas alten Missionspartner und Irgendwie-Ex-Freund Zekk handelte.
»He, ich bin bloß ein Mensch«, beschwerte sich Han. Im Gegensatz zu Zekk und den
anderen Jedi des »Kammerjägertrupps« konnte sich Han nicht auf die Macht berufen, um zu verhindern, dass seine Sichtbrille beschlug und dass ihm sein Mageninhalt bis in die Kehle hochstieg. Er konnte lediglich auf seine Hartnäckigkeit und ein Leben voller harter Arbeit zurückgreifen, um die nächsten paar Minuten des Schauspielerns zu überstehen – und zum ersten Mal seit langer Zeit sorgte er sich, dass das womöglich nicht genügen würde. »Wenn Runkil nicht will, dass wir Pausen machen, sollten die sich lieber ein paar Droiden zulegen.«
»Droiden machen diese Art von Arbeit nicht«, scherzte Zekk. Er schaute an Hans Schulter vorbei und fügte dann hinzu: »Jetzt hast du es geschafft. Der Boss kommt in unsere Richtung.«
Han schaute auf und sah, wie Taryn Zel in ihrem kleinen Chefflitzer auf sie zuschwirrte.
Wie alle anderen Mitglieder des Rettungsteams trug sie einen weißen Overall mit dem Logo von GEBÄUDESANIERUNG RUNKIL auf der Brusttasche. Statt des Helms und anderer Schutzausrüstung hatte sie allerdings eine weiße Vorarbeitermütze mit einem hellroten Schirm, der in grässlichem Kontrast zu ihrem kastanienbraunen Haar stand.
»Schon wieder krank, alter Mann?«, rief sie. »Vielleicht solltest du aufhören, an Arbeitstagen abends auszugehen.«
Han warf ihr einen triefäugigen, finsteren Blick zu, der nur halb gespielt war. Taryn war das einzige Mitglied des Rettungsteams, dessen Gesicht aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in den GAS-Erkennungsdateien zu finden war, weshalb sie die naheliegendste Option gewesen war, als es darum ging, den Rezeptionsbereich zu betreten und den Wachen am Empfang einen gefälschten Arbeitsauftrag zu präsentieren. Natürlich bedeutete das ebenfalls, dass sie die Chefin des Kammerjägertrupps spielen und die leichte Aufgabe übernehmen musste, Anweisungen zu brüllen, während alle anderen Kieselerde fressende Parasiten von der Außenfassade von Inhaftierungszentrum 81 kratzten.
»Am Vorabend auszugehen ist nicht mein Problem, Boss«, entgegnete Han lauthals. »Was mir den Magen umdreht, ist, mir den ganzen Tag lang Ihr Gelaber anhören zu müssen.«
Ob das Blitzen, das in Taryns Augen trat, von Verärgerung oder Belustigung herrührte, ließ sich unmöglich sagen. Doch als sie ihren Chefflitzer neben Hans und Zekks Schwebegerüst herumschwang, war sie sorgsam darauf bedacht, ihr Gefährt so zu platzieren, dass sich ihr Körper zwischen ihnen und der nächstgelegenen Kamerakugel befand.
»Ich habe keine Ahnung, warum die Firma will, dass ich dich behalte, du alte Weichbirne«, sagte Taryn laut. »Der Schaumtrupp hat dich gleich eingeholt.«
Sie wies zehn Meter die Wand hinauf, wo Leia und Jaina ebenfalls als Runkil-Kammerjäger verkleidet waren. Sie bewegten ihr Schwebegerüst an dem Gebäude entlang, um den Permabeton mit einer dünnen Schaumschicht zu bedecken, die selbst nach dem Verdunsten eine zurückbleibende Lage parasitentötendes Gift zurücklassen würde. Doch in der Zwischenzeit verdeckte der Schaum die Kamerakugeln, die das Gebäude säumten, und machte es den Wachen drinnen unmöglich, die Kammerjägermannschaft draußen ständig im Auge zu behalten.
»Ist doch nicht meine Schuld, dass die die Fensterbänke auslassen«, meckerte Han.
Er warf einen Blick nach unten und sah, dass Natua Wan und Seff Hellin bereits vor ihrem Eintrittspunkt auf Ebene 1910 schwebten. Ihr Schaumtrupp, bestehend aus Yaqeel Saav’etu und Kunor Bann, war gerade dabei, die letzte Kamerakugel zwischen den beiden Stockwerken vollzuspritzen, wo das Rettungsteam in das Gebäude eindringen würde. Alle vier waren ehemals psychotische Jedi-Ritter, die Daala genauso in Karbonit einfrieren wollte wie die Horn-Kinder, und es freute Han zu wissen, dass Daala erkennen würde, dass der Rat das Rettungsteam so zusammengestellt hatte, um eine Botschaft zu vermitteln, nämlich, dass die Jedi es leid waren, herumgeschubst zu werden.
»Dein Schaumtrupp lässt gar nichts aus, alter Mann«, sagte Taryn. Während sie sprach, rutschten Leia und Jaina hinter ihr tiefer und bedeckten die letzte Kamerakugel mit Schaum. Die nächste Stunde lang würden die Wachleute im Kontrollraum des Inhaftierungszentrums blind für das sein, was die Kammerjägertruppe tat. Ob die Kamerakugeln auch über Mikrofone verfügten, vermochte niemand zu sagen, daher mussten die Mitglieder des Rettungsteams weiter ihre Rollen spielen – zumindest, bis sie anfingen, Dinge in die Luft zu jagen. »Falls du nicht mithalten kannst …«
»Ich kann mithalten.« Han wies auf die Kamerakugel hinter Taryn und nickte. Der Plan sah vor, dass das Rettungsteam in zwei Gruppen in das Gebäude eindringen würde, sobald die Kamerakugeln außer Gefecht gesetzt worden waren: Team Saav’etu auf Ebene 1910, wo Jysellas Peilsender verstummt war, und Team Solo auf Ebene 1913, wo Valins Signal abgebrochen war.
»Machen Sie sich da mal keine Sorgen.«
Leias Schaumdüse begann zu stottern, und Jaina ging mit ihrem Schwebegerüst hinter Taryn runter.
»Hey, Boss«, sagte Leia. »Ich hab keinen Schaum mehr.«
Taryn lächelte und blinzelte Zekk zu, ehe sie sich umdrehte, um Leia anzusehen. »Jetzt schon? Was macht ihr mit diesem Zeug? Es trinken?«
»Oh ja, Boss – literweise«, gab Leia zurück. »Wollen Sie, dass die Arbeit schnell erledigt wird oder ohne überspritzen? Beides geht nicht.«
»In Ordnung, nun werd mal nicht zickig«, entgegnete Taryn. »Ich rufe den Versorgungslaster.«
Das war das Signal, dass sie bereit waren. Taryn aktivierte ihr Komlink und wies Turo Altamik an, mit dem »Versorgungslaster« herzukommen. Während sie sprach, rissen sich Han und der Rest des Rettungsteams ihre Schutzbrillen und Atemmasken runter und holten aus den Werkzeugkästen des Schwebegerüsts Waffen und Ausrüstungswesten hervor. Als Turi schließlich eintraf, war Han mit seinem Blastergürtel, einer Weste voller verschiedener Granaten, einem Freisprech-Komlink und einem T-21-Repetierblaster ausstaffiert, der auf BETÄUBUNG eingestellt war. Zekk und die übrigen Jedi waren mit etwas leichterem »Gepäck« unterwegs. Sie waren bloß mit ihren Lichtschwertern, ein paar Granaten pro Person, Freisprech-Komlinks, Blasterpistolen – ebenfalls auf BETÄUBUNG gestellt – und dem üblichen Sortiment an Jedi-Ausrüstung versehen, die bis zu dem Moment, in dem sie gebraucht wurde, stets völlig nutzlos wirkte.
Taryn winkte den »Versorgungslaster« neben Hans Schwebegerüst. Eigentlich ein gepanzertes Cygnus-7-Transportfahrzeug, hatten sie das Gefährt getarnt, indem sie eine Reihe künstlicher Karosserieteile angebracht hatten, die die Unternehmensfarben und das Logo der Runkil-Kammerjäger trugen. Natürlich konnten die Karosserieteile auf Knopfdruck über Bord geworfen werden, und der Antrieb war mit genügend Vierfachenergieeinspeisung und Schubdüsen aufgemotzt worden, um sich mit einem Aratech StrahlFlitzer ein gutes Rennen zu liefern.
Eine Seitentür glitt auf und gab den Blick auf C-3PO und R2-D2 frei, die im Rahmen standen. »Oh, da sind Sie ja, Cap…«
R2-D2 unterbrach ihn mit einem scharfen Piepsen.
»Wer hat hier einen durchgeschmorten Schaltkreis?«, gab C-3PO zurück. »Natürlich weiß ich, dass wir in geheimer Mission unterwegs sind.«
R2-D2 trällerte eine wütende Erwiderung.
»Kommt schon, ihr beiden.« Den Repetierblaster in einer Hand haltend, schob Han das Zugangsgitter im hinteren Sicherheitsgeländer des Schwebegerüsts in die Höhe. Aus dem Cygnus-7 schoss eine schmale Einstiegsrampe hervor, um die Distanz von einem halben Meter zwischen der Seitentür und dem Gerüst zu überbrücken. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«
R2-D2 rollte auf die Rampe und war eine Sekunde später drüben, doch C-3PO warf einen Blick auf den verkehrsverstopften Abgrund unten und aktivierte seine Selbsterhaltungsroutinen.
»Sind Sie ganz sicher, dass meine Anwesenheit erforderlich ist?«, fragte er. »Meine Kreiselstabilisatoren neigen in letzter Zeit dazu …«
»Hör auf, Zeit zu schinden!«, befahl Han. Er wies auf die mit Schaum bedeckte Kamerakugel und hielt dann einen Finger an seine Lippen. »Du musst die Vibrationsdetektoren kalibrieren.«
»Sehr wohl.« C-3PO setzte zögerlich einen Fuß auf die Rampe, wackelte und hob
Gleichgewicht suchend beide Arme. »Aber falls ich ausrutschen und abstürzen sollte, richten Sie der Prinzessin bitte aus …«
»Du wirst nicht ausrutschen.«
Han lehnte sich über das Sicherheitsgeländer und packte den Arm des Droiden, um ihn nach vorn zu dirigieren – bis hinter ihm das gleichzeitige, brüllende Krachen zweier Thermaldetonatoren erscholl. C-3PO hob die Arme, um seine Fotorezeptoren vor dem Lichtblitz zu schützen, und zog Han beinahe halb über das Geländer. Han hob ein Knie und schaffte es, die Brüstung zwischen seinem Oberschenkel und seiner Taille zu packen, und auf einmal hingen sie beide anderthalb Kilometer über schwirrendem Nichts. C-3PO schlug wild mit den Armen um sich, drohte, sich entweder aus Hans Griff loszureißen oder seinen Halt am Sicherheitsgeländer zu brechen und sie beide auf die Luftstraße hinunterstürzen zu lassen.
»Dreipeo, hör auf damit!«, befahl Han. »Legst du es darauf an, uns umzubringen?«
»Natürlich nicht, Sir«, entgegnete C-3PO. Er ließ genau im falschen Moment die Arme sinken, und Han hatte alle Mühe zu verhindern, dass der Droide auf ihn zufiel. »Droiden kann man nicht umbringen – nur zerstören.«
Han ließ den Blaster auf das Schwebegerüst fallen und langte nach dem Geländer, doch er fing bereits an, nach hinten zu kippen.
»Ach, du liebe Güte!«, rief C-3PO, der sich jetzt weglehnte. »Wie es scheint, ziehen Sie mich vom … Rraaaaggh!«
Ein feuriger, stechender Schmerz schoss Hans Arm hinauf, als das Gewicht des Droiden ihn runter auf das Sicherheitsgeländer donnerte. Das Gelenk fing an, sich zu überdehnen, dann spürte Han, wie er hochgehoben wurde und allmählich hinter C-3PO her über das Geländer kippte.
»Festhalten!«, brüllte Zekk.
»Festhalten?«, rief Han, der nicht an all die Dinge zu denken versuchte, die reißen würden, sobald sein Ellbogen unter dem Gewicht des Droiden einfach brach. »Bist du irre?«
Doch Han streckte seinen Arm niemals zur Gänze aus. Stattdessen spürte er, wie er in der samtenen Hand der Macht versank. Er schaute hinüber und stellte fest, dass Zekk in seine Richtung gestikulierte, um ihn und C-3PO über das Sicherheitsgeländer schweben zu lassen, zurück auf das Gerüst. Ihre Füße hatten kaum den Boden berührt, als C-3PO auch schon mit weit ausgebreiteten Armen vor Han auftauchte.
»Captain Solo, Sie haben soeben Ihr Leben riskiert, um meine endgültige Zerstörung zu verhindern«, sagte er. »Besteht die Möglichkeit, dass Sie unter irgendeiner Form von kognitiver Störung leiden?«
»Offensichtlich«, knurrte Han. »Und …«
»Können wir jetzt mit der Rettungsmission weitermachen?«, unterbrach Zekk. Er hob den Repetierblaster vom Deck auf und reichte ihn Han, ehe er die Wand des Inhaftierungszentrums hinaufschaute. »Nach diesen Detonationen wissen Sie, dass wir hier sind.«
Han nickte, starrte C-3PO mit finsterer Miene an, schlang den Riemen des Blasters dann über seine Schulter und blickte gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Jaina und Leia durch das immer noch rauchende Loch in der Mauer des Inhaftierungszentrums verschwanden. Das fünf Meter messende Loch war vollkommen rund und sauber, mit scharfen Kanten und bar jeder Trümmer – was auch der Grund dafür war, warum Thermaldetonatoren das Lieblingswerkzeug von Abrissmannschaften und urbanen Angriffstrupps gleichermaßen waren. Han schaute nach unten, um zu überprüfen, wie weit Team Saav’etu war, und sah auf Ebene 1910 ein ähnliches Loch. Seff Hellin und Kunor Bann befanden sich bereits im Innern des Gebäudes, und Natua Wan und Yaqeel Saav’etu sprangen gerade von ihrem Schwebegerüst durch das Loch. Genau wie bei Jaina und Leia, blieben ihre Lichtschwerter ausgeschaltet – ein Hinweis darauf, dass die Wachen des Inhaftierungszentrums noch nicht eingetroffen waren, um einen Verteidigungsring zu errichten.
Als Han den Blick wieder abwandte, steuerte Zekk ihr eigenes Schwebegerüst bereits zum Durchbruch hinauf. Als sie höher stiegen, sah Han, dass das schlüsselförmige Loch tatsächlich einen Teil des Stockwerks unter ihrer Zieletage freigelegt hatte. Durch die schmale Lücke konnte er in einen langen, von verschlossenen Transparistahltüren gesäumten Korridor hinuntersehen. Hinter den meisten Türen standen Wesen, die fluoreszierende orangene Häftlingskleidung trugen. Sie schienen vielen unterschiedlichen Spezies anzugehören – da waren eine Menge Arcona, Askajianer und Menschen. Einige wirkten überrascht, andere bedrohlich. Keiner sah freundlich aus.
Das Schwebegerüst verharrte vor Ebene 1913. Zekk sprang rasch über die zweieinhalb Meter messende Distanz hinweg in das Gebäude und landete in einem Korridor, der dem unter ihnen ähnelte. Hinter ihm eilten Leia und Jaina bereits auf eine versiegelte Sicherheitstür zu, ihre noch nicht aktivierten Lichtschwerter in den Händen. Zekk wirbelte herum und nutzte die Macht, um die Droiden in den Gang zu heben, dann wandte er sich an Han.
»Hilfe gefällig?«
Han musterte die Entfernung bis zum Rand der Korridorebene und dankte Zekk im Stillen dafür, dass er das Angebot so klingen ließ, als bliebe die Entscheidung ihm selbst überlassen. Er nickte. »Du hättest einen großartigen Schwiegersohn abgegeben, Junge.«
»Zu spät«, rief Taryn nach oben. Sie war jetzt an Bord des Cygnus-7 und bereitete sich darauf vor, ihre neue Position als Schützin des Fluchtvehikels einzunehmen. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
Zekk rollte mit den Augen, lächelte sie jedoch an. »Keine Sorge, Taryn«, sagte er. »Nach Relephon fiele mir nicht einmal im Traum ein, daran irgendetwas zu ändern.«
»Was ist auf Relephon passiert?«, fragte Han.
Zekks dunkler Teint hellte sich zu strahlendem Purpur auf. »Tut mir leid.« Er ließ den Satz ausklingen und schaute einen Moment beiseite, ehe er Han eine Hand entgegenstreckte.
»Staatsgeheimnis.«
Hans Magen wurde schwer, als er plötzlich durch die Luft und über die Kluft hinwegschwebte. Er schaute zu Taryn zurück, die in der offenen Tür des Cygnus-7 stand, mit zwei gewaltigen DL-51-Blasterpistolen umgeschnallt, und beschloss, auf Einzelheiten zu verzichten.
Zekk setzte ihn ab und wies dann auf das Ende des Korridors, wo Leia und Jaina bereits ihre Lichtschwerter verwendeten, um sich den Weg durch die Durastahl-Sicherheitstür freizuschneiden.
»Die Datenbuchse ist da oben, Erzwo. Lasst uns gehen!«
Zekk übernahm die Führung und ignorierte den gedämpften Lärm hämmernder Fäuste und schreiender Gefangener, der ihnen den Korridor entlang folgte. Han bildete die Nachhut und behielt C-3PO und R2-D2 im Auge, die vor ihm vorrückten. Beim Laufen stellte er den Blaster auf VOLL und fing an, Kamerakugeln wegzupusten. Jedes Mal, wenn er eine zerstörte, ging von den Insassen in den Zellen in der Nähe gedämpfter Jubel aus.
Bei den Gefangenen schien es sich um Männer vieler verschiedener Spezies zu handeln. Ihre Zellen waren mehr oder weniger gleich, auch wenn es anstelle eines Bettes häufig eine Stange oder ein Nest gab. Gelegentlich war die Luft braun- oder grünstichig, was auf eine nicht der Norm entsprechende Atmosphäre hinwies.
Han und die Droiden hatten die Sicherheitstür fast erreicht, als von den Lüftungsschlitzen ein leises Zischen ertönte. Er zog die Atemmaske von seinem Ausrüstungsgeschirr und streifte sich die elastischen Halteriemen über den Kopf.
»Gas!« Er zog die Maske nach unten und öffnete die Sauerstoffversorgung, ehe er sein Kehlkopfmikro aktivierte. »Team Saav’etu, nehmt euch in Acht! Wir haben hier oben Gas.«
»Hier unten auch«, erwiderte Yaqeel. »Sie reagieren schneller, als wir erwartet hatten.«
»Positiv«, bestätigte Turi vom Cygnus-7. »Drei Verfolgungsgleiter kommen direkt auf uns zu.«
»Stang, das ging schnell!«, sagte Han. »Kannst du sie abhängen …«
»Nicht nötig«, erwiderte Taryn. Draußen ertönte das Kreischen einer sich entladenden Ionenkanone. »Es sind bloß drei. Ich kann sie uns vom Hals halten!«
»Für wie lange?«, fragte Han.
»Keine Sorge«, meinte Taryn. »Wenn ihr eine Mitfahrgelegenheit braucht, werden wir hier sein.«
Von draußen hörte man das Grollen einer fernen Explosion.
»Das ist gut, Taryn«, meldete sich Leia zu Wort. »Vergiss nur nicht, dass wir versuchen, Todesfälle auf ein Minimum zu reduzieren.«
»Das war nicht ich«, gab Taryn über das Kreischen ihrer Ionenkanone zurück. »Einer dieser Speeder hat eine Erschütterungsrakete abgefeuert.«
Hinter ihrer Atemmaske zuckte Leia zusammen, und Han wusste, was sie dachte. Sie versuchten, unnötige Verluste zu vermeiden – und das nicht bloß, weil sie die schlechte Presse so gering wie möglich halten wollten. Der Konflikt zwischen Daala und den Jedi war bereits außer Kontrolle geraten. Wenn sie anfingen, zivile Opfer zu verursachen, würde das die Ehre beider Seiten besudeln.
»Und?«, fragte Leia. Sie stand gebückt und zog ihr Lichtschwert durch den letzten Abschnitt der Sicherheitstür, wo sie auf Jainas Klinge traf. »Haben sie irgendwen getötet?«
»Schwer zu sagen«, erwiderte Taryn. »Sie haben eine Fußgängerbrücke zerstört.« Dem nächsten Kreischen folgte beinahe sofort das Grollen einer Explosion. »Und … diesmal haben sie einen Nachrichtenschlitten erwischt.«
»Einen Nachrichtenschlitten?« Hans Brust zog sich zusammen. »Doch nicht den von Doran und Bandy?«
»Nein, einen echten Nachrichtenschlitten.« Das war die Stimme von Turi Altamik.
»Jedenfalls in gewisser Weise echt. Er war von ROKS.«
Han suchte Leias Blick und zuckte die Schultern. »Zumindest sind nicht wir diejenigen, die Leute umbringen.«
Leia schaute nur auf. »Ach ja?«
»Ja.«
Nachdem sie all diese Jahre über Seite an Seite gekämpft hatten, wusste Han anhand dieser beiden knappen Worte, was Leia meinte – es spielte keine Rolle, wer von ihnen Unschuldige umbrachte. Die Jedi hatten diesen Kampf begonnen, also trugen sie letzten Endes die Verantwortung, falls Zivilisten ihr Leben verloren.
»Turi, du und Taryn, ihr verschwindet besser«, sagte Han. »Vielleicht könnt ihr sie
irgendwo hinlocken, wo ein bisschen weniger Betrieb herrscht.«
»Und euch zurücklassen?«, wandte Taryn ein. »Nie im Leben …«
»Taryn!«, unterbrach Zekk. »Genau dafür macht man Notfallpläne.«
Noch während Zekk sprach, drehte der Cygnus-7 brüllend bei, und der Bug des Transporters neigte sich nach unten, als er im Sinkflug auf die Zuflucht gewährende Enge der Unterstadt zusauste. Mit etwas Glück würde es Turi gelingen, ihre Verfolger in dem finsteren Labyrinth abzuhängen, um dann wieder umzudrehen und sie einzusammeln, sobald sich Valin und Jysella in ihrer Hand befanden. Falls ihr das nicht gelang, war da immer noch der HoloNews-Transporter mit Doran Tainer und Bandy Geffer an Bord.
Drei gepanzerte Keile schossen an dem Durchbruch in der Wand vorbei und waren dem Cygnus-7 dicht auf den Fersen. Ihre Sirenen kreischten, und die Warnlichter blinkten, ehe sie außer Sicht verschwanden. Als das Schrillen der Ionenkanone fort war, reduzierte sich der Krach im Korridor auf das gedämpfte Lärmen der Gefangenen, die gegen ihre Zellentüren hämmerten und brüllend danach verlangten, freigelassen zu werden. Angesichts all der Drohungen und der Kraftausdrücke, die Han hörte, war er nicht einmal ansatzweise versucht, ihnen zur Flucht zu verhelfen.
Schließlich fand das Dröhnen der Lichtschwerter ein Ende. Han drehte sich um und sah, wie Jaina die Macht einsetzte, um die Sicherheitstür oben zu halten. R2-D2 hatte sich bereits in die Datenbuchse unter der Kontrolltafel an der Wand eingestöpselt und blinkte und trällerte fröhlich, während er sich in den Hauptrechner der Anlage hackte.
Han wandte sich an C-3PO. »Wie lange noch, bis Erzwo einen Gebäudeplan für uns hat?«
»Nur noch einen Moment, Captain. Ich glaube …«
R2-D2 schnitt ihm mit einem scharfen Pfeifen das Wort ab.
»Das ist unmöglich, Erzwo«, gab C-3PO zurück. »Dein Prozessor kann es nicht mit einem ultragekühlten Xyn Tachyon Zwölf aufnehmen. Hör sofort damit auf!«
»Dreipeo!« unterbrach Han. »Wie lange noch, bis wir diesen Gebäudeplan haben?«
»Er sollte jetzt auf Ihren Datapads sein«, entgegnete C-3PO und drehte sich dabei zu Han um. »Erzwo versucht, den Xyn auszutricksen und das Sicherheitsprogamm des Lagerbunkers kurzzuschließen. Das wird dazu führen, dass seine Schaltkreise schmelzen!«
R2-D2 fiepte scharf.
C-3PO sah wieder zu R2-D2 zurück. »Nun, und warum sagst du uns das dann nicht?«, wollte er wissen. »Denkst du nicht, sie würden wissen wollen, dass du den Bunker bereits geöffnet hast?«
»Geöffnet?«
Han schnappte sich das Datapad von Leias Gürtel. Der Bildschirm zeigte einen dreidimensionalen Gebäudeplan, der mit INHAFTIERUNGSZENTRUM 81, EBENEN 1910–1915 markiert war. Die Standorte des Rettungsteams waren nicht verzeichnet, doch dank der beiden roten Punkte, die die Löcher in der Außenwand darstellten, war ihre Position ziemlich einfach einzuschätzen. Es schien, als hätte zumindest das Team Solo bereits eine Trennwand erreicht, die sich auf einem Viertel des Weges durch das Gebäude befand. Auf der anderen Seite der Mauer befand sich ein großes, mehrgeschossiges Atrium, umringt von Zugangsbalkonen, die zu den Zellenkorridoren auf jeder Etage führten. Im Zentrum des Atriums stand der Lagerbunker, auf den sich C-3PO bezogen hatte, eine große, freistehende Kammer mit Zugangsluken hoch oben an den Wänden. Zumindest dem Gebäudeplan nach zu urteilen, schien es keinen einfachen Weg zu geben, zu den Luken zu gelangen.
Han zeigte seinen Begleitern den Bildschirm und aktivierte dann sein Kehlkopfmikro.
»Team Saav’etu, habt ihr den Gebäudeplan schon auf eurem Datapad?«
»Bestätigt«, erfolgte Yaqeels kratzig klingende Erwiderung. »Wir sind gleich hinter der Sicherheitstür und warten auf das Signal.«
»Erzwo hat die Luken zu dieser Kammer geöffnet«, berichtete Han. »Er denkt, dass Valin und Jysella dort gefangen gehalten werden.«
R2-D2 stieß ein zustimmendes Piepsen aus und hängte dann noch ein Zwitschern dran.
»Erzwo merkt an, dass beide Horns tatsächlich auf der Bestandsliste des Bunkers aufgeführt sind«, meldete C-3PO. Während er sprach, piepste R2-D2 weiter vor sich hin. »Er versucht, das Neutralisationsfeld zu deaktivieren, damit er auf die Peilsender zurückgreifen kann, um ihre genaue Position zu bestimmen. Bedauerlicherweise verlangt der Xyn hartnäckig die korrekten Protokolle.«
»Versuch es weiter«, sagte Han zu R2-D2. »Und wo du schon dabei bist: Vielleicht kann dieser Xyn uns ja sagen, ob irgendwelche Wachen unterwegs hierher …«
» Sind sie«, sagte Jaina. »Ungefähr fünfzig. Sie kommen von allen Seiten.«
» Fünfzig … Ist das alles? Offenbar wollen die uns die Sache extra leicht machen.« Han hatte schon zu lange mit Jedi zu tun, um sich die Mühe zu machen, Jaina zu fragen, woher sie die Anzahl der anrückenden Wachen kannte oder ob sie sich wirklich sicher war, dass sie kamen. Er hob einfach drei Finger und fragte dann Yaqeel: »Bereit, Team Saav’etu?«
Als Yaqeel mit einem Klicken ihres Komlinks reagierte, ließ Han alle drei Finger sinken.
»Los!«
Jaina winkte mit ihrer Hand zur Seite, und das menschengroße Rechteck, das sie und Leia aus der Sicherheitstür geschnitten hatten, löste sich aus dem Metall und krachte der Länge nach auf den Balkon. Ein Chor verblüffter, alarmierter Stimmen ertönte, ehe hinter der Ecke das dumpfe Tschang von Durastahl auf Plastoid erklang. In der nächsten Sekunde explodierte der offene Durchgang in ein Gestöber blitzender Lasersalven, und die Lichtschwerter der beiden Solo-Frauen erwachten zum Leben.
»Ich nehme die rechts, Mom!«, rief Jaina.
»Ich links!«, bestätigte Leia.
Sie traten gemeinsam durch die Tür, und ihre Klingen woben bunte Gebilde in die Luft, als sie die Blasterschüsse zu ihren Quellen zurückschlugen. Zekk ging als Nächster und huschte nach vorn, um den Beschuss von zwei Wachtrupps abzuwehren, die hoch oben in den Ecken auf der anderen Seite des Atriums in Stellung gegangen waren.
»Han, Granaten!«, rief Zekk durch die Tür zurück. »Drei-Sekunden-Zünder.«
Han ließ seinen Repetierblaster an der Schlaufe baumeln und zog eine Betäubungsgranate von seiner Ausrüstungsweste. Er stellte rasch den Zeitzünder ein und versuchte dann, nicht zu zittern, als er auf der anderen Seite der Tür in Wurfposition ging. Angesichts des Umstands, dass er von drei sehr erfahrenen Jedi-Rittern umringt war, schätzte er das Risiko gering ein, dass einer der Schüsse durchkam – doch jede Sekunde kamen Dutzende von Lasersalven auf sie zu, und nicht einmal Leia war vollkommen. Als er sah, dass Zekk aus zwei verschiedenen Richtungen beschossen wurde, postierte sich Han ein bisschen seitlicher und warf die erste Granate über das Geländer.
»Zekk, du bist dran!«
Zekk wechselte das Lichtschwert in den Einhandgriff und wirbelte zur Seite, sodass ein halbes Dutzend Schüsse an seiner schwirrenden Klinge vorbeizischten, als er die Hand nach der Granate ausstreckte. Er streckte den Finger ruckartig zur anderen Seite des Atriums aus, und die Granate flog in die Ecke zur Rechten und explodierte mit einer gleichermaßen blendenden wie ohrenbetäubenden Detonation. Die Wachen stürzten schlagartig hin, die meisten von ihnen vollkommen bewusstlos, doch einige hielten sich die Ohren und Augen zu und rollten schmerzerfüllt auf dem Boden herum.
Han hielt bereits die nächste Granate parat. Da er sich Jainas Seite des Balkons gegenübersah, rief er ihren Namen und warf die Granate über ihre Schulter. Sie brauchte ihre Klinge nicht einmal in den Einhandgriff zu wechseln. Sie richtete ihren Blick einfach auf die Wand der Wachen, die auf dem Balkon vor ihr Aufstellung genommen hatten, und die Betäubungsgranate flog auf sie zu, als würde sie von einer Rakete angetrieben. Der Sergeant sah sie kommen und schaffte es, eine Hand zu heben, um darauf zu deuten, bevor sie inmitten seines Trupps explodierte und sie reglos aufeinandergestapelt liegen ließ.
Han drehte sich um und warf die dritte Granate seitlich an Leia vorbei. Sie wartete, bis die Granate auf dem Bodengitter aufschlug, und ließ sie dann den Balkon entlangrollen, auf eine Gruppe von Wachen zu, die den Vorteil hatten, mit angesehen zu haben, was ihren Kameraden widerfahren war, und es daher klugerweise vorzogen, anstatt zu kämpfen, die Flucht zu ergreifen.
Die Detonation erwischte trotzdem die Hälfte von ihnen. Einige flohen weiter, torkelten über den Balkon, während sie sich die Hände auf die Ohren pressten, und einige fielen abrupt hin und krümmten sich auf dem Bodengitter. Diejenigen, die das Glück gehabt hatten, unversehrt zu entkommen, liefen einfach weiter.
Han schickte sich an, nach einer weiteren Betäubungsgranate zu greifen, aber Zekk sagte: »Das wird nicht nötig sein. Wir haben sie überzeugt, sich lieber nicht mit uns anzulegen.«
Han schaute auf, um zu sehen, wie sich die letzte Wachgruppe außer Sicht zurückzog. Er wollte gerade den Status von Team Saav’etu überprüfen, als er im Atrium ein unregelmäßiges Klappern vernahm. Sorgsam darauf bedacht, sich nicht als Scharfschützenzielscheibe zu präsentieren, indem er sich über das Geländer beugte, spähte er vorsichtig darüber und sah einen steten Schauer von Blastergewehren, die auf den Boden des Atriums fielen. Jaina und Leia begannen rasch, den Waffenregen noch zu verstärken, indem sie die Macht einsetzten, um jede GAS-Waffe in Sicht über das Sicherheitsgeländer zu schleudern.
»Sieht aus, als könnten wir weitermachen«, stellte Han fest. Er blickte zu den Luken empor, die hoch droben an der Seite des Lagerbunkers offen standen. Sie waren gut und gerne zwanzig Meter voneinander entfernt, und zwischen zehn und zwanzig Metern über dem Atriumboden. »Die Frage ist, wie kommen wir da rauf? Das ist ein großer Sprung – selbst für einen Jedi.«
Han hatte die Frage kaum gestellt, als im Korridor hinter ihnen ein fröhliches Piepsen ertönte. Einen Moment später glitt unter einer der Luken ein Paneel auf. Dem folgte ein weiteres auf der Ebene von Team Saav’etu, und zwei lange Laufstegbrücken wurden zu den Zugangsbalkonen hin ausgefahren.
»Erzwo will wissen, ob die Brücken vielleicht helfen könnten?«, übersetzte C-3PO.
»Ja, gut mitgedacht«, sagte Han. Er steckte seinen Kopf in den Zellenkorridor und blickte auf R2-D2 hinab. »Glaubst du, du kannst den Zugang zum Atrium rings um den Bunker abriegeln?«
R2-D2 antwortete mit einer langen Abfolge von Pieps- und Trillerlauten.
»Erzwo hat den Xyn davon überzeugt, dass ihr randalierende Insassen seid, die ersuchen, die Kontrolle über das Inhaftierungszentrum zu übernehmen«, übersetzte C-3PO. »Der gesamte Zellenblock wurde isoliert. Und der Signalneutralisator wurde deaktiviert, um zu verhindern, dass ihr den Lagerbunker benutzt, um der Überwachung zu entgehen. Aber ich muss sagen, dass ich nicht glaube, dass es eine so gute Idee ist, den Zellblock abzuriegeln, Captain Solo. Jetzt sind wir hier zusammen mit Dutzenden wütender Wachen eingesperrt – und ich bin mir ziemlich sicher, dass einige davon noch bei Bewusstsein sind.«
Während C-3PO sprach, explodierte unter ihnen ein Blasterfeuerhagel, unten im Atrium.
Han wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Yaqeel Saav’etus pelzköpfige Gestalt einen Salto durch die Luft machte und auf den noch immer ausgefahrenen Laufsteg zuschnellte. Ihr gelbes Lichtschwert wob einen Kokon um sie herum, als sie feindliche Blastersalven abwehrte. Ihre Gefährten quittierten das Heckenschützenfeuer mit einer Salve Betäubungsschüssen, und als sie schließlich landete, waren die GAS-Wachen verstummt. Als Nächstes ging Jaina. Ihre Füße berührten kaum das Sicherheitsgeländer, als sie davon abprallte und mit einem Machtsprung auf dem oberen Laufsteg landete.
»Vielleicht solltest du das andersherum sehen, Dreipeo«, sagte Han, der sich wieder dem Droiden zuwandte. » Diese blutigen Anfänger sitzen hier drin mit uns fest …«
Han ließ den Satz abklingen, als vom anderen Ende des Korridors das Kreischen von Metall ertönte, das über Metall kratzt, sechzig Meter entfernt. Er schaute auf und sah durch das Loch, durch das das Team das Gebäude betreten hatte, wie ein Ende des Schwebegerüsts nach oben kippte. Eine Sekunde später glitt die abgestumpfte, runde Frontpartie eines GAS-Truppenschlittens in Sicht.
Han aktivierte sein Kehlkopfmikro. »Schwierigkeiten!« Er zog einen Thermaldetonator von der Weste. »Da draußen ist die Inf…«
Von weiter unten hallte das gedämpfte Kreisch-Krach von Kanonenschlägen herauf, und die Luft füllte sich mit den beißenden Dämpfen geschmolzenen Metalls. Han stellte den Zeitzünder des Detonators auf drei Sekunden ein und streckte seine freie Hand in den Korridor.
»Aus dem Weg!« Er packte C-3PO am Handgelenk und zog ihn aus dem Gang. »Renn, so schnell du kannst!«
»Rennen? Ich fürchte, meine Servomotoren sind nicht dafür konstruiert zu …«
C-3POs Fuß verfing sich an der Unterkante des Durchgangs, und sein Einwand endete in einem Scheppern. Am anderen Ende des Korridors hatte der Truppenschlitten das Schwebegerüst komplett aus dem Weg geschoben, sodass das Frontverdeck und der Fahrereinstieg in Sicht kamen.
Einige Meter darüber hing die Spitze einer Blasterkanone, die sich bereits in Richtung Korridor drehte. Han setzte einen Fuß gegen C-3POs Rücken und ging vor dem Durchgang in Angriffsposition.
»Du auch, Erzwo!« Han schleuderte den Detonator mit einem kräftigen Wurf in den Korridor und winkte den kleinen Astromech mit seiner freien Hand zu sich herüber. »Lasst uns verschwinden!«
R2-D2 fuhr seinen Interface-Arm ein und schwirrte auf Han zu. Im Korridor hinter dem
Droiden landete der Detonator zwanzig Meter zu früh – und rollte weiter auf den Truppenschlitten zu.
Die vordere Kante des Kanonengeschützes kam in Sicht, und der Lauf schwang weiterhin in Hans Richtung. Unsicher, ob er tatsächlich stark genug war, um einen Astromechdroiden über die Schwelle des Durchgangs zu heben, beugte Han sich nach unten, um R2-D2 zu packen.
»Hey!«, rief er über die Schulter. »Wie wär’s mit ein bisschen …«
Der Korridor explodierte in einem kreischenden Hitzeblitz.
Eine Sekunde später rollte sich Han von C-3PO herunter auf das Bodengitter des Balkons.
Seine Ohren klingelten und vor seinen Augen tanzten Punkte und seine Arme waren leer.
Im Innern des Korridors flammte ein weißer Schein auf, und Han vernahm ein fernes Krachen, bei dem es sich um den hochgehenden Thermaldetonator handeln musste. Er rollte sich auf die Knie und wirbelte herum, um zu sehen, wie sich Zekk auf der anderen Seite des Durchgangs gegen die Wand drückte. C-3PO war zwischen ihnen, stemmte sich auf Hände und Knie hoch, und R2-D2 war nirgends zu entdecken.
In der Erwartung einer weiteren Kanonensalve, die jeden Moment erfolgen konnte, packte Han C-3PO mit beiden Händen und drehte sich vom Durchgang weg, um den Droiden neben sich runterzuziehen.
»Bleib unten!«
C-3PO klapperte neben Han auf das Gitter. »Sehr wohl«, sagte er. »Dürfte ich erfahren, warum?«
»Nein«, sagte Han, als ihm das Fehlen von Kanonenschüssen verriet, dass er überreagiert hatte. Er warf einen raschen Blick zur Tür zurück und stellte fest, dass Zekk um die Ecke vorsichtig in den Korridor spähte. »Ist er … Ist er hinüber?«
Zekk nickte und trat vollends durch den Durchgang. »Du hast ihn erwischt. Guter Wurf.«
»Ich meinte Erzwo«, sagte Han und stand auf. »Ist er … du weißt schon?«
»Erzwo ist hinüber?« C-3PO rappelte sich mit überraschender Anmut auf und klapperte an Han vorbei in den Durchgang. »Sie haben Erzwo eingeschmolzen?«
Im Atrium hinter ihm ertönte ein scharfes Pfeifen. Han drehte sich um und war erleichtert zu sehen, wie R2-D2 über die Laufstegbrücke auf den Lagerbunker zueilte. Die hintere Hälfte der Gehäuseverkleidung des Droiden war versengt und mit Schmelzlöchern übersät, doch offensichtlich hatten die Schäden, die er erlitten hatte, seine Mobilitätsfunktionen nicht beeinträchtigt.
Am anderen Ende des Laufstegs knieten Leia und Jaina in der offenen Luke des Bunkers, bereit, ihnen Feuerschutz zu geben. Fünfzehn Meter unter ihnen stand Kunor Bann für das Saav’etu-Team Schmiere – was bedeutete, dass Yaqeel und Natua bereits in dem Lagerbunker waren, um nach den Horn-Kindern zu suchen. Er wusste, dass Seff drei Etagen tiefer auf dem Balkon war, um die Route zu sichern, über die Team Saav’etu die Anlage betreten hatte. Dem Mangel an Kanonenfeuer dort unten nach zu urteilen, war es ihm außerdem gelungen, das Fahrzeug auszuschalten, das sie angegriffen hatte.
»Erzwo, was machst du da drüben?«, wollte C-3PO wissen. »Dein Platz ist bei der Datenschnittstelle.«
R2-D2 antwortete mit einem erzürnten Trällern, ehe er eine dritte Lauffläche ausfuhr, über die Schwelle holperte und im Innern des Bunkers verschwand.
»Es gibt keinen Grund, sich mir gegenüber dieses Tons zu befleißigen«, rief C-3PO dem Astromech nach. » Natürlich bin ich froh darüber, dich in einem Stück zu sehen!«
Han wandte sich an Zekk und wies dann mit einem Daumen auf den Korridor. »Vielleicht wäre es besser, wenn ein Jedi die Lage draußen im Auge behielte. Mein Wurfarm ist gut, aber …«
»Er ist nicht so gut wie die Macht«, brachte Zekk den Satz für ihn zu Ende. Er drehte seine Handfläche ruckartig nach oben und deutete mit den Fingern auf Han. Zwei von Hans letzten drei Thermaldetonatoren stiegen von seiner Ausrüstungsweste auf und schwebten in den Griff des Jedi.
»Beeilung!«
»Wird gemacht.« Han winkte C-3PO auf die Brücke zu und aktivierte dann sein Kehlkopfmikro. »Wie läuft’s da drin im Bunker? Habt ihr diese Karbonitblöcke schon gefunden?«
»Das könnte man so sagen«, entgegnete Yaqeel. »Nehme ich an.«
»Das nimmst du an?«, gab Han zurück. »Du weißt doch, wie ein Karbonitblock aussieht, oder? Ein großer schwarzer Kasten mit einem Gesicht darauf? Den Mund mitten im Schrei erstarrt?«
»Han, komm einfach her«, sagte Leia. »Das hier wirst du nicht glauben.«
»Okay«, sagte Han. Als er sich dem Laufsteg zuwandte, sah er, dass er das Tor für C-3PO öffnen musste – offensichtlich waren alle anderen einfach darüber hinweggeklettert. »Sind unterwegs. Gebt uns Deckung.«
»Verstanden«, sagte Jaina. »Rennt los!«
»Rennen?«, fragte C-3PO. »Wie ich Captain Solo bereits zu erklären versuchte, sind meine Servomotoren nicht dafür ausgelegt zu … neeeeinn!«
C-3POs Einwand endete im Droiden-Äquivalent eines Schreis, als Natua Wan neben Jaina auftauchte und die Macht einsetzte, um ihn zum Bunker hinüberfliegen zu lassen. Han streifte den Repetierblaster von der Schulter und lief in einem geduckten Sprint hinter dem Droiden her. Noch bevor die Scharfschützen das Feuer eröffneten, begann Jaina bereits, sie aus dem Verkehr zu ziehen, und brachte zwei mit einer Reihe schneller Schüsse zum Schweigen.
Han richtete seinen T-21 in die Richtung, in die Jaina nicht feuerte, und fing an, seinen Gefährten selbst Feuerschutz zu geben, wobei er ganz vergaß, dass er die Energiestufe nicht wieder auf BETÄUBUNG gestellt hatte. Als er den Lagerbunker schließlich erreichte, hatte der stete Strom der Hochenergieladungen das automatische Feuerlöschsystem ausgelöst. Die Verteilerdüsen an der Decke versprühten Löschschaum im Atrium.
»Hübscher Trick«, meinte Jaina hinter ihrer Atemmaske. Sie und Natua traten beiseite, um Han durch die Luke hasten zu lassen. »Sollte das Tarnung oder so was sein?«
»He, wenn die balmorranische Infanterie Rauchwolken einsetzen kann«, sagte Han, der die Energiestufe des T-21 auf BETÄUBUNG stellte, »dann wird mir doch wohl ein Schaumschleier gestattet sein.«
Jaina verdrehte die Augen. »Was immer du sagst, Dad.«
Han blinzelte ihr selbstzufrieden zu, ehe er sich umdrehte, um das Innere des Lagerbunkers in Augenschein zu nehmen … und spürte, wie seine Kinnlade nach unten klappte.
Er stand in einem großen, gekühlten Zylinder, auf einem von mehr als einem Dutzend
kreisrund angeordneter Balkone. An den Wänden auf jeder Ebene hingen mehrere hundert Karbonitblöcke, jeder durch ein geschütztes Kabel mit einer Energiequelle und einer Kontrollstation verbunden.
»Boah!«, entfuhr es Han. »Wir werden mehr Transporter brauchen!«
»Captain Solo, wir können unmöglich alle hier drinnen mitnehmen«, sagte Natua. Die Falleen gab wahrscheinlich beruhigende Pheromone ab, aber falls dem so war, machte Hans Atemmaske ihre Wirkung zunichte. »Und selbst, wenn wir es könnten, lässt sich beim besten Willen nicht sagen, ob wir das auch tun sollten.«
Han sah sie stirnrunzelnd an. » Natürlich sollten wir!« Er konnte nicht umhin, an seine eigenen Erfahrungen mit Karbonit zu denken, an die erstarrte Ewigkeit der Furcht und an die grässliche Qual des Erwachens. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es heißt, in Karbonit eingefroren zu sein?«
»Han, alles was Natua damit sagen will, ist, dass wir nicht allen jetzt sofort helfen können«, sagte Leia, die neben ihn trat. »Wir sind gekommen, um Valin und Jysella zu holen. Und es wird länger dauern, als wir gehofft hatten, sie einfach nur zu finden. Dieser Ort ist riesig.«
»Was du nicht sagst«, gab Han zurück. »Wer sind all diese Leute?«
Natua zuckte die Schultern. »Politische Gefangene? Aufrührerische Insassen?«
»Daalas alte Kumpel?«, bot Han an.
»Eine Vermutung ist so gut wie die andere«, entgegnete Leia. »Alles, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass Daala nicht bloß psychotische Jedi in Karbonit eingelagert hat.«
»Vorausgesetzt, es war Daala«, sagte Jaina. »Das hier könnte auch etwas sein, für das Colonel Retk allein verantwortlich ist. Das Ganze hat zweifelsohne ein gewisses Yaka-Flair.«
»Ja«, sagte Han. »Es ist einfach krank.«
Er begann zu zählen, zuerst die Anzahl der Blöcke, die an einem zehn Meter breiten Wandabschnitt hingen, dann die Zahl der Balkone im Innern des Lagerbunkers. Als er schließlich fertig war und die ungefähre Anzahl der Blöcke schätzte, war er angewidert.
»Über viertausend«, sagte er. »Selbst, wenn wir nur eine Sekunde darauf verwenden, uns jeden anzusehen, würden wir dafür …«
Han fing an zu rechnen, und ausnahmsweise einmal war er dankbar dafür, dass C-3PO ihm bei der Antwort behilflich war.
»Achtzehn Komma drei Minuten«, sagte der Droide. »Dieser Wert setzt voraus, dass vier Leute suchen und dass sie nicht mehr als fünf Sekunden für jeden Ebenenwechsel benötigen.«
Natua wandte sich der nächstgelegenen Treppe zu. »Ich fange oben an.«
Han ergriff ihre Schulter und schüttelte den Kopf. »Moment«, sagte er. »Wir haben keine achtzehn Minuten. Wir haben nicht einmal ein Viertel davon.«
Natuas Gesichtsschuppen verdüsterten sich. »Wir werden nicht aufgeben.« Ihr Tonfall machte deutlich, dass das eine Feststellung und keine Frage war. »Nicht, nachdem wir so weit gekommen sind.«
»Natürlich nicht«, sagte Han. Er wandte sich an R2-D2. »Du, fang an, alles aufzuzeichnen.
Wir brauchen den Grundriss, die Anschlussstellen und so viele eingefrorene Gesichter, wie du aufnehmen kannst. Wenn wir wieder im Tempel sind, wird der Rat wissen wollen, wer all diese Leute sind, und alles, was du ihnen dann an Informationen zur Verfügung stellen kannst, wird helfen.«
R2-D2 gab ein gehorsames Piepsen von sich und rollte auf den nächstgelegenen Karbonitblock zu.
»Verzeihen Sie, Captain Solo«, sagte C-3PO. »Aber wäre es nicht besser, eine Datenbuchse zu suchen und Erzwo einfach zu bitten, den Xyn nach dem Fundort der Horn-Jedi zu fragen?«
»Dafür ist keine Zeit«, sagte Han. »Wenn es so einfach wäre, hätte Erzwo das bereits getan.«
»Wie sollen wir die Horns dann finden?«, fragte C-3PO.
»Das tun nicht wir«, gab Han zurück. »Sondern du.«
»Ich?«
»Sicher«, sagte Han. »Der Signalneutralisator ist aus, und wir wissen, dass diese Peilsender, die Mirax platziert hat, irgendwo hier drin sind.«
»Natürlich!« Leia schenkte Han dieses bewundernde Lächeln, das stets dafür sorgte, dass er sich gut fühlte. »Ce-Dreipeo hat einen Vollspektrum-Empfänger.«
»Das stimmt«, sagte C-3PO. »Doch ich verstehe nicht, inwiefern mir das dabei helfen wird, die Horns zu finden. Sie werden uns ja nicht mit ihren Komlinks rufen.«
»Nein, aber diese Peilsender schon«, erklärte Jaina. »Taryn sagte, sie würden ihre Mikroübertragungen als Hintergrundrauschen tarnen, erinnerst du dich?«
»Genau«, sagte Han, der sich wieder C-3PO zuwandte. »Also führ einen Vollspektrum-Scan durch und …«
»Da!« C-3PO streckte einen Arm aus und fegte Natua beinahe von den Füßen, als er abrupt zum Sicherheitsgeländer eilte. »Nur eine Ebene unter uns. Ich erkenne das Signal von unserer Planungssitzung wieder.«
»Gute Arbeit!« Han klopfte C-3PO auf den Rücken und wandte sich an Natua und Leia, ohne auf den Protest des Droiden zu achten. »Warum helft ihr beide Yaqeel und Seff nicht dabei, die Blöcke hochzubringen? Jaina und ich kümmern uns um die Fluchtstrategie.«
Anstatt zur Treppe zu laufen, sprangen Leia und Natua einfach vom Balkon, packten mit einer Hand das Sicherheitsgeländer und schwangen sich daran ein Stockwerk tiefer. Han kehrte zur Luke zurück und kniete neben Jaina nieder, ehe er die letzten Betäubungsgranaten von seiner Weste zog und sie auf dem Boden arrangierte. Er hatte immer noch den einen Thermaldetonator, den Zekk ihm gelassen hatte.
»Jetzt kommt der spaßige Teil.« Er spähte ins Atrium hinaus, das aussah, als wäre es von einem Blizzard aus Feuerlöschmittel getroffen worden. »Weißt du, wo die Scharfschützen sind?«
»Sicher.« Jaina vollführte mit ihrer Hand einen Bogen und wies auf die oberen Balkone, die die Atriumwand gegenüber von ihnen säumten. »So ziemlich überall.«
»Dann werden wir also keine Probleme haben, sie zu erwischen, hm?«
»Das bezweifle ich.« Sie schaute zu ihm rüber und sagte: »Weißt du, Dad, wenn du ein Jedi-Meister wärst, würde ich mir nicht so viele Sorgen machen.«
Han lächelte. »Keine Sorge, Mädchen«, sagte er. »Ich verlass mich auf mein Glück – und das hat mich immerhin bis hierher gebracht, richtig?«
Jaina erwiderte das Lächeln. »Ich schätze, schon.« Sie küsste ihn auf die Wange, dann streckte sie die Hand aus und schaltete die Energieeinstellung seines Repetierblasters wieder auf VOLL. »Doch bloß für den Fall, sollten wir ihnen einen Grund geben, ihre Köpfe unten zu halten.«
Han hörte ihre letzten Worte kaum, weil seine Aufmerksamkeit auf ihre Hand fixiert war.
Tatsächlich war sie auf ihren Ringfinger gerichtet, da ihm gerade aufgefallen war, dass wieder ein sehr vertrauter, sehr teurer Verlobungsring daran steckte.
»Hey, wo kommt der denn her?«, fragte er. »Ich dachte, du hättest Jag gesagt, er solle das Ding in den See werfen?«
Jaina errötete und schaute weg. »Das habe ich nie zu ihm gesagt.«
»Aber etwas in der Art«, sagte Han. »Also, was ist los?«
»Nichts, Dad«, sagte sie. »Interpretier da nicht zu viel hinein, okay? Wir sind uns selbst nicht sicher, was das bedeutet. Ich erzähle es dir später.«
»Aber es bedeutet etwas?«, drängte Han. »Das ist der wahre Grund dafür, warum er uns aufgespürt hat, bevor er zurück auf die Pellaeon ist, stimmt’s?«
»Dad!«, sagte Jaina. »Musst du nicht eine Flucht organisieren?«
»Das reinste Kinderspiel.« Han aktivierte sein Kehlkopfmikro. »Zekk, wie sieht es draußen aus?«
»Wir sind heute Abend definitiv im HoloNet«, sagte Zekk. »Ich werde ungefähr von einem Dutzend Nachrichtengleitern gefilmt, während wir hier sprechen. Ich sehe welche von BAU, HNE, HoloNews und … eine Menge andere, Captain.«
Übersetzung. Zekk machte sich Sorgen, sie könnten abgehört werden, doch Doran und Bandy – im MSHoloNews-Schlitten – befanden sich in Position, um sie einzusammeln.
»In Ordnung«, sagte Han. »Was ist mit unserem Transportmittel?«
»Der Cygnus-7 hat Schwierigkeiten, zu uns zurückzukommen«, sagte er. »Ihr Kommunikationssystem wurde kompromittiert, und jedes Mal, wenn sie versuchen, auf Umwegen zum Inhaftierungszentrum zurückzukehren, stoßen sie auf weitere GAS-Schlitten. Sie glauben, dass ihnen bereits zwanzig oder dreißig auf den Fersen sind, die versuchen, sie in die Enge zu treiben.«
Übersetzung: Turi und Taryn ließen absichtlich zu, dass ihre Übertragungen abgefangen wurden, um so viele GAS-Verfolgerfahrzeuge wie möglich vom Inhaftierungszentrum wegzulocken.
»Stang!«, sagte Han und gab vor, bestürzt zu sein. Er wusste es besser, als zu denken, die Jedi-Verschlüsselung ihrer Komlinks sei geknackt worden, doch Zekks Vorsicht sorgte dafür, dass es so klang, als würde er ihre Übertragungen unmittelbar an den Cygnus-7 weiterleiten – natürlich mit dem alleinigen Zweck, die GAS auf eine falsche Fährte zu locken. »Ohne diesen Cygnus-Sieben kommen wir hier nicht raus. Sag ihnen, dass sie sich melden sollen …«
Han schaute zurück und sah, dass Leia zusammen mit Yaqeel und den anderen beiden Jedi auf ihn zusprintete. Leia hatte die Führung übernommen. Zwischen ihnen, auf winzigen Repulsorliftantrieben schwebend, befanden sich zwei Karbonitblöcke mit den vor Entsetzen verzerrten Gesichtern von Valin und Jysella Horn.
»Zwei Minuten«, sagte Han in sein Kehlkopfmikro. »Wenn der Cygni seine Verfolger bis dahin nicht abschütteln kann, machen wir uns auf den Weg in die Unterstadt und versuchen, zu Fuß zu entkommen.«
Übersetzung: Wir sind in zwei Minuten am Treffpunkt. Sorg dafür, dass Doran und Bandy dann schon auf uns warten.
»In die Unterstadt?«, entgegnete Zekk. »Zu Fuß?«
»In zwei Minuten – das könnte unser einziger Weg hier raus sein«, sagte Han. »Ist immer noch besser, als in einer GAS-Gefängniszelle zu verrotten … Richtig, Kunor?«
Kunors überraschte Stimme drang aus Hans Ohrhörer. »Ähm, sicher, Captain Solo.« Auf der anderen Seite des Atriums eilte Kunors weiß gekleidete Gestalt über den Zugangsbalkon auf eine Treppe zu, die ihn hoch auf Zekks Ebene führen würde. »Falls Sie abhauen wollen, bin ich dabei.«
Übersetzung: Ich bin unterwegs nach oben zum Treffpunkt.
»In Ordnung, dann fange ich mit dem Countdown an.« Zekk klang wahrhaftig entsetzt – was exakt der Grund war, warum Han wusste, dass er bloß schauspielerte. Das Einzige, was Zekk wirklich fürchtete, war die Dunkle Seite, und selbst der hatte er schon ein paarmal die Stirn geboten. »Wir reden in zwei Minuten.«
Übersetzung: Kommt schleunigst hierher. Der Transporter ist pünktlich.
Als Leia und die anderen näher kamen, stand Han auf und machte sie in weniger als zehn Sekunden mit seinem Plan vertraut.
Als er fertig war, fragte Jaina: »Dad, bist du sicher, dass du einer von denen sein solltest, die die Blöcke ziehen? Ohne die Macht bist du schon angreifbar genug.«
»Darum gehe ich ja auch als Letzter. Bis ich dran bin, wird keiner mehr übrig sein, der auf uns feuert.« Han sah auf sein Chrono. »Genug geredet. Denkt bloß daran, auf keinen Fall stehen zu bleiben. Begebt euch zum Treffpunkt, geht an Bord und macht euch aus dem Staub.«
Er nickte Natua und Seff zu, die unverzüglich ihre Lichtschwerter aktivierten und auf den Laufsteg stürmten. Von den Balkonen regnete ein Sturm bunter Laserblitze auf sie herab. Anstatt auf ein akrobatisches Manöver zu verfallen, blieben die beiden Jedi auf den Füßen und zogen absichtlich das Feuer auf sich. Ihre Klingen woben glühende Lichtkugeln über ihren Köpfen, als sie die Schüsse beiseiteschlugen.
Han und die beiden Solo-Frauen machten sich die Taktik zunutze. Han nahm Betäubungsgranaten und schleuderte sie ins Atrium hinaus, und Leia oder Jaina ließen sie sogleich durch die Luft zu den Wachen hinüberfliegen, die durch ihren Angriff ihre Positionen verraten hatten. Als die beiden Jedi-Ritterinnen auf halbem Wege über die Brücke waren, war das Blasterfeuer zu einem Tröpfeln abgeklungen.
Han tippte Jaina auf die Schulter. »Du und Yaqeel, ihr geht als Nächstes. Los!«
Jaina warf ihren Blaster beiseite und katapultierte sich aus der Luke, riss ihr Lichtschwert vom Gürtel und aktivierte es in vollem Lauf. Im Gegensatz zu Natua und Seff hielt sie die Klinge bloß in einer hohen Deckung und ließ sie beinahe betulich vor- und zurückschnellen, wann immer einer der verbliebenen Scharfschützen genügend Mut aufbrachte, um zu schießen – und das Feuergestöber riskierte, mit dem Han und Leia ihn dann eindeckten.
Sobald Jaina auf der Brücke vier Meter weit gekommen war, dirigierte Yaqeel R2-D2 und C-3PO durch die Luke und begann, sie auf den Balkon zuzutreiben. Trotz C-3POs Vorhersagen von Verderben und garantierter Zerstörung, schwand das Heckenschützenfeuer vollends, nachdem Yaqeel einen einzelnen Schuss zur Seite geschlagen hatte.
Als die Droiden die Mitte der Brücke erreichten, ließ Han seinen Repetierblaster an der Schulterschlaufe baumeln und stand auf. Er warf Leia ein Grinsen zu und wandte sich dann in Richtung der Karbonitblöcke, die auf ihren Repulsorlifts schwebten.
»Siehst du? Alles bestens.«
Ein ohrenbetäubender Chor metallischen Krachens hallte durch den Lagerbunker, als sämtliche Luken gleichzeitig zufielen. Han wirbelte wieder herum, um Leia auf dem Bodengitter sitzen zu sehen. Sie stützte sich mit weit offenem Mund mit den Händen hinter sich ab. Sie starrte direkt vor sich, wo nun eine ölige Durastahlplatte ihren einzigen Fluchtweg versperrte.
Leia richtete langsam ein Paar wütender brauner Augen in seine Richtung. »Das musstest du einfach sagen, oder?«
»Das ist nicht meine Schuld!«, sagte Han und rammte einen Finger gegen einen Knopf auf der Kontrolltafel. Als die Luke geschlossen blieb, fügte er hinzu: »Erzwo hat nichts davon gesagt, dass dieses Xyn-Ding seine Meinung ändern könnte!«
»Ich nehme an, dass irgendjemand dem Rechner geholfen hat«, sagte Leia. Sie erhob sich und kam rüber, um die Luke zu untersuchen. »Das ist eine Turadium-Schildlegierung. Es wird eine Ewigkeit dauern, sich da durchzuschneiden.«
»Tja, nun, wir haben keine Ewigkeit.« Han sah auf sein Chrono. »Wir haben sechzig Sekunden.«
Leia runzelte die Stirn. »Du denkst doch nicht, dass sie ohne uns …« Sie ließ den Satz unvollendet und schüttelte den Kopf. »Vergiss es! Sie haben keine andere Wahl.«
Han nickte. »Dieser Nachrichtenschlitten hat weder Waffen noch eine Panzerung«, sagte er.
»Sie müssen ohne uns abfliegen – oder sie werden abgeschossen.«
»Ich gebe ihnen Bescheid.« Leia aktivierte ihr Kehlkopfmikro und blickte düster drein.
»Aber nicht mit diesem Ding. Der Signalneutralisator ist wieder aktiv. Wir haben die Kom-Verbindung verloren.«
Ihre Augen schweiften in die Ferne und wurden unfokussiert, als sie ihre Machtsinne ausstreckte – wahrscheinlich nach Jaina, zu der sie die stärkste Verbindung hatte. Han nutzte die Gelegenheit, um sich im Bunker umzusehen, auf der Suche nach irgendeinem Fluchtweg, die der Xyn vielleicht übersehen hatte. Das Innere des Bunkers war gespenstisch still und bloß schwach erhellt. Die blinkenden Statusleuchten an all den Tausend Karbonitblöcken erinnerten ihn an eine Luftstraße auf Coruscant in der Abenddämmerung. Noch war die Temperatur nicht unbehaglich, doch er wusste, dass es kalt genug war, um innerhalb weniger Stunden zu einer Unterkühlung zu führen.
Als er keine offensichtlichen Fluchtmöglichkeiten entdeckte, zog Han das Datapad aus seiner Westentasche und schaute sich noch einmal den Gebäudeplan an, den R2-D2 ihnen zuvor beschafft hatte. Er brauchte bloß einen Moment, um zu finden, was er brauchte. Er schaute zur Decke des Bunkers empor, die sich ungefähr dreißig Meter über ihren Köpfen zu einer vage kegelförmigen Kuppel hin wölbte.
Han drehte den Bauplan so, dass Leia ihn sehen konnte, und wies auf die patronenförmige Spitze. »Dieses Ding ragt durchs Dach empor. Ich entsinne mich, das gesehen zu haben, als wir die Schwebegerüste in Position brachten.«
»Ich auch«, sagte Leia. »Und?«
Er tippte auf eine kleine Kugel, die von seiner Ausrüstungsweste hing. »Und ich habe immer noch einen Thermaldetonator.«
»Okay …« Leias Augen hellten sich etwas auf, doch sie schien noch nicht ganz zu begreifen, worauf er hinauswollte. »Und dann?«
»Dann sind wir draußen auf dem Dach«, sagte Han. Er packte Valins Block und ließ ihn auf die nächstgelegene Treppe zuschweben. »Wo die GAS-Jungs uns mit Sicherheit nicht zu sehen erwarten.«
Leia neigte den Kopf. »Nun, das ist immer noch besser, als hier drin gefangen zu bleiben.
Ich werde in der Macht nach Jaina suchen und sehen, ob ich ihr den Gedanken vermitteln kann, dass wir nach oben gehen.«
Sie ergriff Jysellas Karbonitblock und ließ ihn hinter Han herschweben, und gemeinsam begannen sie, so weit hochzuklettern wie nur möglich. Fast sofort entdeckten sie einen Lastenaufzug, doch sie benutzten ihn nicht, aus Angst, dadurch ihre Absichten zu verraten.
Abgesehen davon war der Aufstieg dank Leia, die die Macht einsetzte, um die Blöcke die Treppe hochzuziehen, nicht allzu strapaziös. Nach einigen Minuten standen sie auf dem obersten Balkon und blickten in die spitz zulaufende Kuppel hinauf.
Han zog den Thermaldetonator von seiner Weste und versuchte dann, den Abstand zwischen ihnen und der Kuppelspitze einzuschätzen. »Das sollte weit genug über uns sein, dass wir von der Explosion verschont bleiben, oder?«
Leia musterte die Kuppel einen Moment lang und nickte dann. »Vermutlich, und falls wir uns irren …«
Weiter unten ertönte das Geräusch sich öffnender Luken. GAS-Wachen in voller Kampfmontur strömten in den Bunker, und einen Augenblick später kreischten Blastersalven zu ihnen hinauf.
»Das ging schnell«, stellte Han fest. Leia und er drückten sich gegen die Wand, dann stellte er den Zeitzünder des Detonators auf drei Sekunden ein und fragte: »Bereit?«
Als Leia nickte, schleuderte er den Detonator auf die Kuppel zu und zählte laut die Sekunden runter.
Leia streckte eine Hand aus, packte den Sprengsatz mit der Macht – und mehrere Wachen brüllten: »Detonator!«
Das Blasterfeuer verebbte, als die Wachen auf die nächstbesten Ausgänge zuhechteten. Leia ließ ihre Hand ruckartig nach oben schnellen, und der Thermaldetonator flog zum Scheitelpunkt der Kuppen hinauf.
»Drei!«, warnte Han.
Beide Solos schlossen ihre Augen und drehten sich zur Wand um. Trotzdem war der Lichtblitz so grell und die Explosion so laut, dass Hans Schädel brummte. Er spürte, wie eine Hitzewelle über ihn hinwegstrich, die so heiß war, dass er fürchtete, sie hätten die Entfernung zum Scheitelpunkt der Kuppel womöglich falsch eingeschätzt.
Ein gewaltiges Krachen hallte durch den Bunker. Dann verschwanden die Hitze und das Licht so rasch, wie sie gekommen waren. Han stand mehrere Herzschläge lang da wie erstarrt, bloß um sicherzustellen, dass er tatsächlich noch am Leben war, ehe er schließlich seinen Atem entweichen ließ.
»Hey, wir haben’s geschafft!« Er öffnete die Augen, drehte sich zur Seite, um Leia zu umarmen … und stürzte beinahe von dem halb zerstörten Balkon. »Leia?«
Sie war nicht da. Ebenso wenig wie die Horns.
Mehr als die Hälfte des Balkons war von der Druckwelle der Explosion erfasst worden und jetzt einfach weg. Doch damit blieb immer noch ein guter halber Meter Durastahl übrig, auf dem Leia hätte stehen können – und eigentlich stehen sollte.
»Leia!«
Han ließ sich auf die Knie fallen und spähte über den glühendheißen Rand des Balkons, in der Erwartung – in der Hoffnung –, sie von einem der Balkone weiter unten hängen zu sehen.
Aber da war niemand. Bloß gut viertausend sehr stille Karbonitgefangene.
»Leeeeiiiaaa?« Der Ruf war zu gleichen Teilen eine Frage und ein Heulen – ein Schrei, wie Han ihn noch nie zuvor ausgestoßen hatte. »Leiaaaaa!«
Han?
Er vernahm Leias Stimme ebenso sehr in seinem Geist wie in seinen Ohren, und er bildete sich ein, dass sie durch die Macht mit ihm in Verbindung trat, um ihn ein letztes Mal zu berühren, bevor sie fort wäre … für immer. Ihm stiegen Tränen in die Augen.
Dann rief sie erneut nach ihm. »Han!«
Er schaute mit so feuchten Augen auf, dass er dort, wo der Detonator das Dach zerstört hatte, nichts weiter sehen konnte als einen blauen Schemen. »Leia?«
»Han!«, rief sie. »Kommst du jetzt endlich? Sie warten auf uns!«
» Wer wartet auf uns?«
Han stand da und wandte sich der Stimme zu, während seine Verwirrung wuchs. Es war unmöglich, dass sich Zekk, Jaina und die anderen im Nachrichtentransporter auf dem Dach befanden – selbst wenn sie sich seinen Anweisungen widersetzt hätten, hätte die GAS sie abgeschossen. Und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer sonst mit Leia auf ihn warten sollte, abgesehen von all denen, die ihnen nahestanden und bereits tot waren … Bedeutete das, dass er auch tot war?
Han schaute wieder nach oben. Er konnte vage eine Frauengestalt ausmachen, die am Rande des Sprenglochs kniete – Leias Gestalt. Hinter ihr zeichnete sich die wuchtige Form eines gepanzerten Cygnus-7-Transporters ab.
»Leia! Du bist …« Er fing sich, da er sich vor den Augen der Frau, die er liebte, nicht wie ein kompletter Narr aufführen wollte. »Du bist schon draußen?«
»Han, ich bin seit fünf Sekunden hier draußen – und die Horns bereits seit einigen mehr!«
Als aus den Untiefen des Bunkers das polternde Geräusch laufender Stiefel nach oben drang, runzelte Leia die Stirn und fragte: »Was ist los? Hast du dir den Kopf angeschlagen oder so was?«
»Ähm, ja.« Han wischte sich mit dem Ärmel die Augen ab. »Muss ich wohl. Tut mir leid.«
»Was soll die Verzögerung?«, wollte eine vertraute hapanische Stimme wissen. Einen Moment später tauchte Taryn Zel neben Leia auf und fing an, durch das Loch Blasterfeuer nach unten zu schicken. Hinter ihr zerriss das Kreischen der Ionenkanone des Cygnus-7 die Luft.
»Vorwärts, Solo!«
Von unten drang jetzt ein steter Strom Blasterfeuer herauf, der vom oberen Ring des Bunkers abprallte und weiter oben im Himmel verschwand. Han zog den Blaster von seiner Schulter, schaute rasch auf, um zu sehen, dass Leia bereits eine Hand in seine Richtung ausstreckte und das Feuer erwiderte, als sie ihn aus dem Bunker geradewegs in den offenen Frachtraum des Cygnus-7 katapultierte.
Leia und Taryn warfen sich auf ihn, und einen Moment später zog Turi den überladenen Transporter über den Rand des Inhaftierungszentrums und schoss abwärts. Han und die beiden Frauen rollten runter gegen das vordere Frachtraumschott und lagen in einem Wirrwarr aus Armen und Beinen oben auf den Frachtbehältern, bemüht, zu Atem zu kommen und ihre wild hämmernden Herzen zu beruhigen. Schließlich tauchte der Cygnus-7 in das tarnende Zwielicht der Unterstadt ein und ging wieder in die Horizontale.
»Siehst du?« Han schlang einen Arm um Leias Schultern und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Lippen, ehe er zurücktrat und ihr sein bestes Lächeln schenkte. » Sagte ich nicht, dass das Ganze ein Spaziergang wird?«