QUINN
Die Zip aus dem Sequoia-Arsenal sieht aus wie ein unter Hängen und Würgen aus dem Sumpf geschleiftes Urzeitvieh. Der Lack ist abgeblättert, die Flügel verrostet. Ich bezweifle schwer, dass sie es überhaupt in die Luft schafft, geschweige denn zur Stadt und wieder zurück, und in jedem anderen Fall würde ich mich weigern, einen Fuß reinzusetzen. Maks deutet meine Miene richtig und tätschelt die Maschine. »Das Prachtstück hier hab ich in einer alten Royal-Air-Force-Kaserne gefunden«, sagt er.
Ich klettere hinten rein, neben so einen Typen mit völlig abgekauten Fingernägeln. Als er mich sieht, krallt er sie schnell außer Sichtweite ums Gewehr.
Maks setzt sich neben den Piloten. »Hier«, sagt er und wirft zwei Paar Riesenkopfhörer nach hinten. »Alles bereit«, krächzt seine Stimme heraus.
In die Zip kommt Leben, die Propeller rotieren so heftig, dass ich durchgeschüttelt werde. Der Pilot zieht die Nase hoch und sagt: »Kontrollturm Sequoia. Startrichtung null-sieben. Planflughöhe achthundert Fuß. Unmittelbar startbereit.«
»Hier Sender Sequoia. Durchsage verstanden. Startfreigabe erteilt«, höre ich.
»Verstanden.« Der Pilot drückt den Schubregler nach vorn und die Zip hebt sich vom Asphalt. Es quietscht wie tausend ungeölte Türscharniere und ich klammere mich am Sitz fest, gelähmt vor Panik, dass das Ding in der Luft in all seine Einzelteile zusammenfällt.
Der Pilot schiebt den Steuerknüppel vor und die Nase der Zip reckt sich unter noch größerem Geruckel und Gequietsche himmelwärts. Doch bald sind wir in den Wolken und schauen runter auf ein Land voll grauer und schwarzer Geröllberge und unwegbarer, ruinierter Straßen. Der Anblick ist völlig neu für mich und ich will alles in mich aufsaugen, doch die Angst um Jazz und Bea verbietet mir das. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.
Ein Schlingern nach links und ich muss mich am Türgriff festhalten, um nicht quer über die Sitze zu taumeln. Wir zischen über einen breiten Fluss und ein überspültes Dock.
»Nur bisschen windig. Kein Problem«, sagt der Pilot und bringt die Maschine wieder auf Kurs.
Maks windet sich in seinem Sitz und schaut mich an. »Schiss?«, fragt er. Ich schüttle den Kopf. Nein. Er hebt die Augenbrauen. »Solltest du aber. Ich würde nicht gern in deiner Haut stecken, wenn Vanyas Kind hopsgegangen ist.« Lachend dreht er sich weg. Ich schaue runter auf die Felder und denke an Jazz. Ihr Bein war schon bei meinem Aufbruch entzündet. Und jetzt ist es mehr als wahrscheinlich, dass sie daran gestorben ist, und in dem Fall haben Bea und ich Vanyas Zorn nichts entgegenzusetzen.
Wie wird Bea bloß mit der Einsamkeit fertig? Ob sie im Bahnhof geblieben ist? »Wie lang brauchen wir noch?«, frage ich, aber meine Kopfhörer haben kein Mikro und bei dem Propellerlärm hört mich sowieso keiner.
Mir bleibt nur warten. Sonst nichts.