BEA
Drei Kieselsteine, ein Flaschendeckel, eine Metallplakette und eine Haarspange. Mit einem hohlen Klimpern lasse ich sie in den Brunnen zurückfallen. Sechs Objekte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir schon länger hier sind als sechs Tage. Hab ich einen Tag nicht mitgezählt? Hab ich ein paar verschlafen?
Jazz will einfach nur vor sich hin dösen, sonst nichts, und essen mag sie auch nicht mehr.
Ich kehre zu ihr zurück, gehe in die Knie und berühre ihre Stirn. Sie glüht stärker als je zuvor und zum Fiebersenken habe ich nichts als nasse Kleider, die ich ihr auf die Haut lege. Ihr Bein wage ich nicht anzugucken. Das letzte Mal war es gerade am Anschwellen. Wie lange wird das so gehen? Eine Woche? Länger? Oder ist es schon zu spät?
»Ist Quinn wieder da?«, fragt sie mit schwacher Stimme
Ich streichle ihr die Wange und bemühe mich um einen lockeren Tonfall. »Quinn ist ja immer spät dran, aber er wird kommen. Konzentrier du dich mal nur aufs Ausruhen.« Sie starrt zu mir hoch und verzieht den Mund – sie ist ein Kind, kein Idiot. »Kann ich irgendwas für dich tun?«, frage ich.
»Noch was von der Medizin da.« Sie deutet auf die Alkoholflasche, die ich zum Betäuben benutzt habe.
»Ich hab auch noch so was hier.« Ich breche ein Stück vom Energieriegel ab und versuche, ihn ihr zwischen die Lippen zu schieben. Sie schüttelt den Kopf und ich greife zur Flasche. Angeekelt nimmt sie einen Schluck. Gut schmeckt es ihr nicht, aber es beruhigt sie.
Mein Blick schweift zum Brunnen. Wenn ich ein paar Tage übersprungen habe, werden wir vielleicht bald gerettet.
Bitte, lieber Gott oder liebe Erde oder was auch immer da draußen sein mag, bitte lass uns bald gerettet werden.
Bitte.