40.

Kalifornien, Nordamerika
23 Seemeilen südlich von Crescent City
25. Juli 2084
Ortszeit: 16.27 Uhr
3 Tage vor dem Esra-Transport

Die rote Beech Baron sank unter eine dunkle Wolkenmasse, die viel schneller als vermutet von Norden herangezogen war. Die strahlende Sonne, die eben noch das Cockpit wärmte, war verschwunden, und das ganze Flugzeug schien förmlich zu schaudern.

Wilson setzte die Sonnenbrille ab und schob sie in die Halterung an seinem Sitz. Er saß am Steuer seiner altmodischen Turbopropmaschine, neben ihm Randall Chen. Sie machten einen Rundflug über den Redwood National Forest und waren seit einer Stunde in der Luft. Wilson hatte es für eine gute Idee gehalten, Randall an diesem Nachmittag vom Simulator und seiner Lernerei wegzuholen. Ein Flug schien ihm die ideale Ablenkung zu sein.

Wilson drückte auf den Knopf an seinem Headset. »Der Ausblick ist fantastisch, finden Sie nicht?«

Das Flugzeug erzitterte.

»Ja, unglaublich«, hörte er Randall antworten, und kurzzeitig drang der Motorenlärm an seine Ohren.

Sie flogen nach Norden entlang der unbebauten Küste. Links lag der strahlend blaue Pazifik, rechts waren bewaldete Berghänge zu sehen. Unter ihnen wechselten sich Flussmündungen und dunkle Sandstrände ab. Die Turbulenzen wurden mit jeder Minute heftiger.

»Das Gebirge da drüben verläuft durch ganz Washington bis zur Küste von Oregon und stößt an die Rocky Mountains«, sagte Wilson.

Randall blickte zu den schaumgekrönten Wellen hinab, dann zu den drohenden schwarzen Wolken hinauf. »Hören Sie, ich bin kein Experte, aber das Wetter scheint sich rapide zu verschlechtern.«

Ihre Flugroute sollte parallel zu den Salmon Mountains nach Südosten verlaufen, dann nach Westen zur Klamath-Mündung und über Enterprise Corporation hinweg. Dabei bekämen sie auch den National Forest und das Wasserkraftwerk zu sehen, das die Gezeitenströmung in der Mündung ausnutzte. Jetzt flogen sie bereits wieder nach Norden auf den Flugplatz von Crescent City zu, wo Wilson sein Flugzeug die meiste Zeit des Jahres stehen hatte.

Er tippte auf den Touchscreen seines MacAir, und wie Randall schon bemerkt hatte, braute sich mit alarmierender Schnelle ein Unwetter zusammen. Es war Zeit zu entscheiden, ob er nach einem anderen Landeplatz suchen oder mit erhöhter Geschwindigkeit das ursprüngliche Ziel ansteuern wollte.

»Sie haben doch nichts gegen einen holprigen Flug, oder?«, fragte er.

Randall drehte den Kopf. »Nein, dagegen habe ich nichts. Aber ich bin nicht in der Stimmung für eine Bruchlandung, falls Sie das im Sinn haben. Um die Wahrheit zu sagen, ich kann nicht glauben, dass Sie mich in dieser Blechkiste hier raufgeschleppt haben.«

»Das ist ein erstklassiges Flugzeug«, widersprach Wilson, dann drückte er den Gashebel durch.

»Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun«, war Randalls gedämpfte Antwort.

Wilson warf noch einen Blick auf den MacAir. »Keine Sorge, in knapp zehn Minuten habe ich Sie wieder am Boden.« Er ermittelte einen direkten Kurs auf Landebahn 35 und gab schlechtes Wetter an, um vorrangige Landeerlaubnis zu erhalten. Eine Computerstimme bestätigte sofort seinen Anflug. Wilson schnallte sich an, und im selben Moment zuckte ein Blitz aus den Wolken. »Das könnte lustig werden«, meinte er.

Randall zog seinen Gurt fest. »Ich habe Ihnen mal gesagt, dass ich fürs Fliegen nichts übrighabe.«

»In solchen Momenten ist kein Platz für Furcht«, erwiderte Wilson. »Das habe ich Ihnen auch mal gesagt.«

Das Flugzeug begann zu hüpfen und zu schaukeln.

Mit knappen Steuerbewegungen brachte Wilson die Beech Baron auf neunzig Meter runter und flog über die windgepeitschte Bucht, ohne Landeklappen, direkt ausgerichtet auf die Landebahn. Die Geschwindigkeit betrug 230 Knoten, zum Landen unvernünftig hoch. Bei alldem schaute er zu den Bäumen in der Ferne und dem grauen Regenschleier, der sich aus anderer Richtung näherte.

»Windscherung … Windscherung!«, tönte es aus dem Bordcomputer.

Die Schnauze des Flugzeugs kippte nach unten, und Wilson zog sie hoch. Die linke Tragfläche sackte zur Seite, und er riss das Steuer nach rechts, worauf sie sich gegen den plötzlichen Luftwiderstand zögernd hob. Der Rumpf ruckte und ächzte, die Spanten knarrten als Reaktion auf die Bewegung der Flügel. Dennoch behielt das Flugzeug den korrekten Anstellwinkel.

Sie waren jetzt noch dreißig Meter über dem Boden, und die Turbulenzen waren schlimmer denn je. Das Fahrwerk war ausgefahren. Wilson nahm Schub zurück, als sie das erste Stück der Landebahn überflogen. Das Ende verschwand bereits hinter dichten Regenschleiern. Die Sicht war grau verhangen.

Wilson redete weiter. »Wie Le Dan gesagt hat: Die Situation einzuschätzen ist wichtig.« Sie wurden so heftig durchgerüttelt, dass sein Satz zum Stakkato wurde. »Aber Angst ist Zeitverschwendung. Die beeinträchtigt nur das klare Denken, während es am wichtigsten ist –«

»Windscherung … Windscherung!«, tönte der Bordcomputer noch einmal.

Die Beech Baron kippte für eine Sekunde heftig zur linken Seite. Wilson zog den Steuerknüppel nach rechts und trat mit dem Fuß gegen das rechte Seitenruder, er brauchte seine ganze Kraft, um beides in seiner Gewalt zu behalten.

Plötzlich streifte die linke Flügelspitze den Asphalt, und sprühende Funken erhellten das Cockpit. Der Rumpf vibrierte und spannte sich, das Flugzeug gierte, und einen Moment lang schien es, als wäre es außer Kontrolle. Wilson drückte den Steuerknüppel nach vorn, die Tragflächen kamen in die Horizontale, die Räder setzten laut knirschend auf. Der Motorenlärm ging unter in dem prasselnden Regen, der mit Riesentropfen gegen die Glaskanzel klatschte. Der rechte Flügel hob sich wieder, als die Geschwindigkeit abnahm, doch Wilson korrigierte das mühelos. Wie aus Eimern goss es gegen die Scheiben, und heftige Windböen verwehten den Wasserschleier zu bizarren Mustern.

Wilson drückte auf den Mikroknopf am Headset. »Alpha Bravo Delta ist auf Landebahn 35 gelandet«, sagte er ruhig. »Rolle zum Hangar 42.«

Eine Computerstimme antwortete: »Roger, Alpha Bravo Delta.«

Während er den Gashebel sacht nach vorn drückte, ließ er sich vom MacAir durch die graue Waschküche zum Hangar leiten. »Wissen Sie, inzwischen mache ich keine Bruchlandungen mehr«, meinte er lächelnd, »aber diesmal war es knapp.«

Randall hatte noch kein Wort gesprochen, seit sie gelandet waren. Nach einem langen Seufzer sagte er: »Mag sein, dass Sie sich gern in Lebensgefahr bringen, aber mich hätten Sie auf keinen Fall gefährden dürfen.«

»Das Unwetter kam ein bisschen schneller als erwartet, mehr nicht.«

»Ich bin der Aufseher der Esra-Mission«, erwiderte Randall heftig. »Ich darf nicht in Gefahr gebracht werden.«

Der Regen verstummte, und man hörte wieder das Dröhnen der Motoren, als sie durch die Hangartore rollten. Das dunkle Grau der Sturmwand wurde abgelöst vom harten Schein der Neonröhren. Wilson schaltete die Motoren ab, und in der Kabine war es still. Nur oben auf dem Hangardach trommelte der Regen weiter.

»Sie sind ein Idiot.« Zornig riss sich Randall das Headset vom Kopf.

»Überlegen Sie mal, wie Sie reagieren«, sagte Wilson. »Es ist doch gar nichts passiert.«

Randall löste die Türverriegelung und schnallte sich ab. »Ein seltsamer Augenblick für weise Sprüche, nach dem, was Sie sich gerade geleistet haben.«

»Vorsicht auf der Tragfläche«, riet Wilson. »Da kann es sehr rutschig sein.« Randall schoss ihm bloß einen sengenden Blick zu.

Wilson seufzte, dann öffnete er seine Tür. Er trat auf die Tragfläche, machte zwei Schritte und sprang auf den glatten Betonboden. Außerhalb des Flugzeugs hörte man den Regen noch lauter auf das Wellblechdach trommeln.

Plötzlich wurde Wilsons Blick von der linken Tragfläche angezogen. Er stellte fest, dass sich von den Nieten einige gehoben hatten. Er strich mit den Fingern über die nass glänzende Fläche bis zu dem zerschrammten Ende – die Spitze fehlte völlig.

Randall ging mit hochgezogenen Schultern und ernstem Gesicht hinten um das Flugzeug herum, und Wilson sah ihm an, dass er noch aufgebracht war. Er machte sich auf die nächste Beleidigung gefasst, als er aus den Augenwinkeln zwei Gestalten vor dem Hangartor wahrnahm. Sie näherten sich unter einem gemeinsamen Regenschirm.

Ein Blitz erleuchtete kurz den dunklen Himmel und gewährte Wilson einen Anblick, der hoffentlich nur böse Einbildung war. Es war GM im langen weißen Trenchcoat, auf seinen Stock gestützt. Neben ihm ging Minerva in einem knöchellangen roten Mantel und hielt den Schirm über sie beide.

Randall, der Wilsons Blick sah, drehte sich um.

»Herrgott! Das ist das Letzte, was wir jetzt brauchen«, entfuhr es ihm unwillkürlich. Er fasste Randall beim Ärmel und zog ihn zu sich heran. »Hören Sie mir gut zu, das ist jetzt wichtig«, sagte er todernst. »GM weiß nichts von dem vorgezogenen Transport. Und das soll auch so bleiben.« Er ließ ihn los und legte die Hand wie beiläufig an den Tragflügel. »Kein Wort über unsere Zeitplanung, und lassen Sie sich bloß nichts anmerken. Richten Sie sich genau nach mir, egal was GM sagt.«

Randall nickte kaum merklich, und Wilson blieb nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass er den Ernst der Lage begriffen hatte. Wilson musste unbedingt verhindern, dass GM in Randalls Beisein das Lebenselixier erwähnte. Minervas Anwesenheit war allerdings die größte Überraschung – sie war Jaspers Assistentin, nicht GMs.

Sobald die beiden unter das trockene Dach traten, breitete Wilson überrascht die Arme aus. »Was führt Sie denn hierher, GM

Die alte Mann zeigte mit dem Stock auf ihn. »Sie sollten klüger sein, als bei diesem unberechenbaren Wetter hier zu landen, Mr. Dowling.«

»Das hat Mr. Chen mir auch gerade gesagt«, entgegnete er.

Minerva drückte am Schirm auf einen Knopf, worauf er sich zufaltete und auf handliche Größe zusammenschnurrte.

»Stellen Sie sich vor, wenn meine beiden Gen-EPs zur selben Zeit verletzt würden oder sogar ums Leben kämen – das wäre eine Katastrophe«, sagte GM.

»Ist Jasper auch mitgekommen?«, fragte Wilson und spähte hinaus in den Regen.

»Nur Minerva«, antwortete GM. »Sie ist ein viel erfreulicherer Anblick, finden Sie nicht?« Er schwieg für einen Moment. »Meine Assistentin hat sich nicht gut gefühlt, darum war Minerva so freundlich, mich zu begleiten.«

Wilson wich ihrem Blick aus und hielt sich an GM. Dessen Zustand hatte sich augenscheinlich noch weiter verschlechtert. Er sah genauso alt aus, wie er war, das Gesicht schrecklich abgezehrt und runzlig, die Augen deutlich gelber. Dennoch fuhr GM nicht auf seinem Segway, sondern trug die bionischen Beinschienen, die ihm Kraft zum Laufen gaben.

Es war genau vier Tage her, seit Wilson und Minerva sich im Sitzungsraum geküsst hatten, und seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen. Schließlich sah Wilson sie doch an. Sie war ein Bild jugendlicher Vitalität. Das Rot ihres Mantels unterstrich ihr fülliges Haar und den gesunden Teint. Neben ihr wirkte GM noch älter und klappriger.

»Sie haben tatsächlich die gleichen verblüffend blauen Augen«, meinte GM. »Ich sehe Sie zum ersten Mal nebeneinander.«

»Was ist der Grund für Ihren Überraschungsbesuch?«, fragte Wilson. »Wollen Sie mit mir fliegen?«

GM schürzte die Lippen. »Nicht für alles Geld der Welt würde ich in so ein altmodisches Flugzeug steigen.« Dabei glitt sein Blick darüber, als wäre es das jämmerlichste Gerät, das er je gesehen hatte. »Und nach dem Schaden an der Tragfläche zu urteilen, sollten Sie es auch nicht fliegen. Finden Sie nicht auch, Mr. Chen?«

Randall nickte. »Ich würde lieber kilometerweit laufen, als noch einmal mit ihm in eine Propellermaschine zu steigen.«

»Aber was das Unternehmen Esra angeht, vertrauen Sie ihm?«, fragte GM.

»Ja, das tue ich. Über das Zeitreisen weiß er mehr als jeder andere. Da kann ich mich voll und ganz auf ihn verlassen.«

Für ein paar Augenblicke herrschte Schweigen, und GM forschte in Randalls Gesicht. »Das ist wohl das Wichtigste«, meinte er dann und wandte sich Wilson zu. »Sind Sie zufrieden mit seiner Vorbereitung?«

»Ja, sehr zufrieden«, antwortete Wilson.

»Wie lange dauert es noch bis zum Transport?«

Das war genau die Frage, von der Wilson gehofft hatte, dass sie an ihm vorübergehen würde. »Vier Wochen und einen Tag.«

»Das ist wesentlich mehr Zeit, als Sie gehabt haben, nicht wahr, Mr. Dowling?«

»Ja, GM. Bei mir war alles furchtbar eilig.«

»Das sollten wir mit keinem Aufseher mehr tun. Die Missionen sind viel zu bedeutsam, um sie durch Hast zu gefährden.« Er hielt Wilsons Blick fest und fragte: »Was glauben Sie, warum ich hergekommen bin?«

»Sie fürchten, dass ich unsere Abmachung vergessen habe«, antwortete Wilson unverblümt.

GMs Augen funkelten. »Und haben Sie?«

»Nein.«

»Ist über meine Forderung gesprochen worden?«

»Ich habe geprüft, was zu tun ist«, sagte Wilson.

»Ist das Ergebnis befriedigend?«

»Wie ich schon sagte, GM: Der Zeitpunkt ist heikel.«

GM klopfte mit dem Daumen auf den Griff seines Stocks, dabei verriet sein Gesicht, was für Bilder ihm durch den Kopf gingen. Wenn Wilson sich nicht enorm täuschte, würde er gleich etwas Wichtiges zu hören bekommen. Als er ihn zuletzt so gesehen hatte, erzählte GM ihm kurz darauf, dass er sterben werde.

»Wären Sie so freundlich, uns kurz allein zu lassen?«, sagte er zu Minerva gewandt.

Sobald sie allein wären, stiege die Wahrscheinlichkeit, dass GM die Existenz des Elixiers enthüllte, sprunghaft an. Wilson trat hastig an ihn heran und flüsterte: »Sie müssen es mir überlassen, Mr. Chen einzuweihen«, sagte er so ruhig es ging. »Ich kann ihn am sichersten überzeugen.«

GM wartete, bis Minerva den Schirm aufgespannt hatte und ins Freie gegangen war. »Ich entscheide, was wann mitgeteilt wird«, sagte er dann.

»Wir sollten aber nicht hier darüber reden«, flüsterte Wilson. »Sie müssen bedenken, dass Minervas Loyalität Jasper gilt.«

»Und?«

»Ich wollte das eigentlich nicht sagen, GM, aber ich vermute, dass Jasper unsere Absichten kennt und Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen will.«

GM sah augenblicklich zu Minerva hinüber, die im strömenden Regen wartete. »Sind Sie sicher?«

»Sowohl Jasper als auch Minerva haben mir Fragen gestellt, die mich darauf gebracht haben«, erklärte Wilson. »Ich fürchte, Jasper hat es herausgefunden und will verhindern, dass der Transport überhaupt stattfindet.«

Ein paar Sekunden vergingen, dann fing GM unerwartet an zu lächeln. »Sie denken wahrscheinlich, dass ich jetzt auf ihn wütend sein müsste, und auf das Mädchen da drüben«, er zeigte mit dem Stock auf sie. »Jasper tut, was er für richtig hält, und darum bin ich stolz auf ihn. Ich habe ihm beigebracht, rücksichtslos zu sein, wenn es um die Interessen der Firma geht, und die glaubt er nun zu schützen. Als Angehöriger bin ich ein bisschen enttäuscht, doch das verblasst verglichen mit dem Stolz, den ich empfinde.«

»Lassen Sie mich mit Randall sprechen«, beharrte Wilson. »Ich werde den richtigen Zeitpunkt wählen, und einen Ort, wo uns niemand belauschen kann.«

GM bedeutete Wilson, drei Schritte Abstand zu nehmen, und wandte sich Randall zu. »Ich werde Ihnen einen Rat geben, junger Mann, wenn Sie erlauben.«

Wilsons Puls beschleunigte sich.

»Bedenken Sie immer, dass dieses Projekt nur vorangehen kann, wenn Sie meine Unterstützung haben«, sagte GM. »Jasper und ich haben Sie gemeinsam dafür ausgesucht. Doch Ihre Loyalität muss allein mir gelten, Mr. Chen. Es gibt etwas, was Sie in der Vergangenheit für mich tun müssen, und darüber gibt es keine Diskussion. Ich bin das Firmenoberhaupt, und das werden Sie bitte berücksichtigen.« GM schwieg für einen Moment. »Sie müssen immer auf Wilson hören und tun, was er sagt. Haben Sie verstanden?«

»Ja, Mr. Tredwell«, antwortete Randall.

»Mr. Dowling, bitte halten Sie sich nächsten Donnerstag für eine Besprechung frei. Wir werden dann unser Vorhaben durchgehen.« GMs Beinschienen zischten, als er sich zum Gehen wandte. »Ich habe es sehr positiv vermerkt, dass Sie meine Interessen an oberste Stelle setzen, Mr. Dowling. Das war ein sehr aufschlussreicher Tag heute.« Damit ging er auf das Hangartor zu, und Minerva beeilte sich, ihm mit dem Schirm entgegenzukommen.

Als die beiden im Regen verschwunden waren, fühlte sich Wilson mächtig erleichtert. Er hatte es geschafft, GM von der Enthüllung abzubringen und eine mögliche Katastrophe zu verhindern.

»Ich hoffe doch, Sie wissen, was Sie tun«, sagte Randall, »denn dieses ganze Geflüster zwischen Ihnen finde ich beunruhigend.«

»Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten«, versicherte Wilson glatt. »An meiner Stelle hätten Sie dasselbe getan.«

»Und worin besteht das große Geheimnis?«, fragte Randall.

»Jetzt ist nicht der passende Augenblick dafür«, erwiderte Wilson. »Aber ich verspreche Ihnen, ich werde Ihnen alles erzählen, was Sie wissen müssen, damit Sie den Auftrag erfüllen können. Alles. Und ich werde nichts auslassen, das Sie nicht absolut brauchen, um zum Erfolg zu kommen.«

»Sie meinen, Sie werden die Informationen, die ich erhalte, genau abwägen?«

»Manche stellen einfach eine Ablenkung dar.«

»GM hat offenbar einen Sonderauftrag für mich.«

»Randall, in drei Tagen werden Sie in die Vergangenheit geschickt, mit einem Auftrag, der in den Qumran-Rollen angeordnet wurde, in Schriften, die vom Architekten unseres Universums stammen. Diese allein entscheiden, was Sie wissen müssen, und ich setze absolutes Vertrauen darein. Ihre Informationen stehen im Auftragstext, ohne Ausnahme.«

»Aber was ist mit –«

»Stopp, Randall. Einer der größten Vorteile meiner Mission und der Grund für meinen Erfolg war, dass gar keine Zeit für Ablenkungen blieb.«

»Ich tappe nicht gern im Dunkeln«, murmelte Randall.

»Sie müssen mir vertrauen«, verlangte Wilson. »GM hat das auch gesagt.«

Er sah sich noch einmal die beschädigte Tragfläche an. Aber sie war offenbar sein geringstes Problem. Gott sei Dank war das Elixier ein Geheimnis geblieben und die Besprechung mit GM erst für Donnerstag angesetzt, vier Tage nach Randalls Transport.