28.

Peking, China
Verbotene Stadt
Kaiserliche Gärten
25. September 1860
Ortszeit: 17.27 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 206

Nachdem sie über eine Stunde durch die Gärten spaziert waren, führte Cixi ihren Gast zum Palast der Gesammelten Eleganz zurück. Die Sonne ging bereits unter, und es war beträchtlich kälter geworden. Sie hatte vor, bei ihrer Ankunft Feuer zu machen, dem Mann eine Mahlzeit zu bereiten und ihn dann für ihre Zwecke gefügig zu machen.

Ihre Unterhaltung war von erotischen Gefühlen überlagert gewesen. Und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto größer wurde ihr Bestreben, ihn zu beherrschen. Über den Schutz des Reiches hatten sie noch nicht gesprochen, und Cixi hatte große Charakterstärke bewiesen, indem sie weder Angst noch Unsicherheit zeigte. Beim Spazierengehen hatten sie nur über die verschlungenen Pinien geplaudert, die in ganz China als Hochzeitsbäume berühmt waren, und über die alten Zypressen, von denen es hieß, manche seien über tausend Jahre alt. Die Hochzeitsbäume waren erstaunlich: zwei hohe Pinien, eine mit heller, eine mit dunkler Rinde, die dank der tüchtigen Gärtner im Verlauf von hundert Jahren umeinandergewachsen waren.

Doch es waren die Zypressen gewesen, die Randalls Aufmerksamkeit fesselten. Um viele war er herumgegangen und hatte ihre knotigen Stämme befühlt, um dann aufmerksam zu den dichten grünen Kronen hinaufzublicken, die sich dunkel gegen den klaren Nachmittagshimmel abhoben.

»Im Schatten dieser Bäume wurde ich mit dem Sohn des Himmels vermählt«, erzählte sie, als wäre es eine glückliche Erinnerung. »Das war die größte Ehre, die mir in meinem Leben zuteil wurde. Zu denken, dass eine niedere Konkubine das Herz des mächtigsten Mannes auf Erden gewinnen konnte – wirklich erstaunlich.« Sie musterte Randall aus den Augenwinkeln. »Das ist ein wunderbarer Ort, der es wert ist, geschützt zu werden.«

»Ich bezweifle, dass es nur sein Herz war, das Ihr gewonnen habt«, erwiderte Randall.

Cixi verkniff sich ein Lächeln. »Ich habe viele Talente. Unter anderem meinen Gesang – den er sehr liebt – und meine Unterhaltungskunst, bei der ich mein großes Wissen einbringen kann.« Mit unvermittelter Lebendigkeit sprang sie und drehte sich graziös zur einen, dann zur anderen Seite und bewegte dazu lustvoll die Arme. »Es gefällt ihm auch, wenn ich tanze.«

Randall musste lächeln angesichts ihrer Darbietung und merkte, dass sie viel leichter als erwartet seine Abwehr umging. Es war wichtig, einen klaren Kopf zu behalten, sagte er sich noch einmal. Doch ihre Lebendigkeit und Eleganz fesselten ihn immer mehr.

Cixi vollführte geschmeidige Drehungen, bis sie an seine Seite zurückkehrte. »Und er schätzt meinen Rat«, fuhr sie in ernstem Ton fort.

»Ihr seid sehr vielseitig.«

Die Sonne war gerade hinter den Mauern verschwunden, und der Hof lag in kühlem Dunst. »Ich werde heute Abend für Euch kochen«, sagte Cixi. »Wir sind allein im Palast – das ist nötig, um Eure Anwesenheit geheim zu halten. Das Kochen gehört nicht zu meinen größten Talenten, aber das Mahl wird unserem Bündnis sicher angemessen sein.«

»Die Gefangenen müssen zu Elgins Lager gebracht werden, sobald ihre Wunden verheilt sind«, sagte Randall.

»Die überlebt haben, wurden bereits in eine angemessenere Unterkunft gebracht«, erklärte sie. »Und sie werden von unseren besten Ärzten versorgt. Man hat mir berichtet, dass ihnen die Hände mit nasser Schnur gefesselt wurden, die sich zusammenzieht, wenn sie trocknet. Dadurch sind vielen Finger und Zehen abgestorben. Andere Männer sind an Entzündungen gestorben.«

»Ihr hättet klüger sein und die Gefangenen nicht so behandeln sollen, und das sage ich nicht etwa, weil ich seit meiner Ankunft hier schon so viele Scheußlichkeiten gesehen habe.«

»Mir war davon nichts bekannt«, entgegnete sie ruhig. »Doch wir befinden uns im Krieg, und ein fremdes Heer ist bis zur Hauptstadt vorgedrungen. Da sind solche Dinge zu erwarten.« Sie schwieg für einen Moment, dann sagte sie: »Wenn Ihr nicht gewesen wärt, hätte Senggerinchin die roten Teufel besiegt und das Schicksal der Gefangenen wäre ohne Folgen geblieben.«

Randall blickte in den dämmrigen Himmel auf. »Hätte ich ihm erlaubt zu siegen, wären für Euch und das Reich noch größere Probleme entstanden.«

»Welches könnte größer sein als das, vor dem wir heute stehen?«

»Die Verwaltung des Reiches muss in der Hand der Qing bleiben«, sagte Randall. »Euer Sohn muss Hsien Feng nachfolgen. Wenn Senggerinchin die Schlacht an der Acht-Li-Brücke gewonnen hätte, würde er jetzt zweifellos das Machtvakuum füllen wollen, das die Schwäche Eures Gemahls erzeugt, und den Thron an sich reißen. Und Euch dazu.«

Cixi blieb vor dem Palast stehen und musterte Randall von der Seite. »Woher wisst Ihr das?«

»Auch ich habe viele Talente.«

»Könnt Ihr in die Zukunft sehen?«

»Nein, aber ich kann vieles deuten, das auf sie hinweist. Und eines weiß ich ganz bestimmt: Die Gefangenen müssen möglichst schnell genesen und jede Annehmlichkeit erhalten, damit ihr Hass besänftigt ist, bis sie wieder bei Lord Elgin sind.«

»Das habe ich bereits angeordnet«, sagte Cixi. »Doch wie beschwichtigen wir derweil die roten Teufel und halten sie von einem Angriff ab?«

»Prinz Kung muss ein offizielles Treffen mit Lord Elgin herbeiführen, bei dem die Bedingungen für einen Waffenstillstand ausgehandelt werden. Es darf jedoch nicht nach einer Kapitulation aussehen. Bei der kleinsten Schwäche von seiner Seite werden sie gnadenlos über ihn herfallen, und das Schicksal der Qing-Herrschaft ist besiegelt.«

»Er ist nicht reif für solch eine Aufgabe.«

»Das ist mir bewusst«, bestätigte Randall. »Er ist wie ein Knabe. Darum müsst Ihr hinter einem Vorhang sitzen, den Verhandlungen zuhören und sein Verhalten lenken.«

»Wie viel wisst Ihr über den Prinzen?«

»Ich weiß, dass sich seine Lust auf Männer und Knaben richtet und dass Ihr das geheim haltet.«

»Ihr wisst offenbar vieles«, sagte Cixi und gab sich Mühe, nicht überrascht zu klingen. »Und daher werdet Ihr mir sicher auch sagen können, wie lange es noch dauert, bis Lord Elgin sich zum Angriff entschließt?«

Randall seufzte. »Solange wir die Gefangenen haben – und er überzeugt ist, dass sie gut behandelt werden –, wird er nicht angreifen. Der Zeitrahmen für ihre Rückkehr wird meiner Schätzung nach aber von Eurem Gemahl in Jehol bestimmt. Er wird enttäuscht und nervös werden, weil Ihr den Konflikt mit dem Feind nicht zügig löst. Früher oder später wird er auf Su Shuns Drängen hin verlangen, dass die Gefangenen hingerichtet werden. Darum müssen wir sie vorher an Elgin überstellen.«

Cixi schauderte angesichts seiner Voraussicht, tat aber, als käme dieses Gefühl von der Abendkühle.

Als Randall sie zittern sah, deutete er auf die Treppe des Palastes. »Wir sollten ins Warme gehen.«

»Es scheint, als wüsstet Ihr stets genau, was zu tun ist«, bemerkte sie kleinlaut, drehte sich um und drückte die hohe Tür auf. Mit langen, anmutigen Schritten lief sie über den schwarzen Marmorboden zum Kamin. Dort entzündete sie ein langes Streichholz und hielt es an das aufgeschichtete Holz.

Knackend wuchs das Feuer. Mit einer langsamen, fließenden Bewegung drehte sie sich zu Randall um, hielt das brennende Hölzchen vor die Lippen und blies es aus.

»Kann ich bei irgendetwas helfen?«, fragte Randall.

»Ich bin hier, um Euch zu bedienen«, sagte sie. »Nehmt Platz.« Sie wies auf das Polstersofa vor dem Kamin. »Ich bereite Euch grünen Tee, dann ein Abendessen.« Sie spürte die Wärme des flackernden Feuers im Rücken, während sie langsam ihre Jacke aufknöpfte. Randalls Augen waren auf sie geheftet, und er war wie erstarrt, als sie ganz langsam das scharlachrote Kleidungsstück auszog. Darunter trug sie eine elfenbeinfarbene, ärmellose Weste, die sie über den Brüsten zuhielt, als sie die Jacke zu Boden gleiten ließ.

Randall betrachtete Cixis Silhouette vor den Flammen, die hinter ihr loderten. Das flackernde Licht betonte ihre Kurven und steigerte ihre Schönheit, dass nur Venus es noch mit ihr aufnehmen konnte. Das war ein Moment, auf den sich Randall unzählige Male vorbereitet hatte: die Verführung durch die beste Geliebte aller Zeiten.

»Wie kann ich mich je für Eure Führung dankbar erweisen?«, sagte sie und ließ die Hände sinken. Die verschlusslose Weste aus hauchdünner Seide öffnete sich ein wenig und ließ den Ansatz ihres Busens und den flachen Bauch sehen.

Randall holte tief Luft und tat sein Bestes, um die Schwellung seiner Lenden zu ignorieren. »Unsere Beziehung muss ehrbar bleiben«, antwortete er. »Wenn ich Euch kompromittiere, untergrabe ich vielleicht Euer Verhältnis zum Sohn des Himmels. Das darf nicht passieren – besonders jetzt nicht.«

Cixi gab sich schüchtern, als sie langsam die Jadestäbchen aus dem Knoten zog, eines nach dem anderen, bis ihr die Haare schwer über die Schultern fielen. »Ich bin nur Eure Dienerin«, erwiderte sie. »Ihr seid mit großem Rat und Wissen in die Verbotene Stadt gekommen. Was kann ich Euch dafür geben?«

»Ihr braucht mir gar nichts zu geben«, sagte Randall und zwang sich, in die tanzenden Flammen zu blicken. Doch umsonst. Es konnte seine Gedanken nicht von ihr lösen.

Cixi wandte sich dem Feuer zu. »Wenn es nichts gibt, das Ihr begehrt, habe ich Glück«, meinte sie. »Aber bitte erlaubt mir, dass ich Euch eine Geschichte erzähle …«

Randall konnte kaum atmen, solange er in ihrem Anblick schwelgte. Er betrachtete die Linien ihrer eckigen Schultern, die Kurven ihres Rückens und den festen Hintern, der sich ihm entgegenzurecken schien.

»Ich würde alles tun, um den Thron zu schützen«, gab sie zu. »Schon in der Vergangenheit habe ich alles dafür getan. Der Sohn des Himmels ist mein Gemahl, doch der Thron ist mein oberster Gebieter. Das gehört zu den Dingen, die eine kaiserliche Gemahlin lernen muss, wenn sie eine treue Dienerin sein will.« Sie schwieg einen Moment. »Zuerst habe ich gebetet, Ihr mögt diesen Körper nicht als Belohnung für Eure Hilfe haben wollen – aber wenn Ihr es tätet, würde ich als Dienerin der Qing mich Euch pflichtschuldig hingeben, so dachte ich.« Sie drehte sich zur Seite in dem Wissen, dass sich ihr Körper vor dem Feuer auf das Schönste abzeichnete. »Nun wurde daraus im Laufe der Zeit weniger eine Pflicht als vielmehr eine Sache zwischen Euch und mir. Bitte vergebt mir meine Worte, wenn sie als Schmeichelei erscheinen, doch ich bin noch nie einem Mann wie Euch begegnet – einem Mann, der die Verbotene Stadt durchschreiten kann, ohne sich zu fürchten oder zu staunen. Solche Stärke und Selbstsicherheit wurde innerhalb dieser Mauern seit dem Tod des mächtigen Qianlong nicht mehr gesehen, und er war zweifellos der größte aller Mandschu-Kaiser. Vergebt mir meine Worte, aber Eure Stärke berührt mich, weil dieser Palast nur noch Schwäche und Angst kennt. Ich gestehe, dass ich mich viele Jahre nach solcher Stärke gesehnt habe. Und da seid Ihr, der rätselhafte Blauäugige, der von hier entkommen ist, indem er über die Mauer sprang, als ihn die Palastwache schon umstellt hatte.«

»Sonst hätte ich sie auf der Stelle töten müssen«, sagte Randall. »Und damit hätte ich im Adel der Qing große Unruhe ausgelöst.«

»Der Tod von Wachen hat keine Bedeutung. Ihr seid ein Mann von beachtlicher Macht, der nun zurückgekehrt ist, um seine Ziele zu verfolgen. Das sehe ich in Euren blauen Augen. Bleibt nur die Frage, welche.«

Ehe Randall etwas dazu sagen konnte, fuhr Cixi fort. »Ihr kommt mit Rat und Führung, dafür bin ich dankbar. Wie kann ich aber sicher sein, dass Ihr Eure Absichten ehrlich bekennt? Wie kann ich sicher sein, dass Ihr wirklich helfen wollt und kein Spion seid, der geschickt wurde, um die Herrschaft der Qing von innen zu vernichten?«

»Ich bin hier, um zu helfen, andernfalls wäre ich jetzt bei Lord Elgin und würde ihm raten, Peking rücksichtslos anzugreifen und die magere Verteidigung niederzuwalzen.«

»So sagt Ihr. Und wenn es nun Euer Ziel wäre, das Reich einzunehmen, ohne Peking zu zerstören?«

Randall lächelte sie an. »Ich will Euch wirklich helfen, Edle Kaiserliche Gemahlin. Darüber könnt Ihr beruhigt sein.«

»Und Ihr verlangt nichts dafür?«

»Gar nichts.«

»Meiner Erfahrung nach kann man einem Mann, der nichts verlangt, nicht vertrauen. Wir alle müssen einem höheren Antrieb folgen. Und bis ich Euren Antrieb kenne, kann ich Euch nicht vertrauen, Randall Chen. Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Darum habe ich in diesen zinnoberroten Mauern Erfolg und bin überhaupt noch am Leben, obwohl ich von berechnenden, hinterlistigen Adligen und Ministern umgeben bin. Ganz zu schweigen von den hinterhältigen Absichten der Halbmänner und Konkubinen, die alle aufsteigen wollen, auch um den Preis der Vernichtung anderer. Für einen Fremden mag die Verbotene Stadt ein Ort unbeschreiblicher Schönheit sein. Für ihre Bewohner ist sie ein täglicher Kampfplatz, wo sich die Machtverhältnisse mit den Launen eines einzelnen Mannes ändern, der seinerseits von denen beeinflusst wird, die ihn umgeben.«

»Ich verstehe sehr wohl, wie es hier zugeht. Doch ich bin kein Teil dieser Welt.«

»Oh doch«, widersprach sie mit einem Hauch Mutlosigkeit in der Stimme. »Und darauf muss sich mein Vertrauen gründen.«

Randall war überrascht, dass sie sich so verwundbar zeigte. Doch eingedenk seiner Studien begriff er, dass sie ihm nichts vormachte. Vielleicht hatten er und Wilson ihre Stärke überschätzt, und sie war viel leichter zu zerbrechen, als sie gedacht hätten.

»Es ist für mich wichtig, dass Ihr stark seid«, sagte er leise. »So vieles hängt daran.«

Das flackernde Feuer im Rücken, zeigte sie mit dem Finger auf ihn. »Dann müsst Ihr mich überzeugen, dass ich Euch trauen kann. Nur so kommen wir voran.«

»Das kann ich nicht.«

»Aber ich brauche mehr von Euch«, beharrte sie.

»Dann befinden wir uns in einer Sackgasse, Edle Kaiserliche Gemahlin. Ihr wollt etwas von mir, das ich nicht geben kann. Meine wahren Handlungsgründe hängen mit einem Geheimnis zusammen, das bis zum Anbeginn der Zeit zurückreicht. Aber genug davon – Ihr wisst, dass ich Euch helfen will.«

»Wenn das wahr ist, so gebt mir nach.«

»Worin soll ich Euch nachgeben?«

»Ihr müsst mich Euch berühren lassen«, antwortete sie. »Wenn ich Eure Haut berühre, werde ich den Grund Eurer Absichten entdecken.«

»Ihr werdet nichts weiter entdecken, als dass ich Euch begehre«, erwiderte er. »Mehr kann Euch die Berührung nicht sagen.«

Cixi lachte in sich hinein. »Dann wisst Ihr nichts über den menschlichen Körper. Durch eine einzige Berührung erfahre ich mehr über Euch als durch unsere vielen Gespräche. Der Verstand kann mühelos lügen, der Körper ist immer ehrlich.«

Randalls Herz schlug schneller, als sie wie aus dem Feuer auf ihn zueilte. Dabei wehten die Seiten ihrer Weste auseinander und enthüllten ihren makellosen Körper. Randall wusste, das einzig Richtige wäre jetzt, sie mit einem barschen Wort oder einer heftigen Geste zu bremsen, doch er war machtlos.

Dann stand sie zwischen seinen geöffneten Beinen.

Die Sekunden kamen ihm vor wie Minuten, als sie die Weste von den Schultern gleiten ließ. Mit einer anmutigen Drehung wickelte sie sich aus dem scharlachroten Rock. Der schwere Stoff fiel ihr bauschig um die Knöchel.

Endlich konnte er im Anblick ihres nackten Körpers schwelgen. Davon hatte er schon geträumt, bevor er ihr zum ersten Mal begegnet war, und hatte es sich immer wieder verboten. Doch das hatte seinen Wunsch nur verstärkt.

Sie beugte sich zu ihm und berührte mit dem Zeigefinger seine Stirn. Die Fingerspitze war merklich warm. Sie zog sie über sein Gesicht, dann am Hals entlang. Nachdem sie den Krawattenknoten gelöst hatte, knöpfte sie sein Hemd auf und schob es auseinander. Eine tiefe Angst durchrieselte ihn, die ihm völlig neu war, selbst nach all den Erfahrungen seines ungewöhnlichen Lebens. Cixi nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihm in die Augen.

»Woher kommt Ihr?«, fragte sie sanft.

Randalls Herz schlug so heftig, dass er kaum denken konnte. Er wollte sich von ihr losreißen und dem Drängen seiner Lust entkommen – und konnte doch nichts anderes tun, als sich zurückzulehnen und sich berühren zu lassen. Trotz allen Trainings, aller Vorbereitung konnte er die Gedanken nicht zurückhalten, die jetzt durch seinen Kopf strömten wie ein reißender Fluss.

Ihre Hände bewegten sich über die Brust und seinen Bauch immer tiefer; jeder Moment war quälend und beglückend zugleich.

»Wer seid Ihr?«, fragte sie. Ihr süßer Atem streichelte sein Gesicht. Sie drückte sich an ihn, und er spürte ihr Gewicht, ihre Haut. »Ich muss Eure wahren Absichten erfahren«, flüsterte sie.

Unfähig, noch länger an sich zu halten, griff Randall um ihre Taille und zog sie an sich. Er wollte ihr volles Gewicht in seinem Schoß haben, ihren Körper streicheln. Er sah ihren lieblichen Mund und stellte sich vor, sie zu küssen. Er hörte sein Herz schlagen und sein Blut in den Ohren rauschen wie einen Sturmwind.

Cixi wich kaum merklich zurück, sowie er nach ihr griff, und als er nachfasste, entzog sie sich ihm ganz. Die Zurückweisung traf ihn empfindlich.

»Ich kann mich Euch nur hingeben, wenn Ihr mir verratet, warum Ihr hier seid«, sagte sie und entfernte sich so geschmeidig, wie sie gekommen war.

Randall wollte aufschreien, doch er schaffte es, sich zusammenzureißen. Er neigte sich nach vorn, um ihr ein wenig näher zu sein. Doch sie wich nur umso weiter zurück, bis sie wieder vor dem lodernden Feuer stand.

»Ein Mann ohne Beweggrund ist nicht vertrauenswürdig«, flüsterte sie, und ihr sonst kühler Blick war angsterfüllt.

Randall stand auf und näherte sich ihr. Seine Verwirrung war qualvoll. Sie hatte ihn zu sich herangezogen, und jetzt stieß sie ihn weg? Er war berauscht vor Verlangen. Sie wollte ihn auch, das wusste er, doch sie entzog sich ihm.

»Ihr habt gesagt, Ihr würdet alles tun, um Eure Dankbarkeit zu zeigen«, sagte er grob. Er hörte sich das sagen und wusste gar nicht, woher diese Gedanken plötzlich kamen. »Es ist Zeit, das zu beweisen.«

»Erst wenn ich habe, was ich will«, erwiderte sie. »Ihr seid stark genug, um mich mit Gewalt zu nehmen, falls es Euch danach verlangt. Doch ich gebe mich Euch erst ganz hin, wenn Ihr Eure wahren Absichten enthüllt habt.«

Mit jedem Schritt, den er sich näherte, spürte er die Hitze des Feuers stärker. »Lauft nicht vor mir weg«, flüsterte er.

Mit leicht geöffneten Lippen stand sie vor ihm, nackt und verwundbar. »Ihr könnt Euch diesen Körper nehmen«, hauchte sie durch ihre feuchten Lippen. »Doch er wird nur eine schale Eroberung sein.«