EPILOG

Jessica klatschte die Schneekugel ein wenig schief auf den Bauch des Schneemanns. Damit der Kopf nicht herunterfiel, klopfte sie händeweise Schnee als Mörtel um den Hals ihres Kunstwerkes fest. Lacey hatte das Gefühl, der Winter würde niemals enden. Das Feuer lag nun vier Wochen zurück und noch immer türmte sich überall der Schnee.

»Danke, dass du der Polizei nichts von ihr gesagt hast«, flüsterte Kelly. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Chris herausgefunden hätte, dass Jessica nicht sein Kind ist. Und auch nicht meines.«

Schulter an Schulter standen die Frauen in Laceys Wohnzimmer und sahen dem Mädchen draußen beim Spielen zu. Mit ihren roten Fausthandschuhen und der roten Mütze war Jessica ein Farbtupfer in der weißen Schneelandschaft.

»Sie ist dein Kind. Euer Kind.« Lacey versuchte zu lächeln. »Zu wissen, dass sie bei euch ist, würde Suzanne sehr glücklich machen. Niemand könnte ihr mehr Liebe und Fürsorge geben als du und Chris.«

Kellys Gesicht fiel in sich zusammen. »Es ist immer da. Es hängt über meinem Kopf wie eine dunkle Wolke. Ich versuche, nicht mehr an Suzanne zu denken. Ein paar Jahre lang glaubte ich schon beinahe, dass ich Jessica selbst zur Welt gebracht hätte.«

»Du hast keine Kinder bekommen.« Das war als Frage gedacht.

»Es ging nicht.«

Lacey hörte den Schmerz in den wenigen, simplen Worten. Sie zog Kelly vom Fenster weg und schob sie zum Sofa. Es wurde Zeit für ein paar Erklärungen. Seit dem Abend in der Hütte hatten sie nicht miteinander gesprochen. Auf die Fragen der Polizisten hatte Lacey geantwortet, zu Kellys Entführung könne sie nicht viel sagen. Den Detectives erklärte sie, der Kidnapper hätte sie voneinander getrennt gefangen gehalten; sie hätte nicht einmal gewusst, dass Kelly auch da war, und nicht gedacht, dass ihre Freundin überhaupt noch lebte.

Inzwischen klang Laceys Stimme wieder normal. Wochenlang war sie heiser gewesen und hatte beim Sprechen gemeine Schmerzen gehabt. Vier angebrochene Rippen, eine gebrochene Speiche und eine schwere Gehirnerschütterung hatte man bei ihr festgestellt. Ein paar Tage hatte sie im Krankenhaus verbracht. Die körperlichen Verletzungen heilten gut. Ihr Geist und ihre Seele waren noch längst nicht so weit. Die Alpträume waren wieder da. Nur diesmal spielten Rauch, Feuer und das Böse die Hauptrolle darin. Sie war in einer Hütte gefangen, konnte den verschlingenden Flammen nicht entfliehen. Und auch nicht Bobby DeCosta.

Weil sie den Killer nicht mehr befragen konnten, rekonstruierten die Detectives die alten Fälle in Mount Junction, so gut es ging. Sie gingen davon aus, dass Dave und Bobby DeCosta zwischen Mount Junction und Corvallis gependelt waren und an beiden Orten jahrelang gemordet hatten. Mal gemeinsam, mal allein. Ihre Mutter behauptete, von alledem nichts gemerkt zu haben. Auch von einem Baby wusste sie angeblich nichts.

Lacey räusperte sich. »Warum kannst du keine Kinder bekommen?«

»Erinnerst du dich an meine Fehlgeburt, als wir noch aufs College gingen?«

Lacey nickte. Das war lang her.

»Damals hieß es, ich hätte eine bestimmte Gebärmutteranomalie. Uterus bicornis. Eigentlich nichts Weltbewegendes, aber bei mir ist das Problem wohl sehr ausgeprägt. Deshalb kam es zu der Fehlgeburt. Die Ärzte sagten, ohne eine Operation könnte ich wahrscheinlich nie ein Kind austragen. Damals war ich nicht krankenversichert und während des Studiums wollte ich eigentlich sowieso nicht schwanger werden. Deshalb schob ich die OP auf. Ich sagte mir, wenn ich älter und wirklich bereit für eine Familie wäre, würde ich die Sache in Angriff nehmen.«

»Wusste Chris davon?«

Kelly schüttelte den Kopf. »Das passierte alles schon, bevor wir uns kennenlernten. Und als ich Jessica hatte, konnte ich nichts mehr sagen. Wie hätte ich es ihm denn erklären sollen? ›Ach übrigens, wenn ich Kinder haben will, muss ich mich operieren lassen, und Jessica war nur ein Glückstreffer?‹ Ich ließ ihn glauben, es wäre für mich nur sehr schwer, schwanger zu werden. Monat für Monat versuchten wir es und immer schüttelte ich den Kopf, als würde ich mich wundern, dass es nicht klappte. Irgendwann sagte ich ihm, ich wolle sowieso nur ein Kind haben. Jessica war so vollkommen. Sollten wir es nicht dabei belassen?«

»Und du hattest keine Fehlgeburten mehr?«

Kelly sah zu Boden. »Ich habe mir Hormonspritzen geben lassen. Das tue ich immer noch.«

Sie hatte sich selbst bestraft, weil sie Suzannes Tochter zu sich genommen hat. Sich weitere Kinder versagt.

»Und wie bist du zu dem Baby gekommen?«, flüsterte Lacey.

Kelly setzte sich zurecht. Dann starrte sie auf ihre Hände, die ineinander verschlungen in ihrem Schoß lagen. »Er hat sie mir gebracht. Ich habe nicht um sie gebeten. Ich wusste nicht einmal, wer sie war.«

»Wer hat sie dir gebracht?«

»Bobby DeCosta.«

»Du kanntest ihn tatsächlich? Etwa schon vor dem Prozess?«

Kelly schüttelte den Kopf. Sie sah Lacey flehend an. »Nein. Er ist mir damals zum ersten Mal begegnet. Er saß oft draußen im Flur vor dem Gerichtssaal, sah niemanden an und redete auch nicht. Es hieß, er hätte eine geistige Behinderung. Deshalb habe ich ihn irgendwann angesprochen.«

Lacey nickte. Sie ahnte, was Kelly dazu bewogen hatte, sich mit dem Jungen zu beschäftigen. Patrick, Kellys kleiner Bruder, war schwerst mehrfachbehindert.

»Geantwortet hat er mir nie. Nur zugehört. Ich wollte ein bisschen nett zu ihm sein, weil alle ihn behandelt haben wie Dreck. Angeblich konnte er wegen seiner Behinderung nicht sprechen, aber er kam mir ziemlich aufgeweckt vor. Und er tat mir leid. Während einer unserer einseitigen Unterhaltungen erwähnte ich irgendwann, dass ich keine Kinder bekommen könnte. Mir ist klar, dass Unfruchtbarkeit etwas ganz anderes ist, als keine Stimme zu haben. Aber ich wollte ihm damit sagen, dass kaum ein Mensch alles hat.

Ein paar Monate später stand er plötzlich mit einem süßen Baby vor meiner Tür. Einem Mädchen. Chris und ich hatten uns zerstritten und getrennt. Wir redeten nicht mal mehr miteinander und ich war schrecklich deprimiert und einsam. Jessica gab mir mein Leben zurück. Mit ihr fühlte ich mich wieder als ganzer Mensch und konnte mit einem positiven Gefühl in die Zukunft blicken. Ich zog zu meiner Tante nach Virginia und gab Jessica als mein eigenes Kind aus.«

»Und du hast ihn nicht gefragt, woher er das Baby hatte?« Lacey saß reglos da. Ihre Stimme war belegt.

»Doch. Habe ich. Und da hörte ich ihn zum ersten Mal sprechen. Er war gar nicht stumm.« Einen Augenblick lang klang Kellys Stimme sarkastisch. »Er sagte mir, eine Freundin von ihm könne das Kind nicht behalten, und er wollte, dass ich es bekäme, weil ich der einzige Mensch sei, der je nett zu ihm war. Er glaubte, er täte mir einen Gefallen.«

»Aber was war mit den Behörden? Du brauchtest doch eine Geburtsurkunde.«

Kelly schüttelte den Kopf. Laceys Blick wich sie aus. »Darum hat sich meine Tante gekümmert. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, und es hat mich auch nicht interessiert. Ich wollte das Kind nur einfach behalten.«

»Und dann hast du dich wieder mit Chris versöhnt.«

»Als er hörte, dass ich ein Kind hatte, war er erst einmal schockiert. Aber er liebte Jessica vom dem Augenblick an, in dem er sie zum ersten Mal sah.«

»Und du wusstest nicht, dass sie Suzannes Tochter ist?«

Kelly hob den Kopf und starrte aus dem Fenster. Sie schaute ihrer Tochter zu, die dem Schneemann ein Lächeln aus kleinen Steinen ins Gesicht steckte. »Das wurde mir erst klar, als sie etwa fünf Jahre alt war. Eines Tages legte sie den Kopf schief und zog dabei die Nase kraus.« Kelly ahmte die Bewegungen nach und Lacey blieb beinahe die Luft weg. »Du weißt, was ich meine? Mich hat das damals auch schockiert. Ich sehe Suzanne noch vor mir, wie sie dasselbe macht. Plötzlich fiel mir auch auf, dass Jessica Suzannes Augen hat. Von da an wusste ich Bescheid.«

Lacey war sprachlos. Wie oft hatte sie Suzanne mit schief gelegtem Kopf die Nase krausziehen sehen?

»Ich ahnte nun auch, dass Bobby Suzanne etwas angetan hatte. Sein Bruder war im Knast. Aber irgendjemand musste Suzanne während der Schwangerschaft gefangen gehalten haben. Ich konnte mir zusammenreimen, wie alles gelaufen ist, und es war absolut grässlich. Entsetzlich.«

»Du hättest zur Polizei gehen können!«

»Er war längst verschwunden. Zusammen mit seiner Mutter. Außerdem glaubte ich selbst kaum, dass er tatsächlich ein Mörder war.«

»Aber Kelly! Er brachte dir ein Baby. Du hast herausgefunden, dass es Suzannes Kind war. Das hättest du der Polizei sagen müssen. Dann hätte man nach ihm gefahndet und ihn wegen Suzanne befragen können!«

»Zu dem Zeitpunkt hatte ich Jessica schon über fünf Jahre!«, widersprach Kelly. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Aber als dann … Suzannes Skelett auftauchte, als die Männer ermordet wurden, wusste ich, dass nur er dahinterstecken konnte. Die Morde geschahen offensichtlich aus Rache. Während des Prozesses hatte ich ja gesehen, wie sehr Bobby an seinem großen Bruder hing. Wenn jemand jetzt die Menschen tötete, die Dave DeCosta hinter Gitter gebracht hatten, konnte es fast nur Bobby sein.«

»Und warum bist du nicht wenigstens dann zur Polizei gegangen? Vielleicht hätte man ihn aufhalten können! Es ist so viel passiert, was nicht hätte passieren müssen!«

»Ich hatte solche Angst, dass die Wahrheit über Jessica ans Licht kommt.« Kelly sah Lacey mit einem ebenso düsteren wie entschlossenen Blick an. »Ich konnte nicht zulassen, dass er meine Familie zerstört.« Kellys süßes Gesicht war ein Spiegel ihrer widerstreitenden Gefühle.

Aber du hast zugelassen, dass andere Menschen dafür sterben. Einer davon hätte ich sein können. Lacey schloss die Augen.

»Was ich getan habe, gefällt dir nicht. Das weiß ich. Aber du verstehst das nicht. Du hast keine Kinder … Du kannst es nicht verstehen. Ich hätte ihn getötet, um Jessica zu schützen.«

Die Türklingel zerriss die Anspannung im Raum. »Ich muss los.« Kelly griff nach ihrer Handtasche, rannte zur Tür und riss sie auf.

»Kelly. Schön, dich zu sehen.« Laceys Vater stand mit einer Pappschachtel in den Händen auf der Veranda. »Ich habe Jessica draußen gesehen. Sie ist groß geworden.«

»Ja, das stimmt.« Mit tränennassen Augen warf Kelly Lacey einen Blick zu. Dann drängte sie sich an Dr. Campbell vorbei und flitzte die Stufen hinunter.

Wortlos sah Lacey sich an, wie Kelly flüchtete. Sie war fassungslos. Kelly hätte DeCosta aufhalten können. Doch sie hatte es nicht getan. Lacey spürte einen Riss im Herzen. Sie wusste, dass sie nie wieder mit Kelly reden würde. Dr. Campbell sah seine Tochter forschend an.

»Du musst doch nicht klingeln, Dad.« Lacey rang sich ein Lächeln ab. Ihr Blick fiel auf die Schachtel. Er hatte es geschafft.

»Ich hatte die Hände voll.« Er hielt ihr die Schachtel entgegen, aber Lacey griff nicht danach.

»Ist es das, was ich haben wollte?«

»Dieses Ding herauszuschmuggeln, war gar nicht so leicht. Ich muss es morgen wieder zurückbringen.«

Zögernd nahm Lacey den würfelförmigen Karton entgegen. Von der Größe her hätte er eine Tortenschachtel sein können, wog aber fast nichts. Mit zitternden Händen stellte sie den Behälter aufs Sofa.

»Danke«, flüsterte sie.

Ihr Vater umarmte sie fest. »Ich verstehe nicht, was du damit willst.«

»Ich weiß.« Sie erwiderte die Umarmung, drückte das Gesicht fest an seine Jacke.

Einen Augenblick lang schwiegen sie.

»Hast du etwas von Michael gehört?« Ihr Vater trat einen halben Schritt zurück und sah Lacey forschend an.

Sie lächelte. »Michael bleibt noch eine Weile weg. Er sagte was von Klettern auf irgendwelchen roten Felsen und von Rafting auf dem Colorado.«

»Und von einer Frau?« Die Augenbrauen ihres Vaters hoben sich.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich ganz allein in diese Abenteuer stürzt.«

Dr. Campbell musterte seine Tochter. »Er ist ein guter Kerl. Ich dachte immer, ihr beide …«

Lacey schüttelte den Kopf. »Es sollte nicht sein, Dad. Michael weiß das, und für mich ist es in Ordnung so.«

Ganz überzeugt schien Dr. Campbell nicht. Er wechselte das Thema. »Wo ist eigentlich dein anderer junger Mann?«

»Ich bin hier.« Jack kam aus der Küche. An dem Blitzen in seinen Silberaugen erkannte Lacey, dass er die letzten Sätze gehört hatte.

Dr. Campbell nickte zu Jacks bandagierter rechter Hand hin. »Tut sich was?«

»Ziemlich viel sogar. Die transplantierte Haut sieht schon ganz ordentlich aus.« Jack fuhr mit der Hand über seinen stoppeligen Kopf. »Und die Haare sind bald länger als das Militär erlaubt.«

Er hatte sich die versengten Stoppeln vom Kopf rasiert. Lacey kam sich manchmal vor, als wäre sie mit Vin Diesel zusammen. Sie vermisste Jacks dichtes schwarzes Haar.

Auch ihr eigenes Haar reichte nur noch bis knapp unter die Ohrläppchen. Etliche Zentimeter waren verbrannt und ihr Friseur hatte für einen etwas frecheren Look und mehr Volumen gleich noch ein Stück abgeschnitten. So kurz trug sie das Haar zum ersten Mal im Leben.

Lacey hasste ihre neue Frisur.

Ihr Vater gab Jack grinsend einen Klaps auf den Rücken und drückte seine Schulter. Dann umarmte er Lacey noch einmal und verabschiedete sich.

Jack zog Lacey an sich. Sie legte den Kopf auf sein Herz und er hielt sie fest. Das Pochen beruhigte und tröstete sie. »Ich habe Kelly gehen gehört.«

Lacey sagte nichts.

»Stimmt deine Vermutung über Jessica?«

Sie nickte gegen seine Brust.

»Was ist in der Schachtel? Warum will dein Dad sie morgen zurück?«

Eigentlich hatte sie den Karton allein öffnen wollen, aber sie hatten einander versprochen, sich ihren Problemen gemeinsam zu stellen. Seit dem Feuer waren sie und Jack nur während seiner Operationen voneinander getrennt gewesen. Er hatte darauf bestanden, dass Michael oder ihr Dad an diesen Tagen bei ihr waren. Zweimal war er mit geballten Fäusten und ihrem Namen auf den Lippen aus der Narkose erwacht. In diesem benebelten Zustand konnten nur ihre Stimme und ihre zarte Hand auf seiner Wange ihn beruhigen.

Wegen Jacks Playboy-Vergangenheit machte Lacey sich keine Gedanken mehr und bindungsunfähig schien er auch nicht zu sein. Jeder andere Mann hätte sich längst aus dem Staub gemacht, aber er war noch da. War ihr Fels in der Brandung. Er hatte ihr gesagt, dass er mit ihr zusammen sein wollte. Hatte es in den Tagen nach dem Feuer dutzende Mal wiederholt und dabei ihre Hände festgehalten, als könnte es bereits zu spät sein. Als könnte sie ihn zurückweisen.

Lacey verstand ihn. Nach allem, was passiert war, müsste sie eigentlich tot sein. Aber das Leben hatte ihnen eine zweite Chance gegeben, die keiner von ihnen vergeuden wollte. Er war in ihr Haus gezogen und hielt sie jede Nacht fest.

Sie liebte ihn.

Lacey trug die Schachtel in die Küche. Jack folgte ihr. »Das wird gegen meine Alpträume helfen.« Aus dem Augenwinkel sah sie seine Schultern zucken. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie unruhig sie nachts war und dass sie manchmal sogar um sich schlug. Obwohl ihnen ihr Verstand sagte, dass die Gefahr vorbei war, huschten noch zu viele dunkle Schatten durch ihre Gefühlswelt. Anspannung, Angst und eine Nacht voller Schrecken hatten Spuren hinterlassen. Lacey setzte die Schachtel auf der Arbeitsplatte ab und legte die Hände auf den Deckel.

Ich weiß nicht, ob ich das kann.

Jack strich ihr über das kurze Haar. »Ich tue mein Bestes gegen deine Alpträume.«

Sie erwiderte seinen besorgten Blick mit einem Lächeln. Er wollte ihr so gern helfen, ihr zu innerem Frieden verhelfen und ihre Traurigkeit vertreiben. »Und du hilfst mir auch sehr. Es ist wunderschön, immer wenn ich nachts aufwache, deine Arme um mich zu spüren.« Sie wusste, dass das auch ihm guttat.

Lacey musterte die Schachtel düster. »Das hier soll mir helfen, einen Schlussstrich zu ziehen.«

Sie öffnete den Deckel der Schachtel und nahm einen in weiße Handtücher gewickelten Gegenstand heraus. Als sie die Handtücher langsam zurückschlug, hörte sie Jack nach Luft schnappen. »Grundgütiger! Lacey!«

Lacey betrachtete den klinisch sauberen Schädel. Im Stirnbein klafften zwei runde Löcher, ein Großteil des Hinterhauptsbeins fehlte. Die Geschosse hatten es beim Austritt zerfetzt. Auch der Unterkiefer war nicht vorhanden, doch den brauchte sie nicht. Sie betrachtete die oberen Schneidezähne. Lacey holte tief Luft, bevor sie den Finger auf die viel zu kleinen seitlichen Schneidezähne legte, die kleinen Reißzähnen ähnelten. Dann wickelte sie den Schädel schnell wieder ein, legte ihn in die Schachtel und drückte mit zitternden Händen den Deckel darauf. Sie atmete aus, spürte, wie die Schatten blasser wurden und wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.

Bobby DeCosta würde nicht zurückkommen.

Als Jack sie an sich zog und die Lippen in ihr Haar drückte, zitterten seine Arme ein wenig. »Oh Lacey. Ich liebe dich so sehr. Das weißt du doch? Oder?«

Sie nickte, sog mit geschlossenen Augen seinen Geruch ein und schmiegte sich an ihn. Seine Gegenwart wärmte sie bis in die Zehenspitzen. Niemand konnte sie wieder von ihm trennen.

»Ich liebe dich auch«, flüsterte sie.