DREIZEHN

Neuschnee hatte es nicht gegeben, aber der eisige Wind sorgte dafür, dass die Schneeberge am Rand des Gehsteigs zu gefährlichen Hindernissen gefroren. Fröstelnd schob Lacey sich durch die Menschenmenge in der Innenstadt von Portland. Ein Schal wäre jetzt praktisch gewesen. Sie zog sich den dicken Jackenkragen enger um den Hals. Stuart Carter, einer ihrer Zahnmedizinstudenten, stellte heute in einer Galerie seine Skulpturen aus und sie hatte versprochen, sie sich anzusehen. Zuhause verbarrikadieren würde sie sich erst, wenn es absolut unumgänglich war.

An jedem ersten Donnerstag im Monat fielen Heerscharen von Kunstfans im Pearl District ein, um sich neue Werke anzuschauen und natürlich auch die Künstler. Anwohner verkauften an improvisierten Straßenständen selbstgemachte Kreationen, Galerien öffneten ihre Türen. Mithilfe von Biohäppchen sollten die Kunstliebhaber in Kauflaune versetzt werden.

Bei Jacks Anruf im Büro hatte sie gerade gehen wollen. Jack schien sich zu freuen, dass er sie noch erwischte, wich aber aus, als sie nach seinem Gespräch mit der Polizei fragte. Er wollte lieber persönlich mit ihr sprechen. Heute Abend. Dass die Polizei am Vortag auch bei ihr gewesen war, hatte sie am Telefon nicht erwähnt. Michaels mit zahlreichen Andeutungen gespickte Zeitungsartikel waren ihr plötzlich peinlich. Sie empfand wenig Lust, ihre Beziehung zu dem Reporter zu erklären, der sicher ganz oben auf Jacks persönlicher Hassliste stand.

Als sie Jack gesagt hatte, dass sie zu einer Galerie in der Innenstadt musste, hatte er vorgeschlagen, sie dort zu treffen. Dass sie einfach so eingewilligt hatte, wunderte Lacey jetzt ein wenig.

Nein, sie war nicht auf dem Weg zu einem Date mit Jack Harper. Diesen Gedanken wiederholte sie wie einen Refrain.

Es ging einzig darum, sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Dazu gehörte auch, dass er ihr erzählte, wie das Gespräch mit der Polizei gelaufen war. Lacey dachte an den neuen Mord, von dem sie gestern erfahren hatte. Wusste Jack von Joseph Cochran?

Wer brachte die Männer um, die zu DeCostas Verurteilung beigetragen hatten? Alles, was in den letzten Tagen passiert war, stand mit dem DeCosta-Fall in Verbindung. Die Entdeckung von Suzannes Überresten, der Mord an dem Cop, der DeCosta festgenommen hatte, und jetzt der tote Bezirksstaatsanwalt.

Bin ich in Gefahr? Wie groß ist sie? Laceys Finger wurden so taub, als hätte man ihr die Adern abgebunden. Sie atmete tief durch und war froh über die Menschenmenge, die sich auf dem Gehsteig drängte. In diesem Gewimmel konnte sie sich halbwegs sicher fühlen.

Sie fand die Straßenecke, an der sie sich mit Jack treffen wollte. Vor einem Schaufenster mit einem hässlichen Aquarell, einem beklemmenden Chaos in Braun- und Grautönen, blieb sie stehen. Ihre Gedanken sprangen zehn Jahre zurück. Sie sah das Böse in Gestalt von DeCosta. Während des Prozesses hatte er auf seinem Stuhl gefläzt, die langen Beine unter den Tisch der Verteidigung gestreckt und die Vorgänge äußerlich völlig entspannt, ja fast gelangweilt mitverfolgt. So als handle es sich um ein drittklassiges, torloses Footballspiel an einem Sonntagnachmittag.

Nie hatte sie in seinen Augen irgendein Gefühl wahrgenommen. Es schien, als habe er keine Seele. Seine Familie hatte stumm und mit ausdruckslosen Gesichtern in der Reihe hinter ihm gesessen. Die Gedanken und Empfindungen von DeCostas Angehörigen blieben den Zuschauern verborgen.

Lacey hatte lange Tage im Gerichtssaal verbracht und sich unendlich viele Zeugenaussagen angehört. Mit Entsetzen hatte sie die Schilderungen von denjenigen verfolgt, die die Ermordeten gefunden hatten. Es gab detaillierte Beschreibungen und Bilder von Folter, sexuellem Missbrauch und Leichenschändungen. Während Lacey mit ihrem rebellierenden Magen kämpfte, hatte DeCosta völlig unberührt dagesessen. Sie stellte sich Suzanne in seinen Händen vor und empfand die erdrückende Last tiefer Schuld, weil sie selbst davongekommen war.

Überlebensschuld nannte es ihr Psychiater. Diese Belastungsstörung trat häufig bei Menschen auf, die Extremsituationen durchgestanden hatten, bei denen andere gestorben waren.

Als ihr Atem sich beschleunigte, öffnete Lacey die Augen. In der Hoffnung auf ein wenig Ablenkung konzentrierte sie sich wieder auf das Aquarell.

Wie der Psychiater das Höllental genannt hatte, interessierte sie nur am Rande. Es war die dunkelste Zeit ihres Lebens gewesen. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, in das sie mehr tot als lebendig eingeliefert worden war, hatte sie Tage, manchmal sogar Wochen im Bett verbracht und gegen die Alpträume gekämpft, die sie in den Wahnsinn zu treiben drohten.

Damals hatte sie sich in einer zermürbenden Zwickmühle befunden: Einerseits wollte sie schlafen, um zu vergessen, sich für alle Zeiten dem süßen Nichts überlassen. Andererseits erwachten in ihren Träumen die Schrecken zum Leben. Beruhigungsmittel hielten das Entsetzen in Schach, doch der Schlaf, den sie ihr schenkten, war alles andere als erholsam. Sie war erschöpft. Den Schutz ihres Hauses zu verlassen, kostete sie fast übermenschliche Anstrengung. Selbst ein schlichter Gang in ein Lebensmittelgeschäft erforderte langwierige mentale Vorbereitungen. Sie musste sich regelrecht selbst dazu überreden.

Ohne ihre Eltern, Freunde und Ärzte hätte sie einfach aufgehört zu essen. Die Nahrungsaufnahme war zu etwas Nebensächlichem geworden. Sie aß nicht, weil ihr Körper keinen Hunger mehr fühlte.

Weil sie losgelassen hatte, war Suzanne nicht mehr da.

Die Schuldgefühle hatten sie an einen Punkt gebracht, an dem sie begann, ihr Vicodin zu horten. Jeden Abend starrte sie die wachsende Anzahl Pillen an, betastete sie nervös, zählte sie und schichtete sie zu kleinen Häufchen. Schließlich schob sie sie zurück in das Tablettenröhrchen, schraubte den Deckel darauf und versteckte das schwere Schmerzmittel vor ihrer Mutter. Monatelang ging das so, selbst als der körperliche Schmerz bereits aufgehört hatte. Aus irgendeinem Grund hatte ihr das Wissen, dem Medikament widerstehen zu können, wenigstens den Ansatz des Gefühls zurückgegeben, dass sie ihr Leben unter Kontrolle hatte.

Exakt am Jahrestag von Suzannes Verschwinden hatte sie in die Toilette gestarrt und wie aus weiter Ferne zugesehen, wie sie das Vicodin in die Schüssel fallen ließ und wegspülte. Bis zur allerletzten Tablette. Dabei hatte sie sich richtig stark gefühlt. Sie hatte eine zweite Chance. Etwas, das vielen Menschen versagt blieb.

Danach hatte sie versucht, sich nicht mehr mit dieser dunklen Zeit zu beschäftigen – was ihr meistens ganz gut gelungen war. Bis jetzt.

Momentan hatte sie alles noch halbwegs im Griff. Ihre Nächte waren zwar die Hölle, doch die Arbeit an der zahnmedizinischen Fakultät lenkte sie ab. Sich eine Extraportion Eiscreme zu genehmigen oder mit Michael zu reden, half ebenfalls. Der Trost ihrer Mutter fehlte ihr sehr, doch sie schätzte sich glücklich, weil sie gute Freunde hatte. In manchen Nächten hätte sie Michael gern gebeten, auf ihrer Couch zu schlafen. Doch an diese psychologische Krücke wollte sie sich nicht gewöhnen. Sie würde die Sache allein durchstehen.

DeCosta war tot. Er konnte ihr nichts mehr anhaben.

Lacey hob das Kinn. Sie würde sich nicht von Ermittlungshypothesen und den Vermutungen irgendwelcher Detectives in Panik versetzen lassen. Auf keinen Fall durfte ihr Leben erneut aus dem Rhythmus geraten. Sich zu verstecken, kam deshalb nicht infrage. Sie wollte selbst bestimmen, wie ihr Alltag verlief, anstatt sich einer namenlosen Angst zu überlassen. In sämtlichen Taschen schleppte sie inzwischen Pfefferspray mit sich herum und im Haus hatte sie jetzt eine beeindruckende Alarmanlage.

Mit einem Knoten im Magen und brennenden Augen wandte sie sich abrupt von dem Aquarell ab. Viel zu spät hatte sie erkannt, dass es einen Friedhof darstellen sollte. Lacey schlang die Arme um sich, als könne sie sich so nicht nur gegen den Wind, sondern auch gegen die Erinnerungen schützen.

»Ist Ihnen kalt?«

Sie zuckte zusammen. Ihre Hand schnellte instinktiv zu ihrer Handtasche. Dann starrte sie hinauf in fragende graue Augen. Jack Harper. Die Wärme, die sie durchrieselte, vertrieb die drohenden Schatten schneller als ein XXL-Kaffee. Die Gedanken an den Tod und an Friedhöfe lösten sich auf. Sie musterte den großen Mann. Er sah gut aus. Die elegant geschnittene Hose und die dicke Jacke verbargen nicht die Tatsache, dass er … Wie sollte sie ihn beschreiben? Eine sportliche Figur hatte? Er war jedenfalls ein gut gebauter Mann. Sein schwarzes Haar trug er kurz geschnitten und oben ein wenig stachelig. Am liebsten hätte sie hineingegriffen, um zu spüren, wie es sich anfühlte. Sie vergrub die Hände in den Jackentaschen.

Schlicht und ergreifend: Der Mann war heiß.

Allein durch seine Nähe wurde ihr warm; er versetzte ihr Inneres in eine angenehme Wallung. Die Art, wie er sie ansah … Als hätte er eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie er das Feuer zwischen ihnen noch weiter anfachen konnte.

Was ging ihr da eigentlich durch den Kopf?

Er war der Falsche für sie. Hundertprozentig. Sicher warfen sich ihm die Frauen scharenweise an den Hals. In dem Artikel über die zehn meistbegehrten Junggesellen war angedeutet worden, dass er nichts anbrennen ließ und dass eine feste Bindung für ihn kein Thema war. Lacey hatte keine Lust, ein Dominostein in einer langen Kette zu sein, die er lässig zu Fall brachte. Außerdem wollte er ja nur mit ihr reden. Er wollte Informationen, kein Abendessen oder ein paar Drinks. Ganz zu schweigen von mehr. Richtig?

Lacey fand ihre Stimme wieder. »Nein. Mir ist nicht kalt.«

Er nahm ihre Hände zwischen seine und rieb sie kräftig. Dabei runzelte er die Stirn.

»Sie sind der reinste Eisblock. Wir hätten uns drinnen treffen sollen.«

Seine Wärme sickerte durch ihre Hände in ihren Bauch und entfachte dort eine wohlige Glut. Erschrocken zog sie die Hände weg. Sie durfte sich von seinem Charme nicht einwickeln lassen. »Mir geht es gut. Aber lassen Sie uns aus der Kälte gehen.«

Er griff fest nach einer ihrer entflohenen Hände und wollte sie in die Galerie mit dem hässlichen Aquarell im Fenster ziehen. Lacey stemmte die Beine in den Boden, starrte das unheimliche Gemälde an und zerrte ihn zurück. Einen Moment lang trafen sich seine Augenbrauen in der Mitte.

»Nicht hier rein. Gehen wir ein Stück weiter.«

Den ganzen Abend über hielt er sie irgendwie fest.

Das liegt an ihrer Größe, sagte sich Jack. Selbst in Stiefeln mit hohen Absätzen reichte sie ihm grade mal bis zur Schulter. Sie weckte seinen Beschützerinstinkt. Einen angetrunkenen Dödel hatte er bereits mit der Schulter aus dem Weg gepflügt, damit er sie nicht umriss. Vielleicht war aber auch die Kälte schuld. Als er sie mit hochgeschlagenem Kragen dastehen sehen hatte, die Arme um sich geschlungen, als wäre sie kurz vor dem Erfrieren, hatte er einen Moment lang ein schlechtes Gewissen gehabt. Er hätte auf einem Treffen in einem Restaurant oder einer Bar bestehen sollen.

Lacey blieb stehen und las den Namen über der Tür einer Kunstgalerie. »Mist. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, in welcher Galerie Stuart seine Skulpturen ausstellt.« Sie warf einen Blick auf ein kleines grünes Straßenschild und schnaubte frustriert. »Wir sind in der richtigen Straße. Hoffentlich stoßen wir zufällig darauf. Ich habe versprochen, mir seine Arbeiten anzusehen. Dass es hier so viele Galerien gibt, wusste ich gar nicht. Wie viele Kunsthandlungen braucht denn eine Stadt?«, murmelte sie.

Jack wanderte gern noch eine Weile mit ihr umher. So hatte er Zeit, mit ihr zu reden, sie anzusehen und kennenzulernen. Sie hatten ziemlich schnell gemerkt, dass sie etwas gemeinsam hatten: Die Kunstszene lag ihnen beiden nicht. Schubsende Massen, dozierende Galeriebesitzer und wichtigtuerische Kunden verdarben einem die Lust am unvoreingenommenen Kunstgenuss. Bislang hatte er noch nichts von seiner Befragung durch die Polizei gesagt. Je länger er das hinauszögerte, desto mehr Zeit konnte er mit ihr verbringen.

Wenn sie sprach, dann nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Händen und den Augen. Wenn sie sich amüsierte, blitzten ihre Augen im Rhythmus ihrer Gesten. Er versuchte, sie am Reden zu halten. Das Thema war dabei zweitrangig. Ihre Stimme klang warm und hörte sich oft so an, als wollte sie gleich loslachen. Das gefiel ihm.

Sie schoben sich durch die Tür eines Cafés und stampften sich den gefrorenen Schneematsch von den Stiefeln. Er sah zu, wie sie sich fast unbewusst übers Haar strich. Anders als die meisten anderen Frauen es nach einem Spaziergang durch den Wind getan hätten, suchte sie nicht hektisch nach einem Spiegel. Sie sah einfach perfekt aus. Die Kälte hatte ihre Wangen leicht gerötet, ihre braunen Augen leuchteten. Heute Abend trug sie ihr Haar offen. Bislang hatte er es immer nur als Pferdeschwanz oder unter einer Mütze gesehen. Lange Wellen in allen Blondnuancen von dunklem Honig bis zu poliertem Gold fielen ihr über die Schultern. Es juckte ihn in den Fingern, ihr Haar zu berühren.

»Ich könnte sterben für einen Kaffee. Wie gut er ist, ist im Augenblick egal. Nur heiß muss er sein.« Sie zitterte.

Er stellte sich mit ihr vor der Theke an. Mit ihr zusammen wartete er gern. Anscheinend wollte ganz Portland im Moment nichts anderes als Kaffee. Die Schlange war endlos lang.

Während Lacey die Tafel mit dem Angebot studierte, trat er hinter sie und legte ihr die Hände ganz leicht auf die Schultern. Er spürte, wie sie sich ein wenig verkrampfte. Aber der Duft vom Samstagmorgen war wieder da und er kam nicht von den Lattes und Moccas. Jack beugte sich ein wenig vor und sog mit geschlossenen Augen den Geruch ihres Haars ein. Sie roch wie eine Bäckerei. Zimt, Vanille und Honig kitzelten seine Nase. Köstlich. Der Duft passte zu ihr.

Als ihre Schulter zuckte, riss er schnell die Augen auf. Hatte sie ihn dabei ertappt, wie er an ihrem Haar schnüffelte?

Er musste sich keine Sorgen machen. Lacey hatte ein Paar entdeckt, das gerade mit Bechern in den Händen von der Theke wegging. Die beiden waren Mitte dreißig und dick eingemummt. Die hagere blonde Frau blickte mürrisch. Der Mann war etwa so groß wie sie und hatte den gehetzten Gesichtsausdruck, der auf jahrelanges ängstliches Ausloten sämtlicher Launen seiner Begleiterin schließen ließ. Jack sah, wie die Schritte des Mannes stockten, als er Lacey bemerkte. Dann verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. Er hatte über Laceys Kopf hinweg Jacks Blick aufgefangen.

Lacey schnappte laut nach Luft. Als Jack auch noch spürte, wie sie erschauerte, fasste er sie ein wenig fester an den Schultern. Der herausfordernde Blick des anderen Mannes irritierte ihn.

Wer zum Teufel war das?

Lacey konnte es nicht fassen.

Von allen Cafés in Portland muss er ausgerechnet in dieses kommen. Das berühmte Zitat aus Casablanca schoss ihr durch den Kopf, obwohl sie zugeben musste, dass er zuerst hier gewesen war. Über ein Jahr lang war es ihr gelungen, dem Mann aus dem Weg zu gehen. Warum musste er ausgerechnet jetzt vor ihr stehen? Sie spürte Jacks fester werdenden Griff an den Schultern und dankte dem Himmel für seine Anwesenheit. Nur gut, dass bei dieser Begegnung ein Mann hinter ihr stand. Ein großer, heißer Kerl. Selbst die besitzergreifenden Hände auf ihren Schultern waren ihr in diesem Augenblick sehr willkommen.

»Dr. Campbell.« Frank sprach ihren Namen aus, als wäre sie ein Stück Dreck.

Manche Dinge änderten sich einfach nie.

Zorn flackerte in ihr auf, doch sie zwang sich zu einem kühlen Lächeln.

»Frank.« Sie wandte sich an die verdrossen blickende Frau an seiner Seite. »Celeste.« Die Frau sah an Lacey vorbei und musterte Jack. Ihre verkniffenen Züge verzogen sich zu einem zuckrigen, bewundernden Lächeln. Träum weiter. Lacey wusste nicht, wen von den beiden sie unsympathischer fand.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Jack Celeste eine Viertelsekunde lang anstarrte und dann wieder Frank ansah. Er sagte nichts.

Gut. Lacey holte Luft. »Übrigens, das ist Jack.« Sie warf Jack einen schmachtenden Blick zu, versuchte aber, ihm dabei mit den Brauen ein Zeichen zu geben. Er schien überrascht, fing sich aber schnell wieder und nickte dem Paar ein wenig steif zu. »Jack, darf ich vorstellen: Frank und Celeste Stevenson.«

Keiner streckte die Hand zum Gruß aus. Jack hielt Lacey immer noch fest und zog sie ein wenig enger an sich. Franks Gesicht wurde noch verkniffener.

»Habt ihr euch auch in den Galerien umgeschaut? Wir fanden es richtig nett, …«

»Halt’ einfach deine bescheuerte Klappe, Lacey«, zischte Frank.

Sie spürte, wie Jack sie zur Seite schieben und auf den kleineren Mann zugehen wollte. Um ihn daran zu hindern, packte sie seinen Arm und drückte ihn an ihre Brust. Damit zog sie Jacks Körper eng an ihren Rücken. Frank wurde blass und schob sich ein kleines Stück hinter Celeste. Feigling.

Lacey hätte zu gern Jacks Gesichtsausdruck gesehen. So wie Frank reagierte, sah Jack wohl aus, als würde er ihn gern zu Frikassee verarbeiten.

»Ich bitte dich, Frank. Es gibt keinen Grund, sich danebenzubenehmen.« Adrenalin jagte durch Laceys Adern. Nach allem, was dieser Sack ihr angetan hatte …

Frank schob die wütende Celeste Richtung Tür. Dabei schlug er einen weiten Bogen um Jack und Lacey. Zwischen Celestes Brauen bildeten sich tiefe Furchen. In ihrem Blick lag Hass.

»Keinen Grund? Mir fallen eine Million Gründe ein, du hinterhältige Schlampe.« Frank hatte das letzte laute Wort, bevor die Tür hinter ihm zuschlug.

Das lebhafte Geschnatter im Laden brach urplötzlich ab. Sämtliche Personen in der Warteschlange, das Personal hinter der Theke und alle Gäste an den Tischen starrten Lacey an.

Lacey schloss die Augen und lauschte auf ihren Herzschlag. Das war nicht allzu schlecht gelaufen.

»Wow. Wer war das denn?«

Jack hatte sie fast vergessen. Noch immer drückte sie seinen Arm fest an ihre Brüste. Sie spürte Jacks Wärme durch ihre Jacke hindurch am Rücken. Verlegen ließ sie den Arm fallen und drehte sich zu ihm um. Sie hätte Jack erlauben sollen, Frank ein bisschen herumzuschubsen. Seinem Gesichtsausdruck nach wäre ihm das ein Vergnügen gewesen. Lacey brachte ein verrutschtes Lächeln zustande und zwang sich, ihm in die forschenden Augen zu sehen.

»Das war mein Exmann.«