VIERZEHN

Jack begleitete Lacey wortlos ins Freie. Sie hatten beschlossen, auf den Kaffee zu verzichten. Dabei hatte er das Gefühl, dass ihr das ziemlich schwerfiel.

Sie war verheiratet gewesen. Mit diesem Schleimbeutel. Wow.

Er schüttelte den Kopf, um die Eifersucht loszuwerden, die ihm die Kehle zuschnürte. Wo kam die denn her? Schließlich bahnte sich zwischen Lacey und ihm doch nichts an.

Überhaupt nichts.

Eigentlich wünschte er sich, dass es mit ihnen weiterging. Der Körper unter der dicken Jacke hatte sich längst in sein Gehirn gebrannt. Zierlich, aber mit Rundungen an den richtigen Stellen. Im gerichtsmedizinischen Institut gestern hatte sie einen kurzärmeligen Laborkittel getragen und es hatte ihn einige Beherrschung gekostet, nicht ständig auf ihre gut definierten Arme zu starren. Als ehemalige Leistungssportlerin achtete sie ganz offensichtlich immer noch darauf, fit und in Form zu bleiben.

Auf dem Weg zu Laceys Wagen dachte er angestrengt nach. In der Innenstadt brannte nur jede zweite Straßenlaterne. Zwischen schummrigen Schatten lagen große, goldene Lichtinseln. Die quirlige Kunstszene hatten sie hinter sich gelassen und befanden sich in einer deutlich ruhigeren Gegend. Die Hände behielt er jetzt bei sich. Laceys steife Haltung signalisierte ihm überdeutlich, dass Anfassen im Moment nicht erlaubt war.

Er hätte gern gewusst, was in ihr vorging. Beim Verlassen des Coffeeshops hatte er den Eindruck gehabt, sie wäre stolz, die Konfrontation mit ihrem Ex ganz gut überstanden zu haben. Doch dann war sie sehr still geworden. Inzwischen strahlte sie sogar so etwas wie angespannte Gereiztheit aus. Jack verzichtete auf jeden Kommentar, von Fragen ganz zu schweigen. Wie die gemeinsame Geschichte der beiden wohl aussah? Vermutlich eher unerfreulich. In aller Freundschaft hatten die beiden sich jedenfalls nicht getrennt.

Lacey blieb vor einem großen Geländewagen stehen und wühlte in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln. Jack warf einen verstohlenen Blick auf das schwarze Fahrzeug. Er fragte sich, ob sie wohl übers Lenkrad sehen konnte.

»Das ist ein ziemlich großer Truck.«

Sie fuhr herum. »Wollen Sie mir jetzt einen Vortrag über den CO2-Ausstoß halten? Das können Sie sich sparen, das machen meine Freunde schon andauernd. Aber ich muss irgendwie die Hügel hinaufkommen, wenn es schneit. Und zu den Skipisten.« Ihre Augen funkelten kampflustig.

Jack wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. »Ganz cool bleiben. Immer mit der Ruhe. Ich fahre beinahe denselben Wagen. Nur ist meiner ein paar Jahre älter.«

»Sorry. Ich wollte Sie nicht anfahren. Es ist bloß …« Lacey deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Es tut mir leid, dass Sie miterleben mussten, wie er sich mal wieder zum Deppen gemacht hat.«

»Anscheinend ist er ein Naturtalent.«

Das Lächeln, das um ihre Lippen huschte, nahm ihm fast den Atem. Es verwandelte ihr Gesicht komplett. Angestrengt suchte Jack nach einer weiteren lustigen Bemerkung. Dieses Lächeln wollte er unbedingt noch einmal sehen. Frustriert, weil ihm nichts einfiel, ging er um sie herum und lehnte sich lässig an die Tür des Geländewagens. Innerlich war er alles andere als entspannt. Jeder Nerv seiner Haut befand sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Jede seiner Zellen war auf Empfang geschaltet und versuchte die Schwingungen der Frau aufzunehmen, die vor ihm stand. Er fühlte sich, als würde das Koffein mehrerer doppelter Espressos durch seine Blutbahnen kurven, und wollte sie noch nicht wegfahren lassen.

»Wie lang waren Sie beide denn verheiratet?«

»Zwei Jahre.« Das Lächeln verflog.

»Und wie lang ist das her?«

Sie zählte mit den Fingern nach. »Zu Ende war es vor etwa sieben.«

»Gute Güte. Und er ist immer noch so verbittert? Nach der langen Zeit?« Wer konnte denn über so viele Jahre einen Groll gegen jemanden hegen? Natürlich kannte er den Trennungsgrund nicht. Aber er wäre jede Wette eingegangen, dass die Beziehung durch die Schuld des Schleimbeutels zerbrochen war.

Lacey zuckte die Schultern und zog demonstrativ am Türgriff. Die Tür ließ sich nicht öffnen, weil Jack mit seinem Gewicht dagegen lehnte. Sie wich seinem Blick aus. Anscheinend wollte sie im Augenblick nicht mehr dazu sagen. Aber so niedergeschlagen, wie sie jetzt aussah, konnte er sie nicht wegfahren lassen. Er rührte sich nicht von der Stelle.

»Ich hoffe, Sie haben ihn vor der Trennung ordentlich durch die Mangel gedreht.«

Lacey lächelte schief. »Ich glaube, wir sind uns da nichts schuldig geblieben. Aber möglicherweise bin ich ein bisschen auf seinem Ego herumgetrampelt.«

»Autsch.« Jack drückte sich mit einer Grimasse die Hand aufs Herz. Ihr Grinsen freute ihn diebisch. »Manche Frauen bringen es darin zu wahren Höchstleistungen.«

Lacey musterte ihn eingehend. »Auch schon den einen oder anderen Tritt abbekommen?«

»Welcher arme Wicht könnte das Gegenteil behaupten?«

»Wie ein armer Wicht kommen Sie mir ganz und gar nicht vor.«

Grinsend beugte er sich ein wenig näher zu ihr. Seine Atemwolke berührte ihre Wange. »Aber was bin ich dann?«, flüsterte er.

»Stur.« Sie zog erneut am Türgriff.

»Ich wusste, dass Sie Tag und Nacht über mich nachdenken.«

Sie lachte, fühlte sich aber ertappt. Und man sah es ihr an.

Sie hatte tatsächlich an ihn gedacht.

Jack ging einen Schritt beiseite, öffnete die Wagentür und half ihr hinein. Danach ließ er ihre Hand nicht gleich los. Sie zog sie mit einem fragenden Blick weg. Er kam wieder näher, hielt ihrem amüsierten Blick stand.

»Können wir das bald wieder mal machen?«

»Was denn? Uns halb zu Tode frieren? Oder mit meinem Ex streiten?« Lacey schlug einen unbefangenen Ton an, doch ihre dunklen Augen blickten ernst.

Plötzlich musste er ihren Mund anschauen. Sie hatte die Lippen ein wenig geöffnet, ihre Zungenspitze befeuchtete die Unterlippe. Sein Körper straffte sich bei diesem Anblick. Ihr Atem stockte, als sie seine Reaktion bemerkte.

»Lacey …«

Ihm fehlten die Worte, doch sie verstand genau, was er sie gefragt hatte. Ihrem Gesicht sah er an, dass sie mit sich kämpfte. Sein Herz setzte eine Sekunde lang aus.

»Okay.« Sie flüsterte nur das eine Wort.

Er hatte sich gegen ihren gesunden Menschenverstand durchgesetzt.

Jack stellte einen Fuß auf das Trittbrett, umschloss Laceys Gesicht mit seinen Händen und legte seine Lippen auf ihre. Seine Finger sanken in das blonde Haar, das er schon den ganzen Abend hatte berühren wollen. Er küsste Lacey fest und lang auf den Mund. Sie erstarrte nur kurz, dann merkte er, wie sie sich zu ihm beugte, seinen Kuss erwiderte und sich ihm öffnete. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Ihr Mund war weich und warm, er nahm ein fast lautloses Aufseufzen tief in ihrer Kehle wahr. Dann spürte er ihre Hand an der Schulter und verfluchte seine dicke Jacke. Er wollte die Wärme ihrer Berührung empfinden können, wollte fühlen, wie ihre Hand über seine Haut …

Sie löste die Lippen von seinen, ließ die Hand aber liegen.

»Das ist keine gute Idee«, flüsterte sie.

Er stand ganz still und versuchte, die Erregung im Zaum zu halten, die ihn überkommen hatte. »Wenn ich schon einen Fehler begehe, dann am liebsten einen großen.«

Laceys Augen weiteten sich.

Er drückte auf den Knopf der Türverriegelung, trat zurück und schloss die Wagentür. Sie starrte ihn durch das Fenster hindurch an, hatte die Finger auf die Lippen gelegt. Ihr verblüffter Gesichtsausdruck wich einem Lächeln. Hinter ihrer Hand konnte er die zuckenden Mundwinkel erkennen.

»Los jetzt!« Er machte eine Geste, als wolle er sie verjagen. »Nach Hause mit dir!«

Lacey ließ den Motor an und stellte den Automatikhebel auf D. Verwegen grinsend zwinkerte sie Jack zu, mit lachenden Augen. Sie imitierte sein Zwinkern vom Samstagmorgen, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Das hieß, sie erinnerte sich daran. Jacks Herz machte einen Sprung, Lacey gab Gas.

Er stand mitten auf der Straße und schaute dem Wagen hinterher, bis die Rücklichter verschwanden.

Mit der dampfenden Kaffeetasse in der Hand starrte Lacey am nächsten Morgen aus dem Fenster. Die Zeitung lag etwa fünfzehn Meter von ihrer Veranda entfernt draußen auf dem Gehsteig. Gefrierender Regen hatte im Lauf der Nacht den verharschten Schnee mit einer gefährlichen Eisschicht überzogen. Um an die Zeitung zu kommen, musste sie im Morgenmantel hinausflitzen und versuchen, sich dabei nicht sämtliche Knochen zu brechen. Sie liebte die Sudokus. Der Tag fing erst richtig an, wenn sie die verdammten Dinger gelöst hatte.

Lacey stellte die Kaffeetasse ab, zog den Gürtel des Morgenmantels straff und schlüpfte in ein Paar Stiefel. Ihr Blick fiel in den Spiegel im Flur. Traumhaft. Katastrophenhaar, ein abgewetzter grüner Morgenmantel und Marienkäferstiefel. Wenn Mr Carson von gegenüber sie so sah, würde sie sich das ewig anhören müssen. Dieser schrullige Kerl glaubte sowieso nicht, dass sie Zahnärztin war. Seiner Frau hatte er erzählt, sie arbeite an der Rezeption einer Zahnarztpraxis.

Lacey schaute ein bisschen genauer in den Spiegel, versuchte, ihr Haar mit den Fingern zu ordnen. Ihre Lippen sahen irgendwie geschwollen aus. Prüfend betastete sie sie. Eindeutig. Die Haut war empfindlich – und das nach einem einzigen Kuss. Einem sehr heißen Kuss, der sie unter Strom gesetzt und bis drei Uhr morgens wachgehalten hatte.

Warum hatte sie sich auf das Treffen mit Jack eingelassen? Michaels Warnung klang ihr noch in den Ohren. Rein rational musste sie ihm recht geben. Aus ihr und Jack Harper konnte nichts werden. Sie hatte mit ihren eigenen Erinnerungen an die Vergangenheit schon genug Probleme. Sie brauchte nicht auch noch seine dazu.

Aber im Augenblick dachte Lacey nicht mit dem Gehirn. Sie dachte mit dem Teil ihrer selbst, der seit über einem Jahr keine wirkliche Verabredung gehabt hatte, einem Teil, der sich nach der rauen Berührung eines Mannes sehnte. Sie wünschte sich eine starke Schulter zum Anlehnen, einen Mann, der sie im Bett an sich zog und ihr das Gefühl gab, ohne sie nicht leben zu können.

Lacey biss sich auf die Lippen und ließ widerstrebend einen Gedanken zu, den sie lang vermieden hatte: Sie war einsam. Ihre Tage füllte sie mit Arbeit. Außerdem unterrichtete sie Turnen im Sportstudio. Männer mied sie wie festgetretenen Kaugummi auf einem sommerheißen Gehsteig.

Warum er? Warum jetzt?

Irgendwie war es diesem Mann gelungen, sich an ihrem Schutzschild vorbeizuschmuggeln. Einen Moment lang hatte sie nicht aufgepasst und den hatte Jack genutzt, sich angeschlichen und Gefühle und Erinnerungen in ihr geweckt, die sie fest unter Verschluss gehalten hatte. Und körperliche Bedürfnisse.

Noch immer staunte sie darüber, was vorigen Abend geschehen war. Als Jack sie geküsst hatte, hatte sie das Klicken gehört, das anzeigte, dass zwei Menschen zueinander passten. Laut und deutlich. Und sie wusste, dass es Jack genauso ging.

Lacey hob das Kinn, legte die Hand auf den Türknauf, hielt dann aber inne und begutachtete noch einmal ihr wirres Haar. Sie zog es nach hinten, drehte es zu einem festen Knoten und steckte es mit einem Clip aus ihrer Manteltasche fest.

Wen kümmert schon, was Mr Carson denkt?

Bibbernd vor Kälte, aber äußerst vorsichtig schob sie sich über die Veranda, rutschte auf der obersten Stufe aus und plumpste auf den Hintern. Ihre Zähne schlugen heftig aufeinander. Der Ruck der unsanften Landung fuhr ihr durch den ganzen Körper.

Okay. Dann eben keine Zeitung heute.

Mit Trippelschritten arbeitete sie sich zurück zur Haustür. Erst jetzt entdeckte sie das kleine Päckchen, das am Türrahmen lehnte. »DR. LACEY CAMPBELL« stand in Großbuchstaben darauf.

Und was ist das jetzt?

Keine Adresse, kein Poststempel. Irgendwer musste es gestern vorbeigebracht haben. Lacey ertastete die Umrisse einer CD. Sie runzelte die Stirn. Hatte bei der Arbeit jemand etwas von einer DVD für sie gesagt?

Sie riss die Verpackung auf, kehrte in die wohlige Wärme des Hauses zurück und atmete den betörenden Kaffeeduft ein. Eine DVD fiel ihr in die Hand. Kein Etikett, keine Beschriftung. Mit der Tasse in der Hand ging Lacey ins Wohnzimmer. Ihre Neugier war geweckt.

Sie steckte die DVD in den Player, schnappte sich die Katze, die ihr um die Beine strich, setzte sich aufs Sofa und kraulte Eve am Kinn. Auf dem Fernsehschirm erschien nur grauer Schnee. Doof. War die DVD vielleicht unbespielt?

Plötzlich erschien ein Bild auf dem Monitor. Zu sehen war ein Raum mit Betonwänden. Ein wenig wackelig schwenkte die Kamera über eine Ansammlung von Gerümpel. In den Ecken standen kleine, schiefe Türme aus aufgestapelten Kartons. Der enge Raum war mit alten Holzstühlen, kaputten Tischen und einer fleckigen Teppichrolle vollgestopft. Die Bilder waren so körnig, als stammten sie von einem alten Filmband oder wären mehrfach von einem Medium zum anderen überspielt worden. Plötzlich fing die Kamera ein schmales Metallbett ein. Laceys Brust zog sich zusammen, als auf die blonde Frau scharf gestellt wurde, die ans Kopfteil des Bettes gefesselt war.

Suzanne.

Eve stieß einen Protestlaut aus und Lacey ließ die Katze los, die sie plötzlich viel zu fest an sich gedrückt hatte. Hektisch sprang Eve von Laceys Schoß, suchte vergeblich mit den Krallen Halt auf den Holzdielen und flüchtete schließlich schlitternd aus dem Zimmer.

Lacey hielt den Atem an. Die Kamera zoomte auf Suzannes Gesicht. Ihre Augen waren halb geschlossen, doch ein kurzer hasserfüllter Blick traf das Objektiv wie ein Pfeil. Dann wurden ihre Augen wieder leer. Suzanne zerrte nicht an den Fesseln. Anscheinend hatte sie den Kampf aufgegeben. Ihr Haar war ungepflegt und lang. Länger als Lacey es je gesehen hatte. Es war strähnig, sogar fettig. Suzannes Kopf drehte sich noch einmal zur Kamera. Sie starrte Lacey direkt in die Augen. Dann wandte sie sich mit hängendem Kinn ab. Die Kamera tastete sich in geradezu obszöner Weise über ihren Körper, der in einem zerschlissenen T-Shirt und einer Jogginghose steckte.

Oh mein Gott.

Lacey riss die Augen auf. Sie starrte auf die Wölbung unter Suzannes T-Shirt. Dabei tasteten ihre Hände zwischen den Sofakissen nach der Fernbedienung. Sie konnte den Blick nicht vom Fernsehschirm lassen. Wenn sie wegschaute, verschwand vielleicht auch das Bild. Sie musste die DVD anhalten! Wo war die verdammte Fernbedienung?

Grundgütiger. Suzanne war schwanger.

Der runde, vorgewölbte Bauch sprach eine eindeutige Sprache. Vor Laceys Augen entstand unter dem T-Shirt eine kleine Beule. Ihre Hände erstarrten mitten in der Suche. Das Ungeborene bewegte sich.

Was war mit ihm passiert? Wo war Suzannes Baby?

Kein Baby mehr. Ein Kind. Vermutlich neun oder zehn Jahre alt.

Das Bild verschwand. Grauer Schnee rauschte auf dem Schirm. »Neiiiiin!«, schrie Lacey.

Sie riss den Blick von der Mattscheibe los, entdeckte die Fernbedienung auf dem Beistelltisch und schnappte sie sich. Den Finger bereits an der Rücklauftaste, wandte sie sich wieder dem Fernseher zu. Gerade erschienen neue Bilder. Diesmal dunkler und schärfer. Die Szene war draußen aufgenommen. In einer nächtlichen Stadt.

Im Stehen richtete Lacey die Fernbedienung auf den Bildschirm. Ihr Finger schwebte über der Rücklauftaste, während sie die dunklen Bilder von geparkten PKWs und Trucks auf dem Monitor fixierte. Die Kamera schwenkte von Wagen zu Wagen. Sie erkannte einen Ford Mustang. Er war fast neu. Ein aktuelles Modell. Laceys Atem stockte. Dieser Teil der Aufnahme war erst kürzlich entstanden.

Eine verzweifelte Sekunde lang glaubte sie, Suzanne wäre am Leben und schwanger.

Nein. Lacey spürte, wie ihre Schultern vornüber sackten. Suzannes sterbliche Überreste waren unter einem Wohngebäude gefunden worden. Lacey hatte die Knochen selbst in den Händen gehalten. Tränen brannten in ihren Augen.

Zitternd holte sie Luft, starrte auf den Bildschirm und versuchte, nicht an Suzannes verloren aussehenden Schädel zu denken.

Dann sah sie ihn. Lacey plumpste aufs Sofa zurück. Jack Harper. Er beugte sich in ihren Truck, gab ihr einen langen Kuss und schlug dann die Tür zu. Lacey starrte ihr eigenes überraschtes Gesicht hinter dem Wagenfenster an. Dann schlingerte die Kamera. Kurz bevor die Aufnahme abbrach, hörte sie einen leisen, obszönen Fluch.

Laceys Kehle zog sich zusammen, sie sprang auf, rannte ins Bad und beugte sich würgend über die Toilette.

Der Kuss war noch keine zehn Stunden her.