Kaiser Arnulf und Papst Formosus sterben
Während die spoletinische Partei rasch wieder über Rom zu herrschen begann, kehrte der König verstört nach Regensburg zurück, wo er in fortschreitendem Siechtum noch vier Jahre lebte. Und bis zuletzt, noch im Jahr vor seinem Tod, wurde er, der doch selbst so manchen »Bastard« in die Welt gesetzt, offenbar von Eifersucht gequält, verbreitete sich das Gerücht, »von einem seit vielen Zeiten unerhörten Verbrechen der Königin Uta«, hieß es, sie gebe »ihren Körper in buhlerischer und unedler Verbindung preis«. Erst 72 Eideshelfer konnten den ungeheuerlichen Verdacht vor Gericht als unbegründet erweisen.
Es war übrigens nicht der einzige Argwohn, der den todkranken, und, kaum Mitte fünfzig, am 8. Dezember 899 sterbenden Herrscher beschlich: – seine Ärzte sollten ihn gelähmt haben. Einer von ihnen floh und verbarg sich in Italien; ein anderer, ein gewisser Graman, wurde deswegen zu Ötting geköpft. Und »ein Weib, Namens Rudpurc, die als Anstifterin dieses Verbrechens durch sichere Untersuchung überführt wurde, starb in Aibling am Galgen« (Annales Fuldenses), anscheinend auf dem Königshof Aibling bei Rosenheim, wo Arnulf gelegentlich »den Geburtstag des Herrn« gefeiert hatte, bevor er nun »an der schmählichsten Krankheit« starb, weiß Liutprand von Cremona. »Von kleinen Würmern nämlich, Läusen, wie man sie nennt, wurde er aufs äußerste gequält, bis er seinen Geist aufgab. Man behauptet aber, dieses Ungeziefer habe bei ihm so überhandgenommen, daß kein ärztliches Mittel Abhilfe schaffen konnte.«36
Nach Arnulfs Rückzug beherrschte Lambert mit Hilfe seiner energischen Mutter, der Kaiserin Ageltrude, wieder große Teile Italiens, das er im Herbst 896 mit Berengar vertraglich geteilt. Es war jenes Jahr, in dem Lambert auch den reichen Grafen Meginfred von Mailand hinrichten, einen Sohn und Schwiegersohn desselben blenden ließ. Und sicher hätte es jetzt auch Papst Formosus, nach seinem Verrat der Spoletiner, schwer gehabt, wäre er nicht schon wenige Wochen nach Arnulfs Abzug aus Rom, am 4. April 896 einer Krankheit erlegen oder Gift.
Sein Nachfolger, Bonifatius VI. (April 896), Sohn eines Bischofs namens Hadrian, war ein Mann, so munkelte man, mit dunkler Vergangenheit und als Kleriker bereits zweimal von Johann VIII. abgesetzt worden. Ein Pöbelaufruhr soll ihn tumultuarisch auf den Heiligen Stuhl gebracht haben, allerdings nur 15 Tage, dann starb er, »wie man hört«, an Podagra (bekanntlich Gicht des Fußes, »bes. der großen Zehe«: Duden). Und Bonifatius' Nachfolger hielt sich immerhin ein gutes Jahr, eigentlich ein schlechtes, jedenfalls ein äußerst kurioses, zierte der geschworene Feind des Formosus sein Pontifikat doch bald durch einen singulären Akt, mit dem er wohl für lang in die Geschichte eingegangen ist, die zwar alle Akte umfaßt, vorzugsweise aber kriminelle.37