49

Puller fuhr zum Gull Coast und nahm ein Zimmer. Der Angestellte am Empfang war jung und schläfrig. Oder er war einfach nur gelangweilt.

Im Zimmer verstaute er seine Sachen und überlegte, was er nun tun sollte. Er rief Landry an und teilte ihr mit, dass er auf dem Weg sei. Zwanzig Minuten später fuhr er in Destin in die Tiefgarage.

Die Nacht war schwül, kaum ein Lufthauch rührte sich.

Landry erwartete ihn am Aufzug. Sie trug Shorts, ein Tanktop und Sandalen und hielt zwei Flaschen Bier in die Höhe. Ihr Blick fiel auf Sadie.

»Sie haben einen Hund?«

»Zufall.« Puller erklärte ihr, dass Sadie Cookies Hund gewesen war.

»Ich kann sie nicht nehmen, falls Sie das glauben. In diesem Gebäude sind Haustiere nicht erlaubt.«

»Kein Problem. Ich wollte sie heute Nacht nur nicht allein lassen.«

»Lassen Sie uns den Strandspaziergang machen. Am Wasser ist es kühler, und Sie können mich auf den neuesten Stand bringen.« Sie betrachtete Sadie. »Außerdem können Sie Ihren neuen Hund spazieren führen.«

Sie gingen durch den Sand, gegen den die Wellen mit wachsender Intensität anrollten.

»Ist die Brandung nachts immer so rau?«, fragte Puller.

»Haben Sie keine Nachrichten gesehen?«

»In letzter Zeit nicht.«

»Auf dem Atlantik hat sich ein Tropensturm gebildet, Danielle mit Namen, und den Golf erreicht. Man rechnet zwar nicht damit, dass der Sturm noch stärker wird, aber er wühlt das Wasser auf. Irgendwann wird er hier das Land erreichen, nur weiß man noch nicht, wann das sein wird.«

Abgesehen von mehreren jungen Männern, die mit Bierdosen in der Hand herumstolperten, war der Strand so gut wie leer.

Puller verbrachte die nächsten Minuten damit, Landry über die Einzelheiten von Cookies Tod zu informieren, während Sadie brav an seiner Seite ging und gelegentlich zu ihm hinaufäugte. Das kleine Tier musste völlig verwirrt sein, denn es musste viel höher schauen als bei Cookie.

»Was geht hier vor, Puller, was meinen Sie?«, fragte Landry, nachdem er geendet hatte.

Er zuckte mit den Schultern. »Falls diese Leute etwas gewusst haben, wurden sie effizient zum Schweigen gebracht.«

»Falls sie was gewusst haben?«

Wieder zuckte er mit den Schultern. »Wüsste ich das, wüsste ich alles.«

Sie gingen weiter und tranken ihr Bier.

Sadie zerrte an der Leine, aber sie war so klein, dass Puller es kaum bemerkte. Als würde er eine Grille spazieren führen.

Das kalte Bier sorgte dafür, dass Puller sich warm fühlte, wärmer als die Luft um ihn her. Die Wellen, die mit gezeitenmäßiger Regelmäßigkeit an den Strand schlugen, entspannten ihn mehr, als es normalerweise der Fall gewesen wäre, vor allem nach dem, was mit Cookie geschehen war.

Er ertappte Landry dabei, wie sie ihn anschaute. »Wollen Sie zurück in meine Wohnung?«, fragte sie.

»Warum?«

Sie schaute zu Boden. »Ich … wir …«

Puller interpretierte ihr Unbehagen richtig. »Ich würde es wirklich gerne, aber ich kann nicht.«

»Okay, verstehe. Ich weiß, dass ich nicht besonders mädchenhaft bin, und ich trage bei der Arbeit eine Waffe, aber ich bin eine Frau. Ich stehe auf Jungs.«

»Ich bin sicher, die Jungs fliegen auf Sie.«

»Nun ja, ich bin in der Gegend hier von jedem Mann unter sechzig angebaggert worden. Zumindest hat es den Anschein. Und die jungen Kerle kommen von außerhalb und halten sich für heiß, sind aber bloß Trottel.«

»Viele Kerle sind Trottel. Mich hat man auch schon beschuldigt, einer zu sein.«

Sie schaute zu ihm hoch, berührte seinen Arm. »Aber nicht bei Frauen.«

Er blickte zu ihr hinunter. »Nein, nicht bei Frauen.«

»Das macht Sie anders. Und attraktiv.«

Ihm war jetzt sehr heiß, viel heißer als die Luft. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Er konnte auch die Hitze fühlen, die Landry ausströmte. Als würden sie beide in einem Ofen stecken.

»Wir arbeiten gemeinsam an einem Fall«, sagte Puller.

»Aber Sie sind nicht bei der Polizei. Wäre es so, würde ich nicht mit Ihnen schlafen wollen.«

»Und Hooper? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Ihr Typ ist.«

»Nur begreift er das nicht. Er versucht es immer wieder.«

»Das glaube ich unbesehen.«

»Aber hier geht es nicht um Hooper.«

»Wir haben nicht die geringste Ahnung, wohin uns das führen wird, Cheryl. Job und Vergnügen zu vermischen ist niemals eine gute Idee. Sie sind eine sehr attraktive Frau, und unter anderen Umständen sähe meine Antwort vielleicht anders aus. Aber die Bedingungen im Feld sind nun mal so, wie sie sind. Ich hoffe, Sie verstehen das.«

Sie seufzte. »Ja. Tut mir leid, dass ich das Thema aufgebracht habe. Das war nicht professionell von mir.«

»Wir können nicht immer professionell sein.«

Sie lächelte resigniert.

Puller wollte etwas sagen, als ein Handy klingelte.

Landrys Handy, nicht seines.

Und danach war nichts mehr wie zuvor.

 

Am Limit
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