15. November: Kuh 16, minus eins
Implantation + 6 Tage
Hände auf seiner Schulter.
Claus Rhumkorrf versuchte, die Augen zu öffnen, doch sie waren wie zugeklebt. Blendendes Licht drang durch seine Augenlider.
»Doc, wachen Sie auf.« Tims Stimme? Tim, der Erika ersetzt hatte. Das Gefühl der Leere traf ihn wie ein Stich. Claus hatte sich eingeredet, dass er für diese Frau überhaupt nichts mehr empfand. Das war leicht gewesen, solange sie Tag für Tag in seiner Nähe war, doch seit sie nicht mehr hier war, spürte er ihre Abwesenheit.
»Wachen Sie auf, verdammt nochmal.« Tims Stimme, der Stress unüberhörbar. Sein nach Scotch stinkender Atem. Und der deutlich ausgeprägte Körpergeruch dieses Mannes. Wie lange war es her, seit Tim zum letzten Mal ein Bad genommen hatte?
»Kommen Sie, Bruder«, sagte Tim. »Es gibt da ein Problem mit Kuh 16.«
Claus stöhnte. Sein Rücken fühlte sich so steif an. Wo hatte er geschlafen? Auf einem Feldbett. In einem Flugzeug. Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ins Landhaus zu gehen. Stattdessen schlief er in einer der Kojen der C-5. Und der Körpergeruch? Der kam nicht von Tim. Vielleicht wäre duschen angebracht. Claus öffnete die Augen und sah Tims verschwommenes, besorgtes Gesicht.
»Kuh 16?«, sagte Claus und griff nach seiner Brille. »Hat sie Zwillinge oder Drillinge?«
»Sie hatte Zwillinge«, sagte Tim. »Doch jetzt sieht man im Ultraschall nur noch einen Fötus.«
Claus setzte die Brille auf. Langsam begriff er, was Tim sagte. Er stand auf und verließ den Bereich mit den Kojen. Tim hielt sich dicht hinter ihm.