Das Moped

Viele Besucher wollen meinen Traktor sehen, aber mein altes Moped interessiert sie auch. Als ich noch ganz jung war, lieh mir mein Bruder seines, wenn er zu Besuch kam. Dann bin ich losgezogen, habe mich im Dorf damit sehen lassen und bin bei meinen Freunden vorbeigefahren. Irgendwann hat der Nachbar mir seine alte Alcion verkauft. Damit bin ich sonntags lange Zeit immer nach Bayeux gefahren, aber der Weg war ganz schön weit. Schon hinter Carentan kam mir die Strecke unendlich lang vor. Und eines Tages gab die Alcion ihren Geist auf. Da kaufte ich mir 1965 eine nagelneue Motobécane Mobylette. Natürlich hat sie mit der Zeit Federn gelassen und ist ganz grau geworden, richtig trist sah sie aus. Da ich zu Hause einen Topf blaue Farbe hatte, habe ich ihr einen neuen Anstrich verpasst. Die Farbe war mir vom Lackieren der Milchzentrifuge ein paar Wochen davor übrig geblieben. Aber am Ende reichte die Farbe doch nicht und so blieben die Seiten erst mal grau. Als ich dann den Traktor gelb lackierte, verwendete ich den Rest Farbe für mein Moped.

Im Dorf glaubten die Leute schon, ich sei für die Schweizer Post unterwegs.

Meine Mobylette hat Hummer und Krebse kennen gelernt. Ich sollte mal in meine Hefte gucken, das waren bestimmt nicht wenige. Anfang 2008 gab sie dann den Geist auf. Ich hatte sie schon oft repariert, aber da war mir wirklich schleierhaft, was kaputt war. Wenn ich jetzt noch mal eine kaufe, renne ich mir damit nur den Schädel ein. Die Dinger heute sind einfach viel zu schnell.

Mit meiner alten bin ich nicht einmal gestürzt.

Als das Helmtragen Pflicht wurde, hat mir ein Kumpel einen gegeben. Der war zwar zu klein für mich, aber irgendwie habe ich ihn dann schon »passend gemacht«. Ich bin eben immer stolz darauf, dass ich mir nichts zu kaufen brauche. Als ich einmal in eine Polizeikontrolle geriet, winkte man mich zur Seite, aber ich fuhr einfach weiter und winkte zurück. Ich sah noch, wie einer der Polizisten sich an die Stirn klopfte. Wahrscheinlich hielt er mich für irre, aber das war in diesem Fall ganz gut!

Ein andermal hatte ich den Helm auf der Hobelbank vergessen, als ich losfuhr, um nach den Kühen zu sehen. Da höre ich das Polizeiauto hinter mir hupen. Ich tue, als merkte ich nichts, und fahre stracks auf den Hof zurück, wo ich das Moped verstecke. Der Polizist wartet am Gatter auf mich:

»Und Ihr Helm, Monsieur?«

»Ich hatte keine Zeit, ihn aufzusetzen. Ich habe meine Kühe von Weitem auf der Straße gesehen und bin augenblicklich losgefahren, um sie wieder auf die Weide zurückzutreiben.« (Das war eine faustdicke Lüge.)

»Dass ich Sie ja nicht mehr dabei erwische!«

Ha, Paul kann nämlich auch lügen. Ich hoffe, jetzt seid ihr nicht allzu enttäuscht.

Kurze Zeit später fuhr ich hinaus und lehnte das Moped an ein Gatter. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich, wie sich ein paar Pferde daran zu schaffen machen. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.

Ich marschiere zurück, und natürlich liegt der Helm auf der Erde. Die vermaledeiten Pferde haben den Riemen verspeist und sich auch am Futter gütlich getan! Das hat mich wirklich geärgert. Aber nachdem ich den Helm innen wieder gesäubert hatte, passte das plötzlich ein bisschen größer gewordene Stück gut über meine Mütze. Das hält warm und der Mützenschirm schützt mich vor der Sonne.

Im Grunde sollte ich mich bei den Pferden bedanken. Der Helm sitzt jetzt gut und hält mir die Ohren warm.