Fruchtwechsel

Futterrüben und Kartoffeln mögen doppelte Düngung (mit Tang und Mist), Hafer und Gerste nicht. Wenn ich auf einem Feld Kartoffeln oder Rüben gepflanzt habe, säe ich nach dem Abernten Getreide, ohne noch einmal Mist auszubringen.

Der Weizen profitiert davon Jahr um Jahr. Nimmt man zu viel Mist, schießt der Halm hoch auf, und wenn es regnet, knickt er ab und die Ähre verfault am Boden. Wird der Halm zu hoch, geht das auf Kosten des Korns. Der Weizen trägt dann weniger Ähren und hat kleinere Körner.

Daher wechsle ich die Fruchtfolge ab.

Die Gerste schließt den vierjährigen Zyklus ab. Damit sich der Boden regenieren kann, säe ich zwischen der Gerste Rotklee aus, weil der das Salz der Gischt bindet. Ich habe also eine Doppelkultur. Der Klee bremst die jungen Getreidetriebe. Er schützt sie und sie entwickeln sich kräftiger.

Im Frühling zerkleinert man mit der Ackerwalze die Schollen (aus toniger Erde), die nach dem Eggen noch zu grob sind. So trocknet die Erde nicht so stark aus und das Getreide lässt sich mit der Sense besser schneiden. Die Sensen werden stumpf, wenn sie ständig in Erdklumpen stecken bleiben. Die Getreidehalme erreichen schnell zehn Zentimeter Länge, weil der Klee sie kräftiger werden lässt. Das Salz macht ihm nichts aus. Man glättet das Erdreich, das Getreide hat in diesem Moment nichts zu befürchten, weder Stürme noch die Walze. Die Stängel legen sich flach und richten sich drei Tage später wieder auf. Mit modernem Saatgut ginge das nicht. Das Getreide würde einen Schock erleiden und sich nicht mehr aufrichten.

Von Februar bis etwa Mitte März grabe ich um, allerdings nicht zu tief, um die Mikroorganismen nicht zu ersticken. Ich bereite die Erde für die Pflanzung der Futterrüben und der Gerste (etwa zwei Hektar) vor. Im April säe ich dann von Hand aus, dabei hänge ich mir das Saattuch um den Hals. Ich nehme nicht allzu viele Körner, damit es nicht so schwer ist. Schließlich soll man bei der Aussaat mit den Schuhen nicht allzu tief einsinken.

Vorher habe ich mit der Egge die Schollen zerkleinert. Dann gehen wir noch mal mit der Harke drüber, damit das Erdreich so fein wie möglich ist.

Ich habe sogar ein Gerät zusammengebastelt, mit dem man Rüben setzen kann. Eine Art Rad mit zwei Griffen an der Seite und einer Melkfettdose mit Löchern im Boden. Ein Reifenschlauch sorgt dafür, dass aus jedem dritten Loch ein Korn fällt. Wenn ich dünner säen will, verstopfe ich ein Loch. Das Ding wird über den Boden gerollt. Dank seitlicher Rollen wird die Erde angehäufelt und die Reihe schön abgeteilt.

Manchmal machen die Feldscher Halt und schauen mir zu: die Hühner. Sie sind begeistert von meiner Erfindung, die mir viel Zeit spart. Ein Stück Alteisen dran zieht gleich noch eine neue Furche. Sämaschine oder nicht, ich habe nicht immer gerade Furchen gesät, aber gewachsen ist noch alles.

Unsere Felder sind krumm wie die Leute, die sie bearbeiten. Das sind nicht etwa weite Felder, die sich ins Unendliche erstrecken. Man braucht keine Stunde, um sie zu überqueren. Ein paar Schritte reichen schon.

Wenn die Saat zu keimen anfängt, gehe ich oft aufs Feld, um zu schauen. Ich spüre einfach, wie sie unter der Erde wächst, das kann ich nicht anders erklären. Dafür muss man ein Gefühl haben.

Wenn ich manchmal an modern bewirtschafteten Feldern vorbeikomme, spüre ich, wie die Pestizide sie durchsetzen. Ich wühle mit der Hand in der Erde, hole eine Handvoll heraus und rieche daran: Sie stinkt. Der Boden hat eine Ausdünstung, an die ich nicht gewöhnt bin, und die noch früh genug auf uns zukommt, einen Geruch nach Friedhof. Er fault vor sich hin. Die Tiere, die Pflanzen, alles darin verfault. Wenn man die Regenwürmer und andere Kleintiere riecht, das ist wie Riechen am Tang: wie eine frische Brise, die deinen Körper durchdringt.

Wenn alles zu keimen anfängt, halte ich meine Nase in den Wind, aber im Grunde weiß ich es längst. Das ist wie eine Art Vision, die mich überkommt, eine Vision von der Natur und von dem, was meine Arbeit bringen wird – wenn sie getan ist. Und natürlich braucht es dazu noch so einiges, Regen zum Beispiel und auch Sonnenschein.

Dann sieht man mich auf den Feldern, ich streiche über die Blättchen, probiere alles. Man könnte meinen, ich hätte den Verstand verloren.

Glücklicherweise sieht mich niemand, weil meine Mäuerchen mich decken.