Wettervorhersagen

Wenn man das Grün der Insel Aurigny sieht, die am Horizont direkt vor unserem Haus liegt, wenn man die Farben der Insel erkennt, als würde man dort herumgehen, dann kommt der Regen.

Wenn du Aurigny nicht siehst, hast du dich schon irgendwo untergestellt.

Wenn der Wind stromaufwärts dreht, wird der Himmel purpurrot.

Wenn die Blätter der Rüben zu verdorren scheinen, kommt der Regen.

Wenn die Gürtelrose, unter der ich leide, wiederkommt, regnet es.

Die Frösche sind dunkler, wenn man mäht. Wenn sie einem plötzlich brauner vorkommen, die Kröten sich aber farblich nicht ändern, dann kann man den Regenmantel holen.

Die Schwalben flitzen dicht über dem Boden dahin: Regen.

Man hört den Grünspecht: Such deinen Regenmantel heraus.

Rot am Morgen macht Regen und Sorgen. Morgenrot gilt als schlechtes Zeichen. Abendrot aber kündigt einen schönen Tag an.

Wenn man die Glocken der Kirche von Jobourg bei uns zu Hause hört, ist die Luft feucht.

Wenn man nur die Glocken der Kirche hört, kommt ein Sturm auf und es besteht die Gefahr eines Schiffbruchs.

Wenn man wissen will, wie der Wind weht, muss man nur den Himmel betrachten. Wenn am Vortag die Sonne gelblich scheint, gibt es Westwind. Ist sie rötlich, kommt der Wind stromaufwärts, also Nord- oder Nordostwind.

Der Wind weht stromabwärts, wenn Sonne und Mond zugleich am Himmel stehen.

Hat der Mond einen Hof, dann gibt es entweder Nebel oder Nordwind.

Wenn der Leuchtturm von Goury sich im Wasser spiegelt, weht der Wind stromaufwärts oder es kündigt sich Regen an.

Alles hat mit den Geräuschen des Meeres und des Raz zu tun. Wenn du auf meinem Hof das Meer in der Bucht von Écalgrain hörst, drängt der Wind es nach Süden. Dann hört man, wie es die Kieselsteine so richtig in die Mangel nimmt, und man kann sich auf schönes Wetter freuen.

Wenn es bei Tagesanbruch Frost gibt und alles weiß ist, liegen im Norden Nebelbänke.

Stürme: Drei Tage vor dem Sturm sieht man das Licht der englischen Festlandsleuchttürme. Im Nordwesten sieht man den Strahl, den zweitaktigen oder dreitaktigen, der dritte blinkt zwei Mal und Schluss.

Auch dein Brunnen sagt dir, wie das Wetter wird. Er grummelt. Die Quellen rumoren, das Wasser steigt an. Und du spürst im Körper so ein Kribbeln. So ein Gefühl, wie wenn du nicht weißt, was die Zukunft dir bringt. Einem Sturm gegenüber bist du immer so klein mit Hut. So ist es nun mal. Und der Brunnen weiß vor dir, dass es jetzt wieder so weit ist. Denn wenn der Himmel noch blau ist, kündigt sich der Sturm bereits im Brunnen an. Da steigen dann winzige, durchscheinend weiße Krabben an die Wasseroberfläche. Kein Mensch weiß, woher  sie  kommen. Das Wasser fängt regelrecht zu brodeln an.

In der Tiefe sind also Himmel und Wasser verbunden. Du musst nur warten. Wenn dann der Sturm kommt mit seinen Brandungswellen, wirft er dich auf die Erde nieder. Hier zeigt dir das Wasser schnell, wer der Herr ist. Die Wellen, der Krach, den sie machen, das kann einem schon Angst einjagen. An solchen Tagen ziehe ich mich ans Kaminfeuer zurück und flechte neue Weidenkörbe.

Früher kamen im Frühling die Schwalben beim Semaphor an, wenn die Algen langsam anfingen, auf den Felsen zu wachsen. Sie kamen immer an derselben Stelle an und flogen über die Felder weg, auf denen wir beim Melken waren.

Das gab einem das Gefühl, man würde nicht altern.

Die Dinge wiederholten sich, am selben Ort, zur selben Zeit, und man hatte den Eindruck, alles würde immer so bleiben. Als könne man gar nicht sterben. Das Gefühl hatte ich lange Zeit, ungefähr bis zum Tod meiner Mutter. Ich sagte mir immer, man müsse nur aufhören zu altern, auch wenn man an Jahren zulegte. Die Schwalben erinnerten mich jedes Frühjahr daran. Wahrscheinlich klingt es verrückt, wenn ich sage, dass ich die Schwalben, die Jahr für Jahr ihr Nest in meinem Stall bauten, wiedererkannte.

Auf dem Hof wurden die neuen Bewohner langsam größer. Aus den Küken wurden Hühner, und die Enten lehrten ihre Jungen, was sie mit dem Salat und dem anderen Futter anfangen sollten. Und im Jahr darauf begann der Zyklus wieder von vorne.

Ich werde wohl nie müde zuzusehen, wie die Natur praktisch ohne jede Hilfe überlebt. Alles, was die Tiere tun, ist, sich den einen oder anderen Trick zum Überleben weiterzugeben.