Eine kleine Tour aufs Feld. Im Oktober mache ich zu, nach der Ernte wird umgepflügt. Ich habe abgewartet, die Wurzeln des Getreides sind nun vertrocknet. Ich belüfte die Erdoberfläche, indem ich mit dem Traktor im Kreis pflüge, aber nicht besonders tief, höchstens fünf oder sechs Zentimeter. Ich fahre mit dem Pflug drüber und ziehe kleine Furchen. So werden die Wurzeln und die übrig gebliebenen Stängel herausgezogen, die Pflanze hört auf zu wachsen.
Das Feld macht zu. Es hat gut getragen, jetzt hoffe ich auf eine bessere Ernte im nächsten Jahr. Ich hoffe immer auf eine bessere Ernte. Wenn ich – symbolträchtig – das Gatter hinter mir schließe, beschleicht mich unweigerlich das Gefühl, ganze Arbeit geleistet zu haben.
Im November, nach den großen Herbststürmen, sammle ich den Tang ein. Er wird einfach angeschwemmt. Blatttang, das sind fünf bis sechs Zentimeter breite Blätter, »Meerjungfrauenhaar«, das braune Fell des Ozeans. Diese großen, schön geformten Algen kommen aus der Tiefe des Meeres. Hier in La Hague nennen wir sie tangoun. Der Blatttang hat kräftige Wurzeln und fühlt sich an wie Kautschuk. Unverkennbar. Diesen Tang bringe ich auf den Feldern aus.
Im Februar folgt der zweijährige Mist, der getrocknete Mist meiner Kälber, den ich gleich einarbeite. Beim Blatttang kommen die einzelnen Schichten aufeinander. Den Dünger bringt man mit der Hand aus oder mit der Gabel. Du teilst das Feld ein wie ein Schachbrett, in helle und dunkle Streifen. Das Feld darf nicht gleichförmig aussehen. Du weißt, dass du gute Arbeit geleistet hast, wenn es fleckig aussieht, aber in deinen Augen ist es sauber!
Der Tang vom November wird im Februar gewendet. Heute setzen die Jahreszeiten ja später ein. Man fängt zwar im November an, gräbt aber erst im März um. Alles ist verschoben. Der Winter kommt zu spät, aber daran muss man sich gewöhnen.
Guter Mist bleibt zwei Jahre lang auf dem Haufen liegen, damit er sich zersetzt. Sonst wird er zu Staub, dann ist alles umsonst. Ob er gut ist oder nicht, weißt du, wenn du ihn am liebsten essen würdest, weil er so gut riecht. Wenn du ihn anfasst, stinken deine Hände danach nicht. Das ist praktisch, denn einerseits ist der Misthaufen dein höchstes Gut, andererseits wird ihn dir nie jemand klauen!
Meiner stinkt nicht. Der frische Mist, der nur ein Jahr alt ist oder gerade aus einem dieser Riesenställe kommt, der riecht viel zu stark. Der stinkt nach Scheiße, das muss man wirklich sagen!
Wenn die Tiere kein Gras, sondern Silofutter gefressen haben, riecht man das. Und wenn man dieses Scheißzeug auf die Kartoffeln tut, schmecken die später danach.
Außerdem muss man beim Misthaufen mit dem Stroh aus den Ställen vorsichtig sein. Da kann weiß der Teufel was dran sein. Dann trägt der Mist dir das Unkraut auf die Felder oder noch schlimmeren Dreck.
Meiner Ansicht nach ist der beste Mist der, den man bekommt, wenn die Tiere Farn fressen. Die kleinen Farne, die unter den Hufen des Hornviehs viel zu schnell kaputtgehen, nicht die großen mit den langen Stielen.
Wenn ein Kälbchen auf die Welt gekommen ist, haben wir die Box mit Stroh aufgefüllt, Tag für Tag etwa sechzig Zentimeter. Beim Stallreinigen warf man alles auf einen extra Haufen. Diese Art von Mist braucht länger zum Reifen, fast sechs Monate länger, also insgesamt zweieinhalb Jahre, je nach Wetterlage.
Die Zwerghühner gingen in den Kälberställen ein und aus. Sie mögen die Wärme. Der Stall war ihr Hühnerhaus, dort brüteten sie auch. Als wir 2003 den Kälberstall aufgaben, waren sie fertig mit den Nerven. Wir haben den Zwerghühnern immer die Eier weggenommen und sie weichgekocht gegessen. Den Hühnern haben wir dann die großen Eier der Legehühner untergeschoben. Das hat ihnen aber nichts ausgemacht. Sie haben die großen Küken so erzogen, als wären es ihre eigenen. Das war wirklich komisch, denn schon bald waren die Küken größer als ihre zwergwüchsigen Mütter.
Kälbermist ist mit das Beste, was es für den Boden gibt, aber auch zum Ausbrüten der Eier. Und es gibt noch einen anderen Kniff, den ich euch verraten will:
Früher nahm man eine Krummhacke, um das Unkraut zu entfernen und die dicken Grasbüschel am Fuß unserer Steinmäuerchen herauszureißen, die die Felder umschließen. Wie in Irland oder vielmehr wie hier, am äußersten Zipfel von La Hague, denn eigentlich weiß man nicht, wer angefangen hat, die Felder auf diese Weise zu befestigen.
Ich habe immer schon den Boden beackert. Du müsstest mal die Tonnen von Steinen sehen, die wir hier jeden Winter aus dem Boden holen. Sie wachsen wie das Gras. Auf dieser Erde kratzt du herum, immer und immer wieder. Und du weißt, dass du sie liebst, weil sie genauso arm ist wie der arme Hund, der versucht, aus ihr etwas herauszuholen.
Dann haben wir die Wurzeln der Grasbüschel abgestochen. Wir fuhren das Zeug in die Mitte des Feldes. Auf eine Lage Grassoden folgte eine Lage Frühjahrstang, darüber eine Lage Grassoden und so weiter, bis der Haufen mannshoch war. Das nannten wir dann »Grab«, ein hervorragender Dünger für die Weiden. Wir haben ihn später direkt in einer dünnen Schicht auf den Wiesen ausgebracht. Auf diese Weise haben wir das Unkraut erstickt, wir haben es gleichsam »gesalzen«.
Nach drei Wochen konnte man die Früchte seiner Arbeit sehen: Das Feld war blitzsauber. Die ganzen Unkrautbüschel waren verschwunden, man ging wie auf einem Rasen. Und Bedels Kühe hatten was richtig Gutes zu fressen.