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Admiral Ackbar kletterte wieder in seinen Kommandosessel. »Schadenskontrolle, Bericht.«

Eine Twi’lek-Frau drehte sich zu ihm herum. »Künstliche Schwerkraft wieder hergestellt. Hüllenbruch vorn, Decks Eins und Drei. Die Mrlsst antriebslos im Weltraum, Sullust und Mantooine schwer beschädigt. Peacemaker ohne Antrieb.«

Der Mensch an der Sensorstation hob die Hand. »Admiral, die Binder hat ihre Gravitationstrichterprojektoren hochgefahren. Nichts verlässt das System.«

Der Mon Calamari nickte langsam. »Signal an die Flotte. Thrawn-Zange beginnen.«

In seinem Krieg gegen die Neue Republik hatte Großadmiral Thrawn sich als ein meisterhafter Taktiker erwiesen. Es ging das Gerücht, dass er das Studium der Künste eines Volkes als den Schlüssel für dessen Verständnis ansah und überzeugt war, es im Besitz dieser Kenntnis besiegen zu können. Ackbar wusste nicht, ob das den Tatsachen entsprach, verstand aber sehr wohl, dass Thrawn sein Handwerk meisterhaft beherrscht hatte. Thrawn hatte immer wieder einen Interdictor-Kreuzer als eine Art Magnet eingesetzt. Er hatte ihn in Sonnensysteme geschickt, um Flotten aus dem Hyperraum zu ziehen, und dabei eine erstaunliche Präzision an den Tag gelegt.

Ackbar hatte gut von ihm gelernt.

Während Ackbars Hauptverband direkt in das Ciutric-System gesprungen und auf der Sonnenseite des Planeten aus dem Hyperraum gekommen war, war der zweite Teil seines Verbandes im inneren Bereich des Sonnensystems aus dem Hyperraum gekommen. Als das Signal von Ackbar sie erreichte, sprangen die beiden Sternenzerstörer der Victory-Klasse in Richtung Ciutric und wurden durch die Anwesenheit der Binder aus dem Hyperraum gezerrt.

Die beiden Schiffe kamen am Heck der Binder aus dem Hyperraum. In der gleichen Sekunde, in der die Mannschaften sich orientierten, erteilte General Garm Bell Iblis Befehl, den Feind anzugreifen. Sie entluden ihre Strahlwaffen auf die Emperor’s Wisdom und setzten ihre Erschütterungsflugkörper auf die Reckoning ab. Sie taten das unmittelbar, nachdem die Reckoning ihre Neunzig-Grad-Drehung nach Steuerbord beendet und damit ihre unbeschädigte Seite der Home One und ihre schildlose Flanke der neu eingetroffenen Selonian Fire und Corusca Fire zugewandt hatte.

Eine grauenhaft schöne Girlande von Explosionen wogte an der rechten Flanke der Reckoning entlang und an ihrem Kommandoturm empor. Schwere Turbolaserbatterien lösten sich auf, Rumpfplatten verbogen sich, während weitere Geschosse tief ins Innere des Schiffes hineinstachen, dort detonierten und Löcher aufrissen, die mehrere Decks tief waren. Feuer wüteten, als das Vakuum des Weltraums die Luft aus den Schiffen sog. Rumpfstücke brachen ab oder verbogen sich, sodass der Impstern binnen weniger Augenblicke aussah, als ob ihn ein Asteroid gestreift hätte.

Ein Geschoss jagte vorn am Kommandoturm vorbei, korrigierte seinen Kurs und wendete, um die vordere Aussichtsluke zu treffen. Der Transparistahl widerstand dem Aufprall zunächst, aber dann zersprang seine innere Schicht und übersäte die Brücke mit einem Hagel kristallener Fragmente. Sie flogen über die Köpfe der Individuen an den Kampfstationen weg, durchdrangen dann Prinz-Admiral Krennel, ohne dass dies ihren Flug nennenswert verlangsamte.

Krennel blickte an sich hinab und sah, dass seine weiße Uniform mit roten Pünktchen bedeckt war, die ein wenig heller als der rote Besatz am Saum und an den Aufschlägen war. Nur sein rechter Ärmel war im unteren Bereich unverändert geblieben. Bis er erkannt hatte, dass seine Farbe sich nicht verändert hatte, weil der Arm darunter rein mechanisch war, rann ihm bereits das Blut von der Stirn und nahm ihm die Sicht.

Dann detonierte der Erschütterungsflugkörper.

 

Das Komlink an Corrans Revers quäkte laut: »Anfliegende Erschütterungsflugkörper, Gefängnis Ost!«

»Alles runter! Runter!«, brüllte Corran seine Leute an und deutete mit beiden Händen auf den Boden. »Runter, RUNTER!«

Ein Projektil krachte an der Südecke im dritten Stock in das Gebäude. Corran sah einen grellen Lichtblitz, und gleich darauf tauchten in dem Mörtel zwischen dem Mauerwerk der Isolierzellen Sprünge auf. Dann erfasste ihn die Schockwelle der Explosion, warf ihn um und schleuderte ihn rückwärts gegen die Mauer. Sterne tanzten vor seinen Augen, als er mit dem Kopf dagegen prallte, dann senkte sich der Staub von der Decke über ihn und drohte ihn zu ersticken.

Er richtete sich auf und sah, dass Nrin sich ebenfalls hochgerappelt hatte. Der Quarren gab einen kurzen Feuerstoß durch das Loch im Boden ab und trat dann einen Schritt zurück, um ein frisches Energiepack in seinen Blasterkarabiner zu laden. Ooryl löste ihn ab und gab einen langen Feuerstoß ab, der nur schwaches gegnerisches Feuer auslöste. Corran rannte an das Loch, das er an der Ecke aus der Wand geschnitten hatte, und feuerte nach unten. Er hörte ein Schreien und dann ein Klappern, war sich aber nicht sicher, wen oder was er getroffen hatte. Aus der Ferne war zusätzliches sporadisches Feuer zu hören, aber kein heißes Licht war zu sehen, und deshalb wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte.

Sein Komlink knisterte erneut, aber diesmal erkannte er die Stimme nicht gleich. »Nrin, bitte Lagebericht.«

Der Quarren runzelte die Stirn und griff dann an sein Komlink. »Dritter Stock ist sicher. Die Isolierzellen haben uns vor der Explosion geschützt. Wir können die Wachen noch zurückhalten, aber unsere Energie wird knapp.«

»Verstanden. Wir kommen.«

Corran griff an sein Komlink. »Wer ist ›wir‹, und wo kommt ihr her?«

»Wir haben den Turm bis zum ersten Stock gesäubert. Team Eins ist nach oben unterwegs.«

Nrin lachte laut. »Kommt schnell, Kapp. Wir versprechen, dass wir nicht auf Devaronianer schießen.«

»Das freut mich zu hören, Nrin«, ließ sich Kapp Dendos Stimme knisternd im Komlink vernehmen. »Haltet durch, dann holen wir euch dort schleunigst raus.«

 

Wedge rief die Frequenz der Sonderstaffel auf.

»Erschütterungsflugkörper im Anflug Gefängnis Ost!« Noch während er diese Warnung ausstieß, riss er seinen Raumjäger nach Steuerbord und legte das Zielfadenkreuz über den Funken, der das erste Projektil darstellte. Er drückte ab und jagte ihm einen Ionenblitz nach. Er fluchte, schaltete auf Laser, aber bis er das zweite Projektil erfasst hatte, war es zu spät.

Der Ionenblitz traf das erste Projektil und hüllte es in ein blaues Energiegewebe. Seine Flugbahn veränderte sich; es stieg korkenzieherartig in den Himmel, wo es explodierte. Ein Regen brennender Funken, die Rauchfahnen hinter sich herzogen, ging langsam auf Parks und Häuser nieder.

Das zweite Projektil krachte an der Südostecke in das Obergeschoss des Gefängnisbaus. Die nachfolgende Explosion riss ein Loch in den Bau, das sich zwei Stockwerke nach unten erstreckte und Stein- und Mörtelbrocken Dutzende von Metern in die Luft schleuderte. Wedge konnte Gestalten an den Rändern des Loches hängen sehen und dann in die Tiefe stürzen, als Gefangene aus dem ersten und zweiten Stock ihre Freiheit suchten.

Wedge schaltete auf den Taktikkanal von Rotte Eins. »Gavin, Myn, Hobbie, ich brauche volle Spektralscans der Fähre. Myn, Gavin, drängt sie von dem Gefängnis ab. Schickt mir sofort die Sensordaten und greift die Fähre mit Ionenkanonen an, wenn ihr könnt.«

Ohne die Antwort abzuwarten, kippte Wedge seinen Defender nach Backbord und ging auf gleiche Höhe mit der Angriffsfähre. Sein Manöver erlaubte ihm einen Schuss auf das Steuerbordheck des Fahrzeugs. Die Angriffsfähre wendete und tauchte dann nach Backbordweg.

Wedge schaltete auf Ionenkanonen und legte sein Fadenkreuz über die Fähre. Die stieg an und kippte erneut nach Backbord weg. Die Pilotin verstand es, das schwerfällige Fahrzeug mit überraschend leichter Hand zu lenken. Die müssen ein Zielerfassungs-Frühwarnsystem haben. In dem Augenblick, wo meine Sensoren sie erfassen, bekommt sie ein Licht auf ihrem HUD und kippt weg.

Die Fähre außer Gefecht zu setzen, würde nicht leicht sein, aber immerhin hatten die Ausweichmanöver dazu geführt, dass sie sich von dem Gefängnisbau entfernt hatte. Wedge drückte seinen Komschalter. »Myn, bleib neunzig Grad von meiner Position. Gavin, geh du darüber. Der hat ein Frühwarnsystem, wir müssen ihn also treiben.«

Dann schaltete er auf den Komkanal der Fähre. »Sauberes Manöver, Isard.«

»Aus Ihrem Mund ist das ein Kompliment.«

»Ich erkenne die Leistung meiner Gegner an.« Wedge zögerte kurz, und als er dann weitersprach, klang seine Stimme eisig und selbstsicher. »Andererseits würde ich auch hoffen, dass ein Klon gegenüber dem Original eine Verbesserung darstellt.«

»Was?«

»Sie wussten nicht, dass Sie ein Klon sind? Nein, natürlich nicht. Isard würde die Verteilung ihrer so wertvollen Gefangenen nicht jedem Beliebigen anvertrauen: Sie hat sich den Auftrag selbst erteilt. Mit Ihnen konnte sie tatsächlich an zwei Orten gleichzeitig sein.«

»Das ist verrückt.«

»Das war Isard auch.« Wedge feuerte einen Ionenblitz ab, der den Heckschild der Fähre in aquamarinfarbenem Schein aufleuchten ließ. »Corrans Flucht und ihre Evakuierung von Coruscant hat Sie zerbrochen, aber Sie wurden vorher geklont, also sind die Schweißnähte in Ihrem Gehirn nicht gelockert. Sie haben Ihren Auftrag erfüllt, und sie hat den Anschlag auf Sie befohlen. Sie hat erwartet, dass Sie sterben würden, aber das ist nicht geschehen, und jetzt sind Sie hier.«

Die Fähre schwenkte so graziös nach Steuerbord ab wie ein Flederfalke, der sich von den Luftströmen durch die Straßenschluchten von Coruscant treiben lässt. »Nein, unmöglich.«

»Es ist aber wahr.« Wedge lachte laut. »Ich kann es sogar beweisen.«

»Es ist eine Lüge.«

»Oh, dann erklären Sie mir doch, weshalb Isard in einer ähnlichen Situation auf Thyferra ihre Fähre zur Flucht benutzt hat und Sie andererseits immer noch versuchen, uns die Lusankya-Gefangenen streitig zu machen – so wie sie es Ihnen befohlen hat?«

Ihren entsetzten Schrei hörte er nicht mehr ganz, weil er bereits auf den Taktikkanal von Rotte Eins umgeschaltet hatte. »Myn, setz dich an Backbord hinter die Fähre. Gavin, halte dich schussbereit, sobald sie nach Steuerbord ausschwenkt.« Wedge tastete eine Anfrage in seinen Taktikcomputer. »Runter jetzt.«

Die beiden anderen Raumjäger setzten wie Teopari auf der Jagd zum tödlichen Angriff an. Myns Defender stieß neben Wedges Maschine herunter und jagte zwei Ionenblitze auf das Heck der Fähre. Elektrizität erfüllte den Heckschild und ließ ihn zu einer winzigen Sphäre zusammenschrumpfen, die gleich darauf in einem strahlenden Blitz implodierte.

Die Fähre kippte wie vorhergesagt nach rechts weg. Gavins zwei Schüsse erfassten die Fähre an ihrer hohen Rückenflosse und strömten wie eine Flüssigkeit daran herab. Funken sprühten von den Schildprojektoren auf, als diese kurzgeschlossen wurden, und dann quoll Rauch aus den Werferaggregaten. Das Licht in den Maschinen verlosch, als die Elektrizität des Schiffes ausfiel, und aus der soeben noch elegant dahinfliegenden Fähre wurde ein schweres Gebilde aus Metall und Keramik, das plötzlich der Schwerkraft keinen Widerstand mehr leisten konnte.

Die linke Flügelspitze hatte zuerst Bodenberührung und grub eine tiefe Furche in eine Brückenzufahrt. Gleiter wirbelten davon, als große Stahlbetonbrocken zwanzig Meter tief in den seichten Fluss unter der Brücke plumpsten. Ein Tragflächenteil prallte gegen einen Brückenträger aus Durastahl.

Die Fähre kreiselte weiter, ihre rechte Tragflächenspitze klatschte ins Wasser und blieb im Flussbett stecken, als bestünde dieses aus massivem Gestein.

Ferrokeramische Panzerfliesen an der Nahtstelle von Tragfläche und Rumpf rissen kreischend ab. Da die Tragflächen so konstruiert waren, dass sie hochgeklappt werden konnten, wenn die Fähre im Hangar eines Trägerschiffs untergebracht war, hielt das Gelenk bei weitem nicht so fest, wie das bei einer nicht für den Raumeinsatz gedachten Fähre der Fall gewesen wäre. Hydraulikflüssigkeit spritzte auf, als die Scharniere sich lösten und die Tragfläche völlig abgerissen wurde.

Der Rumpf wirbelte durch die Luft und verfehlte mit der Spitze die Wasserfläche nur um wenige Meter, was der Pilotin zunächst das Leben rettete, dann traf die Fähre mit der rechten Heckpartie auf. Der klobige Rumpf wurde eingedrückt und wirbelte gewaltige Wasserfontänen auf. Die Fähre wurde noch einmal in die Höhe geschleudert und landete dann erneut hart auf dem Heck. Dabei wurden die Antriebsaggregate aus ihren Halterungen gerissen und nach vorn in den Passagierraum gedrückt.

Jetzt ging ein Zittern durch die Fähre, und dann wurde sie von den letzten Überresten ihres Trägheitsmoments auf die Backbordseite gekippt. Wasser spritzte auf beiden Seiten in die Höhe, dann kam das Fahrzeug schließlich auf seiner geschwärzten Rückenflosse einigermaßen zum Stillstand. Wasser umspülte den Rumpf und ließ von den Antriebsaggregaten Dampfwolken aufsteigen.

Zehn Sekunden später freilich hatte der träge Daplona River den Absturz der Fähre verarbeitet, wenn man einmal von den Trümmerteilen absah, die immer noch von der Brücke stürzten, und floss wieder weiter, als ob nichts geschehen wäre.

Wedge sah auf seinen Sekundärschirm, auf dem die Antwort seiner Computeranfrage zu lesen stand. Er schaltete wieder auf Isards Komfrequenz. »Ich weiß, dass Sie nicht antworten werden, weil Sie jetzt die Tote spielen. Aber bloß damit Sie es wissen, es gibt für mich noch einen Hinweis, dass Sie ein Klon sind. Isard hat denselben Trick versucht, um auf Thyferra vor uns zu entkommen. Aber diesmal funktioniert das nicht. Es ist vorbei.«

Er zog seinen Defender im weiten Bogen auf einen Kurs, der ihn zum Trainingszentrum des Stützpunkts Daplona bringen würde. Als er seine Kameraden von Rotte Eins um einen Totalscan der Fähre gebeten hatte, waren ihm auch Einzelheiten über die benutzten Komfrequenzen geliefert worden, darunter auch ihre Stärke und die Richtung, aus der sie kamen. Indem er seinen Computer die Vektoren vergleichen ließ, hatte er durch eine trigonometrische Messung Isards Position und die Stelle, von der aus sie die Fähre lenkte, ermitteln können.

»Oh, eines noch«, fügte Wedge hinzu. »Sagen Sie Colonel Lorrir, dass er zu oft seitlich wegtaucht. Auf die Weise habe ich ihn erwischt. Und Sie auch.«

Er schaltete auf Erschütterungsflugkörper, setzte sein Zielfadenkreuz auf das Gebäude und drückte ab. Zwei Concussionsflugkörper schossen auf azurfarbenen Flammenschweifen hinaus, und ein weiteres Paar folgte dicht dahinter. Alle vier krachten der Reihe nach in die unteren beiden Stockwerke des klobigen Gebäudes. Grell weiße Explosionen fegten durch das Gebäude, fetzten Transparistahlfenster nach draußen und zerrissen Trägerstrukturen. Die Komschüssel auf dem Dach kippte und brach ab, als die oberen beiden Stockwerke ins Rutschen gerieten und gleich darauf in die Staubwolke unter ihnen sackten. Schwarzer und weißer Rauch wogte durch das Gelände wie ans Ufer spülende Brecher. Dahinter lag ein Schuttberg, aus dem dünne Rauchsäulen aufstiegen.

Wedge bekam auf Isards Komfrequenz nur Störgeräusche herein.

Mit einem Lächeln um die Mundwinkel zog Wedge seinen Defender herum und nahm Kurs auf das Gefängnis. Isard hatte sie verraten, und das Individuum, das ein Stück von ihr war, hatte versucht, ihnen den Preis streitig zu machen, für den sie so hart gearbeitet hatten. Doch das hatten sie den beiden Isards gründlich verdorben, und ganz gleich, was sonst noch geschah, das machte diesen Tag zu einem sehr guten.

 

Corran und Jan Dodonna kamen als Letzte die Treppe herunter. Wegen des Lochs oben an der Treppe hatte Corran sein Lichtschwert dazu benutzt, die Tür auszuweiten, damit auf diese Weise ein seitlicher Zugang zur Treppe geschaffen wurde. Nrin und Ooryl setzten sich an die Spitze der ehemaligen Gefangenen und führten sie nach unten, ohne dass es zu weiteren Zwischenfällen kam.

Als sie die unteren Geschosse erreichten, verspürte Corran ein seltsames Gefühl. Mit Ausnahme des schmalen Weges, den sie sich nach unten gebahnt hatten, war das gesamte Treppenhaus von Leichen der Sturmtruppen und Wachen förmlich verstopft. Corran kam es sehr eigenartig vor, dass nur wenige von den Leichen Spuren von Blasterschüssen zeigten. Die meisten von ihnen waren blutüberströmt und hatten Messerwunden in der Brust, an den Achselhöhlen oder sonstigen Körperpartien, wo ein Stich ein großes Blutgefäß verletzen konnte. Einige der Leichen hatten, wie es schien, auch gebrochene Arme und Beine, und manche lagen so verkrümmt da, dass er auf Rückgratverletzungen schloss. Zwei der Wachen hatten ein gebrochenes Genick, und bei beiden war der Kopf so verdreht, dass er den Eindruck hatte, jemand hatte versucht, ihnen den Kopf förmlich abzureißen.

Sie traten ins Freie hinaus, und Kapp nahm Haltung an. Er machte eine Ehrenbezeigung, die Jan Dodonna zackig erwiderte. Der Devaronianer streckte dem Älteren die Hand hin. »Ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, General.«

»Ich danke Ihnen und Ihren Männern.« Dodonna lächelte breit und reichte Corran den ausgeliehenen Blaster. »Ich habe nie daran gezweifelt, dass Sie Ihr Versprechen halten würden, Corran. Es ist sogar schneller gegangen, als ich erwartet hatte.«

»Nicht so schnell, wie ich das wollte, aber Warlord Zsinj und Großadmiral Thrawn haben uns ziemlich viel Zeit gekostet.« Corran drehte sich zu Kapp herum und klemmte sich seinen Helm, den er inzwischen aufgehoben hatte, unter den linken Arm, um dem Führer von Team Eins die Hand schütteln zu können. Er sah zu den Gefangenen hinüber, die in einer langen Reihe zu den beiden Frachtern hinübergingen, die hinter den verbogenen Gefängnistoren abgestellt waren, und sah dann Kapp an. »Wo sind eigentlich Ihre Leute?«

Kapp lächelte und breitete die Arme aus. »Sie sind alle hier.«

Corran sah sich um, entdeckte aber nur ein halbes Dutzend Zweibeiner, die er nicht identifizieren konnte. Die unbedeckten Arme und Beine der kleinen grauhäutigen Zweibeiner waren mit Muskeln bepackt, und ihre großen dunklen Augen musterten jeden, der an ihnen vorbeiging, mit dem Blick eines Raubtiers, das auf Beute aus ist. Sie lächelten Männern zu, die sich durch Kopfnicken bei ihnen bedankten, und ließen dabei ihre spitzen Zähne sehen. Ihre kurzen, grob gewebten Gewänder waren an der Hüfte mit einem Gürtel zusammengehalten, an dem sie ein Halfter mit einem Blaster an der einen und ein in einer Scheide steckendes Messer an der anderen Hüfte trugen. Hinter ihrem Rücken steckten zwei kleinere Wurfmesser in kurzen Scheiden.

Corran runzelte die Stirn. »Das sind alle Männer, die Sie mitgebracht haben?«

Kapp lachte laut. »Das sind Noghri, Corran, ein halbes Dutzend hat bei weitem ausgereicht.«

»Das sind Noghri?! Dann bin ich froh, dass sie auf unserer Seite kämpfen.« Corran sah sich einen etwas gründlicher an, was diesen dazu veranlasste, in einem breiten Lächeln seine spitzen Zähne freizulegen. »Die sind doch auf unserer Seite, oder?«

»Sie haben für das Imperium gearbeitet, weil Vader sie hereingelegt hatte. Prinzessin Leia hat es geschafft, sie auf unsere Seite zu bringen. Es sind friedliche Leute, aber sie arbeiten jetzt für uns, um einiges von dem gutzumachen, was sie unter Zwang für das Imperium tun mussten.« Kapp hielt Dodonna den Arm hin, und der ältere Mann stützte sich darauf. »General, wenn Sie mitkommen wollen, schaffen wir Sie von diesen Steinbrocken weg.«

Corran deutete in den Himmel. »Was ist dort oben passiert?«

»Der Verband von Bell Iblis hat die Reckoning und Emperor’s Wisdom vernichtet. Die Brücke der Reckoning ist explodiert, und Krennel mit ihr. Die Mannschaften der Binder und der Decisive sahen sich einer unschlagbaren Übermacht gegenüber und haben daraufhin beschlossen, dass es besser sei, eine Amnestie der Neuen Republik anzunehmen, als sich zu Schlacke schießen zu lassen.« Kapp zuckte die Achseln. »Ich glaube, die Politiker wollen, dass die Hegemonie der Neuen Republik als geschlossene Einheit beitritt, und diese Leute würden dann hier stationiert werden, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Auf die Weise würden sie nach wie vor ihre Heimat schützen, und wir brauchen sie nicht zu töten.«

»Also ein Gewinn für alle.« Corran nickte und bedeutete Kapp dann mit einer Handbewegung, er solle schon zu den Frachtern vorausgehen. »Ich komme gleich nach – ich muss möglichst schnell ein wenig Luft zwischen mich und diesen Felsbrocken hier bekommen.«

Corran eilte im Laufschritt zu seinem Defender hinüber und lächelte, als Wedges Maschine sanft daneben aufsetzte. Er wartete, bis Wedge aus dem kugelförmigen Cockpit stieg, und hielt ihm die Hand hin. »Vielen Dank für die Warnung, Wedge. Ein bisschen warm war es ja geworden, aber ernsthafte Schäden sind keine entstanden.«

»Gut.« Wedge sah zu dem Gefängnis hinüber und ließ den Blick dann zu den Männern wandern, die zu den Frachtern gingen. »Sind das alle?«

»Soweit wir das feststellen können, ja. Hast du Isards Klon erwischt?«

Wedge lächelte. »Sie hat Colonel Lorrir ihre Fähre fernsteuern lassen – ich erkannte seine Neigung zu seitlichen Ausweichmanövern. Myn und Gavin haben die Fähre abgeschossen, und ich habe per Peilung den Punkt ausgemacht, von dem aus sie gesteuert wurde, und zwei Erschütterungsflugkörper darauf abgesetzt. Jetzt liegt das ganze Ausbildungszentrum in Trümmern.«

Corran schob eine Augenbraue hoch. »Na großartig, jetzt kriege ich das Pfand, das ich für einen Garderobenschrank im Fitnessraum dort bezahlt habe, wohl nie mehr zurück.«

»Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Corran. Wenn die Neue Republik je dazu kommt, uns unsere Löhnung zu bezahlen, dann ersetze ich dir das.«

»Einverstanden.« Der Jüngere sah sich um und rollte dann unbehaglich die Schultern. »Kapp sagt, unsere Flotte hat Krennel erledigt, und die anderen haben kapituliert, als sie keinen Führer mehr hatten. Also ist alles ganz ordentlich gelaufen.«

»Ja, du wirkst aber unzufrieden. Warum?«

»Wir haben mehr geschafft, als wir erwartet haben, und uns ohne Isards Hilfe durchgekämpft.« Corrans grüne Augen verengten sich. »Aber wo steckt sie, und wie geht es ihr im Augenblick?«