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Corran Horn war das Warten auf den Einsatzbefehl zuwider. Auf der langen Reise von Coruscant nach Commenor hatten er und seine Kameraden von der Sonderstaffel die Geheimdienstberichte studiert, die es über ihr Ziel gab. Er wusste, dass das Material bei weitem nicht so umfangreich war, wie er sich das gewünscht hätte, aber alle Teilnehmer der Operation waren sich darüber einig, dass Urlor Settes Erscheinen bei der Party der Sonderstaffel darauf hindeutete, dass ihr Feind Zugang zu Geheimdienstquellen der Neuen Republik hatte, und deshalb lief die Operation außerhalb der normalen Kanäle ab. Ihre Unterlagen reichten also gerade aus, um den Einsatz zu planen, aber keineswegs dafür, ihren Erfolg sicherzustellen.
Nicht dass man bei einem Militäreinsatz den Erfolg je sicherstellen könnte, ganz besonders dann nicht, wenn der Gegner überrumpelt werden soll.
Iella und Wedge hatten die Spur der Bauteile der Vorrichtung, die Urlors Tod herbeigeführt hatte, nach Commenor zurückverfolgen können. Wedge hatte diesen Planeten schon früher einmal besucht, und ein Großteil der übrigen Angehörigen der Staffel hatte einen Teil der Ausbildung auf einem geheimen Stützpunkt auf Folor, dem größten Mond Commenors, absolviert. Später war der Stützpunkt bei einem Angriff des Imperiums vernichtet worden, aber darüber war Corran nicht traurig. Die Ausbildung dort liegt lange zurück. Ein ganzes Leben lang.
Commenor als Herkunftsort der Bauteile auszumachen, hatte gründliche Detektivarbeit erfordert, aber den Ort auf Commenor zu finden, wo man Sette die Vorrichtung implantiert hatte, erforderte darüber hinaus ein gehöriges Maß an Glück. Auf dem Planeten gab es eine ganze Anzahl von Kliniken und Labors, die für eine solche Implantation eingerichtet waren, aber bei Durchsicht der Unterlagen tauchten keinerlei Hinweise darauf auf, dass die Operation tatsächlich dort vorgenommen worden war. Wedge machte eine Anzahl von Instituten ausfindig, in denen exotische xenobiologische Lebewesen gehalten wurden, und stellte bei genauerer Untersuchung fest, dass eines der Institute über eine komplette veterinärmedizinische Station verfügte, die auch mit Droiden besetzt war. Das Institut hatte vor ungefähr zwei Jahren seine Tätigkeit eingestellt, das war ziemlich genau der Zeitpunkt, zu dem Isard nach Thyferra geflohen war. Es befand sich vermutlich, um in seinem künftigen Wachstum nicht behindert zu sein, in einem abgelegenen, ländlichen Gebiet, aber auf Commenor hatte es nach dem Zusammenbruch des Imperiums einen starken Konjunkturrückgang gegeben, sodass die erwartete Ausdehnung des Instituts nicht stattgefunden hatte.
Die Bewohner der Gegend nannten das Institut »den alten Xenoveterinär-Bau« oder auch nur kurz Xenovet. Es bestand aus einem ziemlich modernen Zentralbau, der als Tierklinik diente, und Nebengebäuden, in denen kranke oder zu Zuchtzwecken verwendete Tiere untergebracht waren. Eines der letzten Projekte des Instituts war ein Versuch, vom Aussterben bedrohte exotische Lebewesen nachzuzüchten, aber nach dem Zusammenbruch des Imperiums hatte der Wiederaufbau von Welten Vorrang vor dem Artenschutz bekommen, sodass auch dieses Projekt eingestellt worden war.
Unter diesen Umständen war nicht zu erwarten, dass die Staffel in dem Institut auf nennenswerten Widerstand stoßen würde. Aus den Aufzeichnungen der Wettersatelliten und anderen, geheimeren Überwachungsprozeduren war zu erkennen, dass keine Waffensysteme zur Verteidigung des Instituts vorhanden waren. Die Unterlagen der Energie- und Wasserversorgung deuteten auf ziemlich geringen Energie- und Wasserverbrauch für eine Anlage dieser Größe hin – etwa die Menge, wie sie dreißig ständige Bewohner benötigten –, und das war zwischen einem Drittel und einem Sechstel der Gesamtzahl der Gefangenen, die sich nach Meinung des Geheimdienstes auf der Lusankya befunden hatten. Die Lebensmittel wurden von örtlichen Lieferanten geliefert, und zwar ebenfalls in einer Menge, die dieser Schätzung entsprach. Vermutlich wurde die XV-Anlage also nur von Mitarbeitern des Servicepersonals bewohnt, die darauf warteten, dass irgendein Treuhänder einen Käufer für die Anlage fand.
Allerdings ergaben sich zwei Probleme, die die Arbeit der Sonderstaffel erschweren würden. Bei dem ersten handelte es sich um reine Logistik. Die Sonderstaffel konnte natürlich die Anlage anfliegen, sie beschießen und sie in Schutt und Asche legen, aber damit wäre ja den möglicherweise dort untergebrachten Gefangenen nicht geholfen. Außerdem wusste Corran aus seiner Zeit beim CSD, dem correlianischen Sicherheitsdienst, dass bei einer Zerstörung des Gebäudes auch sämtliche Hinweise auf seine Besitzer, seine Erbauer und den Aufenthalt der anderen Gefangenen zerstört werden würden. Die Anlage selbst war ein wertvolles Glied in der Kette, die sie letzten Endes zu sämtlichen Gefangenen führen würde.
Die Gefangen herauszuholen, würde daher einen Kommandoeinsatz erfordern. Die Neue Republik stellte dafür zwei ihrer besten Einheiten zur Verfügung: Team Eins, angeführt von Colonel Kapp Dendo, einem Devaronianer, der schon in der Vergangenheit mit der Sonderstaffel zusammengearbeitet hatte, und die Katarn-Kommandos unter der Führung von Captain Page. Page und seine Leute hatten die Sonderstaffel bei deren Einsatz auf Borleias unterstützt, als es darum ging, den Planeten der imperialen Macht zu entreißen. Beide Teams waren getarnt auf Commenor eingereist und bis in die Umgebung der Xenovet-Anlage vorgedrungen.
Das zweite Problem war wesentlich schwerwiegender als sämtliche Verteidigungseinrichtungen, die die Imperialen möglicherweise aufgebaut hatten. Commenor hatte seine Unabhängigkeit vom Imperium und der Neuen Republik erklärt, so wie das auch Corellia getan hatte. Da Commenor ein wichtiger Handelsknotenpunkt war, hatte es keine Mühe, seine Unabhängigkeit dadurch zu bewahren, dass es sämtlichen politischen Gruppierungen in der Galaxis diente. Ein Angriff auf eine imperiale Anlage durch ein Einsatzteam der Neuen Republik könnte sich leicht zu einem Zwischenfall auswachsen, der die Behörden von Commenor dazu veranlassen würde, den Handel mit der Neuen Republik einzustellen, Zölle zu erheben oder vielleicht sogar ein Bündnis mit einem Warlord wie Krennel einzugehen.
Leia Organa Solo gelang es, die commenorianischen Behörden davon zu überzeugen, dass es zu ihrem Vorteil war, die bevorstehende Operation stillschweigend zu billigen. Sie wies daraufhin, dass General Jan Dodonna auf dem commenorianischen Mond Brelor seinen Ruhesitz genommen hatte – einem kleinen Mond, den der Imperator ihm als Dank für seine Dienste am Imperium überlassen hatte. Sie wies darauf hin, dass das Imperium die commenorianischen Gesetze verletzt hatte, als es anschließend versucht hatte, Dodonna auf Brelor ermorden zu lassen. Der Neuen Republik die Erlaubnis zu erteilen, ihn oder seine Kameraden aus der XV-Anlage zu befreien, wäre ein Schritt in die richtige Richtung, um getanes Unrecht wieder gutzumachen. Der Neuen Republik zu gestatten, dieses Kommandounternehmen durchzuführen, würde zugleich Commenor vor irgendwelchen Vergeltungsmaßnahmen des Imperiums schützen – ein Teil der Vereinbarung, der den Commenorianern besonders zusagte.
Die X-Wings der Sonderstaffel – die man für diesen Einsatz schwarz lackiert hatte – und ihre Astromech-Droiden waren getarnt als Ausbildungsfahrzeuge für die lokale Miliz nach Commenor geschickt worden. Die Mitglieder der Sonderstaffel trafen auf verschiedenen kommerziellen Raumschiffen ein und trafen sich in Munto, der der XV-Anlage nächstliegenden größeren Stadt. In der Lagerhalle, die den X-Wings als Hangar diente, hielt Wedge eine Lagebesprechung ab und machte seine Leute mit den neuesten nachrichtendienstlichen Erkenntnissen vertraut. Anschließend stiegen die Piloten in ihre Maschinen und warteten.
Wedges Stimme hallte aus den Kopfhörern in Corrans Helm. »Sonderstaffel, wir sind startbereit. Antriebsaggregate in Bereitschaft, aber S-Flächen in Transitstellung, bis wir Munto hinter uns gelassen haben.«
»Endlich!« Corran drehte sich zu Whistler herum. »Jetzt halten wir unser Versprechen.«
Whistler ließ ein aufmunterndes Trillern hören, als Corran die Antriebsaggregate hochfuhr. Er leitete Energie auf die Repulsoraggregate und hielt den X-Wing im Schwebezustand. Dann zog er die Landekufen ein und lächelte, als die Maschine sich dabei nicht aus der Waagerechten bewegte. Er schob den Knüppel leicht nach vorn und drehte den Bug des X-Wing mit einem leichten Pedaldruck nach Steuerbord. Corran schloss sich Slees X-Wing an, lenkte sein Gefährt ein Stück weiter nach Steuerbord und wartete dann auf der weiten Betonfläche, auf der früher einmal ein weiteres Lagerhaus gestanden hatte.
Der größte Teil von Munto schlief noch. Rings um das Tal, in dem sich die Stadt befand, waren Häuser terrassenförmig in die Hügel hineingebaut worden, aber die meisten von ihnen lagen noch im Dunkeln, nur hier und dort blitzte eine einsame Sicherheitsleuchte. Im Tal waren einige wenige Gleiter unterwegs, und weiter hinten gab es etwas Gleiterverkehr in Richtung der benachbarten Stadt Kliffen, aber davon abgesehen hätte die Stadt ebenso gut tot sein können.
Rotte Eins startete als Erste und entfernte sich in lockerer Formation von ihrem Hangar. Sie nahm Kurs nach Nordosten und würde später außer Sichtweite neugieriger Blicke eine Kurskorrektur in Richtung auf ihr Zielobjekt vornehmen. Rotte Zwei unter dem Kommando von Wes Janson schloss sich an. Corran musste lächeln, als er sich daran erinnerte, wie Wes voll Stolz seine drei Sterne zur Schau getragen hatte, die seinen neuen Rang als Major verkündeten. Corran hatte Wes gefragt, ob er je geglaubt hätte, dass er lang genug leben würde, um drei Sterne zu tragen, aber ehe Wes darauf hatte antworten können, hatte Hobbie dazwischengerufen: »Der hat nie gedacht, dass er lang genug leben würde, um überhaupt bis drei zu zählen.«
Rotte Zwei schlug Nordwestkurs ein, und Corran brachte jetzt seine Rotte zum Startpunkt. »Kurs Zwei-Sieben-Fünf Grad, zehn Prozent Energie. Fliegen wir.«
Die X-Wings stiegen auf, nahmen Kurs aufs Munto-Tal und bogen dann nach Norden ab, um entlang der Straße zu fliegen. Sie folgten ihr bis zu dem Punkt, wo sie in westlicher Richtung nach Kliffen abbog, stiegen dort höher, überflogen die Bergkette und ließen das Tal hinter sich. Sie setzten ihren Kurs in Bodennähe fort und überquerten eine weitere Hügelkette, ehe sie ihre S-Flächen in Angriffsstellung brachten.
Corran warf einen Blick auf das Chronometer seiner Kommandokonsole. »Fünfzehn Minuten bis Zielpunkt.«
»Neun, hier Zwölf. Habe Peilsignal im Heckbereich entdeckt.«
»Whistler, ich brauche einen hochauflösenden Sensorikscan unserer Flugstrecke.«
Der Droide kam der Aufforderung nach, und Corran entdeckte, wie sich hinter ihnen etwas bewegte. Der Verfolger nutzte die Geländeformation dazu aus, sich recht gut zu tarnen. Corran lief es eisig über den Rücken. Könnte es sein, dass wir verraten worden sind, obwohl dieser Einsatz in der Neuen Republik streng geheim gehalten wird?
Corran drückte den Sprechschalter seines Kom. »Okay, Sonderstaffel, wir gehen jetzt auf halbe Kraft und überspringen diese Hügelkette. Zehn und Elf, ihr bleibt auf Zielkurs. Zwölf, wir bremsen auf der anderen Seite scharf ab, gehen herunter und passen auf, was da hinter uns ist. Wenn nötig, schießen wir es ab.«
»Zu Befehl, Neun.«
Die vier Maschinen wurden schneller, jagten über die Hügelkette hinweg. Corran griff nach seinem Knüppel, gab Gegenschub, ließ seinen X-Wing wie einen Stein herunterfallen und setzte im letzten Augenblick die Repulsortriebwerke ein, um eineinhalb Meter über dem Boden zum Stillstand zu kommen. Er bugsierte seine Maschine in eine kleine Senke und sah, wie Inyris X-Wing, vielleicht zwanzig Meter von ihm entfernt, an seiner Backbordseite zum Stillstand kam. In einiger Entfernung sah er Ooryl und Asyr in Richtung auf einen Pass fliegen, der nach Norden führte.
Dann rasten vier TIE-Abfangjäger über den Hügelkamm. Sie heulten etwa fünfzehn Meter über ihnen vorbei und bogen dann scharf ab, um den beiden X-Wings zum Pass zu folgen. Corran konnte keine Markierungen an den TIEs erkennen, und seine Scanner identifizierten sie auch nicht als feindlich. Das könnten ebenso gut ein paar Halbwüchsige sein, die da in Interceptors herumrasen, die sie aus Militärbeständen gekauft haben.
Dann jagte einer der Abfangjäger Ooryls am Horizont verschwindenden X-Wing einen grünen Laserstrahl nach.
Das wäre dann ja wohl geklärt.
Corran nahm sofort einen der TIEs in sein Fadenkreuz und schaltete seine Waffenkontrolle auf Protonentorpedos. Auf dem Head-up-Display legte sich ein grünes Rechteck über den Abfangjäger, das gleich darauf gelb wurde. Whistlers Pfeifen wurde schrill, als der Droide eine Zielposition für den Torpedo suchte. Als er sie schließlich hatte, wurde sein Ton gleichmäßig, und das Rechteck wurde rot.
Corran schob den Knüppel leicht nach vorn, richtete den Bug seines Jägers auf und setzte einen Protonentorpedo ab. Das Projektil sprang in die Höhe, raste auf einer leuchtend blauen Flammenspur davon und versengte im Vorüberfliegen einen Fijisi-Baum. Es stieg zuerst hoch in die Luft und schlug dann einen Bogen auf den Abfangjäger zu, als dieser auszuweichen versuchte. Das Manöver erwies sich als teilweise erfolgreich: Der Torpedo traf sein Ziel nicht, sondern flog darüber hinaus und explodierte, als seine Annäherungssensoren ihm meldeten, dass das Ziel verfehlt war.
Die Wucht der Explosion zerdrückte die Backbordtragfläche des Abfangjägers und riss sie fast ganz von dem Stummelträger, der sie mit dem kugelförmigen Cockpit der Maschine verband. Die Splitter des explodierenden Torpedos zerfetzten die Sichtluke aus Transparistahl. Die scharfen Fragmente des transparenten Metalls wirbelten durch das Cockpit und bohrten sich in den Hals des Piloten. Der TIE geriet ins Trudeln, stürzte ab und explodierte in einem goldenen Feuerball.
Inyri feuerte ebenfalls einen Torpedo auf einen der Abfangjäger ab, der sein Ziel voll traf, das kugelförmige Cockpit von unten durchschlug und auf der Steuerbordseite wieder austrat, ehe er explodierte. Bei dem Aufprall wurden die Ionenaggregate des TIE abgerissen, sodass sie durch die Vorderpartie des Jägers schossen und dann im weiten Bogen abstürzten. Der Rest des Abfangjägers wurde von der Detonation des Torpedos in Fetzen gerissen, die in einem Regen aus heißem Metall zu Boden gingen und eine Reihe kleiner Brände auslösten.
Corran betätigte sein Kom. »Sonderstaffel Neun an Führer, wir haben vier Schielaugen gesichtet, zwei davon erledigt. Könnte sein, dass wir enttarnt sind.«
»Verstanden, Neun.«
Corran drückte seinen Knüppel nach vorn und zog den Bug des X-Wing hoch, als die übrig gebliebenen zwei Abfangjäger kehrtmachten, um sie anzugreifen. Er brachte seinen Jäger in Vertikalposition und kippte dann nach Backbord ab. Das hätte den Schielaugen ein perfektes Ziel auf sein Heck ermöglicht, deshalb riss er den X-Wing über die Backbord-S-Fläche hoch, zog den Knüppel wieder zu sich heran und bog nach links.
Die Abfangjäger setzten zur Verfolgung an, und Corran lächelte. Hinter ihm schoss Inyris X-Wing mit Höchstgeschwindigkeit in die Höhe, hatte binnen Sekunden den hinteren der beiden Angreifer erreicht und ihn unter Laserbeschuss genommen. Rote Laserstrahlen bohrten sich durch die Verkleidung des Ionenaggregats und brachten es zur Explosion. Mit einem goldenen Feuerschweif kippte der Interceptor ab, ging in den Sturzflug über und purzelte dann, eine Feuerspur hinterlassend, über die Landschaft.
Der Pilot, der sich hinter Corran gesetzt hatte, führte seinen Knüppel mit leichter Hand und wich Inyri aus. Corran ging in Zickzackflug über und verhinderte damit die Zielerfassung. Dann schaltete er alle Schildenergie auf die Heckschilde, sodass bei jedem Treffer seines Gegners bloß Funken stoben.
Der Bursche ist gut, sogar sehr gut. Der Abfangjäger hätte eigentlich bei Atmosphäremanövern im Nachteil sein müssen, aber trotz der Nachteile, die ein Gefecht in so geringer Höhe und noch dazu in einem engen Tal mit sich brachte, erwies der Angreifer sich als sehr beweglich. Ich kann meinen Vorteil nicht nutzen, und der wird ganz bestimmt nicht gerade genug fliegen, dass Inyri ihn erwischen kann. Es sei denn…
»Zwölf, bleib bei ihm, aber lass ihm Raum. Hoch zielen.«
»Zu Befehl, Neun.«
Corran ließ seinen X-Wing nach Backbord abkippen, zog ihn dann leicht über die Steuerbord-S-Fläche nach oben und lenkte ihn in einem langen, weichen Bogen auf den Pass zu. Als der X-Wing parallel zum Pass stand, nahm er sein Tempo zurück, blieb aber auf einem leichten Zickzackkurs. Corran schaute auf seinen hinteren Sensorschirm und sah zu, wie der Abstand zwischen ihm und seinem Verfolger kleiner wurde. Ein Blick nach vorn verriet ihm, dass die schmale Öffnung des Passes immer näher rückte.
Whistler trillerte warnend.
»Ja, ich weiß, wie nahe wir sind. Hab Vertrauen zu mir.«
An der Zweihundert-Meter-Marke nahm Corran den Schub auf Null zurück, kippte auf die Steuerbord-S-Fläche und gab alle Kraft auf die Repulsortriebwerke. Er trat das Pedal des Steuerbordruders und zog damit das Heck seiner Maschine nach rechts. Der Jäger, der gerade noch in Normallage nach Norden geflogen war, reckte jetzt die Bugspitze in den Himmel, seine rechte S-Fläche wies nach Norden, und das Trägheitsmoment trug ihn weiter auf den Pass zu.
Corran gab Vollgas und riss den Jäger ruckartig nach links. Der X-Wing sprang mit einem Satz in den Himmel, wobei die Repulsoraggregate ein Gravitationskissen erzeugten, das die Maschine von den Felsen an der Passmündung abprallen ließ. Die Folge war, dass der Jäger wie eine Rakete den Sternen entgegenstrebte.
Wie die Aufzeichnung von Inyris Zielholokam später zeigen würde, musste der Verfolger sich im Bruchteil einer Sekunde entscheiden. Bei seiner Fluggeschwindigkeit konnte er in den Pass einfliegen, aber das würde Inyri Gelegenheit geben, ihn wegzublasen. Die andere Möglichkeit bestand darin, das gleiche Manöver durchzuführen wie Corran, und dafür entschied er sich auch.
Dabei hatte er nur zwei Probleme.
Er setzte eine Sekunde später als Corran zu dem Manöver an, und das brachte ihn bei seiner Fluggeschwindigkeit näher an die enge Öffnung des Passes.
Und darüber hinaus waren TIE-Jäger nicht für Manöver dieser Art gebaut.
Der Pilot schaffte es zwar, sich auf die Steuerbordtragfläche zu stellen, aber als er dann versuchte, in die Vertikale zu gehen, hinderte ihn der Luftwiderstand an der Backbordtragfläche daran. Und das führte dazu, dass der Abfangjäger ins Flachtrudeln geriet und sich um die eigene Achse drehte, so dass plötzlich sein Bug nach hinten wies.
Die Heckpartie kollidierte krachend mit der Felswand, die den Pass säumte. Der TIE verschwand in einem gleißenden Ball aus Funken, Trümmerteilen und Rauch, als seine Antriebsaggregate explodierten. Ein zerdrücktes Fragment des Cockpits rollte in eine Rauchschwade gehüllt nach Süden, während die Flammen am Pass ein paar Pflanzen erfassten.
Inyris X-Wing ging auf Parallelkurs zu Corrans Maschine, als dieser nach Backbord abkippte und seinen X-Wing nach Norden lenkte. »Gute Arbeit, Neun.«
»Das war nicht ich, Zwölf. Du hast ihn erledigt.«
»Er hat sich selbst erledigt.«
»Soll mir auch recht sein.« Corran steuerte seinen X-Wing wieder in Normalposition. »Jetzt sollten wir uns beeilen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, um denen zu helfen, wenn sie uns brauchen.«