21
Als sein kürzlich reparierter X-Wing in den Realraum zurückfiel und der weiße Tunnel aus Licht rings um sie zerstob, erinnerte Corran Horn sich endlich daran, wann er das Corvis-Minor-System zum ersten Mal bewusst zur Kenntnis genommen hatte. Er hatte dazu eine Weile gebraucht, hatte aber allen Anlass, sich an jene winzige Einzelheit zu erinnern. Bei seiner Flucht von der Lusankya hatte er in einer Kassette, in der sich eigentlich die Datacards mit der Geschichte des Systems hätten befinden sollen, einen Mikroblaster gefunden. Ich weiß noch gut, wie ich damals dachte, dass ein System, dessen Geschichte von einem Blaster repräsentiert wird, nicht gerade ein Urlaubsort sein kann.
Die Erinnerung löste ein unbehagliches Gefühl in ihm aus, das er einfach nicht loswerden konnte. Ein Blick auf seine Sensoren zeigte ihm, dass Rotte Drei um ihn herum die Formation eingenommen hatte. Die von Wedge geführte Rotte Eins hatte die Spitze übernommen, während Jansons Rotte Zwei in einem weiten Bogen in Richtung Distna flog. Nrin Vakils Schnüffler flog hinter Rotte Zwei.
Der Aufklärungs-X-Wing fuhr langsam ein Paar Sensorkapseln aus, die durch dicke Kabel mit dem Schiff verbunden waren. Sie sammelten Daten, die später von den Computersystemen ausgewertet und gespeichert werden würden, die jetzt den ganzen Raum einnahmen, in dem sich in einem normalen X-Wing dessen Protonentorpedowerfer befunden hätten. Außerdem musste der Schnüffler auch ohne Laser auskommen, weil der Energieabfluss der Ladespulen die empfindlichen Sonden gestört hätte, die hinter dem Schnüffler her flogen. Wenn Nrin Schwierigkeiten bekommt, kann er die Kapseln abwerfen und Leine ziehen, aber das ist auch alles. Corran drückte den Sprechschalter seiner Komeinheit. »Hier Neun. Staffel Drei bereit. Hecksicht klar.«
»Alpha einsatzbereit. Kapseln in Position. Beginne jetzt Anflug. Zielabstand eintausend Kilometer.«
Nrin zog den Schnüffler an Rotte Zwei vorbei und flog ihn mit sanfter Hand am Knüppel. Corran staunte, mit welchem Geschick der Quarren-Pilot so manövrierte, dass der Abstand zwischen den Kapseln immer gleich blieb. Diese Kapseln waren zwar nicht groß – nicht viel größer als Treibstoffreservetanks –, aber sie auf die Weise hinter dem Raumjäger herzuziehen, erzeugte alle möglichen Probleme, weil es die Flugcharakteristik des X-Wing veränderte. Zwar betrachteten sich alle Jägerpiloten als Elite ihres Standes – und Nrin hatte in seiner Vergangenheit eine ganze Menge Beweise für sein Können aufgestellt –, aber die Art und Weise, wie er jetzt sein Aufklärungsschiff steuerte, zeigte allen, was für ein Könner er war.
»Hier Alpha, Führer.«
»Bitte sprechen, Alpha.«
»Keine Aktivität auf Distna bei erstem Durchflug.« Nrin zögerte einen Augenblick. »Ich bitte um Erlaubnis, auf fünfhundert Kilometer ranzugehen. Möglicherweise verdeckt die Sturmaktivität des Gasriesen die Energieabstrahlung aus dem Inneren des Mondes.«
Tychos Stimme war über Komkanal zu hören. »Führer, auf die Weise geraten Alpha und sein Geleitschutz aus dem Fluchtbereich.«
»Verstanden, Zwei. Neun, bitte Rotte Drei einsetzen, um unseren Ausgangsvektor zu sichern.«
»Zu Befehl, Führer.« Corran kippte nach Steuerbord ab und richtete die Nase seines Raumjägers auf den Gasriesen. »Rotte Drei, wir halten euch die Tür auf.«
Mehrfaches Klicken im Komkanal bestätigte, dass seine Piloten seine Anweisungen verstanden hatten. Sie schwärmten aus und verriegelten ihre S-Flächen auf Angriffsposition. Ooryl blieb Backbord in Corrans Heckbereich, während Inyri sich hinter Asyr an Steuerbord einreihte.
»Whistler, ich brauche Angaben über die Stürme auf diesem Gasriesen.« Als Corran den Befehl gab, versuchte er sich einzureden, dass er das tat, weil die Information bei ihrer Rückkehr nach Corvis Minor zur Zerstörung der Pulsar-Station wichtig sein würde. In Anbetracht der Daten, die Nrin sammeln würde, war das freilich nicht ganz logisch, und Corran verspürte einen Anflug von Furcht. Er starrte zu dem orange und grau gestreiften Ball hinauf, in dessen Wolken ständig Blitze zuckten, und hatte Angst, die Pulsar-Station könnte plötzlich aus den nebligen Tiefen des Planeten aufsteigen.
Er sah nichts und versuchte sich zu entspannen.
Dann tutete Whistler ängstlich.
Corran schaute zuerst auf seine Sensoren und dann wieder auf den Gasriesen. Schwarze Punkte stiegen aus den Wolken auf; einen Augenblick lang sahen sie wie zwischen zwei Transparistahlscheiben gefangene Insekten aus. Aber obwohl sie kilometerweit entfernt waren, wusste er, was sie waren: TIE-Jäger, Abfangjäger und Bomber. Er drückte den Knopf auf seiner Komanlage. »Führer, habe mehrfache Kontakte, die von CM-Fünf hochkommen. Augäpfel, Schielaugen und Tölpel, genug für eine ganze Staffel von jeder Sorte.«
»Verstanden, Neun. Wir haben Kontakte, die von Distna kommen. Ähnliche Zahlen.«
Corran spürte, wie sein Mund trocken wurde. Sechs Staffeln! Krennel hatte ein ganzes Jagdgeschwader gegen die Sonderstaffel eingesetzt, und ihre Positionierung bedeutete zwei Dinge. Zum Einen hieß das, dass das ganze Pulsar-Stationslabor bloß ein Köder gewesen war, um die Sonderstaffel hierher zu locken und abzuschlachten. Corran war bewusst, dass diese Schlussfolgerung der Höhepunkt von Verfolgungswahn war, aber das änderte nichts an seiner Überzeugung, dass sie zutraf. Alles, was er bis jetzt gesehen hatte, deutete daraufhin, dass Krennel jemand war, der vor nichts Halt machen würde, um seine Feinde zu töten. Und die Sonderstaffel hatte sich Krennel schon lange, bevor Corran zu ihr gestoßen war, zum Feind gemacht.
Die zweite Schlussfolgerung war, dass Krennel über Informationsquellen innerhalb der Neuen Republik verfügte, die ihm verraten hatten, wann die Operation der Sonderstaffel stattfinden würde. Das war nicht das erste Mal, dass sie von Spionen geplagt wurden. Corran hatte eine von ihnen vaporisiert, Erisi Dlarit, aber jeden zu vaporisieren, der den Imperialen und den Warlords Informationen zukommen ließ, würde schwierig sein. Und darüber hinaus eine Aufgabe, die viel mehr Zeit erfordern würde, als uns noch bleibt.
Wegen der riesigen Entfernungen im Weltraum konnten die Piloten der Sonderstaffel und ihre Gegner einander sehen, lange bevor das Gefecht begann. Minuten würden noch verstreichen, ehe sie in Schussweite kamen. Für einen Krieger war es selten gut, wenn er Zeit hatte, über das nachzudenken, was ihm bevorstand – und wenn zum Denken keine Zeit war, sollte das einsetzen, was er in seiner Ausbildung gelernt hatte. Du führst Rotte Drei, Corran. Bereite sie auf das vor, was jetzt kommt.
Corran schaltete sein Kom auf den Taktikkanal von Rotte Drei. »Okay, Sonderstaffel, wir machen das jetzt folgendermaßen. Whistler, du gibst jedem der hereinkommenden Interceptors eine Kennziffer und teilst jedem von uns drei davon zu. Wir haben sechs Protonentorpedos, und die setzen wir dafür ein, die Schielaugen zu erledigen, klar? Wir nehmen sie uns auf Distanz vor und bepflastern sie. Sie werden wahrscheinlich ein Stück vor den anderen fliegen, weil sie auf Abschüsse scharf sind.«
Er sah auf seinen Monitor. »Die nächste Welle werden die Augäpfel sein. Wir jagen durch sie durch und nehmen uns die Tölpel vor. Wir wollen die Augäpfel von unserem Ausgangsvektor abziehen, damit Wedge und die anderen raus können, klar? Wir knüpfen uns die Tölpel vor und schaffen dort draußen eine Menge Ziele. Ruft um Hilfe, wenn ihr welche braucht, und verbrennt sie zu Schlacke.«
»Verstanden, Neun.« Ooryls Stimme kam ruhig und deutlich durch.
»Zu Befehl, Neun.« Inyris Stimme ließ keinerlei Angst erkennen, kam aber ein wenig gedämpft durch.
»Ziele markiert und Geschütze aktiviert, Neun.« In Asyrs Stimme klang ein Anflug von Ärger über Krennels kühne Planung durch. »Und sobald wir unsere Ziele erledigt haben, helfen wir dem Rest der Staffel, ja?«
»Genau, Elf.« Corran lächelte und rief dann die Taktikfrequenz der Staffel auf. »Führer, hier Neun. Wir sind bereit, die Tür offen zu halten.«
»Verstanden, Neun. Möge die Macht mit euch sein. Wir eröffnen jetzt den Kampf.«
Corran sah auf seinen Hauptmonitor. »Verstanden, Führer. Wir haben Kontakt in zwei Minuten.«
In der Ferne konnte man die Lichtblitze der kämpfenden X-Wings sehen. Es sah aus wie Raumschutt, der an Schilden verglühte. Er fragte sein Computersystem nach Daten über Nrins Schnüffler ab und sah, dass der seine Kapseln abgeworfen hatte. Seine Schilde wirkten solid, und die ständig wechselnden Vektordaten deuteten an, dass Nrin seinen Jäger quer durch die Kampfzone tänzeln ließ, um sich dem Feind als schwer erfassbares Ziel anzubieten.
Whistler piepte, als die letzten fünfzehn Sekunden abzulaufen begannen. Corran schob sein Zielfadenkreuz über die ferne Kontur eines Interceptors und sah zu, wie das Rechteck der Torpedozielerfassung gelb wurde. Whistlers Piepen steigerte sich in Intensität und Frequenz und ging in einen gleichmäßigen Ton über, als das Rechteck rot wurde. Corran betätigte den Abzug und setzte einen Torpedo ab.
Er gab sofort sein zweites Ziel ein, aber der dafür ausersehene Interceptor begann jetzt wie wild hin und her zu tanzen. Er versuchte das dritte Ziel zu erfassen, aber auch das hüpfte herum. Entweder haben die Frühwarnsysteme, oder sie sind einfach vorsichtig.
Weitere Protonentorpedos schossen von Rotte Drei hinaus, den näher rückenden TIEs entgegen. Zwei Interceptors verschwanden von seinem Monitor, aber die Übrigen rasten unbeeindruckt weiter. Corran kippte nach Backbord ab und zog seinen Knüppel dann zu sich heran, um senkrecht hochzusteigen. Er legte seinen X-Wing auf den Rücken, präsentierte ihnen seine Kanzel als Ziel, zog den Knüppel dann wieder zu sich heran und schwenkte auf einen Kurs ein, der ihn über ihre Flugebene trug.
Die Schielaugen begannen ihn zu verfolgen, also ließ er sich nach Backbord abrollen und jagte auf sie zu. Er schnippte seinen Knüppel leicht nach rechts und bekam einen der Interceptors in die Zielerfassung. Das Rechteck wurde sofort rot, also drückte Corran ab. Der Protonentorpedo schoss hinaus und krachte mittschiffs in das Schielauge. Er durchdrang das kugelförmige Cockpit, explodierte und zersprengte den Interceptor zu einem Hagelschauer aus Metall, Fleisch und Stoff.
Corran flog mitten durch die Explosion und zwang seinen X-Wing dann in einen engen Looping. Er zog am Knüppel, um den Looping noch enger zu machen, und nahm sich dann sein letztes Schielauge vor. Das Fadenkreuz wurde rot, und er setzte einen weiteren Torpedo ab. Der jagte auf einer blauen Flamme davon und stieg dann steil an, immer hinter dem Interceptor her. Der Pilot wich in letzter Sekunde aus, aber der Annäherungszünder ließ den Torpedo detonieren.
So schnell das Schielauge auch war, die Splitterwolke des Torpedos war schneller. Ein Metallsturm zerfetzte die Steuerbord-Solarpaneele und durchlöcherte das Cockpit. Der TIE explodierte nicht, stürzte aber in einer weiten Spirale in Richtung auf den Gasriesen ab. Sein Gravitationstrichter ist so tief, dass er dieses Schiff und auch so ziemlich alles andere dort draußen verschlingen kann.
Eine Explosion ließ Corrans X-Wing erbeben, und er wusste sofort, dass er jetzt ernsthaft Schwierigkeiten hatte. Einer der TIE-Bomber hatte ihn mit einem Erschütterungsgeschoss getroffen. Dass er die Auswirkung des Treffers tatsächlich spüren konnte, bedeutete, dass sein Trägheitskompensator nicht richtig funktionierte. Sein hinterer Schild zeigte ebenfalls eine Beschädigung an, aber ehe er Energie nach hinten verlagern konnte, um ihn zu verstärken, jagte ein Schielauge einen Feuerstrahl auf seinen Heckschild, brachte ihn zum Zusammenbruch und erfasste die obere Steuerbord-S-Fläche.
Corran spürte ein eigentümliches Vibrieren und hörte eine halbe Sekunde lang ein unheimliches Pfeifen, ehe das Aggregat explodierte. Der Laserbeschuss des Schielauges hatte einen Teil des Zentrifugalwerfers zerschmolzen und ihn aus seiner Verankerung gerissen. Teile davon fetzten durch das Aggregat, zerschmetterten es und rissen die S-Fläche ganz ab. Weitere Wrackteile spritzten davon und schmetterten gegen die Steuerbordseite seines Leitwerks. Ein großer Brocken krachte gegen die Transparistahlkanzel und riss Bruchstücke davon ab. Eines davon traf Corran an der rechten Wange und riss sie bis zum Knochen auf, dann blies der atmosphärische Druck im Inneren des Cockpits die Transparistahlplatte und die restlichen Wrackteile in den Weltraum hinaus.
Der Dämmfeldprojektor, den jeder Pilot besaß, sprang sofort an und hüllte Corran in eine dünne Schicht atembarer Luft. Corran wusste, dass ihm selbst bei voller Ladung höchstens eine Stunde atembarer Luft zur Verfügung stand und dass die Kälte des Weltraums ihn schon vorher töten würde. Er hätte erwartet, dass ihm eine solche Erkenntnis Angst machen würde, entdeckte aber eine ruhige Gelassenheit in sich, die ihn überraschte.
Und die ihm das Handeln ermöglichte.
Er hieb den Schubregler auf Null und erreichte damit, dass die Backbordaggregate ihn nicht wie einen Kreisel um die eigene Achse rotieren ließen. Dann setzte er das Seitenruder ein, um die Kreiselbewegung zu stoppen. Jetzt konnte er sich wieder orientieren, sah den Gasriesen unter sich und das im vollen Gang befindliche Gefecht über sich und drückte seinen Komschalter.
»Neun ist getroffen, zwei Aggregate ausgefallen. Ich habe Energie, wenn ihr also jemanden vor mich bugsiert, schieße ich ihn ab.«
Niemand bestätigte seinen Anruf, aber er wusste, dass sie alle Wichtigeres zu tun hatten. Genau wie ich.
»Whistler, bei dir dort hinten alles in Ordnung?«
Der Droide gab ein lautes Krächzen von sich.
»Nein, ich hatte nicht gedacht, dass die dich erwischt haben. Halte mich auf dem Laufenden, falls weitere Erschütterungsgeschosse reinkommen. Ich verlagere die Energie jetzt auf die Schilde.« Ein Blick auf seine Monitore zeigte ihm, dass seine Schilde grün wurden, und das bedeutete, dass er zwei oder drei weitere Angriffe eines Schielauges durchstehen konnte, ehe die ihn erledigten. Das war nicht viel, aber immerhin besser, als ganz tot zu sein.
Er griff unter seinen Kommandosessel und holte eine kleine Metallbox heraus, klappte sie auf und zog eine dicke Duraplastplatte aus einer Halterung in ihrem Deckel. Er wischte die letzten Transparistahlsplitter aus der zerbrochenen Halterung und schob die Duraplastplatte hinein. Sie saß nicht ganz dicht, aber mit Hilfe einer Tube Dichtmasse aus derselben Box brachte er einen Schaumrand auf, der schnell aushärtete und die Platte abdichtete.
Corran klappte den Kasten zu und schob ihn unter den Sitz zurück. Ich glaube nicht, dass vorgesehen war, solche Reparaturen im Kampfeinsatz vorzunehmen, aber im Augenblick habe ich nichts anderes zu tun. Die Duraplastscheibe war bei weitem nicht so stark wie die Transparistahlplatte, die sie ersetzte, aber sie hatte auch nur den Zweck, das Cockpit luftdicht zu machen und die Atmosphäre zu halten. Laserfeuer würde sie bei weitem nicht so gut standhalten wie Transparistahl, aber Corran kam es im Augenblick hauptsächlich darauf an, Atemluft und Wärme zu haben.
»Whistler, ich brauche mehr Atmosphäre und ein bisschen mehr Wärme, wenn es geht.«
Als die Lebenserhaltungsdisplays anzeigten, dass das einigermaßen gelungen war, schaltete Corran das Magnetdämmgerät ab. Obwohl ihm ein Hitzeschwall entgegenschlug, verspürte er dennoch ein Frösteln, das ihn überlief. »Zwei Aggregate ausgefallen, ich bin tot.«
Whistlers Pfeifton riss ihn aus seinem Selbstmitleid.
Corran sah auf seinen Monitor und lächelte. »Du hast Recht, ich habe immer noch Torpedos und ein paar Laser. Ich mag ja tot sein, aber immerhin kann ich auch eine unangenehme Leiche abgeben. Zeig mir den Gefechtsverlauf.«
Die von Whistler gelieferten Daten verblüfften Corran. Rotte Drei war mit sechsunddreißig TIEs konfrontiert, aber ihre Zahl war bereits auf einundzwanzig reduziert. Corran hatte drei bestätigte Abschüsse. Das Gleiche galt für Ooryl, und Inyri hatte vier. Asyr hatte fünf erledigt, und während er sich noch orientierte, wurde ein weiterer Abschuss angezeigt.
Corran schwenkte den X-Wing herum, um sie zu finden. Ihr X-Wing jagte, dicht gefolgt von zwei TIEs, durch das Gefechtsfeld. Sie ließ ihre Maschine auf und ab und hin und her tänzeln, sodass die grünen Laserblitze der TIEs immer wieder ins Leere stachen. In der Ferne trafen einige der Strahlen andere TIEs, und irgendwo auf ihrem Kurs würde ein Augapfel oder ein Tölpel eine Vierlingssalve ihrer Laser abbekommen. Asyr flog, wie er sie noch nie hatte fliegen sehen.
Jetzt kippte ihr X-Wing hart nach Backbord ab, kam sofort auf der Steuerbord-S-Fläche wieder nach oben und wendete auf dem Kurs, auf dem er gekommen war. Eine Backbordrolle setzte ihre Maschine hinter die TIEs, die ihr gefolgt waren und an ihr vorbeigeschossen waren. Vier rote Laserblitze brannten durch den einen Augapfel und ließen eine kochende goldene Energiewolke aufsteigen, die das Schiff verschlang.
Eine leichte Ruderkorrektur orientierte ihren X-Wing neu und gab ihr die Möglichkeit, den zweiten TIE abzuschießen. Die Schüsse ließen das Steuerbord-Solarpaneel des TIE verdampfen, worauf dieser ins Trudeln geriet und auf den Gasriesen abstürzte. Asyr machte keine Anstalten, ihm zu folgen oder erneut zu feuern. Sie rollte nach rechts ab und kletterte wieder in die Höhe, zurück ins Gefecht.
Und dabei kollidierte ihr X-Wing mit einem Tölpel. Bei dem Tempo der beiden Schiffe gab es keine Chance auszuweichen. Die Schilde vor dem X-Wing funkten, als sie den Tölpel trafen, und zerdrückten dessen Steuerbord-Solarpaneel. Sie drückten es gegen das kugelförmige Cockpit, wobei die Transparistahl-Sichtluke zerschmettert wurde. An dem Punkt wurden die vorderen Schilde des X-Wing milchig und implodierten dann.
Die Nase des X-Wing stach in das Cockpit des Tölpels und bohrte sich dort fest. Die spitze Nase des schlanken Raumjägers knickte etwa einen Meter vor dem Cockpit ab. Unverbrauchte Protonentorpedos purzelten heraus, als die Heckpartie des Jägers in die Höhe taumelte und sich von dem Bomber entfernte. Der angeschlagene Imp setzte seinen Flug in Richtung auf den Gasriesen fort, während die Überreste von Asyrs schnell auseinander brechendem X-Wing in die Höhe stiegen.
»Asyr, hörst du mich?« Corran drehte die Lautstärke seines Kom hoch. »Asyr, ich wiederhole, hörst du mich?«
Er bekam keine Antwort von ihr, aber dann plärrte eine andere Nachricht über seinen Komkanal. »Sonderstaffel, Eindringling und fremde Staffeln sind freundlich. Bitte nicht angreifen.«
»Was beim Schatten von Coruscant…?« Corran sah auf seinen Hauptmonitor. Er zeigte ein Dutzend neuer Kontakte, die auf seinem Monitorschirm als rote Flecken erschienen und damit anzeigten, dass sie imperiale Identifizierungscodes benutzten. Er wählte einen davon als Ziel aus, worauf sich das Bild des Schiffes auf seinem Schirm zeigte.
Es hatte das kugelförmige Cockpit eines TIE und die Tragflächen eines Interceptors, aber eine höchst ungewöhnliche Konfiguration. Die Tragflächen waren nach außen abgeknickt, nicht nach innen wie bei den Interceptors. Darüber hinaus hatte das seltsame Schiff drei Tragflächen, eine über dem Cockpit und die beiden anderen im schrägen Winkel nach Backbord und Steuerbord. Und was wichtiger war, die Sensoren zeigten an, dass die Schiffe Schilde hatten und über genug Energie für einen Hyperraumantrieb verfügten.
Wer auch immer diese Neuankömmlinge waren, sie stürzten sich jedenfalls voll Wut auf Krennels Piloten. Rotte Drei hatte diesen neuen Raumjägern, die Corran für sich wegen ihrer drei Tragflächen als »Tripel« bezeichnete, gute Chancen verschafft. Die Tripel setzten eine Salve Protonentorpedos ab, die den restlichen Bombern schwer zusetzten, und stürzten sich dann auf die Augäpfel. Grüne Laserstrahlen aus ihren Vierlingslasern ließen TIEs schmelzen. Binnen fünf Minuten nach ihrem Eingreifen hatten die Tripel sämtliche Streitkräfte Krennels zerstört.
Die Sonderstaffel gruppierte sich am Ausgangsvektor neu, und Corrans X-Wing hielt mühsam mit ihnen Schritt. Wedges Stimme kam über das Kom. »Ich weiß zu schätzen, dass Sie uns gerettet haben, und bin bereit, Sie zu begleiten. Ich verstehe sogar, dass Komstille angezeigt ist, aber ich kann den Gefechtsraum nicht verlassen, ohne mich um die Piloten zu kümmern, die ihre Maschinen verlassen mussten.«
»General Antilles, ich verstehe Ihren Protest und habe ihn ins Logbuch aufgenommen.« Colonel Vessery, der sich inzwischen als Befehlshaber der beiden TIE-Staffeln identifiziert hatte, sprach mit ruhiger, gleichmäßiger Stimme. »Wir haben uns bereits nach Überlebenden umgesehen, aber keine Spuren von solchen gefunden. Wir müssen jetzt hier weg. Krennel wird Verstärkung schicken, und einen weiteren Kampf überleben Sie nicht.« Der Komkanal blieb einen Augenblick lang stumm, und dann erwiderte Wedge mit gequälter Stimme: »Sie haben Recht. Es ist nur…«
»Ich weiß, General, es ist bekannt, dass Sie sich um Ihre Leute kümmern.« Vesserys Stimme klang mitfühlend. »Acht und Zwölf, wenn Sie Ihre Schützlinge mit dem Traktorstrahl erfassen, können wir auf Heimatkurs gehen.«
Ein leichtes Zittern durchlief Corrans Raumjäger. Ein TIE erfasste seine Maschine mit einem Traktorstrahl und würde ihn auf die entsprechende Geschwindigkeit bringen, um den Sprung zur Lichtgeschwindigkeit zu ermöglichen. Mit nur zwei Antriebsaggregaten hätte Corrans Maschine das nicht geschafft, aber um seinen Hyperantrieb zu versorgen, reichten die beiden Aggregate aus. Er koppelte seine Navigation an Acht an.
Eigentlich ganz gut so. Ich glaube, mir wäre im Augenblick gar nicht nach Fliegen zumute. Er lehnte sich zurück und fröstelte. Rotte Drei hatte Asyr verloren, und der Rest der Staffel hatte noch drei weitere Piloten verloren. Khe-Jeen Slee war als Erster gestorben, dann Lyyr Zatoq und anschließend Wes Janson. Corran fiel der Gedanke schwer, dass Janson tot war, aber ein Erschütterungsgeschoss hatte das Heck seines Raumjägers zerfetzt und ihn ungeschützt in den Weltraum geschleudert. Alle drei Gefallenen waren seine Freunde gewesen, aber schon fing die Erinnerung an sie an zu verblassen.
Corran rief den Taktikkanal von Rotte Eins auf. »Führer, ist es ungefährlich, mit diesen Leuten zu gehen?«
»Ich weiß nicht, Neun. Sie haben uns eingeladen, aber sie könnten uns auch zwingen.« Wedge seufzte. »Immerhin, sie sind im rechten Augenblick aufgetaucht, um unser Leben zu retten. Für wen auch immer sie unterwegs sind, sie wollen jedenfalls nicht unseren Tod.«
»Noch nicht.«
»Gut gesagt, Neun.« Wedge schmunzelte. »Hoffentlich sind wir besser drauf, wenn die es sich anders überlegen sollten.«