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Corran Horn sah den imperialen Flugausbilder auf sich zukommen, als er die Simulatorkammer betrat, aber er verlangsamte seine Schritte nicht und änderte auch seinen Kurs nicht. Er klickte sein Komlink in den TIE-Pilotenhelm und ging auf die übrigen Mitglieder der Sonderstaffel zu, die in schwarzen Flugkombinationen herumstanden. Nur Tycho wirkte darin natürlich – hauptsächlich, weil er stets Schwarz trug und immer noch die auf seinen Anzug genähten Rebellenplaketten trug.

Diese große Coruscant-Plakette muss die Imps bestimmt ärgern.

Der Ausbilder baute sich vor Corran auf. »Sie würden gut daran tun, pünktlich zu sein, Captain Horn.«

Corran zuckte die Achseln und wischte sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich habe schon gewusst, wie spät es ist.«

»Und weshalb waren Sie nicht hier?«

Er zeigte dem Ausbilder das Komlink in seinem Helm. »Ich habe meine Ausrüstung überprüft.«

Die Augen des Ausbilders zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. »An den Komlinks in diesen Helmen ist nichts auszusetzen. Sie sind alle bereits auf die Ausbildungsfrequenz geschaltet. Sie hatten keinen Anlass, es anzupassen.«

Corran beugte sich vor, bis seine Nase keine drei Zentimeter von der des Ausbilders entfernt war. »Ysanne Isard hat hier das Sagen, und das bedeutet, dass ich allen Anlass habe, jede winzige Einzelheit, die hier abläuft, zu überprüfen. Ist das klar?« Er hatte unter anderem festgestellt, dass das Komlink in seiner Leistungsfähigkeit reduziert war, sodass sie kaum etwas empfangen konnten, was von außerhalb der imperialen Anlage kam. Er war ziemlich sicher, dass die Leute in der Stadt draußen keine Ahnung hatten, was hier vor sich ging, und dass man sie auch nicht gerade dazu ermunterte, dafür besonderes Interesse an den Tag zu legen.

Der Ausbilder hob den Kopf und schnüffelte wichtigtuerisch. »Ihr Argwohn ist in Anbetracht Ihrer und unserer Einsatzziele nicht gerechtfertigt. Wir bereiten Sie darauf vor, den Anschein einer imperialen Staffel zu erwecken und auf diese Weise Krennels Verteidigungssystem zu durchbrechen. Dafür stellen wir Ihnen den modernsten Raumjäger zur Verfügung, den die Galaxis zur Zeit zu bieten hat. Sie gelten weiterhin alle als im Kampf gefallen, und Krennel wird deshalb weniger vorsichtig sein. Wenn Sie irgendetwas unternehmen, um dieses empfindliche Gleichgewicht zu stören, könnten Sie damit die letzte Chance zunichte machen, Krennels Schreckensregiment über die Hegemonie zu beenden.«

»Das will ich mir merken.« Corran zwinkerte dem Mann zu und trat dann an ihm vorbei. »Jetzt wollen wir mal sehen, was diese Dinger haben.«

Die Stimme des Ausbilders wurde lauter, aber Corran achtete nicht auf ihn. »Ihre Einstellung ist nicht gerade förderlich für Ihre Ausbildung, Captain Horn.«

Corran zuckte die Achseln, drehte sich dann um und kauerte sich neben Gavin nieder. »Machen Sie weiter.«

Der Imp seufzte. »Die erste Übung wird ganz einfach sein. Sie werden feststellen, dass der TIE-Defender von Sienar Fleet System der schnellste und am besten ausgestattete Sternenjäger in der Galaxis ist. Im Gegensatz zu den anderen TIE-Typen ist er mit Schilden ausgestattet, die dem Piloten eine erhöhte Überlebenschance bieten. Er verfügt über vier Laser, die einzeln, gekoppelt oder in Vierlingskopplung abgefeuert werden, sowie zwei Ionenkanonen. Je nach Einsatzprofil ist er mit acht Erschütterungsflugkörpern oder Protonentorpedos ausgestattet und verfügt über einen Traktorstrahl. Er ist sowohl im Weltraum wie auch in der Atmosphäre sehr schnell und höchst manövrierfähig. Schließlich verfügt er über Hyperraumantrieb und ist deshalb auch für Tiefraumeinsätze geeignet, ohne ein größeres Schiff zu benötigen, das ihn ins Zielgebiet bringt.«

Corran rollte unbehaglich die Schultern, und Hobbie hüstelte hinter vorgehaltener Hand. Wenn die Imps vor dem Tode des Imperators rechtzeitig und in genügender Zahl TIE-Defender zur Verfügung gehabt hätten, dann wäre die Rebellion möglicherweise gescheitert. Allein schon die Schilde hätten den Piloten die Möglichkeit gegeben, ihre Fehler zu überleben und aus ihnen zu lernen, und das wiederum hätte das Sternenjägercorps der Imperialen Flotte zu einem wesentlich gefährlicheren Gegner gemacht. Es erforderte zwar immer noch einen guten Piloten, um einen Raumjäger in einem Stück durch ein Gefecht zu bringen, aber Piloten wurden nur wirklich gut, wenn sie nicht im Kampf fielen; und der Defender würde dafür sorgen, dass eine ganze Menge mehr von ihnen am Leben blieben.

Der Ausbilder deutete mit einer Fernbedienung auf das Dutzend kugelförmiger Cockpitsimulatoren und drückte einen Knopf. Die runden Einstiegsluken an der Oberseite der Simulatoren öffneten sich zischend und schoben sich langsam in die Höhe. »Steigen Sie in Ihre Maschinen, dichten Sie Ihre Flugkombinationen ab und lösen Sie die Maschinenstartsequenz aus. Wenn alle bereit sind, fangen wir an.«

Corran kletterte ins Cockpit. Er zog den Deckel hinter sich zu, sicherte ihn und schaltete die Sicherheitsschalter auf Sprengbolzen. Dann ließ er sich in den Sitz fallen, schnallte sich an, stülpte sich den Helm über und verriegelte ihn luftdicht an dem hohen Kragenstück seiner Kombination. Er verband die Schläuche mit der Umweltkontrolleinheit, die er an der Brust trug, und aktivierte dann das Komlink mittels des Zungenschalters.

»Rot Neun online.« Corran schüttelte den Kopf. Es gefiel ihm gar nicht, dass seine Leute ihre Sonderstaffelcodes hatten aufgeben müssen. Wedge hatte das ebenfalls nicht gefallen, und er hatte sich deshalb für Rot entschieden. Außer Hörweite der Imps hatte er seinen Leuten erklärt, dass die Gruppe, die den ersten Todesstern zerstört hatte, die Bezeichnung Rotstaffel getragen hatte, und das machte seine Wahl für Corran etwas erträglicher.

Er zuckte die Achseln. Wir müssen diese Bezeichnung einfach als Inspiration betrachten, denke ich. Corran drückte den Zündsequenzschalter, und die Lichter an seiner Konsole zeigten ihm, dass seine beiden Antriebsaggregate mit hundert Prozent Leistung liefen. Er drückte zwei weitere Knöpfe, die Energie in die Schilde und Energiewaffen schleusten. Dann aktivierte er sein Head-up-Display und griff schließlich mit seinen in Handschuhen steckenden Händen nach den Kontrollen des Jägers.

So wie das bei anderen TIEs auch der Fall war, wurde der Defender von einem System aus Rad und Knüppel gelenkt. Wenn man den Knüppel nach vorn oder hinten schob, würde die Maschine steigen beziehungsweise sinken, genau wie das auch bei einem X-Wing der Fall war. Um den TIE freilich abkippen oder wenden zu lassen, musste der Pilot eine klobige, oben am Knüppel angebrachte Platte verdrehen. Eine Drehung nach links würde die Maschine, wie das bei Landgleitern der Fall war, ebenfalls nach links bewegen. Die Griffe auf beiden Seiten der Platte waren mit Abzugknöpfen für die Waffen versehen, und dazwischen befand sich eine Anordnung von Knöpfen und Schaltern, mit denen die Waffenauswahl und die Zielerfassung, der Datenstrom auf dem Primärmonitor und eine Vielzahl anderer Funktionen gesteuert wurden. Jeder ließ sich mit Daumendruck betätigen, und obwohl Corran den Knüppel seines X-Wing vorzog, sah er keine Schwierigkeiten darin, mit diesem System umzugehen.

Die Ruderpedale öffneten und schlossen Manövrierflächen, mit denen der Schub gesteuert und das Heck des Raumjägers für schnelle Kurswechsel herumgerissen werden konnte. Das trug zu der gesteigerten Manövrierfähigkeit des Defenders bei und stellte im Verein mit den Schilden sicher, dass es in der Tat sehr schwierig sein würde, einen von ihnen abzuschießen.

»Rot Neun startbereit.« Er blickte nach links unten auf den Hilfsmonitor, der den Zustand seiner Schilde anzeigte, und dann nach oben auf die Lichtbalken, die seine Waffensysteme repräsentierten. Genau in der Mitte des Waffendisplaybalkens waren zwei Zählwerke, an denen er ablesen konnte, dass er acht Erschütterungsflugkörper geladen hatte. Eine Menge Feuerkraft für einen Jäger – mehr als genug, um einen B-Wing auszuschalten.

Die Stimme des Ausbilders hallte in seinem Helm. »Der Einsatz ist einfach: Sie schalten auf gegenwärtigem Kurs Ihren Hyperantrieb ein und fallen in dreißig Sekunden aus dem Hyperraum. Sie werden eine kleine Weltraumstation und in deren Umgebung einigen Frachterverkehr vorfinden. Nähern Sie sich den Frachtern und der Station nahe genug, um die Ladungen zu scannen. Rechnen Sie mit möglicher Reb… Piratenaktivität in Ihrer Zielzone, und setzen Sie sich damit in angemessener Weise auseinander.«

»Rot Führer verstanden. Hyperantrieb auf mein Kommando. Drei, zwei, eins, null.«

Die computergenerierten Displays in den verschiedenen Sichtbereichen des Raumjägers wurden zu einem pulsierenden Tunnel aus Licht. Corran musste gähnen und hob die Hand, um sie sich vorzuhalten, stieß damit aber gegen seinen Helm. Er knurrte leise. Diese Helme tragen zu müssen, sollte für jeden Imp-Piloten Grund genug sein, zur Rebellion überzuwechseln.

Er sah zu, wie die Chronometeranzeige auf Null zuwanderte, worauf seine Maschine in den Realraum zurückfiel. Eine Raumstation mit drei im rechten Winkel an ihrer langen Mittelspindel befestigten, keilförmigen Plattformen tauchte vor ihm auf. Er richtete sein Fadenkreuz darauf und rief einen Sensorscan auf. Der Computer bezeichnete die Station als Yag-Prime, und Corran durchlief es eisig. Das ist die Station von Yag’Dhul, die, die wir als Stützpunkt benutzt haben, um Isards Herrschaft über Thyferra zu beenden. Jemand hier hat einen Sinn für Humor.

Corran strich mit dem rechten Daumen über einen Zielselektorschalter und arbeitete sich durch die Vielzahl von Schiffen im System. Ein Frachter tauchte als Pulsar Skate auf, ein anderer als Last Chance und dann ein weiterer als Millennium Falke. Die haben hier sogar die Star’s Delight, den Frachter, der mich von Garqi abgeholt und zur Rebellion gebracht hat. Isard setzt mir sämtliche Frachter vor, die ich in meinen Lusankya-Verhören erwähnt habe, und erinnert mich daran, wie viel sie aus mir herausgequetscht hat.

Er betätigte sein Komlink. »Die treiben hier Spielchen mit uns, Führer. Kein Problem für mich, aber wir müssen aufpassen.«

»Finde ich auch, Neun.« Wedges Stimme riss einen Moment lang ab. »Fünf, nimm Rotte Zwei, geh auf Kurs zwei-vier, Marke zwei-sieben-drei, schau dir die beiden Frachter dort an und führe anschließend einen Vorbeiflug an der Station durch.«

»Zu Befehl, Führer.« Tychos Stimme knisterte über das Kom. »Rotte Zwei, auf mein Kommando.«

Corran kippte nach Steuerbord ab und jagte hinter Tychos Raumjäger her. Inyri steuerte Rot Sechs auf die Backbordseite Tychos, und Ooryl schloss sich dem Heck von Corrans Maschine an. Nrin lenkte Acht auf Schutzposition im Heckbereich der Formation. Ihr Kurs brachte sie unter den Falken, und ihre Sensoren ließen sie wissen, dass dieser Droiden und Waffen geladen hatte. Corran schnaubte; ihn hätte nicht gewundert, wenn Isard den Laderaum des imaginären Frachters mit Gewürzen voll gepackt hätte.

Als nächstes kam die Pulsar Skate, aber die Sensoren zeigten, dass sie Passagiere beförderte. Keiner der beiden Frachter reagierte in irgendeiner Weise auf den Vorbeiflug des Raumjägers, aber Corran beobachtete sie trotzdem mit seinem Heckteleskop. Wenn die Schilde hochkommen, könnten diese Frachter die Tarnung für einen Hinterhalt sein. Er trat das Ruder durch, lenkte seinen Raumjäger nach Steuerbord und folgte der Kurskorrektur, die Tycho vornahm, um die Rotte in einem weiten Bogen zu der Station zu bringen. Weit außen an Backbord konnte er die Blitze von Rotte Eins erkennen, die sich auf das gleiche Manöver vorbereitete.

»Sechs hat Signaturen von Schiffen, die in der Station ihre Aggregate hochfahren.«

»Sieben bestätigt. Profil ist das von Defenders.«

Corran runzelte die Stirn, als ein Dutzend TIE-Defender aus der Station kamen. Ein rotes Licht fing an seinem HUD zu blinken an und wies ihn daraufhin, dass ihn jemand mit seinem Zielgerät erfasst hatte, dann ließ ihn ein zweites Lichtsignal wissen, dass ein Geschoss auf ihn abgefeuert worden war. »Neun hat einkommenden Flugkörper.«

»Ausweichmanöver, alle, jetzt!«

Tychos Raumjäger kippte nach Backbord ab, während Corran nach Steuerbord kippte. Er zögerte eine Sekunde lang und tastete sich dann auf seinem Bildschirm durch die verschiedenen Bedrohungen, die das System anzeigte. Er fand den Flugkörper, der auf ihn zukam, und wendete seine Maschine, bis der Flugkörper auf geradem Kurs auf sein Heck zuflog. Er beobachtete auf dem Hauptdisplay, wie der Abstand kleiner wurde, und als der Flugkörper auf hundert Meter heran war, bog er scharf nach Backbord ab, stellte seine Maschine auf den Kopf und ging eine Sekunde lang in Sturzflug über.

Der Flugkörper schoss vorbei und wurde von seinem Trägheitsmoment noch ein gutes Stück weiter getragen. Corran steuerte zurück, zog die Nase seines Defenders hoch und zielte auf den Flugkörper. Er lenkte seine Maschine herum, die Nase ständig auf das Geschoss gerichtet, als dieses den Bogen flog, der es wieder auf Zielkurs bringen würde. Als es sich erneut nach ihm ausrichtete, drückte er den Abzug unter seinem rechten Zeigefinger. Zwei Paare grüner Laserblitze zischten hinaus. Das zweite Paar traf den Flugkörper und zerschmolz ihn. Sein Treibstoff verbrannte in einem riesigen Feuerball, der von der Explosion des Sprengkopfs eine Sekunde später ausgeblasen wurde.

Corran sah auf seine Displays. Die Yag’Dhul-Station starrte vor Turbolaserbatterien und füllte den sie umgebenden Weltraum mit Kaskaden von kohärentem Licht. Ein Dutzend Feindanzeigen huschte über sein System, während er und seine Kameraden auf Ausweichkurs gingen. Das war nur eine Übung, machte er sich klar. Dass die Imps sie in einen Hinterhalt lockten, um den aufmüpfigen Rebellen zu zeigen, wie gut sie waren, überraschte ihn eigentlich nicht. Wahrscheinlich hätte er sogar, wenn er in ihrer Haut gesteckt hätte, ernsthaft in Erwägung gezogen, es genauso zu machen. Wahrscheinlich war das für beide Gruppen von Piloten gut.

Aber ganz konnte er dieser Argumentation nicht folgen. Für diese Imps war dieses Simulatorgefecht eine Art Vergeltung und Rechtfertigung. Wenn sie die Sonderstaffel schlagen konnten, war das Imperium, für das sie kämpften, das Imperium, das ihr Mentor gewesen war und sie versorgt hatte, dann war jenes Imperium nur deshalb untergegangen, weil sie nicht zu seiner Verteidigung eingesetzt gewesen waren. Das würde die Enttäuschung darüber auslöschen, bei Endor nicht dabei gewesen zu sein. In ihrer Vorstellung hätte der Imperator weiterleben, hätte sein Imperium weitergeführt werden können, und Coruscant wäre nie gefallen, wenn nur sie da gewesen wären, um die Rebellen zu besiegen, um die Sonderstaffel zu besiegen.

Aber sie waren eben nicht da gewesen. Corran schnaubte zornig. Höchste Zeit, ihnen zu zeigen, weshalb das ganz gut war. Er schnippte ein paar Schalter und schaltete sein Waffensystem damit auf Erschütterungsflugkörper und Zwillingssteuerung. Dann nahm er die Fahrt auf zwei Drittel Vollschub zurück. Mit einem weiteren Schalterdruck schleuste er die in den Kapazitoren der Energiewaffen gespeicherte Energie auf die Antriebsaggregate und brachte seine Geschwindigkeit damit wieder auf den maximalen Wert, der bei voller Aufladung von Waffen und Schilden möglich war. Er kippte nach Backbord, ging in den Steigflug und orientierte sich an den Lichtpunkten, die auf Ooryls Raumjäger zustrebten. Der Gand ließ seinen Defender tanzen und machte es daher den Imps schwer, Treffer zu erzielen, die über Streifschüsse hinausgingen.

»Sieben, hier Neun. Gehe jetzt auf zwei-vier-null, Marke zehn. Auf mein Kommando nach Backbord abfallen.«

Ein Doppelklicken über die Rottenfrequenz ließ ihn wissen, dass Ooryl den Befehl gehört hatte und ihn befolgen würde. Der Defender ging auf Horizontalkurs und den Vektor, den Corran ihm vorgeschrieben hatte. Die Imps nahmen Kurskorrekturen vor, um weiterhin hinter Ooryl zu bleiben. Corran lenkte seinen Defender auf Abfangkurs und gab dann Vollschub.

Sein Tempo steigerte sich, und er rückte den beiden Verfolgern Ooryls näher. »Sieben, los.«

Ooryls Defender kippte hart nach Backbord, und die Imps folgten ihm wie frisch ausgeschlüpfte Mynocks ihrer Mutter. Sie zogen über Corrans Fadenkreuz, und sein Zielgerät erfasste sie, da er schneller auf Schussweite herangerückt war, als die Imps das erwartet hatten. Er betätigte den Abzug, durchbohrte den ersten Verfolger mit zwei Erschütterungsflugkörpern, trat dann das Ruder durch und setzte zwei weitere auf den zweiten ab.

Das erste Geschosspaar traf den Heckschild des Defenders gleichzeitig und brachte ihn zum Zusammenbruch, weil er nur die Hälfte der von den Detonationen freigesetzten Energie absorbieren konnte. Der Rest des brennenden Plasmaballs, den die Flugkörper erzeugten, schmolz die obere Flosse weg und riss die obere Hälfte des Cockpits ab. Darüber hinaus zerschmolz es die Schubklappen, wirbelte den Defender herum und ließ ihn in Richtung Yag’Dhul-Station trudeln.

Das nächste Flugkörperpaar traf sein Ziel gleich danach. Die erste Explosion löste den Heckschild auf, während der zweite Flugkörper einen der beiden Ionenmotoren traf. Der Ionenschub flammte in einem silberweißen Kegel auf, und dann ließ die Explosion des Flugkörpers die vordere Sichtluke des Cockpits nach draußen platzen. Der Defender wurde in Stücke gerissen, und Corran flog mitten durch die Explosionswolke hindurch.

Er nickte grimmig. Da der Defender über Warnsysteme für Zielerfassung verfügte, würden seine Opfer die gleiche Chance haben, das Geschoss zu zerstören oder ihm auszuweichen, wie er selbst. Nur indem er erst in allerletzter Sekunde zielte, konnte er sie überraschen.

Zwei der feindlichen Defender hängten sich an sein Heck, also kippte er nach Steuerbord und flog im Zickzack auf die Raumstation zu. Grüne Laserblitze zuckten von hinten an ihm vorbei, während ihm rote Blitze von der Station entgegenrasten. Mit einer leichten Kurskorrektur nach rechts raste er auf den Mittelträger der Station zu. Sein Kurs brachte ihn ein Stück steuerbords davon, und er sah im Heckdisplay, wie die Defender sich aufteilten, um ihn nach dem Passieren des Trägers zu verfolgen.

Als er nahe genug heran war, riss er den Knüppel zu sich heran und schaltete den Traktorstrahl des Defenders ein. Er erfasste die Raumstation, aber da sie über eine wesentlich größere Masse verfügte als der Raumjäger, bewegte sie sich nicht. Stattdessen benahm sich der Traktorstrahl wie ein Tau, das den Bogen von Corrans Wendemanöver verkürzte. Der Pilot schaltete den Strahl wieder ab, gab Schub und zog den Knüppel scharf zu sich heran, um in Steigflug zu gehen. Sein HUD wurde rot, als er sein Fadenkreuz über einen der ihn verfolgenden Defender zog. Er setzte ein weiteres Paar Erschütterungsflugkörper ab, die den Verfolger in Stücke rissen. Dann blitzte das Warnlicht für feindliche Zielerfassung auf seinem Display auf und ließ ihn in Sturzflug übergehen. Der Flugkörper, der von hinten herangejagt war, schoss vorbei, aber sein Sturzflug trug ihn geradewegs in eine Turbolasersalve der Station hinein.

Die Simulatorbildschirme wurden schwarz, dann kippten die Auslöser der Deckelverriegelung des Simulators in sichere Position, und der Deckel klappte auf. Corran zog sich den Helm herunter, öffnete seine Gurte und stemmte sich aus dem Simulator. Schweiß rann ihm über das Gesicht und brannte in seinen Augen. Er leckte sich das Salz von den Lippen, saß zusammengekauert in der Ausstiegsluke und genoss die kühle Luft der Simulatorkammer.

Als er sich umsah, entdeckte er ein paar seiner Pilotenkollegen, die mit imperialen Piloten plauderten. Das überraschte ihn, aber als er dann die Handbewegungen sah, mit denen die Männer und Frauen ihre Gefechtserlebnisse untermalten, ging ein Lächeln über sein Gesicht. Die haben uns einen Hinterhalt gelegt, aber am Ende waren sie ebenso überrascht wie wir. Ein Stück weiter hinten im Saal sah er Wedge und den Kommandanten der Imps, Colonel Vessery, die sich lächelnd unterhielten.

Corran nickte langsam. Die beiden Kommandanten hatten bemerkt, dass ihre Piloten argwöhnisch und reizbar waren und es sofort zu Auseinandersetzungen kommen konnte, wenn jemand ein unüberlegtes Wort sagte, und doch mussten beide Gruppen zusammenarbeiten. Diese kleine Übung ließ erkennen, dass jede Seite über gute Piloten verfügte und dass diese Piloten mehr gemein hatten, als sie sonst vielleicht erwartet hätten. Gegenseitiger Respekt wird uns einander schnell näher bringen, und dann können wir als Gleichberechtigte miteinander konkurrieren. Das ist gut.

Er schwang die Beine über den Lukenrand und rutschte aufs Deck hinunter. Als er unten aufkam, stolperte er, aber ein imperialer Pilot streckte ihm die Hand hin und stützte ihn. »Danke.«

»Gern geschehen.« Der Imp lächelte. »Waren Sie der Typ, der die Station auf den Traktor genommen hat?«

»Bekenne mich schuldig.«

Der Imp nickte. »Sehr eindrucksvoll. Ich werde ein Auge auf Sie werfen müssen.«

Corran grinste. »Nehmen Sie ruhig beide Augen. Schließlich bin ich von der Sonderstaffel.«